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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag-. AbonnementspreiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pi pr»nnm«ran6n. Ämeiaer für Inserat« »werden bi« späteste«» Mittag« de« »»rhergehend«, Tage« de« Lrscheinm« erbet«» und di« Torpu«spalte»zeU« »tt io Pf., unter „Eingesandt" mit ^0 Pf. berechn«». Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 23. Sonnabend, den 24. Februar 1883. 8. Iahrg. Bekanntmachung. Zur Deckung der im Jahre 1882 verlagsweise aus der StaatScasse bestrittenen Beträge, welche nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 an Entschädigungen für die wegen Seuchen auf polizeiliche Anordnung getödteten oder nach dieser Anordnung gefallenen Thiere -u gewähren gewesen, ist gemäs Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 15. d. M. für ein jede- der consiguirten Rinder ein Jahresbeitrag von drei Pfennigen, Pferde „ „ „ elf zu erheben. Die Rindvieh- und Pferdebesitzer hiesiger Stadt werden dahqr hiermit veranlaßt, die von ihnen hiernach zu bezahlenden Beitrüge längstens bis zum 3. März d. I. an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen, widrigenfalls m.ch Ablays dieser Frist den bestehenden gesetzlichen Vorschriften zufolge mit deren executivischer Beitreibung verfahren werden muß. Zwönitz, am 22. Februar 1883. Der Bürgermeister. Adam. politische Aundschau. Deutschland. Die kirchenpolitischen Angelegenheiten dürften für einige Zeit wieder auf dem Gebiete unserer innern Politik vor herrschend werden, zu welcher Annahme die Veröffentlichung der beiden Schreiben des Papstes an Kaiser Wilhelm seitens des „Moni teur de Nome" berechtigt. Denn es muß sich nun zeigen, inwieweit Preußen geneigt ist, auf die in den päpstlichen Schreiben enthaltenen Forderungen der Curie, unbehinderte Ausübung der kirchlichen Aemter durch die Geistlichen und Beseitigung jenes kirchenpolitischen Gesetzes, welches die Vorbildung des Clerus in die Hände des Staates legt, einzugehen. Jedenfalls werden sich hieran wieder langwierige Ver handlungen knüpfen, denn die von Leo XIII. zugestandene theil weise Auerkennnng der Anzeigepflicht kann doch nur als unzuläng liche Gegenconcession des Vaticans betrachtet werden. Indessen, auf beiden Seiten ist augenscheinlich das Bedürfniß nach Frieden vorhanden und so darf man hoffen, daß trotz mancher noch zu beseitigenden Hinder nisse, durch den Briefwechsel zwischen Kaiser und Papst der Aus gleich bis knapp an die Schwelle der Verwirklichung geführt wer den wird. Das preußische Abgeordnetenhaus beendigte in dieser Woche — am Dienstag — zunächst die Specialdiscussion des Eisenbahnetats, worauf sich das Haus noch in der nämlichen Sitzung der Berathung des Handelsetats zuwavdte. Dieselbe führte zu Debatten von prm- cipieller Bedeutung; bei der einen wurde hauptsächlich die Berech tigung des Reichskanzlers und Handelsministers zu dem von ihm Hege» verschiedene Handelskammern verfügten Maßregeln von links- Uberaler Seite bestritten; doch trug diese Verhandlung mehr einen academischen Character. Die andere Debatte entspann sich um die zu Diäten und Reisekosten für den Volkswirthschaftsrath geforderten 16,000 Mark und gelang es diesmal den Gegnern dieser Institution, die Ablehnung der geforderten Position herbeizuführen, obwohl die selbe nur nnt einer knappen Majorität erfolgte. Am Mittwoch trat das Haus in die Specialberathung des sogenannten Licenzsteuerge- setzes ein, welches die vier untersten Classenstenerstufen aufzuheben und den Einnahmeausfall durch eine Vertriebsstencr auf geistige Ge tränke und Tabaksfabrikate zu decken vorschlägt. Ans Vorschlag des Präsidenten von Köller wurde der fünfte Paragraph der Vorlage zuerst berathen; derselbe betrifft die Erhebung einer Licenz- (Erlaub- niß) Steuer beim Vertriebe geistiger Getränke und von Tabaks fabrikaten. Die Berathung gestaltete sich sehr einfach, denn der be treffende Paragraph wurde nach den Anträgen der Commission fast einstimmig abgelehnt und dasselbe Schicksal hatten die §8 6—36, welche die nöthigen Ansführungsbestimmungen enthalten. Was 8 1 anbelangt, welcher die Aufhebung der vier untersten Classensteuer stufen empfiehlt, so hatte die Commission hierzu vorgeschlagen, nur die beiden untersten Stufen aufzuheben, die Stufen 3—12 der Classensteuer um 3 Monatsraten und die zwei ersten Stufen der Einkommensteller um zwei resp. eine Monatsrate zu ermäßigen. Außerdem hatten die Conservativen durch den Abg. v. Hammerstein einen Anttag eingebracht, welcher zwar der Aushebung der beiden untersten Claffensteuerstusen zustimmt, aber den dauernden Steuer erlaß bestehen lasten will und zur anderweitigen Deckung steigende procentuale Zuschläge zu den höheren Stufen der Einkommensteuer empfiehlt. Nach zweistündiger Debatte wurde letzterer Antrag gegen die Stimmen der Conservativen abgelehnt, dagegen 8 1 in der Cvm- missionsfastung fast einstimmig angenommen. Die weitere Fortsetzung der Berathung ergab die Annahme auch der übrigen CommissionS- vorschläge. Schließlich beantragte Abg. v. Bennigsen, den 8 3 der Vorlage (Erhebung von Communal-Zuschlägen) an die Commission zurückzuverweisen, um zu'untersuchen, ob dieser Paragraph nicht das Wahlrecht schädige, welchen: Anträge das Haus zustimmte. Am Donnerstag trat das Haus in die Specialberathung des CultuS- etats ein. Prinz Friedrich Karl von Preußen ist auf seiner Orientreife fn voriger Woche von seinem Musflug nach dem Sinai wieder nach Suez zurückgekehrt. Von Suez aus dürfte in diesen Tagen der Prinz nach Jerusalem weiter gereist sein und wird er dann wahrscheinlich noch einige Inseln der Levante besuchen. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Herrenhaus hat in dieser Woche einen für die künftige Stellung der Volksschule in Oesterreich folgenschweren Entschluß gefaßt, indem es am Dienstag die Novelle zum Volksschulgesetze definitiv angenommen hat. Die Novelle bekleidet die Schule wieder mit dem confesfivnellen Character, dessen sie vormehr als drei Jahrzehnten, als mit dem Zeitgeist niD mehr vereinbar, entäußert worden war; ferner wird die Entscheidung über die Schulpflicht - Erleichterungen in die Hande der Gemnnden gelegt. Außerdem hat aber das Herrenhaus Galizien in Bezug auf die Reichs-Schulgesetzgebung eine Sonderstellung zugestanden, womst also gleich von vornherein in die neue Schulgesetzgebung eine be denkliche Lücke gemacht morden ist und es kann nicht fehlm, daß dann auch die Czechen und Slovenen mit ähnlichen Forderungen für ihre Schulen wie die Polen, kommen werden. Frankreich. Wie Diogenes mit der Laterne nach Menschen sucht, so suchte in den letzten Tagen Herr Ferry, der desianirte Meute französische Ministerpräsident, nach Candidaten für sein MinisterillM. Nach mancherlei Mühen scheint es ihm denn auch gelungen zu W, hierzu die ihm geeignet erscheinenden Persönlichkeiten zu genänntm. Wenigstens wurde aus Paris am Mittwoch folgende Mmssterliste als sicher gemeldet: Ferry Präsidium und Unterricht, Chällemel- Lacour Auswärtiges, Waldeck - Rousseau Inneres, Feuillee Justiz, Thibaudin Krieg, Charles Brun Marine, Tirard Finanzen, Raynckl Oeffentliche Arbeiten, Moline Ackerbau, Cochöry Postwesen, Höriston Handel. Einer Pariser Depesche vom 22. d. M. zufolge hat da» „Journal Ofsiciell" diese Ministerliste bereits veröffentlicht und kann man demnach die Constituirung des Cabinets Ferry in der mitge- theilten Zusammensetzung als beendigt ansehen. Die meisten der neuen Cabinetsmitglieder sind mehr oder weniger ehemalige Gym- bettisten, ob das neue französische Ministerium deshalb aber lebens kräftiger als seine letzten Vorgänger sein wird, bleibt immer muh abzuwarten. England. In England wird die öffentliche Meinung noch immer durch die Enthüllungen in Aufregung gehalten, welche durch die Dubliner Gerichtsverhandlungen über die irische Mordvek- schwörung zu Tage gefördert worden sind. Namentlich die Verhand lungen der letzten Tage haben über die Verbindung der irischen Mordbanden, denn u. A. auch Lord Cayendifch und Sir Dhomä- Bourke zum Opfer fielen, mit den Feniern keinen Zweifel übrig