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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188611063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861106
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-06
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.11.1886
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LSS. — 6. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden TaaeS) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unterhal tungsblatte kostet monatlich 60 Pfg. (mit Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 7» Pfg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstaltcn- SAchstscher Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. OuartalEiscnbahn-FahrpIanhestfiirSachsen, sowie im 4. Quartal dicWcihnachtsbeigabe Jllustrirtes Jahrcsbuch des Landcs-kinzeigerS und zu Neujahr Jllustr. Landboten-Kalender. F«iii>ks-Ai>seilltt mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 6. INovrmber 1885. prelS de-„Stichs. LandeS-Anzeiger": Raum einer schmalen CorpuSzetle sä Pfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. Pelitze>te)30Pf. Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnjertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (j>e 8 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, «uckdruckeret, Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernmrechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr.: Landes-Änzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - 2. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt - 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6. Sächsisches Allerlei. — Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. HSuI ist , Eiuwendunaen gegen da» Schlußverzeichniß der bet der Vertheilung zu be- rückstchttgenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren VermögenSstücke der Schlußtermin auf den 8. December 1886 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 9. November 1886. Königliches Amtsgericht. Nachdem Frau Amalie Auguste verehel. Pfund gib. Reichelt, hier, Bernhardtstrabe Nr. 4 wohnhaft, als Leichenfrau für den hiesigen Ort ver pflichtet worden ist, wird Solcher hiermit öffentlich bekannt gemacht. Gab lenz b. CH., am 3. November 1886. Der Gemeinderath daselbst. Maschke. Telegraphische Skachrichten» Vom 4. November. Berlin. Entgegen der Meldung der „Post", der Reichskanzler Verde bi» Weihnachten in Barzin bleiben, wird von anderer Seite belichtet, über die Rückkehr Bismarck» «ach Beilin sei noch keine Bestimmung getroffen. Dar Befinden de» Kanzlers sei nicht besrie digeud, von den «erzten werde ihm «in Winterausrrtthalt i« Süden angerathen. Mainz. Geheimrath vr. Koch ans Berlin wird zur Unter suchung der Krankheitsfälle in Finthen und Gonsenheim hierher kommen Brüssel. DI« belgischen Kammern treten in wenige« Tagen zusammen. Bisher ist irgend rin socialpolitisch«» Besetz zur Vorlage an dieselbe« nicht fertig gestellt worden. Petersburg. Trotz aller osficiösrn Dementi» wird von einem Augenzeugen versichert, daß bereit» am letzte» Sonnabend rin Theil der hiesigen Gardetruppeu (Artillerie, Infanterie «nd SanitätScolonnen) in feldmäßiger Ausrüstung «ach de« Süden dirigirt worden find. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 5. November. Deutsches Reich. Der BnndeSrath hielt am Donnerstag eine kurze Sitzung ab. Eine Reihe von weuig wesentlichen Borlagen, darunter der Gesetzentwurf wegen Abänderurig des GerichtSkosten-Ge- setzeS «ud der Gebührenordnung für Rechtsanwälte, wurde den zn- ständigen Ausschüssen überwiesen. Angenommen wurde «. A. der Ausschußantrag aus Ausprägung von fünf Millionen Zwanzig-Psennig- WIi<ö».r» MckÄ. ------ ^ -- - — Znm ReichSschatzsekretär und Wirklichen Geheimen Rath ist der Unterstaatrsecretär im preußische« Handelsministerium, vr. Jacobi, ernannnt. Herr Vr. Jacobi hat erst vor einigen Monate» das Unterstaatssecretariat an Stelle de» verstorbenen Herrn von Möller übernommen. — Ans Braunschweig wird der „Nat.-Ztg." geschrieben: Di« Braunschweigische Staatsanwaltschaft hat offenbar eine« Mißgriff mit der Verhaftung des welfisch gesinnten Rechtsanwaltes vr. Dedekind begangen. Die jetzt bekannt gewordenen EutscheidnngSgründe des OberlandeSgerichtS für die sofortige Entlastung Dedekind'» au» der Untersuchungshaft erklären ausdrücklich, daß von allem Anfang an keine Wahrscheinlichkeit vorlag. de» gegen den Jnhastirtrn vorliegen de« Verdacht zn erweise», und das mittlerweile diese Unwahrschei« lichkeit noch größer geworden ist. Soviel steht bereit» fest, daß man Herrn Dedekind keinen HochverrathSproceß machen kan». — Di« in der Denkschrift zum ReichSmarine-Ltat ausgestellte Forderung von zehn neue» gepanzerten größere« Kanonenboote« zur Küstenvertheidigung findet in der ganzen deutschen Presse die ein gehendste und sachlichste Würdigung. Ls handelt sich dabei «m 3V Millionen, immerhin «ine Summe mit der zu rechnen ist. Auf der anderen Seite find aber auch die gewaltigen Anstrengungen in An betracht zu ziehen, welche unser Nachbar im Westen zur Vermehrung seiner Kriegsmarine macht. Wird die französische Flotte derartig verstärkt, wie «S der Mariueminister will, so kann sich Frankreich im Ernstfall« schon den Luxus gönnen, einige Flotille« an der deutschen Küste zerstört zu sehen, um einer folgenden Armada de« Weg zu ebnen. Frankreich ist die einzige große Seemacht, mit der wir zu rechnen haben, und daß man «S im ReichSmarineamt thut, beweist die Ankündigung: Zehn Panzrrkanvnenboote mehr. Di« ruhige Er örterung, mit welcher die in AnSficht stehende Forderung in der TageSpresse besprochen wird, scheint un» auch di« Gewähr für eine ruhige Debatte im Reichstage zu biete». Handelt es sich thatsächllch um eine im Interesse der deutschen Küstenvertheidigung noihwendige Maßregel, so giebt e» auch nicht viel mehr zn reden. Außerdem hat ja der Reichstag oft genug durch die That bewiesen, daß er ein« gewisse Neigung für die deutsche Flotte hat. Die Forderungen für die Seemacht haben nie so viel Differenzen erregt, al» die für die Landmacht. — Nach einem in Hamburg eingegangeuen Telegramm aus Zanzibar find die Unterhandlungen mit dem Sultan wegen der ver tragswidrigen Behandlung eine» Dieners des Herr« Denhardt, der in Lamu von dem dortige» Vertreter de» Sultan» unrechtmäßiger Weise verhaftet worden war, zu ei» er befriedigende» Einigung ge- kommen. Der Sultan hat da» eigenmächtige Vorgehen seine» Statt halter» gemißbilligt, ihn seiner S «llnng enthoben, zu einem Jahr Gesängniß «nd z« einer Strafe von 18,000 Rupie» (36.000 M.) vernrtheilt. Dieser Betrag ist dem deutschen Generalkonsul bereit» anSgehändigt worden. " — Ueber den Stand der Industrie und des ArbeitSmarkteS werden in der Einleitung des Jahresberichts der Fabriklnspectoren Mittheilnnge« für das Jahr 1885 gemacht, die sich, wie ansgeführt wird, km Allgemeine» dahin znsammrnfaffe« lassen, daß, wie schon im Vorjahr, so auch im Berichtsjahr reichliche Arbeitsgelegenheit bei gedrückten Preisen vorhanden war. Wenn anch in einzelnen Aussicht»- bezirke« di« Nachrichten ungültiger lautete», so gäbe «S anch solche, in denen, namentlich für bestimmt« Industriezweige, «ine Besserung ««getreten sei Der Bericht sührt a»S: »In allen AnfsichtSwerken, mit verschwindenden Ausnahmen, ist die Zahl der Anlage« sowohl wir diejenige der Arbeiter gewachsen. Jedoch ist die Annahme der Arbeiter relativ hinter derjenige« der Betriebe zurückgeblieben. Der Grund liegt i» de« wachsenden Bestrebe« der Industrie, die mensch liche Arbeitskraft durch Maschinen zn ersetzen. Eine Folg« dieser Entwicklung ist da» immer stärker hrrvortretende Zurückdränge« der kleineren Betliebe gegenüber de« Großbetrieben, insbesondere z B. der Handstühl« in den verschiedenen Zweigen der Textilindustrie (Hausindustrie). Anch da» Handwerk hat vielfach darunter zu leide«, daß, wie beispielsweise bei Schnhwaaren, die billigere Massenerzengung an dir Stelle der handwerksmäßigen Herstellung tritt. Daß anch di« ««günstige Lage der Landwirthschast auf di« Industrie, namentlich auf die Maschinenfabrikation, direct znrückwirkt, wird in einzelnen Berichten (Leipzig, Anhalt n. A.) besonder» erwähnt Hervorgehoben zn werde« verdient, daß ungünstige Vnhältniss« der Jndnstri« nicht überall mit voller Schärfe, in viele« Flecken Wohl noch gar nicht ans die Lage der Arbeiter zurttckgrwirkt haben Vielfach haben sich di« Fabrikanten bewüht, den Verdienst der Arbeiter trotz de» ungüu stigen Geschäftsgänge» oft unter eigene« großen Opfern auf der früheren Höhe zn halte«. Oesterreich»Ungarn. Die österreichisch-nngarischrn Del« gationen find am Donnerstag in Pest znsammengetreten. Der Empfang durch Kaiser Franz Josqch erfolgt künftigen Sonnabend. — Wie die »Wiener Presse" meldet, dürfte der österreichisch-italienische Handelsvertrag am 31. December d. I.» «in Jahr vor seinem Ab- lanf, von beiden Theilen gekündigt werden, «nd zwar seiten» Oest.r- relchS, weil in de« Vertrage Zollpositiouen gebunden seien, welch« für de« österreichisch-deutschen Handelsvertrag wichtig erschiene». Das heißt mit andere» »orten, in Wien möchte man gern einig« Zollerhöhnngeu Dentschland gegenüber vornehme«, kann e» aber «ich», so lauge di« Positionen durch de» italienischen Vertrag auch für den Vertrag mit Dentschland, der ein Meistbegünstigungvertrag ist, ge« bnnden find. Frankreich. Die offizielle« Bericht« au» Tonkin verstehen sich wieder einmal meisterlich ans» Schvnfärben. E» war gemeldet, daß ein Zug Infanterie von den Schwarzflaggen überfallen und zur Hälfte «iedergemetzelt sei, aber davon, daß die Piraten wieder an- fange«, de« französischen Truppe» größere Gefechte zu lieferu, sage« die Berichte kein Wort, und am allerwenigste« davon, daß eine 500 Man« stark« Colounr von de« Tonkinesen überrumpelt und völlig geschlagen ist. — Präsident Grevy ist mit der äußeren, wie mit der inneren Lag« Frankreich» vollständig zufrieden. Sein Blatt La Paix schreibt: »Im Innern haben sich die Feind« der Republik verrechnet, indem sie ans die Zwistigkeiten der Republikaner zählten. Die aus wärtige Lage ist noch günstiger. Auch da find die Erwartungen der Orleaniste», welche Vorgabe», all« europäischen Höfe würden sich gegen die französische Republik verbinden, getäuscht worden in Folge der vorsichtigen und festen Politik FreycinetS. Ohne n«S irgendwie zn kompromittiren, ohne irgend eine Schwäche zu begehen, ist e» ihm gelungen, jede Spannung zwischen Frankreich und den anderen Mächte« zu heben. Der einzige dunkle Punkt de» politischen Himmel» befindet sich in Aegypten.' Doch auch dort ist ein Streit zwischen England und Frankreich au» verschiedene» Ursachen nicht zn befürchten. Auch unsere Colonialangelegenhriten gehe« einer befriedigenden Lösung entgegen. Man kan« also annrhme», daß unser« auswärtige Lage zu Ende des Jahre» 1886 eine «rsreuliche ist." — Der Pariser .Fig-ro" behauptet auf das Allerbestimmteste, daß die Geschichte von der Erschießung des Adjutanten Grafen Reutern durch den Zar be gründet sei. Die gegentheiligen Nachrichten seien nur AbleuguugS- versuche, auf die nicht» zu geben sei. — Als Nachfolger de» Minister» für öffentliche Arbeite«, Bakhaut, wird definitiv der Senator Millaud (Gambrttifi) bezeichnet — Grevy und Freyeinet empfingen eine Vertretung von Landwirthen, der sie das Eintreten der Regierung für Erhvhnug de» Getreidezolle» auf 5 Frank» ver» sprechen. — Zwischen den Mannschaften eine» russischen und eine» französische« Kriegsschiffes kam es in Havre zn einer großen Prügelei, welche erst da» Einschreiten der Offiziere beendete. Die Behörden verzichtete« ans Verfolgung der Angelegenheit. England hat von einer diplomatischen Agitation, es an» Egypten heranSzndränge», nicht» mehr z« befürchten. Der Snltau hat endgiltig beschlossen, England kein« Verlegenheiten zn bereite«, «nd ohne de» Snltau bleibe« alle französischen Wünsch« unerfüllt. — Die Nachrichten an» Birma lauten immer unbefriedigender. Jetzt hat ,i» Hause Freischärler gar di« Stadt Minhla erobert «nd zer stört. — Di« Annectio« de» ZnlnlandeS ist nunmehr entschieden. Die britische Kolonie Natal und die Boern werden sich darein theilen; England bekommt den Osten, die Boern den Westen. Orievl. In Bulgarien scheint die Entscheidung in de« Kampfe zwischen General Kaulbar» (Rußland) und der Nationalregierung ganz nahe bevorznstehe« General Kaulbar» läßt jetzt all «nd jede Rücksichtnahme außer Auge«, die russischen Unterthanen nehmen sich alle» Denkbar« gegen die bnlgarische Regierung heran», und dies« darf nicht da« Geringste thun. Ein solcher Znstand ist unerträglich -L, -7. Ä 1 Die Jericho-Rose. Eine rheinisch« Novell« von Bernhard Scholz. Fortsetzung. Nachdruck verboten- Auch Hermann bemühte sich, sein« ganze Seele andauernd in ein« stimme Erhebung z« drängen; e» wollt« ihm aber nicht so recht gelingen. So viel Anstrengungen er machte, er kam nicht hin weg von dem lieblichen Gesicht seine» kleinen Leidensgefährtin. Unser jnnger Held machte mit seiner Andacht endlich eben so wenig Um stände, wie mit seine« romantische« Idee», er übertrug fi« sobald als thnnlich aus die, die seiner ««endlichen Schwärmerei al» da» Schönste und Höchst« auf Erden vorschwrbt« — auf sein« schöne Gespielin. „Komm Hermann," sagt« Helene ansstehend, »laß nn» nach Haus« gehen." Und wieder faßte» sie sich die Hände »nd schritte« «eben ein ander her ES schien, al» wäre mit ihrer Nein«« Wallfahrt ein« groß« Schuld von ihre« Herzen gefallen; denn waren fi« anf de« Heimweg stumm und mit sich selbst beschäftigt, so schwatzten sie jetzt wieder mit einander und machten Pläne sü» die Ankunft. Znnächst ward beschlossen, daß Hermann Helene nach Hanse bringen und — er ließ sich Da» nicht nehmen — di« Borwürfe de» Großvater» mit anhöre« sollte; dann sollte er am anderen Tage kommen und er zählen. wie e» ihm gegangen sei. Ferner wurde ««»gemacht, daß Hermann von nun an überhaupt öfter oben auf dem Johannisberg erscheinen und sein« schönen Bücher mitbringe« solle. Hermann war zwar immer von Zeit z« Zeit dahin gegangen, um seine kleine An gebetete zn sehr«, oft hatte er mit ihr in dem Hose ihre» väterliche« Hanse» unter einem große« Manlbeerbanm gesrffe«, welcher dort seit ewigen Zeiten stand, «nd ihr seine Geschichten erzählt, aber bisher war doch immer noch etwa» Fremde» in ihre« Berhältniß gewesen, welche» ihnen erst seit heute, seit der gemeinsam überftandrnen Gefahr völlig entschwunden schien. Wie eine groß« Erschütterung der Erde verborgene Quellen löst und de« Sonn« entgegenhebt, daß sie, vor ihrem Lichte trnnke«, znm ersten Mal« in wundervoller Frischt dahinransche«, so befreit oft rin neues, «nvermnthete» Ereigniß die geheimsten Wünsche, die tiefsten Empfindungen nnsrre» Leben» «ud hebt sie empor und läßt sie woge«, lichtvoll und hoffnungsreich. Eine goldene Znkunst schien sich jetzt vor Herm«nn'S kindlicher Phantasie ansznbretten, er sah sich schon im Geiste als ständiger Gespiele des lleiuen, angebeteten Mädchen». Aber während sie so ihre schöne« Pläne machten, hörte« sie Stimmen. Erschreckt bargen sie sich hinter eine« Strauch, froh aber kamen fi« wieder zn« Vorschein, als fi« von ihren Elter« ««»gesandte Lente erkannten. Nun aber gab «» auch kein Widerstreben mehr, die Leut« hatten de« dringendsten Befehl, die Wtedergrfnndenrn sofort nach Hans« zn bringe«. Hermann nrnßle seinen heldenmüthigen Ent schlnß anfgebk«. »Adieu, Helene," sagte er mit Thränen in de« Angen. »Adieu, Hermann," entgeguete dies«, ihm die Hand, die er anf einen Augenblick loSgelafsen, wieder reichend. Hermann faßte sie, die Kinder hatten Thränen in den Angen, fi« schienen zu fühlen, daß eine unvergeßliche Stunde ihre» Leben» zn Ende war. Wie gern« wäre Hermann seiner kleine« Angebeteten um den Hal« ge fallen, um fi« «och einmal zn küssen, wie vor einige« Stunden in dem Augenblick, da sie glücklich der Gefahr entronnen waren, wie gern hätte ihm Helene da» erlaubt. Aber sie waren beobachtet. Und «» hat etwa» Peinliche», wenn gleichgiltige Augen ungeduldig anf zwei Händen haste«, dir sich noch einmal innig soffen und sich schwer zn trenne« scheinen. Sie verstehen ja nicht da» Rüh>endste anf Erden: die flehende Seel« in einem schönen Auge, fi« ahne« nicht, welch' rin ewige» Geschenk da» letzt« Almosen einer geliebten Hand für eine sterbend« Hoffnung ist. VI. Fast ein Jahr ist seit dieser Zeit vorbei, und Alle» ist ander» gekommen, al« «nsere junge« Helden dachte«. Di« beiden Kinder hatte« nicht blo» in ihren Herzen all« Tode»angst durchgesühlt, son der« auch in jenen der Liter» Besorgniß erweckt, ja eine namenlose Berstörung herbeigesührt. Al» e» Abend geworden und die Lese für diese« Tag zn Ende war, rüstet« sich Alle» zur Heimkehr. Niemand hatte bi» z« diesem Augenblick« ihr« Abwesenheit bemerkt, Niemand gesehen, wie pe in da» kleine Schiffchen gestiegen «nd den Alnß hinabgetrieben waren Hermann'» Vater »nd HelruenS Großvater, sowie der alt« Paul hatten «ach ihnen gerufen, einmal, »ehreremal, und al» keine Antwort laut wnrde und die Kleinen sich nicht blicken ließe«, waren beide Herren gleichzeitig hiuabgegange« «ach der Wirse, die zwischen den Rebenhügeln und dem Ufer lag, um die jnngen Sprößlinge dort anfzusnchen. Erstaunt standen sie sich hier gegen über, al» sie Niemande« sahen, jeder empfand ein« heimliche Be sorgniß, und doch wollte sie keiner zeigen. „Die Kinder werden schon nach Hanse gegangen sein", halte endlich Wilberg gesagt. „Wohl möglich", war die An'wort de» Barou». „Gute Nacht, Herr Baron." »Gute Nacht, Herr Wilberg." DaS war die ganz« Unterrednng beider Männer, dl« «un einmal, wie e» schien, nicht herzlich mit einander Verkehren konnten. Aber als Beide «ach Hans« kamen und anch hier di« Kleine« nicht fanden, al» die Nachtwinde schon kühl über die Erde stricht« und dichte Nebel sich bereits emporhobe« an» dem Strome, da gab eS in de« elterliche« Hanse eine namenlose Unruhe; Knechte und Mägde liefen nach allen Gegenden, ein« bleiche, schön« Frau lag anf den Knieen, für ein unendlich geliebte» Kind betend, «nd die Herren trafen fich i« de« kühlen Schauer der Nacht »och einmal auf der selben Stelle, anf der sie vor zwei Stunden höflich «nd kalt von einander geschieden waren. Diesmal wechselte» fie wieder blo» die nöthlgsten Worte; fi« bestätigten sich gegenseitig, daß die Kinde» nicht gefunden waren. Beide sahen sich »ach den verschiedenste» Seiten «m, «nd nur einmal begegneten sich irr «nd ««heimlich ihre Blicke, und zwar in dem Augenblick, al» Beide zngle ch «ach dem dichten Weidengebüsch de» Rhein» geschaut «nd sich schauernd wieder davon abgewandt hatten. Sie schieden abermals von einander, indem fie sich mit wenigen höfliche» Lorten ihreUnrnhe au»zn«eden versuchte«; jeder ging äußerlich gefaßt, innerlich aber seltsam aufgeregt dicht an de« Ufer de» Alnffe» dahin, seiner Heimath zn. Nie war ihnen der eintönige Wellenschlag der Finthen, de« fi« unmittelbar z« ihren Füße« vernahmen, gespenstiger vorg« komme». Zu Hause augrlangt. stieg die Besorgniß auf da» Aeußerste, al» fie immer «och kein« Spur vorfande«, «ud in dem Hause de» Barons war fie eine doppelte, denn der Schmerz von HeleuenS Mutter war erschütternd, der Baron fürchtete für ihr Lebe«. Endlich spät in der Nacht kamen die Vermißten an. Hermann trat erschrocken seine« Vater gegenüber, wagte feine« Versprechen getreu ein unumwundene» Gestänbniß, nahm sogar alle Schnld auf sich u«d empfing dafür da» strenge Verbot, während der ganzen schönen Lesezeit sich nicht mehr in den Weinbergen blicken zn kaffe« und überdies in den nächsten Tagen nicht aus de« Han« zu gehen. Armer Hermann I wo find Dein« geträumten Himmel, wo ist die Hoffnung, Deine kleine Angebetete, Lebe«»- und Tod.-Sgefährtin wiederznfinden? Thränen de, Wnth rollen unserem Helden über die Wangen, er wünscht im Ernst mit der kleinen Helene ertrunken zu sein, als er fie in dem unvergeßlichen Moment so fest au sich gedrückt hielt. Diese aber lag vor den Knien jener schöne», bleiche« Fra«, ihrer Matter, die ihr in Thränen grbavet zuhört« »nd st« oft, als fürchtete fie noch immer die entsetzliche Gcsahr, an sich preßte. Der alte Baron betrach c« uxrubig und mir einem seltsame» G:mi ch von Freude und Angtr kiesen erschütl-rndrn Austritt, eine dunkle Ahnung
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