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Fernsprechstelle Nr. 22. Die „Sächsische Elbzeltung" erscheint -VIenSIag, Donners« tag und Ssrnbend. Die Ausgabe deS BtaUe« erfolgt DagS vorher Nachin. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich 1 Mk. bv Psg„ Mi- monaütch 1 Mk., ein nonat lich KO Ps. Lin,eine Nummern tO Pf. Alle kaiserl. Postanflalten, Postbote«, sowie dl, sieitungSträger nehmen stet» Bestellungen auf die „Sächsische Llbzeitung" an. SÄl'lEt HzÄW. Amtsbliltt sil ks WchWk MtsgMt. WMt ßWlzoHmt M Sm StMrit z« Sljeniiu, sMie st« dm SiMmickni z« HabBm. Mit „Illustrier». BonntagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „Landwirtschaft!. Beilage". Tel.-Adr.: -Elbzeltung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochS und Freitag« bis spätestens vormittag« 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Naum 12 Pf. stabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Lingesandt" unten» Strich iw Pf. di, Z,U,. B,t Wiederholungen ent- sprrchmdrr Rabatt, Jnstraten-Annahmesttllen: In Schandau: Trpedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen > BureauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Schandau, Donnerstag, den 20. Dezember 1906. Mr. 1L7. 50. Jahrgang. Ac dül-iiBblcr dki dn RMstiMchl könntcn dcm Parlament ein anderes Aussehen geben. Nach der amtlichen Wahlstatistik waren im Jahre 1903 bei der Bevölkerung von 51>l/« Millionen (06367178) 12>/2 Millionen Wahlberechtigte (genau 12531210), davon haben sich der Wahl enthalten säst 3 Mil lionen (genau 2907384) oder 23,9 Prozent. Also ungefähr der vierte Teil der Wahlberechtigten hat seine Stimme nicht in die Wag schale gelegt. Zu welchen Parteien mögen diese Enthalt samen gehören? Gewißlich wird in sog. „bombensicheren" Wahl kreisen, wie es z. B. einige Zentrumswahlkreise in Bayern und am Niederrhein sind, ein Teil der sieg gewohnten Partcianhängcr nicht zur Urne gekommen sein, weil der Sieg ja „so wie so sicher sei". Aber mehr noch werden Anhänger der seit Jahrzehnten unterliegenden Minderhcitspartcien sich den Gang znm Wahltisch erspart haben, weil ja „doch nichts zu machen ist". Die meisten aber werden in mancherlei Wahlkreisen umherwohncn und könnten, wenn sie aus ihrer Bequemlichkeit, Gleichgültig keit, Gedankenlosigkeit aufgeweckt würden, weithin im Baterlande eine Wendung zum Segen hcrbeiführen. Darum gilt es für die nationalen Parteien neben der ernsten Pflicht des gemeinsamen Kampfes unter Aus schaltung einer kleinlichen Fraktionspolitik vor allem auch, die große Schar der Wahl- enthaltsamen aufzuwcckcn. Alle Mann zur Stelle! Vou den abgegebenen O'/z Millionen Stimmen erhielten über eine Million: Sozialdemokraten . . . (3010771 oder 31,7«/») Zentrum (1875273 „ 19,7»/«) Nationallibcraleu . . . (1317401 „ 13,9»/«) Weniger als eine Million: Deutschkonservative .... (948448 oder 10»/«) Deutsche Neichspartei .... (333404 „ 3,5 „) Freisinnige Vereinigung . . . (243230 „ 2,6 „) „ Volkspartei . . . (538206 „ 5,6 „) Deutsche Volkspartci . . . . ( 91217 „ 1,0 „) Polen (347784 „ 3,7 „) Antisemiten ....... (244543 „ 2,6 „) Bund der Landwirte . . . (118759 „ 1,2 „) Bauernbund (111375 „ 1,2 „) Andere Parteien (248024 „ 2,6 „) Politische Rundschau Deutsches Reich. Das Kaiser paar wohnte am Montag vormittag in Kiel dcm feierlichen Stapcllaufc des Linienschiffes „0" auf der Germauiawcrft iu Gegenwart zahlreicher anderer Fürstlichkeiten bei. Die Kaiserin taufte das ueue Schiff auf den Namen „Schleswig-Holstein"; Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, der Bruder der Kaiserin, hielt die Taufredc, in der er ans die maritime Lage und Entwickelung Schleswig-Holsteins Bezug nahm. Von Kiel ans begab sich dann das Kaiserpaar nachmittags nach Plön, wo der 16. Geburtstag des Priuzcn Joachim, des jüngsten Sohnes des KaiscrpaareS, gefeiert wnrdc. Abends 10 Uhr reisten die Majestäten nach Berlin resp. Potsdam zurück. Der Wahlkampf anläßlich der Reichstags wahlen ist nunmehr auf der ganzen Linie entbrannt, er wird sich zweifellos sehr heiß gestalten. Uebcrall nimmt die Ausstellung der Kandidaturen ihren flotten Fortgang, bis Weihnachten werden voraussichtlich so ziemlich in allen Wahlkreisen die Kandidaten nominiert sein. Vielfach ist ein Zusammengehen der verschiedenen liberalen Richtungen zu bemerken, doch ist hie und da auch ein gesondertes Vorgehen der liberalen Parteien zn verzeichnen. Mit fieberhafter Anstrengung arbeitet die Sozialdemokratie, um sich den gewohnten Vorsprung im Wahlseldzuge zu sichern, sie wird diesmal sämtliche 397 Wahlkreise mit ihren Kandidaten besetzen, natürlich werden von ihnen eine ganze Reihe nur Zählkandidaten sein. Die Zentrumspartei ist jetzt ebenfalls mit ihrem Wahl aufruf hervorgetrcten. Er erblickt in der Neichstags- auflösung einen Angriff auf die Stellung des Reichstages als gleichberechtigten Faktor der Gesetzgebung und erklärt, daß nicht die Kommandogewalt des Kaisers, sondern das Budgetrecht des Reichstages die Streitfrage bildete. Von verschiedenen Seiten wird versichert, daß die Negierung entschlossen sei, auch den neuen Reichstag wieder aufzu lösen, falls er in seiner politischen Zusammensetzung ihren Wünschen nicht entsprechen sollte. Eine längere Kund gebung der württembergischen Negierung zur Auslösung des Reichstages wird im Staatsanzeiger für Württemberg veröffentlicht, in dieser Kundgebung billigt die württem- bergische Negierung vollkommen die Auflösung des Reichs tages. Das preußische Staatsministerium hielt am Montag wiederum eine Sitzung unter Vorsitz des Fürsten Bülow ab; sic hat zweifellos den bevorstehenden Neichstagswahlcn gegolten. Am gleichen Tage empfing der Reichskanzler den iu Vcrliu eingetroffcucn neuen württembergischen Ministerpräsidenten von Weizsäcker. Der Herzog von Cumberland hat nunmehr dcm braunschweigischen Staatsministerium seine Antwort auf besten bekannte Zuschrift an den Herzog zugehen lassen. In seiner Antwort hält der Herzog seine An sprüche auf Hannover aufrecht und erklärt diese Stellung nahme als wohlvcreinbar mit der Ncichsvcrfassung, er betont seine deutsche Gesinnung und hebt weiter hervor, eben, weil sich alle Welt auf sein Wort verlassen dürfe, könne er einen Verzicht auf Hannover nicht aussprcchen. Weiter spricht er die Zuversicht aus, die Hannoveraner würden alles unterlassen, was geeignet wäre, die Stellung des Prinzen Ernst August in Braunschweig zu erschwere«, und gibt zuletzt anheim, die strittige Rechtsfrage, ob Prinz Ernst August die rechtlichen Voraussetzungen zur Thronbesteigung in Braunschweig erfülle, der Entscheidung des Reichsgerichts als Schiedsgericht zu unterbreiten. — Der Thron von Braunschweig dürfte jetzt für die Nach kommen des CmnbcrländerS infolge der Weigerung des selben, den notwendigen Verzicht auf Hannover aus- zusprechcn, definitiv verschlossen bleiben. Der neue preußische Landwirtschafts-Minister v. Arnim-Kricwcn hat durch eine Veröffentlichung im „StaatSauzcigcr" die Einfuhr lebender Schweine aus Dänemark nnd Schweden und Norwegen in das preußische Staatsgebiet wegen der in jcncn Ländern herrschenden Schwcincscuche verboten. In Posen fand am Montag ein „allpolnischer" Tag statt, auf welchem der Schulstreik zur Erörterung gelangte. Es wurde beschlossen, eine Petition an den Papst zu richten und in ihr die Notwendigkeit der Er teilung des Religionsunterrichts an die polnischen Schul kinder in polnischer Sprache darzutun. Schweiz. Der schweizerische Bundesrat hat beschlossen, den Berliner Paul Schmidt, der in Zürich verhaftet worden ist, an Italien auszulicfcrn. Schmidt verübte iu Florenz znm Nachteil seiner Geliebten, der Baronin Tabera, einen Betrug im Betrage von 12000 Lire. Auch Deutschland reklamierte Schmidt wegen Unter schlagungen in Berlin im Betrage von 12000 Mark. Der Bundesrat hatte aber bereits die Auslieferung an Italien bewilligt, als das deutsche Gesuch um Auslieferung in Bern eintraf. Dänemark. Das norwegische Königspaar ist nach Be endigung seines Antrittsbesuches am deutschen Kaiscrhofe am Montag zum Besuche des dänischen Hofes in Kopen hagen eingctroffen. England. In England steht der Schul kampf zwischen der Negierung und dcm Obcrhausc vor seiner Entscheidung. Am Montag begann das Oberhans die Beratung der aus dem Unterhaus«! zurückgckommencn Schulvorlage; im Lause der Debatte erklärte der NcgierungSvcrtrctcr, der Earl of Crewe, daß die Negierung zu den schon bekannten Zugeständnissen bereit sei. In Londoner politischen Kreisen hält man infolgedessen das Zustandekommen eines Kompromisses in der Schulfrage für noch möglich. Rußland. Die russischen Feldgerichte arbeiten mit un heimlicher Schnelligkeit. Soeben erst war das Attentat gegen den Admiral Dubassow in Petersburg inseeniert worden, und schon ist am Montag die Hinrichtung der beiden des Attentats angcklagten Personen mittels Stranges ans Grund des Spruches des FeldkricgSgerichtS erfolgt. In Moskau wurden bei einer Haussuchung zahlreiche Sprengstoffe und Bomben aufgefunden, was die Verhaftung vieler Personen zur Folge hatte. Amerika. Präsident Roosevelt hat dem Kongreß in Washington gleich drei Botschaften zugehen lassen. In der ersten fordert er die Umgestaltung der auf die StaatSläudereien bezüglichen Gesetze. Die zweite bezieht sich auf die Flotte; Roosevelt dringt auf die Annahme des Gesetzes über den Personenstand der Flotte und bezeichnet die gegenwärtige Methode der Beförderung als veraltet. In der dritten Botschaft berichtet Roosevelt über seine Reise nach Panama, welche er absichtlich in der regnerischen Jahreszeit unternommen habe, nm das Kanalgebict unter dey ungünstigsten Verhältnissen zu sehen. Roosevelt drückte die Uebcrzeugung aus, der Kongreß habe klug daran getan, die jetzt zur Ausführung kommende Linie für den Panamakanal gewählt zu haben, und zollt den sanitären Verbesserungen im Kanalgebiet Anerkennung. Marokko. In Tanger herrscht vorläufig Ruhe; die fremden Seeleute bewegen sich in der Stadt, ohne von den Eingeborenen belästigt zu werden. Persien. Infolge der Krankheit des Schahs von Persien hat der Kronprinz Mohammed Ali Mirza die Negierung übernommen. Lokales und Sächsisches. Schandau. Die Vorarbeiten für die bevorstehende NelchStagSwahl sind nnn auch in unserem Wahl kreise seitens der nationalen Parteien im vollen Gange. Nachdem bereits in den letzten Tagen in fast allen Städten unseres Wahlkreises Vorbesprechungen der ein zelnen nationalen Vereinigungen stattgcfunden, tagt heute Mittwoch nachmittag in Pirna eine große Versammlung aller nationalen Gruppen unseres Wahlkreises. Es ist gewiß erfreulich, daß alle nationalen Parteien eins sind in der bitterernsten Uebcrzeugung, daß cs eine nationale Pflicht ist, unter Hintansetzung aller kleinlichen Sonder- interessen geschloffen und einig, wie sic für die Regier ungsvorlage eingctrcten sind, in den Kampf gegen die schwarze und rote Internationale zu ziehen. Hoffentlich gelingt es den heute in Pirna Versammelten, auch in unserm Wahlkreise eine Einigkeit zu erzielen und der für unsern Wahlkreis in Betracht kommenden Sozial demokratie einen Kandidaten entgegenzustellen, für den alle bürgerlichen Parteien geschloffen cinzntretcn vermögen. Nur dann wird es gelingen, das Mandat in bürgerliche Hände zurückzugewinncn, jede, auch die kleinste Sonder- bündelci bedeutet schon eine Niederlage. Jeder nationale deutsche Mann sollte sich bewußt sein, daß diesmal nicht nur nationale Güter, unsere Kolonien, sondern die Ehre und das Ansehen des deutschen Reiches auf dcm Spiele stand und steht und jeder Einzelne an seinem Platze sollte Mitwirken, die sich gegenwärtig so lebhaft regende patriotische Stimmung auch wirklich in die Tat umzusctzcn! — Der hiesige Fraucuverein hält heute Donners tag nachmittags 5 Uhr im Turmzimmcr für seine Pfleg linge eine Christbescherung ab. — Das Koch- und HauShaltuugSpcnsiouat von Fräulein Irma Kutschbach veranstaltet gleich dcm Vor jahre nm Freitag, den 21. d. M. wieder eine öffentliche Ausstellung von Im genannten Pensionat verfertigten Handarbeiten und Eßwarcn, zu der im Ankündigungsteil dieser Nummer an Interessenten Einladung ergeht. — Wie bereits bei Ausgabe des jetzt gültigen Fahr planes bekannt gemacht worden ist, wird der Personen- und Frachtenvcrkehr von der Sächsisch-Böhmischen Dampf- schiffahrts-Gcscllschaft vom 22. d. M. an zwischen Pirna- Schandau-Schmilka eingestellt und nur noch zwischen Pirna-DreSdcn-Meißcn-Niesa-Mühlbcrg aufrecht erhalten werden. Frachtgüter für oberhalb Pirna bestimmte Stationen sind, sofern sie noch Schiffsbcfördcrung finden sollen, spätestens bis Freitag, den 21. d. M. vormittags 10 Uhr in Drcsdcn-A., bczw. den Stationen zwischen Dresden-Pirna, anzuljefern. — Der Gebirgsvcrein für die Sächsische Schweiz hat auch in diesen« Jahre für die Hilfsbedürftigen in verschiedenen Ortschaften der sächsische«« Schweiz Geld spenden ai« die einzelnen Ortsgruppe«« des Gebirgsvereins gesandt, die zur lieben Weihnachtszeit durch dieselben zur Verteilung gelangen werden. 8. ö. — Der Elbverkehr aus Böhmen heraus wird «och aufrecht erhalte««, den winterliche«« Verhältnissen ent sprechend hat derselbe wesentlich nachgelassen, indem schon eine größere Anzahl Schiffe de«« Häfen zugcführt wurden. — Im Läufe der vorigen Woche sind an« Elb- umschlagcplatz Aussig-Schönpricsen insgesamt 2749 Waggon Braunkohlen in dort bereitstchcnde Elbkähnc verladen worden. 8. L. Schöna - NoinhardtSdorf. Am Wcihnachtsfeste werde«« unsere beiden Gesangvereine ein Konzert ver anstalten, ai« welchem Freunde des edle«« deutschen Männcr- gcsangcS teilnehmen können. — In dei« benachbarten wildrcichcn gräfl. Thun'schen Revieren bei Niedergrund, Schneeberg und Maxdorf fände«« dieser Tage größere Hochwildjagdcn statt, bei welchen recht günstige Jagd resultate erzielt wurden. 8. Ein Arbeiterhaus der Dresdner Kunstausstellung soll auf Sebnitzer Grund nnd Boden neu erstehe««, nämlich dasjenige, das der Herr Amtshauptmann v. Nostitz dort errichtet hatte. Er haßt das Haus, soweit es ihn« gehörte, d. h. Türen, Fenster, Dach usw., dem Spar- und Bauvcrein in Sebnitz zum Geschenk gemacht unter der Bedingung, daß es in möglichster Anlehnung