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Nr. 5 — io. Jahrgang Freitag den «. Januar IS1L MWieNolksMimg Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Ausgabe 4 mit .Die Zeit in Wort und Bild" vierteljährlich A'" Sn Dresden durch Boten 2.4« Fn aans Deutschland frei Haus 2.S2 in Oesterreich 4,4t» K/ " Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserat» werden die kgespaltene Pclitzeile oder deren Raum unt IS 4, ReNamen init S« 4 die Zeile berechncl. bei Wiederholungen entsprechenden Rabatt Vachdruckerei, Redaktion und tScschäftSstellr: Lr-Sdea, Pillnitzcr Strafte 4». - Fernsprecher I»«« AürRückgabe unverlangt. SchriftstückekeineBerbindltchkei« Redaktions Sprechstunde: l l bis 12 Uhr. ^Iliktlvt, 8tsE«ii«m »llvn 'ssgul zeuos tkSr berei >,»o« lbr" tt> urr6 ««>>»» iscde ^ ^,cb.»- llrositon, tskn,pr«o>i«k a». 2641, 8»32, 4820, 2466, 3878, 4783, 686. pel-r Die heiligen drei Könige. Es kamen drei Könige aus fernen Landen, sie kamen äiim holden ^esukuid. Sie opferten Gold. Weihrauch und Myrrhen, gaben ein Herz demütig nnd rein ... Es kamen drei Könige ans fernen Landen. — Ist sie ein Märchen, diese Geschichte, eine Sage Legende aus frommer Zeit? — Nicht Märchen, nicht Legende, keine Sage! Wahrheit und Evangelium! Es kamen drei Könige aus fernen Landen ... Heilige Könige! Soll ich eure Seelen zeichnen? So voll Unrast, Sehnsucht, Heimweh wie der Taube schneller s^lug! Heilige Nacht! Soll ich deine Schönheit malen, Nacht, wo über Bergeshatden Fürsten ziehen im Sternen» glanz? Still ruht die Welt, die Wälder schweigen, ""d einsam träumt am Felscnquell ein Palmenbaum. Hochgebaute Gipfel, kühngewölbte Kuppeln, geheim,iw- voll im Mondenschein wie große Fragen, Rätsel nnd Ge- danken stehend . . . Könige! Wollt ihr nicht bleiben und verweilen? Und es sprach der mit dem Reif im dunklen Haar: „Berge werden vergehen, veralten wie ein Kleid. Dil aber, Herr, unser Gott, bist derselbe nnd deine Jahre nehmen kein Ende." „Weiter!" ruft der Führer. „Weiter!" antworten wie ein Echo die anderen. Weiter zieht die Karawane. Weiter! „Denn wir haben hier keine bleibende Stätte." So ziehen Wolken am blauen Firmament, so fließen Bäche, Flüsse. Ströme unaufhaltsam ihre Bahn. Weiter, immer weiter. Wollt ihr alles wissen? Es war ein Heldenzug, ein „Wettkampf" und ein „Kriegsdienst", diese Königsfahrt. Nicht immer umspielten magische Lichter der Wanderer gebräunte Stirne, nicht immer umwehten weiche Lüfte ihre Locken reiche Zahl! Ten sie suchten, den sie fanden, war der Gott der Ueberwinder, Kind der Krippe, Herr des Kreuzes! Wenn Sturmwind dräuend seine Faust erhob, Regen schauer ihre Wangen peitschten, schauerlich im finsteren Walde Aeste seufzten, Adler schrieen, dann rang ihre Seele mit dem Herrn, daß anfstrahle in der Nacht sein Licht, daß Heimat würde schlummermüden Herzen. „O, daß du den Himmel zerrissest und herniederstiegest!" Aber eine Stinime rief: „Harret!" Ein Stern winkte: „Kommet!" Und in Hoffen und Harren, durch Nacht und Dunkel, bei Sternen- schein und Glaubensfackel so fanden sie sich heim znm Heiland der Welt. Nun knieen sie vor dem Gotteskinde, vor dem Könige aller Könige. Seht ihr den Glanz? Hört ihr das Lied? „Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gedrungen ist . . .?" Jauchze Himmel, juble Erde, singet den Lobgesang! Nicht unter- gehen wird fürder deine Sonne. . . „Der Herr wird dir sein zu ewigem Lichte." (Jsai. 60, 20.) — Es kamen drei Könige aus fernen Landen, sie kamen znm holden Jesulein . . . Teure Seelen unserer Kirche, königlich genanntes, heiliges Geschlecht! Erkennet ihr in dieser Wallfahrt nicht eures Lebens eigenes Bild? Führt nicht auch eure Straße über Berg und Tal, durch Sturm nnd Not? In Wüstensand und Fieberbrand — harret! Ihr Mühseligen und Beladenen — kommet! Ihr Trauern den, ihr Dürstenden — kommet! „Kommet alle zu mir ... ich will euch erquicken." — Es kamen drei Könige aus fernen Landen, sie kamen zum holden Jesulein . . . „Und sie freuten sich, daß sie stille wurden, und er geleitete sie in den Port ihrer Sehn sucht." (Ps. 106, 30.) 8. Resignation des Bischofs? Eine Zeitungsente läßt die heutige Nummer des Leipziger Tageblattes lustig aufflattern; eS schreibt: „0. Dresden. 4. Januar. (Priv.-Tel.) Gerücht weise verlautet heute, daß in nicht allzu ferner Zeit ein Wechsel auf dem Posten des Dresdner katholischen Bischofs zu erwarten sei.'" Davon ist nicht ein Wort wahr. Der hochw. Bischof Dr. Scharfer selbst hat gar keinen Grund, auf sein Amt zu designieren. Die bisherige Tätigkeit des Oberhirten hat gezeigt, daß die Wahl seiner Person aus den schwierigen Posten eines Apostolischen VikarS im Königreiche Sachsen eine sehr glückliche war. Er versteht es, kluge Milde mit Festigkeit zu verbinden. Die letzten Monate seit Erscheinen der Vorromäus-Enzyklika brachten für die Katholiken Sachsens, welche den Frieden mit ihren evangelischen Mit bürgern lieben, Tage der Trauer, denn es wurde von gewisser Seite die konfessionelle Leidenschaft zu erregen versucht. Hier zeigte Bischof Dr. Schaefer, daß er die Forderungen der modernen Zeit verficht und sich ihnen anpaßt, entgegenkommend gegen die konfessionelle Mehrheit des Landes, ohne auch nur ein I-Tüpfelchen von den Rechten seiner Kirche zu vergeben. Dieses weise Vorgehen entwaffnete die Hetzer und nahm ihrer Minierarbeit die Gefährlichkeit sür Sachsens kon fessionellen Frieden. Das brachte dom Obe: Hirten die An erkennung aller jener Kreise, welche mit Kummer die mit Erfolg gekrönte Störung des ungetrübten Verhältnisses zwischen beiden Konfessionen sahen. Besonderen Dank wissen ihm aber seine Diö,esanen. Bischof Dr. Schaefer genießt allgemeine Anerkem ung. Die letzten Tage brachten ihm auch in der sächsischen Presse so manches Wort des Lobes, weil angenommen wurde, daß verschiedene An gelegenheiten. welche die Gemüter erregten, durch das kluge und entschiedene Vorgehen des Bischofs in die rechten Wege zur leichteren Lösung geleitet wurden. Bischof Dr. Schaefer kann also mit Dank gegen Gott sei» bisheriges Wirken als ein reich gesegnetes halten. Ebenso wenig, wie bei seiner Person ein Grund zu einer Resignation gefunden wird, hätte der heil. Vater Ver anlassung, eine solche für erwünscht zu halten. Alle Hand lungen und Schritte des Bischofs standen innerhalb des Rahmens seiner ihm kraft seines Amtes zukomm enden Machtbefugnis, die seiner Stellung als Apostolischer Vikar gegenüber dem heiligen Stuhl zukommt. Zwischen dem Heil. Vater und dem Oberhirten unserer Diözese be steht seit jeher das ungetrübteste Verhältnis, und es ist nicht der leiseste Grund, daß sich dies „in nicht allzu ferner Zeit" trüben sollte. Das „Leipz. Tageblatt" ist jedenfalls einem erfindungsreichen Kopf zum Opfer gefallen. W.nn man vor einigen Tagen das Gerücht verbreitete, der Minister des Königlichen Hauses. Herr v. Metzsch, werde zurücktreten, so hat es wenigstens für sich, daß dies „in nicht allzu ferner Zeit" sicher geschehen wird, aber nicht infolge der Erklärung im „Dr. Journal", sondern infolge des hohen Alters des verdienten Staatsmannes. Solche Prophezeiungen sind billig wie Brombeeren, denn es war bereits im Sommer vorauszusehen, daß Herr v. Metzsch im Frühjahr sich in den wohlverdienten Ruhestand zuuick- ziehen werde. Aber bei unserm hochw. Bischof ist die Kalkül er werde resignieren, auf Grund des Alters sowohl als aus Ur- fachen seiner Amtstätigkeit so unglaubwürdig, daß die Weiter-- verbreitung des Gerüchtes nicht einmal die Telegramm kosten. noch viel weniger daS Zeilenhonorar lohnt. VV. Politische Rundschau. Dresden, den b. Januar ISl I. — Schiffahrtsabgabcn. Das Amsterdamer Handels- blad meldet aus Berlin: Die Auffassung, der Gesetzentwurf zur Einsührung von Schisfahrtsabgaben werde scheitern, gewinnt immer mehr an Raum. Sollte wider Erwarten der Entwurf doch zum Gesetze werden, so würden Oester reich und die Niederlande soviel als möglich bei den V.r- handlungen mit dem Deutschen Reiche gemeinsam auftreten. — Der bayerische Parteitag -eS Zentrum«, der am 4. und 3. d. M. in München tagt, begann mit einer großen Volksversammlung ans dem Kindlkeller, bei welcher der Reichstags, und Landtagsabgeordnete Domdekan Dr. Schädler aus Bamberg und der Landtagsabgeordnete v. Malsen-Waldkirch über die politische Lage im Reiche bezw. in Bayern sprachen. Fast sämtliche Reichstags- nnd Landtagsabgeordnete der Partei sind in München ver sammelt. — Zur EiitkignuiigSfragc veröffentlicht die „Köln. Zeitq." einen recht seltsamen Artikel. Sie erinnert zunächst daran, daß Fürst Bülow bereits im November 1907 gesagt habe, aus den obwaltenden Verhältnissen folge mit zwin gender Notwendigkeit, daß ein eminentes Staatsinteresse die Anwendung des Enteignnngsrechtes durch die Ansiede lungskommission fordere. Die „Köln. Zeitg." wundert sich, daß trotz dieses eminenten Staatsinteresses drei Jahre hin durch von dem Enteignungsrechte kein Gebrauch gemacht worden sei. Diese Verwunderung ist »ach der „Deutschen Tageszeitg." an sich nicht ganz unberechtigt. Vor allen Dingen ist es nicht zu verstehen, weshalb Fürst Bülow, der doch bis znm Juni 1909 noch im Amte war. das Enterg- nnngsrecht nicht angewandt hat. Wenn er es unterließ, so konnte inan füglich von seinem Nachfolger nicht erwarten, daß er nun sofort davon Gebrauch machen werde. Dis -x- Zur Weltsprachenbewegung. m. Aufruf. Das hier aufgerollte Programm der „ Tut- onda katolika uuuigo e s p c ra n t i st a " darf ohl als großzügig angesprochen werden. Es ist durch- is geeignet, das Programm unserer deutschen Katho- lentagungen gut auszubauen. An uns deutschen Katho den ist es nun, au der Verwirklichung der bereits darge- gten Richtpunkte kräftig mitzuarbeiten. Es sei dal,ec ich au die s ä ch s i s ch e u Katholike u die ebenso Herz- he wie dringende Einladung gerichtet, die Reihen r Esperanto sprechenden Katholiken perstärken ^ helfen. Unser Aufruf richtet sich in erster Linie an e derzeit bereits vorhandenen katholischen Esperantisten nerhalb der weiß-grünen Grcnzpfähle. Es ist Ehren- lche ihrerseits, sich ausnahmslos unserer Union cmzu- ,ließen, um dann eventuell als Delegierte die Cadrcs un- rer sächsischen Landesorganisation zu bilden. In zwei - >r Linie richtet sich unser Appell an alle übrigen ichsi scheu Katholiken ohne Unterschied es Standes, Geschlechtes oder Alters. Wer ir immer Interesse an unserer idealen Sache hat, ist rzlich in unserem Kreise willkommen geheißen. Bemerkt i, daß das Studium der EsperantosprE sehr . icht ist. Wer über ein wenig freie Zeit verfügt, kann. > lbst bei einfacher Schulbildung, in zirka 14 bis ^ Jahren die Sprache bequem erlernen; sogar im rivatstndium. Möchten deshalb die sächsischen atholikcn in recht stattlicher Anzahl speranto erlernen zu ihrem eigenen Nutze n u n d ta«t unt l6N8t z u N u tz u 11 d F r 0 m m e n u 11 s e r e r katholischen Welta 11 f chauu n g. Sollte jemand gegen das rein konfessionelle Moment un serer Union Bedenken haben, so sei ihm folgendes erwidert: Wie bei den esperantistischen Freimaurer-, Freidenker- und sozialistischen Vereinigungen, sowie den protestantischen Bibelgesellschaften usw. Esperanto nur Mittel zmii Zwecke ist, so ist das Gleiche auch bei der katholischen Union der Fall. Wer sich bei der allgenieinen Ausbreitung der Espe- rantosprache betätigen will, dem bleibt es selbstverständlich unbenommen, dies zum Beispiel innerhalb des deutschen Esperantobimdes zu tun. Viele Mitglieder der katholischen Union sind auch Mitglieder neutraler Esperantovereiingiiii- ge». Besonders erwähnt sei, daß die katholische Union ». a. auch ein Zusammenarbeiten mit Andersgläubigen wünscht, da sie bierin die Möglichkeit zur Erhaltung wahrer christ licher Sitte und staatlicher Ordnung sieht. Das schließt aber noch lange nicht aus, daß sie auf Wahrung unserer ka tholischen Eigenart und Weltanschauung bedacht ist. Möch ten daher die deutschen, und besonders die sächsischen Katho liken, vor den 18 000 katholischen Esperantisten des Aus- landes nicht länger mehr zurückstehen, sondern durch ihren Beitritt zur T. K. U. E. beweisen, daß sie die Zeit ver stehen, die Großes fordert. Wir Katholiken müssen nicht nur in religiöser, sondern auch wirtschaftlicher Beziehung ziisammenstehen, um Boykotte und dergleichen abzuwehren. Hierzu bedürfen wir aber einer internationalen Vereini gung und das ist unsere T. K. U. E. Es ist daher nicht bloß Ehren-, sondern auch Gewissenssache, nufere Union zu unterstützen. Möchten die sächsischen Ka- tholiken durch zahlreichen Beitritt zum Landesverband der katholischen sächsischen Esperantisten- den Beweis liefern, daß auch sie sich ihrer Stellung in der Welt bewußt sind und keinen Schritt hinter jenen zurückbleiben, die dem Katholi zismus so gern Rückständigkeit vorwerfen. ' Sächsischer Landesverband der T. K. U. E. s A11 m e l d 11 n g e 11 bezw. Anfragen wollen an das Ofizejo in Glauchau, zu Händen des Gräfl. Aktuars Stimmer, dort, gerichtet werden. — Jahresbeitrag 2 Mark, dafür unentgeltlicher Be zug der Monatsblätter für katholische Esperantisten.) Eine Ausstellung gegen die Schundliteratur. (Nachdruck >'erbüle„)> Berlin, dm 4. Januar ttzll. Man muß das Uebel erst kenne», ehe man es wirksam bekämpfen kann. Ein jeder hat von uns hier »nd da schon einmal eine Lieferung eines Kolportage-Romans, eine Nick-Earter-Gcschichte und ähnliche „literarische" Erzeug nisse in der Hand gehabt, sie aber rasch wieder fortgelegt. Das Zeug war doch so dumm, daß es nicht leicht in den Sinn kommen wollte, es könne irgendwie eine gefährliche Wirkung haben. Aber die unreife »nd zum Teil auch die meist als „reifere" bezeichnete Jugend urteilt über jene Schriften anders, und wer nur ein wenig sich darüber er kundigt, wird mit Entsetzen erfahren, daß dieses Schrift tum sich wie eine fressende Seuche verbreitet hat nnd unserer Jugend zu einer sehr ernsten Gefahr für Leib undl Seele geworden ist. Es war ein glücklicher Gedanke von dem verdiente» Vorkämpfer gegen die Schundliteratur, dem Vorsitzenden des Vorstandes der Deutschen Dichter gedächtnis-Stiftung, Dr. Ernst Schulze-Hamburg, durch! die Sammlung eines umfassenden Materials und dessen Zugänglichmachung weiteren Kreisen die Größe der Gefahr nachdrücklichst vor Augen zu führen. Wegen de- Feste- der Heiligen Drei Könige erscheint die nächste Nummer erst Sonnabend den 7. Januar nachmittags.