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Schönburger Tageblatt Sonntag, den 13. November 1881 Richter II. Druckständer der Wasserleitung von Unberufenen, insbesondere von Kindern beim Spielen in Gang gesetzt und beschädigt worden sind, so wird jede In gangsetzung dieser Druckständer, außer zum Zweck ordnungsmäßiger Wasser entnahme hiermit untersagt und jeder Zuwiderhandlungsfall ebenso wie jede Beschädigung der Druckständer, unbeschadet der etwa Platz greifenden reichs strafrechtlichen Bestimmungen, mit einer Geldstrafe bis zu 30 Mk. —- event. mit Haftstrafe in der Dauer bis zu 2 Wochen geahndet werden. Gleichzeitig wird das Publikum im öffentlichen Interesse ersucht, den Stadt- rath bei Handhabung dieser Bestimmungen thunlichst zu unterstützen und jede Uebertretung obigen Verbotes sofort zur Anzeige zu bringen. Waldenburg, den 10. November 1881. Der Stadtrat h. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. Späne-Auction. Montag, den 14. November o„ Mittags 12 Uhr sollen eine große Partie Hauspäne auf dem Remser Wehrbauplatz meistbietend verkauft werden. Fürst!. Bau- uud Rentverwaltuug zu Waldenburg. nicht Theil nebmen. Waldenburg, den 11. November 1881. Der Stadtrath. In Vertretung: Limmer, Stadtrath. Bekanntmachung. N«chd.m M di- " bis zum SO. November 1881 k-i. bi« MM Ende d-s si-b-m-u T-S-- und Beginn der Auslegung, »«LSI den SS. November 1881, gegen die Wahlliste beim unterzeichneten Stadlrathe Emspruch Alle Bürger, welche in der geschloffenen Llste nicht ^etrag , o nen gemäß tz 52 der Revidirten Städteordnung an der bevorstehenden 23 ) Bekanntmachung. Nachdem wiederholt die Wahrnehmung gemacht worden ist, daß die auf den Straßen und Plätzen der Stadt zum öffentlichen Gebrauch aufgestellten Und Der AbonnementSpreis betrügt vierteljühr- «rfchemt tügluh m»t Aufträgen. H Postanstalten, die Expeditton und di- «u^k^d erwünscht und I 1^ N II II I U L L I I lI 1^ Kolporteure dieses Blattes nehmen B°- »°,trüge stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. «nnabme von Inseraten für Inserate pro Zeile 10 Pf, unter Inende Lummer bis Mittags 12 Uhr — Emgesandt 20 Pf. des vorhergehenden Tages. —— Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. "Waldenburg, 12. November 1881. Fürst Bismarck. Es darf nicht Wunder nehmen, daß der Artikel der „Post", bezüglich der Absicht des Reichskanzlers zurückzutreten, überall große Sensation hervorgerufen, und dies in um so höherem Grade, als die halb amtliche „Prooinzial-Correspondenz" von diesem Artikel in ausführlichster Weise Notiz genommen hat. Trotz alledem wird man bei ruhiger Ueberlegung zu dem Schluss: gelangen müssen, daß in dem gegen wärtigen Augenblicke der Reichskanzler unmöglich ernstlich seinen Rücktritt beabsichtigen kann und darf, denn wenn auch durch das Resultat der letzten Wah len seine Widersacher im Reichstage gewachsen sein sollten, so wird dies doch durchaus nicht den eisernen, für das Wohl des Landes so eifrig bemühten Staats mann veranlassen können, vor einer Coalition die Waffen zu strecken, deren wirkliche Macht im Reichs tage noch gar nicht festgestellt ist und der er zu einer Zeit, als sie im preußischen Abgeordnetenhause sich in der überwiegenden Majorität befand, den ener gischsten Widerstand entgegenzusetzen wußte. Wenn dem gegenüber die Pessimisten den Ein wand erheben, daß der Kanzler seit jener Zeit um > viele Jahre älter geworden und es müde sei, den j Undank und die Verleumdung länger zu tragen, so müßte es nicht Fürst Bismarck sei,:, an den diese trüben Erfahrungen herantreten, wenn dieselben ihn ! nur irgendwie bestimmen könnten, vor diesem Undank, vor dieser niedrigen Verleumdungssucht seiner Geg ner die Flinte ins Korn zu werfen. Richten wir doch einen Blick auf die, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, „für und wider Bismarck " abgegebenen Stimmen und wir müssen uns sagen, daß die Minoritäten so kolossale sind, daß man, wenn man noch dazu berücksichtigt, welche entsetzlichen Unwahrheiten, Entstellungen und Verleumdungen von fortschrittlicher Seite in den berüchtigten Flug blättern u. s. w. unter das Volk geschleudert wurden, unmöglich davon reden kann, daß durch das Wahl- resultat die wahre Stimme des deutschen Volkes zum Ausdruck gelangt sei und daß der neu gewählte Reichstag diese Stimme repräsentire. Wenn je, so trifft hier gewiß Schillers Wort von der Mehrheit zu, daß sie der Unsinn ist und daß man die Stimmen wägen und nicht zählen solle. Und wenn unser großer Dichter in seinem Demetrius treffend weiter sagt: „Der Staat muß untergehn früh oder spät, Wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet" — so glauben wir sicher, daß Fürst Bismarck noch Mittel und Wege zu finden wissen wird, um nicht durch eine unverständige Mehrheit die Existenz des so glorreich errichteten Staates wieder a >ss Spiel setzen zu lassen. Er wird dies um so leichter, als es ihm gewiß kein Geheimniß geblieben sein kann, auf welche Weise der fortgeschrittene Liberalismus bei den letzten Wahlen einen Theil der Bevölkerung düpirt hat und wie dieser Liberalismus auf jene Klasse derselben seine ganzen demagogischen Künste anzuwenden wußte, die ihm — um auch hier Schil lers Worte zu gebrauchen — für Brot und Stiefel ihre Stimme verkaufen mußte. Unbestritten lebt im größten Theil des deutschen Volkes die innigste Dankbarkeit fort für die Groß- thaten, die Fürst Bismarck für das Gedeihen dieses Volkes, für seine Größe, Macht und Ehre vollführl hat, und wenn es nun vorübergehend dem demago gischen Gegner auch gelungen sein sollte, im Parla mente einige Sitze mehr als bisher zu erringen, wird darum die verständige Mehrheit dem das Wohl des Vaterlandes stets im Auge haltenden Reichs kanzler ihre Unterstützung entziehen und seinen Re formplänen sich feindlich gegenüverstellen? Gewiß nicht, und wenn jemals die Energie des Fürsten Bismarck im parlamentarischen Kampfe ge boten war, so in dem bevorstehenden, gegenüber den vereinigten Secessionisten und Fortschrittlern. Wohl wissen wir, daß menschliche Kraft nicht ewig dauern kann, daß der beständige Kampf auf reibt und daß er eiserne Naturen erfordert. Aber Fürst Bismarck hat sich stets, wo es das Wohl des Vaterlands erforderte, als eine solche eiserne Natur erwiesen und im Kampfe gegen die kurzsichtigen Weissagungen und beispiellosen Ueberhebungen seiner fortschrittlichen Gegner hat er stets den Sieg davon getragen. Was die Fortschrittspartei bisher als : verderbenbringend in der Politik Bismarcks bezeich- ! nete, hat dem deutschen Volke stets zum größten I Segen gereicht, und das Unheil, welches sie als aus , der Bismarck'fchen Politik sicher hervorgehend prophe- , zeite, ist niemals eingetroffen. Stets ist es anders > gekommen, als der fortschrittliche Liberalismus I weissagte. Und vor diesem falschen Propheten sollte I ein Mann wie Fürst Bismarck fahnenflüchtig wer- > den? Er sollte demselben den innigsten Herzens- ! wünsch erfüllen und ihm das Feld zu weiterer I demagogischer Agitation, zu weiterer Maulwurfsar beit an dem Ruin des deutschen Reiches überlassen?! Unmöglich! rufen wir, und: Unmöglich! hallt es zurück aus allen patriotisch fühlenden Kreisen. Mag der Kampf auch noch ernster werden, er muß aus gefochten werden und darf nicht eher ruhen, bis die Verführer des deutschen Volkes niedergeworfen sind. In solchem Kampfe aber darf Fürst Bismarck auf die besten Mitstreiter aus dem deutschen Volke zählen. Größer als je wird er dastehen nach dem endlichen Siege über diese Gegner, deren Waffen Unwahrheit, Verleumdung und Undank sind, und sein Lebens abend wird dann durch das schöne Bewußtsein ver herrlicht werden, daß sein dereinstiges Wort: „<I'x 8ui8, rsst-s!" (da bin ich und da bleibe ich!) dem deutschen Volke und Vaterlands zum Ssgens- worte geworden ist. "Waldenburg, 12. November 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist infolge einer Verdauungsstörung von einem Unwohlsein befallen. Die Reise zur Jagd nach Springe ist infolge dessen aufgehoben. Der Großherzog von Baden, der wegen an haltender Krankheit nach ärztlicher Vorschrift sich aller Geschäfte enthalten soll, übertrug dem Erbgrsßher- zog die Vertretung in den Regierungsgeschäflen und befindet sich heute weniger beunruhigend. An den Reichskanzler Fürst Bismarck wurde aus Stuttgart folgendes Telegramm gerichtet: „Die Versammlung der beiden reichstreuen Parteien hier- selbst, welche in der Stichwahl unterlegen sind, bringt Ew. Durchlaucht den Zoll aufrichtiger Ver ehrung und Dankbarkeit dar und bittet, in dem Kampfe um die höchsten Güler der Nation auszu harren." Entsprechend der in der letzten Session des Reichs tages vielfach geäußerten Wünschen sind jetzt von den Justizministern verschiedener Bundesstaaten Er hebungen über die Gerichtskosten ungeordnet wor den; das Resultat soll dazu dienen, sichere Anhalts punkte über eine Revision des Gerichtskosten-Gesetzes zu bieten. Wie verschiedenen Zeitungen berichtet wird, will das Centrum, gemäß dem Compromisse der vorigen Session, der conservativen Partei die Nominirung des Präsidenten des Reichstages überlassen,