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MMe Elhzeitmg. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein« Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstattcn, sowie durch die Erpcdiiiou dieses Bl-n.eS für l Mark viertel, jährlich zu beziehen. - Inserate für das Mittwochs blalt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, ftir das SonnabcudSblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr er- beten. — Preis für dic einmal gespaltene CorpuSzeilc oder deren Raum 10 Pf. — Auswärts werden Inserate für dic Eibzeitung angenommen in Hohnstein bei Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Bureaur der Herren W. Saalbach, Rud. Mosse und Haasenstetu ck Vogler. M 48. Schandau, Mittwoch, den 16. Juni 1875. Politische Weltschau. O Den Schwerpunkt der allgemeinen Lage bildet das fester als jemals wicdcrhcrgcstclltc Drcikalscrbündmß mit der besonders zwischen Deutschland nnd Oester reich bestehenden Intimität. Die Haltnng Oesterreichs während der letzten Krisis hat laute Anerkennung ge funden; Fürst Bismarck selbst hat durch den Genera v. Schweinitz dem Grafen Andrassy herzlichen Dank ausfprcchcu lassen für seine Haltung „gegenüber den Mißverständnissen, von denen sich daö britische Kabinct irre leiten ließ." Ein anderes Symptom ist die Nhein- rcisc des Erzherzogs Albrecht. Dieselbe wird von bc- rnfcncr Seite als der „deutlichste Fingerzeig" bezeich net, daß „das Einvernehmen mit Deutschland auf den fcstcstcu Grundlagen ruht und daß kein österreichischer Patriot au ihm zu rüttel» übernimmt. ES dürfte übrigens schon hcntc fcststchcn, daß bei den großen Herbstmanövcrn in Schlesien der Erzherzog sich an der Seite des deutschen Kaisers befinden wird. Die Bennrnhigungcn der letzten Wochen haben zu ciucm merkwürdigen Gedanken geführt. Wnö Earl Russel bereits im englischen Oberhausc angeregt hat, soll dnrch den Kaiser von Rußland dem Marschall Mac Mahon nahe gelegt worden sein, nämlich die Idee einer europäischen Garantie für den jetzigen Besitzstand Deutschlands und Frankreichs. In Bezug auf speciell deutsche Augclegeuhcitcn hat die Nachricht Austehcu gemacht, daß der mit den aus wärtigen Angelegenheiten des Reiches betraute achte Ausschuß des BuudcörathcS iu einer Form in Funk tion gesetzt werden sott, die ihm eine praktische Bedeu tung zu geben verspricht. Während die „Münchener Nachrichten" in einer Einrichtung, die der verbreiteten Masse von Lügen entgegen wirken soll, ein neues und gefährliches Preßbürcau entstehen sahen, nimmt die „Ncpublique francuisc" den verbesserten diplomatischen Ausschuß unter ihre Patronage nnd scheint sich darun ter die Stellung der deutschen Rcichöpolitik nntcr die Kuratel dieses Ausschusses zu denken. In bundcöräth- lichcn Kreisen ist indessen nicht das Mindeste davon bekannt. Der diplomatische AuSschnß besteht nach wie vor, er wird in jeder Session nen gewühlt und cS war dies noch vor wenigen Wochen wieder der Fall. Der genannte Ausschuß besteht unter bairischem Vorsitze ans den Vertretern der drei mittclstaatlichcn Königreiche als geborenen und den Gesandten von Baden und Mecklenburg-Schwerin als gewählten Mit gliedern. Der Land cSanöschuß von Elsa ß-Loth ringen, dic neue, von den Bezirkstagen gewählte Gcsammt- vcrtrctnng des Ncichölnndcs ist dnrch kaiserliche Ver ordnung znm ersten Mal auf den 17. Juni nach Straß burg ciuberufen wordcu. Iu Preußen nahmen die Verhandlungen dcö Ab geordnetenhauses das öffentliche Interesse besonders in Anspruch, da dic Frage zur Entscheidung stand, ob das grundlegende Gesetz der Selbstverwaltung, die Provinzialordnung noch in dieser Session zn Stande kommen werde oder nicht. Dank einem Kom promißvorschlage Migucl's ist dieselbe vom Abgeord netenhaus»! iu einer Form angenommen worden, welche die Zustimmung des Herrenhauses nicht bezweifeln läßt. Das Gesetz über die VcrwaltungSgcrichtc kann dagegen für diese Session als gescheitert angesehen werden. — Zu erwähnen ist noch, daß am 3. d. M. der bekannte ehemalige Führer der Altliberalcn Frei herr Georg von Vinke im Bade Oeynhausen gestor ben ist. Fn Bayern wirbelt die Ernennung dcö gemäßig ten Pfarrers Schreiber zum Erzbischof vou Bamberg viel Staub auf. Seiner Anerkennung von Seiten des Papstes wird mit Bestimmtheit entgegen gesehen, da der Nuntius Bianchi selbst beim Vatican daz» gc- rathcn haben soll. Oesterreich-Ungarn ist von der Revision des Zoll- nnd Handclsbünduisscö vollständig in Anspruch genom men. Der Stand der Angelegenheit ist folgender: Die Note des Wiener KabinctS, mit welcher sich das selbe bereit erklärt, in dic NcvisionSvcrhandlnngcn cin- zutrctcn, ist in Pest ciugctroffcu. Das nngnrischc Handelsministerium hat in Folge dessen den bereits fertigen Ncvisionscntwurf, welcher bezüglich der un garischen Auffassung bei dcn NcvisionSvcrhnndlungcn als Richtschnur dienen wird, dem Finanzministcr be hufs etwaiger Bcmcrkuugcn übermittelt. Montag wahrscheinlich beginnen dann in Wien dic wichtigen Verhandlungen zwischen dcn beiderseitigen Delcgirtcn. Dic nltramontanc Partei Frankreichs hat ihren Willen durchgcsetzt. Dic sogcnanntc Untcrrichtsfrcihcit wurde mit 339 gegen 300 Stimmen in zweiter Lc- snng angenommen. Nach dem Anträge Chcöuclong'S soll cs dcn Diöccscn gleichwie dcn Departements und Gemeinden gestattet sein, höhere Untcrrichtüanstaltcn zu eröffnen. Wie es übrigens mit der sogenannten Unterrichtsfrcihcit auösicht, zeigt der Umstand, daß der Untcrrichtsministcr bezüglich der Verleihung desselben Rechts an die israelitischen Konsistorien gewisse nicht näher bezeichnete Vorbehalte machte. — Die Drcißigcr- Kommission hat ihren Bericht über daö Gesetz, be treffend die öffentlichen Gewalten, einbringcn lassen. Die Debatte über daö Scnatsgcsctz ist ebenfalls be endet. — Auch die Franzose« haben den Verlust eines aus politischem und literarischem Gebiete hervorragen den Mannes zn beklagen. Graf Römusat, unter Thicrö Minister des Acußcrcn und bekannt als Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten, ist am 7. d. Ai. in hohem Alter verschieden. Dic belgische Regierung hat versprochenermaßen ihrer zweiten Kammer durch den Justizministcr de Lantshcrc einen Gesetzentwurf über dic Strafbarkeit dcö Ancrbictenö dcr Bcgchnng gewisser Verbrechen vorgclegt. In England haben die Jesuiten bekanntlich kei nen gesetzlichen Anfcnthalt, sondern daö direkte Ge- gcntheil ist der Fall. Der nnvcrsöhnlichstc Gegner Rom'ö nnd seines Anhangs, Whallay, verlangt nun mehr von dcr Regierung, mit dem Gesetze in dcr Hand, dic Eindringlingc zu vcrtrcibcu. Interessant ist eine Entscheidung dcö Papstcö gegen die Jesuiten in England. Diese hatten sich gegen den Willen dcö katholischen Bischofö von Salford bei Manchester ein eigenes Seminar errichtet und die Zeit dazu benutzt, wo sich dieser aus einer Reise in Amerika befand. Der Bischhof fand bei seiner Rückkehr dieselben in einer Diöccsc vor nnd war Mann genug, beim Va- ican gegen solche Schliche so energisch zn protestircn, daß man dort zur Vermeidung von weitgehende» Streitigkeiten, welche in England dem großen Bckchr- »ngöwcrke störend in dcn Weg treten könnte», die Jesmtc» amvieö, daö Scmiaar zn ränmcn. In Italien war die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Kammcrvcrhaudlungen über daö öffentliche Sicherhcitögcsetz gerichtet. Der erstere» ci»gchcnden Verhandlung wohnten über 350 Abgeordnete, eine mst unerhörte Zahl bei. Dcr König von Spanien hat sich endlich einmal zu einer energischen That anfgcrafft. Er hat die bei den wegen rcpublicanischcr Konspirationen verhafteten Generäle Soriaö und Patino nach Port Mahon auf der Insel Minorca abführcn und dort vor ein Kriegs gericht stellen lassen. Das zeigt Angesichts dcr bisherigen in diesen Dingen beobachteten Praxis von Muth und von dem Entschluß, die Demoralisation in dcr Armee nicht weiter wuchern zn lassen. Nnr Wirch die äußerste Energie kann dcr Scnchc dcr mi litärischen Pronunciamcnto'ö vielleicht noch ein Ende gemacht werden. Zugleich ist mau in Madrid aber- malö zn dem Entschluß gekommen, den Karlistcn ener gisch auf den Leib zu gehen. Der Kriegömiuister Jovcllar hat die Hauptstadt verlassen, um dcn Ober befehl über dic 6cutrumönrmcc zu übernchmcu. — Dcr päpstliche Nuutiuö Msgr. Simeoni hat die spa nische Regierung kürzlich aufgcfordcrt, dic rückstän digen Besoldungen dcö Klerus iu Mnnzcii auöznbc- zahlcn. Inzwischen sind die leeren KricgSkasscn dcö Don Carlos dnrch die Fürstin Windischgrätz in Prag mit cincm Geschenk von 300,000 sl. bedacht worden, welches gewiß sehr gelegen kommt. Tagesgeschichte. Sachsen. Schandau. Die am 12. d. M. erschienene 3. Nummer der hiesigen Badcliste weist 50 Parteien mit 115 Personen nach. — Noch immer werden Uiiglücksfüllc gemeldet, welche dic Gewitter am letzten Donnerstag im weiten Umkreise des Elbthalö angcricbtct haben. I» der Nadebnrgcr Gegend ging daö Gewitter mit heftigem Sturmwind nieder, und ist dabei auch der im 36. Lebensjahre stehende Windmühlcnbcsitzcr Ernst Baum gart iu Naunhof von cincm Blitzschlag getroffen und augenblicklich gctödtct worden. Der ringömn wohl- angesehene Müllcrmcistcr, Vater von fünf Kindern, war aus seiner Wohnung heraus geeilt und wegen dcö starken Stnrmcö bemüht, seine Mühle zu stellen, als ihn der unglückselige Strahl ungeahnt vernichtete, wobei dessen Haare und Mütze sofort in Heller Flaminc standen. Seine Gattin stand ai» Fcnstcr und mußte den jähen Tod ihres MaimeS mit eigenen Ange» sehen. Dresden. Dcr Eröffnungs-Feierlichkeit dcr Ge werbe- und Jndustrie-Anöstcllnng am 15. Juni war folgendes Programm zn Grunde gelegt: Jnbcl-Onvcr- tnrc. Fcstlicd von Weber (vereinigte Dresdner Sänger ca. 350); Festrede des Gcwcrbcvercins-Vorstandes Angnst Walter, mit Hoch ans daö Königshaus mit cinfallcudcm Gesang, Glockenläuten, Kauoncnschlägc», Springen dcr große» Fontaine re. Gesang: Mein Sachscnland re. (Chor nnd Orchester). Führung dcr hohen Herrschaften dnrch dic Räume dcr Alisstcttung. — Dic „Dr. Ztg." schreibt: Es ist an der Zeit, einige Daten über dcn llcucruanntcn apostolischen Vi kar für Sachsen, Präses Bernert, mitzuthcilen. Franz Bernert ist 1811 zu Grafcustciu in Böhmen geboren. Er war zuerst, seit 1834, in seinem Hcimathlande Kaplan (zn Neustadt nnd dann zu Naöpcnau), kam 1841 als bischöflicher Ceremoniar nach Dresden, wurde 1842 Pfarradmiuistrator iu Meißen und 1846 Pfarrer nnd katholischer Anstaltögcisilicher in Zwickan. Im Jahre 1854 wnrdc er als geistlicher Lehrer für die jüngeren Töchter des Königs Johann, sowie als Hofpredigcr nach Dresden berufen. Hier ward er 1859 Superior und Pfarrer an der Hofkirchc, zugleich Kousistorialrath und LxLminntor Lzmoclnlm bcim katholischen Konsistorium! Später rückte er zum Hof- kaplan und Kcmvuikuö, sowie zum Präses dcö Kousi- 'toriumö auf. Dic Eigenschaften dcr Milde mid Vcr- öhulichkcit, dic ihm nachgerühmt werden, lassen nns -offen, daß auch dcr ncnc Vikar, als würdiger Nach folger dcö verstorbenen Bischofs Forwcrk, znr Erhal- tnng des konfessionelle» Friedens in Sachsen nach Kräften beitragen werde. — Am Mittwoch dcn 30. Jnni nnd Donnerstag dcn 1. Juli wird in Dresden ein Verbandötag säch sischer Gcwcrbtrcibcndcr stattfindcn, wozu dcr Dresd ner Marktvcreili alle Gcwcrbevcrcinc, Jniillngcii nnd deren verwandte Corporationcn znr Entsendung von Dcligirtcn cinladct. Daö Programm der Verhand lung ist ziemlich umfangreich und cö dürfte dic Bc- rathuug über eine Pctitionsangclcgcnhcit: Wandcrla- gcr, Anctioneu nnd Hansirwcscu bctr., wohl zu den wichtigeren Gegenständen der Tagesordnung gehören. Die Versammlung tagt im Saale dcr Societüt, Kö- mgstraßc Nr. 8. Anmeldungen haben bis zum 20. d. M. zu erfolge».