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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration« Preis 22z Siibergr. sj Tdir.) vierteiiähriich, Z THIr. für da» ganze Iodr, ohne Erhöhung, in alle» Tbeilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werde» von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Iägersiiaße Nr. 25), so wie von allen König«. Pofl-AenUer», angenommen. Literatur des Auslaudes. 99 Berlin, Freitag den 18. August 1843. Guiana. Robert H. Schomburgk's Entdeckungs-Reise im Britischen Guiana.") Die Erpedition verließ unter meiner Leitung am Nachmittag des l». April Georgetown in einem Schooner, der uns nach dem Waini oder Guiania bringen sollte. Nach einer höchst stürmischen Fahrt, welcher weder das Fahr zeug, noch seine Bemannung gewachsen war, erreichten wir doch ohne weiteres Unglück die Mündung des Waini, wo ich mich entschloß, zu landen, und unser temporaires Lager auf einer Bank aufschlagen ließ, die die Wellen aus Sand und Muscheln zusammengespült hatten. Mein Plan ging vorläufig dahin, hier so lange zu verweilen, bis cs mir gelungen, die geographische Lage dieses Punktes so genau als möglich zu be stimmen, und zugleich zu untersuchen, in wie weit der Fluß schiffbar sepn möchte, wsshalb ich sogleich unter dem Beistand des Herrn Glascott die Küsten aufzunehmcn und andere Untersuchungen begann. Obschon in Folge der Menge Untiefen und Sandbänke der Fluß für größere Schiffe nicht fahr bar sepn möchte, so können doch diese Hindernisse keinen Einfluß auf kleinere Fahrzeuge ausüben, da während der hohen Fluth an der Mündung stets eine Wasserstraße von 12—18 Fuß Tiefe entsteht, die stromaufwärts immer mehr und mehr zunimmt. Wie bei allen Flüssen längs einer Küste, die mehr oder weniger der Einwirkung der Fluth unterworfen find, so tritt auch bei ihm der Uebelstand ein, daß das süße Wasser aus einer ziemlichen Entfernung geholt werden muß; weswegen auch wir während unseres Aufenthalts auf der Sand- und Muschelbank genöthigt waren, unseren Wasserbedarf vom Aruka, einem Nebenfluß des Barima, holen zu lassen. Das Beschwerliche, was dieser Mangel an süßem Wasser in seinem Gefolge hatte, bewog mich, einen Theil meiner Leute, die bei der Küstenaufnahme unbeschäftigt waren, nach Cumaka, einer Niederlassung der Warrau-Indianer, an den Ufern des Aruka, voraus zuschicken, dem sich Herr King, der Inspektor über die Flüsse, anschloß. Am l. Mai folgten auch wir Zurückgebliebenen ihnen nach. Den 28. April wurde mir die Ehre zu Theil, einen Besuch von dem Häuptling der Warrau's am Canpaballi, einem Nebenfluß des Waini, zu er- halten, der von unserer Ankunft gehört und uns zu sehen wünschte. Dieser Häuptling ist bei den Kolonisten dieser Gegend allgemein unter dem Namen Sam Peter bekannt, und schien mir überhaupt ein ganz verständiger alter Mann zu sepn. Leider hatte sich während unserer Küsten- und Flußausnahme das Wetter wesentlich geändert, und es war nur zu gewiß, daß die kurze Regenzeit eingetrcten. Wir stiegen jetzt den Waini bis zu jenem merk- würdigen Kanal aufwärts, der ihn mit dem Barima verbindet, und der, obschon nicht gerade für Segelschiffe fahrbar, doch eine höchst bequeme Ver bindungslinie zwischen beiden Flüssen für kleinere Fahrzeuge und KanocS dar- ') Entnommen dem Sonvnnl ak Oie 6engrapli. Soviel)'. Vvi. XII. I.ontlu» I8äs. Wir zweifeln nicht, daß diese Nachrichten, au» der Feder unsere» wacker» Landsmannes Verrührend, auch unseren Deutschen Lesern von vielfachem Interesse sehn werden. Wir «heilen hei dieser Gelegenheit solgende biographische Notizen über ihn mit: Noh er« Hermann Schomburgs ist am L. Juni tWI zu Freiburg an der Unstrut geboren, wo sein Vater, ein würdiger evangelischer Geistlicher, damals ein Predigeram» bekleidete, daS er seitdem mit der Pfarre iu Voigtstedt vertauschte. Robert, von drei Söhnen der älteste, widmete sich der Handlung, brachte seine Lehrjahre, so wie die Zeit bis zum I. 1828 in Leipzig zu, von wo er nach New-Jork und St. Thoma» in Geschäfte» eine» Deutschen Handlungshauses ging. Sein Trieb »ach Kenntnissen haue ihn in die mannig faltigsten wissenschaftlichen Verbindungen gebrach«, »nd so »«achte er im I. >8W seine erste Erforschung» - Reise nach den Iungsrrn-Inskln, die er zum Theil geographisch, phpsikalisch und astronomisch beschrieb. Seine Seekarte von Anagada erweckte die Auf merksamkeit der Britischen Admiralität, die sie stechen ließ, worauf er dann in den Jahren 18»—r? für Rechnung der Londoner geographischen Gesellschaft Reisen nach den« an« Essequebo, Bcrbiee und Corentin gelegenen Britischen Guiana unternahm. Aus dieser Reise bereicherte er die Erdkunde mit vielen interessante» Beobachtungen; mehrere neue Pflanzen wurden von ihn« entdeckt: unter Andern, die Victor!» regln und die von Englischen Botanikern ihm zu Ehren genaniilc Lobmnlmrgpi» Urvtüün. In den Jahren I82fl »nd I8SV war er in England, wo er sowohl von der Regierung al» von der geogra- graphische» Gesellschaft mit Auszeichnungen überhäuft wurde. ES erfolgte damals auch seine Ernennung zum Großbritanischcn Gränz-Commissair in Guiana, zur Schlich tung der Streitigkeiten mit Brasilien. Jin Herbst I8S« besuchte er seinen Vater in Voigtstedt »nd bald daraus kam er nach Berlin, wo Se. Mal. der König ihm mehrere Audienzen ertheilte und ihm den rochen Adlerorden dritter Klasse verlieh. Atif den Bor schlag de» Frhrn. Alexander von Humboldt wurde Ihn« von Seiten der Preußischen und mit Bewilligung der Englischen Regierung sein Bruder Moritz Richard Schomburgk al» Naturforscher auf der Expedition beigesellt, die er jetzt von neuem in das Innere von Guiana unternahm. Am 21. Januar I8SI waren beide Brüder zu Georgetown angelangt, und hier knüpft nun die Erzählung an, die wir oben au» der Feder unsere» Landsmannes erhalt,». bietet. Dieser natürliche Kanal hat in vieler Hinficht mehrfache Aehnlichkeit mit dem Casfiquiare, jener Gabeltheilung, die den oberen Orinoko mit dem Rio Negro verbindet, und ist in der Kolonie unter dem Namen Mora Creck bekannt, während ihn die Warrau'S, die diese Flüsse bewohnen, Morawan nennen. Bei seiner Abzweigung vom Waini fand ich ihn I 16 Fuß breit und 16 Fuß tief. Mit dem Eintreten der Fluth wird das Wasser des Waini mit solcher Gewalt nach dem Barima gedrängt, daß der Steuermann die größte Aufmerksamkeit anwenden mußte, um nicht gegen die Bäume getrieben zu werden, die an einzelnen Stellen im Fluß lagen; Gefahren, die durch den gewundenen Lauf des Kanals nur noch vergrößert wurden. Die zurück weichende Fluth zeigt dieselbe Einwirkung, nur im umgekehrten Verhältnisse; indem dann die Wasserfluth eben so schnell wieder zurücktritt. Als wir auf dem Mora den Banima glücklich erreicht, war ich nicht wenig erstaunt, an ihm einen viel ansehnlicheren Fluß zu finden, als ich erwartet, da ich seine Breite wenigstens auf 700 Fuß schätzen mußte. Sein Wasser, das auch hier noch den Einwirkungen der Fluth ausgesetzt ist, hat eine dunkle Färbung und eine Tiefe von 18 — 24 Fuß. Etwa fünf Meilen oberhalb der Verbindung des Mora vereinigt fich der Aruka mit ihm, dessen Wasser eine trübe, gelbe Färbung zeigte. Nicht weit von ihrer Vereinigung stießen wir auf einige Warrau-Hüttcn, die mit noch einigen an dem unteren Aruka unter dein Häupt ling William stehen, der seine Residenz au dem kleinen Bache Atopani hatte. Am Abend landeten wir glücklich in dem Warrau-Dors Cumaka, wohin uns Herr King vorausgeeilt war, und uns mit dem Häuptling William und einer ziemlichen Anzahl seiner Untergebenen erwartete, die aber durchaus nichts Freundliches darboten, da die größere Zahl an Augeneutzündungen litt. Meine früheren Reisen hatten mich bereits mit den verschiedensten Indianer- Stämmen von Britisch Guiana bekannt gemacht, aber, obschon dieses Uebel nicht selten unter ihnen war, muß ich doch gestehen, diese Krankheit bisher noch nie in einem solchen Grade gesehen zu haben, wie hier, wo gewiß 50 unter 100 daran litten und in Folge derselben ihr Gefickt so ziemlich verloren hatten. Wahrscheinlich ist der sumpfige und marschige Boden, wie zugleich die Sorglosigkeit seiner Bewohner, Ursache dieser Erscheinung. Cumaka liegt etwas höher als das Niveau des Flusses, wie überhaupt die Hügel in seiner Nähe die erste Erhebung des Landes von der Küste land einwärts sind. Der Höhcnzug, der sich gegen W. erstreckt, besteht hauptsäch lich aus einem verhärteten Thon, vielfach mit Ocher versetzt, der aber, wenn man aus der üppigen Vegetation der Ackerfelder und Umgebungen des Dorfes einen Schluß ziehen darf, ungemein fruchtbar sepn mußte. Bisher bestand die Vegetation der Flußufer durchgehends aus Curida, Mangeovenbüschcn und zahllosen Manicolpalmen, bis uns hier die ersten edleren Waldbäume, wie Carapa, der Heuschrcckenbaum, Curaliara, Siruaballi, Sorirari und andere aufstießen. Aus der Curaliara verfertigen die Warrau's ihre berühm ten Kanoes oder Korials, deren Größe ein trefflicher Maßstab für die be deutende Höhe und Stärke des Baumes ist, da sic bloß aus einem Stück gearbeitet werden. Leider wurden mir hier mehrere meiner Bootsleute krank, unter denen sich auch mein erster Steuermann befand, wodurch ich mich genöthigt sah, länger in Cumaka zu verweilen ; ein Aufenthalt, dcr glücklicherweise durch die Geschicklichkeit und den Eifer des Herrn Echliu, der zugleich Maler und Arzt war, noch bedeutend abgekürzt wurde. Ich wandte daher diese Zeit haupt sächlich zur Bestimmung dcr geographischen Lage von Cumaka, da eS mir bei meinen ferneren Bestimmungen von Gewicht sepn mußte, einen bestimmten Punkt im Innern des Landes zu besitzen, wie zugleich zur Aufnahme des Flusses Waini, an. Ein Warrau, der etwas Englisch radebrechte, diente mir dabei als Dolmetscher. Als meine Kranken wenigstens wieder so weit herge- stellt waren, daß wir die Reise mit ihnen fortsetzcn konnten, micthete ich mir sechs Warrau-Indianer, unter dcr Anführung des Sohnes des Häuptlings, und brach mit ihnen am io. Mai nach dcr Mündung des Barima aus, um diesen Thcil des Flusses genauer zu untersuchen. «Fortsetzung folgt). Frankreich. Friedlich der Große und seine Freunde, nach George Sand. Eine Episode an» den« Roman: „Die Gräfin von Rudohladi". (Fortsetzung und Schluß.) „Die Vernunft, die Vernunft!" sagte La Mettrie, „ich finde sie dann reizend und wünschcnswcrth, wenn fie mir dazu dient, meine Leidenschaften,