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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für bas Elbgsbirge Nr. 210 Bad Schandau, Sonnabend/Sonntag, den 7./8. September 1940 84. Jahrgang Reue schwere Schläge gegen England Zerstörungen unvorstellbaren Ausmaßes! Bci dein Nnchtnngriss vvm 5. znm ti. !>. ivnrdcn Brände und Explosionen in den I n d n st r i c a n l n g c n uvn Liverpool und B irlenhend licvlmchtcl. Eine Explosion war nach 5000 Meter huch zu spüren. Die Brände in den Grosstaiiklager» von Thnmcshnvcn wurden in derselben Nacht um sechs weitere vermehrt. «H« Ell'zclNing rntbükt öle amtlleben Bekanntmachungen ötv vürgermelslero zu vaö Schanbau unö öeo Zinkinz» «mto SebnlN- Heimat zeltung für Baö Schanöau mit seinen Grtoteilcn Ostrau unö Vostekwlt» unö öie tanögememocn Zlitenörrf, Goböorf mit Nöl,lmiil,ie. MelngitMibel, Grippen, Lichtcnkain, Mittelnöorf, Borschdorf, Brossen, Ratlnnannoöorf, ^einbarötoöorf, Schmilka, Schöna. Bruck unö Verlag: Süchst^i'e Elbzeitung, Alma Hlekr, Walter Hitke, Bad Schandau, .^auktnstrabt 1^4, Fernrufs?. 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Zum Wochenende, illustrierte Sonntagsbeilage Das Leben im Bild Berlin, l>. September. Wie NIW. erfährt, griffen deutsche Flicgcrvcrbändc Freilngnnchinittng iocn britischen Flugplatz K c u l e y wiederum n«. ES wurde» mehrere Treffer im Nottfeld »ud nm Siidraud dcö Platzes erzielt Andere deutsche Kampsflicgcrvcrbnnde bclcgtcu das Flug zcugwcrk von Wcybridgc erfolgreich mit Bomben Hier wurden vier Mvulngrhnllcu und zehn nm Boden stehende Flugzeuge von Bomben mittleren Kalibers getroffen. Bei diesen Angriffen entwickelten sich n» mehreren Stellen Lu ft kämpfe, in deren Bcrlnns !> tt britische und l-1 deutsche Flugzeuge bcrlvrcu- gittgcu. Bombentreffer und Brände in Livervoo! Sechs weitere Brände in den Grosstnnklngcr» von ThnmcS hnven. > Wie dnö Deutsche Nachrichtenbüro erfährt, hüben deutsche AnfllärnngSflicgcr nm 5. 9. über Liverpool fcstgcstcllt, dich durch die vornnSgegnugencii Angrissc deutscher Kampsslicgcr Bombentreffer bei dem Gaswerk von Liverpool, in Lngerhnllcn , cincin K ü l> l l> n n S und in den Trocken docks erzielt worden sind. Auch ein großes HnndclS- schiff hnt cincii Boiiibcnlrcfser erholte». Schwere Trester aus Bahnanlagen Durch deutsche Bomber in den südlichen Borstädten Londons. Bci dem zweiten den Ischen Lusin ngriss nm D o u u e r ö t n g u n ch in i t 1 n g wurden, wie nus Loudon be richtet wird, die B n h u a u l n g c u iu de« südlichcii Bor- städtcu Londons so schwer g c t r v s s c u, dost der Ver- lehr völlig slillgclcgl werden ninscke. Hundcrtiouscnde von Angestellten und Arbeitern, die in der Citv tätig waren, konnten nach der Entwarnung am späten Nachmittag nicht mehr nach Hause zurnckkchren und wurden zum allergrössten Teil vom dritten Alarm in den Abendstunden noch fern von ihren Wohnungen überrascht. Je länger die deutschen Lustangrissc ans das Londoner Sperr gebiet ändaucrn, desto schwieriger gestalten sich die Verkehrs- Probleme der Riesenstadt und bringe» das Gcschäftslcbcn und ' 'e Arbeit in den Fabriken immer mehr in Unordnung Sie ns. Wie die Agentur Reuter meldet, wurde am Freitag im Lause des Tages iu London viermal Lnstalarm gcgc- bcn. Au dem lcssteu Luftangriff nahmen, wie Reuter weiter bc< tanutgibl, Hunderte von deutschen Bombern nud Jagdflugzeugen teil. Ter Informationsdienst des britischen Lttstfahrtminislcrinms zählte 300 deutsche Flugzeuge, die au diesem Masscnluftangrisf iu Wellen von je 20 oder :!0 Maschinen tcilnahmcn. Ihre Ziele seien die Flughäfen der Rohal Air Force gewesen. Einen weitere» Beweis dafür, wie sicher die dcntschcn Bom ber ihre militärischen Ziele treffen, liefert ein verspätet cinge- Irosscncr Bericht des Londoner Korrespondenten der „Ncwhvrk Hcrald Tribune". Schon 'bis znm Montag, so stellt der amerikanische Journalist fest, scheine Deutschland einen wichtigen Sieg über die Luftwaffe Englands errungen zu haben. Sehr starke deutsche Luftstrcstkräfle hätten drei englische Flugplätze so sehr beschädigt, das; sie snc weitere Verwendung ansstclen. Tas gebe mein auch englischer- seits zn. Wörtlich heißt cs in dem Bericht: „Werkstätten und Flugzcugschuppeu sind grösstenteils wirre, verrusste Trüinmer- hausen mit hängenden Dächern, zersprengten Zementmanern nud verbogenen Eisenträgern". Auch seien riesige Krater in die Lande- Plätze gerissen . Nach in Lissabon cingclaufcncn iicucstcii A»gcnzc»g<mbcrichlcii auü Siidosicngland biete» die Städte Südcuglandü »»d der Öst liche de» Anblick eines Trümmcrscldcs. Die durch die deutsche Luftwaffe vcrursachtcu Zerstörungen der kricgsindnstricllcn Betriebe, Verkehrsknotenpunkte und Flugplätze haben ein unvorstellbares Ausmaß angenommen. Nur unter grössten Schwierigkeiten wird in dieser liegend das Vcr- kchrslcbcn ansrcchtcrhaltcn, und dabei werden dnrch andanerndc nciic deutsche Lustaugrisse die Schäden Tag und Nacht irrepara bel vergrößert. Der Ausfall au Produktionskraft iu den Flug- zcngsabrikcii und Muiiitiottswerkstätten fällt schon jetzt so stark iuü Gewicht, daß die Regierung Maßnahmen erwägt, wie der Lcchttiigücssckt der Rüstungsindustrie bci dcu fortgesetzten Lust- alarmcu ansrcchtcrhaltcn werden kann. „Zit sUrMerilchenRlimpsen gekommen Erstmals gibt Reuter den Ernst der Lage zn. ' Tag für Tag untcriiimiist das britische Nachrichtenbüro Reuter wie überhaupt die gesauste englische Agitation dcu Versuch, die Erfolge der pausenlosen deutschen Lustangrissc nicht nur zu bagatellisieren, sondern ans ihnen englische Ab- wehr-„Sicge" zn machen. Am Freitag jedoch sah sich Reuter gezwungen, den Ernst der Lage dadurch zn unterstreichen, daß er einen Bericht über die Ereignisse am gleichen Tage mit folgenden düsteren Worten cinlcitct: „Die Schlacht von Großbritannien tritt in eine neue und nur noch intensivere Phase ein, da die Luftangriffe sich immer häufiger wiederholen und die deutschen Angriffs-, verbände an Umfang zu nehmen. Kurz nach 8 Uhr Greenwicher Zeit heute morgen überflogen bereits 200 deutsche Flugzeuge die Südostküstc und schlugen die Richtung nach dem Londoner Gebiet ein." Dann heisst es u. a. weiter: „In zwei Fällen waren Flugplätze das HaiiptnugriffSziel der fürchterlichen feindlichen Formationen. Als die Luftschlacht sich London näherte, wurde für Loudon der zweite Alarm am heutigen Tag gegeben. Ein Stadtteil wurde durch eine Reihe schwerer Explosionen erschüttert. Bomben fielen auch bei einer Stadt an der Thcmscniünduug nieder. Berichte über die Ergebnisse dieses Morgenangriffes lagen noch nicht vor, als bereits der dritte Lnftalarm für dnS Londoner Gebiet gegeben wurde." - Dieser dritte Lnftalarm begann um 11.47 Uhr und dauerte bis 12.55 Uhr. Nachdem die Londoner also die ganze Nacht, insgesamt 7 Stunden nnd 35 Minuten, keine Ruhe hatten, mußten sie auch fast den ganzen Vormittag im Keller ver bringen. Der Londoner Nachrichtendienst hat am Nachmittag hierzu erklärt, „Welle auf Welle" seien die deutschen Flugzeuge erschienen. Die brilstchcn Jager seien ans- gcsliegcn und hätten sich ihnen emgcgengcwvrscn. Dabei sei es zn fürchterlichen Kämpfen gekommen. lieber die deutschen Aktionen während der Nach« znm Freitag melden das L u f l f a h.r l m i n i st c r i n m und das Ministerium für die innere Sicherheit n. a. ergänzend: „Wäh rend des größten Teiles der letzten Nacht operierten scind- lichc Flugzeuge und sühnen eine Anzahl von Angriffen aus England ans. Bomben wurden über Londoner Gebiet ab- gcworsen nnd verursachte» einige (!) Schäden." Nachdem die Engländer bereits am Dienstag zugegeben haben, daß die E i s c n b a h n a n l a g c u im Süden Londons beschädigt und der Verkehr dnrcheinandcrgcralcn seien, wird in diesem Bericht gesagt, daß auch im O st c n der Hauptstadt ein Bah u> Hof getroffen wnrdc. „Die Bombe», die ans einen Bahn- Hof in den östlichen Außenbezirken siele», brachte» den Kug- dienst in Unordnung. In mehreren Städten v westen wurden dnrch die Bomben Brände verursacht. In einer Stadt wurde der Bahuhos gcirosscn und beschä digt." Auch im Rordostcn Englands sei eine große Anzahl von Bomben abgeworscn worden, die in einer Stadt einige Brände verursacht hätten. Der Londoner Nachrichtendienst weiß sogar von einer drillen Stadl zu berichten, wo die Eisenbahn ebenfalls schwer beschädigt worden sei. Im übrigen sei im Londoner Gebiet „einiger" Schaden angcrichlct worden. ' EnlNisüie Bomben auf die offene Stadt Brüssel Die sogenannte Königliche Luftflotte Englands bereicherte ihr endloses Schuldkonto in der Nacht zum Donnerstag über der offenen Stadt Brüssel durch eine neue Schandtat. 2« dem Vorort Auderghem, in dessen Umgebung kein einziges mili tärisches Ziel vorhanden ist, warfen die britischen Luftpiraten drei Bomben auf ein dichtbesiedeltes Wohnviertel ab. Nur der Umsicht der Bewohner, die durch Fliegeralarm gewarnt worden i waren, ist es zu verdanken, daß keine Menschenleben zu beklagen sind. Die Bomben richteten jedoch an mehreren Wohnhäusern erheblichen Schaden an. ! 3m Südoften hat England nichts mehr zu fuchen Lord Halifax bemühte sich am Donnerstag im Unter haus. den unangenehmen Eindruck, den die friedliche Regelung der ungarisch.rumänischen Streitfrage durch die Achsen mächte in England hcrvorgerusen hatte, durch ein phrasenhaftes ' Wortgeklirr wieder wettzumachen. Wenn er mit echt englischer § Ueberhcblichkeit meinie. daß England die Regelung durch den 1 Wiener Schiedsspruch nicht annehmen kann, so zeigt sich nur, : daß England an einer Ordnung im Donauraum kein Interesse ! hat^ was es ja bisher auch zur Genüge bewiesen bat. Da Halifax i es sich in seiner Rede weiter heftig angelegen sein ließ, Erie- ; chenlandder englischen Garantie zu versichern, so ist das der , beste Beweis dafür, daß England an einer Unruhe im Südost- 1 raum das atterinnigste Interesse hat. Nachdem aber die Achsen- ! machte die Ordnung im Südostranm in die Hand genommen , haben, hat England keine Macht mehr, hier Unruhe ' zu stiften. Die Tatsache, daß der englische Friedcnssaboteur hier ! nichts mehr zu suchen und nichts mehr dazwischen zu reden hat, j ist auch Herrn Halifax bewußt: und nur. um darüber hinweg. ! zutäuschen, gebraucht er überhaupt so starke Worte. Was aber für diejenigen, die eventuell diese Tatsache nicht erblickten, eine englische Garantie bedeutet, hat das Ende dieser Garantie an Rumänien, das in der Abdankung König Carols gewisser maßen das Ausrufungszeichcn gesunden hat. heute erst ivieder den englischen Politikern und der Welt bewiesen. Opfer nervöser brMscher HeüenMhen I Die Angstpsychose der britischen Heimwehr vor den : deutschen Spionen greift immer mehr um stch. Die zahlreichen bereits gemeldeten Fälle, in denen mit Wassen ausgerüstete (Fortsetzung ans Seite 2) N MMister MW Lord Palmerston — geistiger Ahne Winston Ehnrchills. Bon Professor Or. Walther S ch n c i d c r - Köln. ' ' Ancst im Sturm der Leidenschaften des Kampfes nm Tein oder Nichtsein ist zur Beurtcilung des Gegners die beste nnd gerechteste Lehrmeisterin die Geschichtsschreibung. So hat das Werden des „englischen Gesichtes", wie wir es Henle trotz aller schlimmen Erfahrungen des Weltkrieges doch noch mit staunendem Entsetzen ohne MaSle sehe», bereits vor mehr als fünfzig Jahren Heinrich v. Treilschlc klar erschaut und m unvergleichlicher Lebendigkeit in seiner „Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert" dargcstellt. Sie behandelt die Zeil von 1815 bis 1848, jene Epoche, in der in England die Führung der Politik von dem grunobcsitzendeu Feudaladel, der seil de» Tage» der Elisabeth das „Empire" anfacbaul hatte, aus jene unechte, plutokratisch fundierte Gcscllschaftsschicht überging, die Henie im Begriff ist, das Jnselreich in den Abgrund zn stürzen. Die nchcn äußerlicher Schciusrömmigkeit immer stärker iu England zur Herrschaft kommende materialistische Welt anschauung. die alle sittlichen Güter nach ihrer Nützlichkeit abschätzl und diese Ansuntzung („Jmprovcmcnt") als „Fort schritt" ansgibt, halte zu einer Vernachlässigung der sozialen Pflichten gegen die niederen Stände geführt, die das Land an den Rand des Bürgerkrieges brachte. Da sank die Macht des Oberhauses, und das Unterhaus wurde durch eine „Resorm- bill" demokratisiert. Tas Wahlrecht, einst eine ernste Bürger pflicht, wnrdc ein Mittel politischer und wirtschaftlicher Speku lation, die namenlosen Drahtzieher der Zeitungen kamen zur Mach!, uud die Furcht vor persönlicher Verantwortung schmückte sich mit dem Namen des Freisinns. Man scbwärnste von der Ucberwindnng aller Unterschiede der Rassen und Personen, und die liberale Phrase wurde ein lohueudercr Ausfuhrartikel als Kattun und Eisen. An die Stelle der allen Adclsgcscllschaft trat die Talmi- Gcsellschaflsschichl der auf den exklusiven Schulen von Elon, Harrow u. a. gebildeten „Genllemeu", die „G cutr h". Für sic war das Geschäft der höchste Zweck der Kultnr. Auch der englische Adel wandle sich mehr und mehr dem bloßen Gcld- verdicneu, dem „EvmfvrliSmus" zn, und selbst die Jugend trieb den Sporl als Geschäft um haudfcstc Preise. Shakespeares fröhliches „Old England" wurde vom Krämergeist erstickt: „Sic sagen Ehristus nnd meinen Banmwolle." Eine weitere bedenkliche Verschiebung erlitt die englische Führerschicht seit dem Regierungsantritt d^r jungen Königin Victoria und ihres liberalisierenden Koburgcr Prinzgemahls dnrch den wachsen den Einfluß der Juden. Die Erhebung des reichen Moses Monlefiori am 9. November 1837 znm „Ritter" bedeutete den Anfang, der Aufstieg des jüdischen Schriftstellers Benjamin Disraeli zum Premierminister nnd Lord Beaconsfield einen Höhepunkt dieser Vcrjuduug. Der gegebene Schildhaltcr dieser Entwicklnng war Lord H c n r y Pal m e r st o n. Er hat nie versucht, die irrende öffentliche Meinung zu führe», sondern war ihr gefügiger Dicuer: Grundsätze beirrten ihn so wenig wie Gcwisscnsbedenken. Ihm fehlte jede Größe und Tiefe. Noch im Alter "hörte er sich gern mit seinem Spitz namen „Lord Cnpid" rufen. „Wenn er in tiefer Nacht elastischen Schrittes heimwanderte, immer mit einer Blume im Munde oder im Knopfloch, den hohen Hnl weit ans den Hintcrkopf hinanfgcschobcu, dann annete sein Wesen fröhliches Behagen. Der starke viereckige angesächsischc Kops mit den ver- schmitzten, weit ab vom Nasenbein abstehenden Augen erinnerte zugleich an die Kraft der Dogge nnd die List des Fuchses." Als „Virtuose der parlamentarischen Mittelmäßig keit" hielt er sich dnrch Selbstlob, Verächtlichmachnna der Gegner und in der Außenpolitik durch Herausgabe von „Blau büchern, die von allem etwas, von dem Wesentlichen nichts erzählten", in der Macht nnd führte die englische Politik auf jenen Weg der Hcnchelci nnd Doppelzüngigkeit, die sich „national" nennt, in Wahrheit aber international zersetzend wirkt, weil sie die Unabhängigkeit anderer Völker vernichtet. Gleich in seiner ersten Parlamentsrede verteidigte er den Ucberfall auf Kopenhagen mit den Worten, „das Naturrccht sei stärker als das Völkerrecht und entschuldige jeden Bruch der Treue". Auch er wollte den „Weltfrieden", aber er brauchte dazu eine ständig drolMdc Kriegsgefahr für den Kontinent, damit England ungestört im Trüben fischen könne. Und da für ihn im Vergleich zum englische« Kulturvolk alle anderen Nationen Barbaren waren, so hielt er mit Hilfe der konstitu tionellen Phrase den Kontinent in dauernder Gärung. Die Lüge von England als der „Beschützerin aller freien Völker" blieb der Glaubenssatz, des Liberalismus bis iu unsere Zeit. So wnrdc Palmerston der „Brandstifter Europas". Gegen Deutschland ging er in seiner Unverfrorenheit so weit, für England „als Äitunterzeichncr der Wiener Ver träge" das Recht zn beanspruchen, in deutschen Bundes- angelcgenheiten mitzurcden, und als 1833 der Deutsche Bund die „Putschisten" in Frankfurt am Maiu bestrafte, erklärte er „die Aufrechterhaltung auch des kleinsten europäischen Staates" als ein „britisches Interesse" und behauptete, „nicht dulden zu können, daß der Deutsche Bund zu einem Werkzeuge der Unterdrückung der Schwachen in der Hand der Mächtigen werde." In Polen hetzte er gegen Preußen und Rußland, Holland bedachte er mit blutigem Hohn, wenn er ihm vorhiclt, daß England doch „mir das Cap, Ceylon nnd Snrinam behalten, Java aber wieder hcransgegehcn habe, obgleich cs allc seine