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Wchcnh -ZeitM Nr. 122. Donnerstag, dm 18. Oktober 1894. 60. Jahrgang. Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung, finde«, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oerm Raum berechnet. — La» bellarische und «omplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionelle» DH eile, die Spaltmzrib- LOPfg- Verantwortlicher Redacteur: P-ul Ithnc in Dippoldiswalde. Vtit achtseitigem „Jllustrirten UnterhattungSblatt". Mit land- «nd hanswirthschastlicher MonatVbeilage. Amtsblatt für die Königliche KmtshaupLmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „Ädettüchtz»Heitnnn" «scheint wSchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Lokaks «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Da das Wetter sich am zweiten Äirmestage leidlich gestaltete, wurde der Nachmittag vielfach zu einem Spaziergange in die Nachbardörfer benutzt. Bei Zeiten aber kehrte man zurück, um ent weder das Concert der Stadtkapelle in der „Reichskrone" oder das der Husaren im Schützenhause anzuhören. Ueber Herrn Dir. Jahns Concerte haben wir uns oft lobend ausgesprochen und auch diesmal bereitete seine durch schätzbare Kräfte verstärkte Kapelle den 300 Besuchern recht angenehme Stunden. An den flotten Weisen der Kavallerie aber erfreute» sich SOO Gäste. Außer je einer Nummer Wagner und Verdi enthielt das Programm meist heilere, leichtere Musik, welche aber, höchst decent und künstlerisch ausgeführt, aufs Beste ansprach. Vor Allem wurden die SoliL der Herren Dir. Müller und Puhlmann, sowie die auf jeden Zuhörer faScinirend und zündend wirkenden drei Defilirmärsche für Schritt, Trab und Galopp, welche mit den, nur bei der sächsischen Reiterei eingesührten Feldirompeten, von den Musikern in strammer Haltung stehend ausgeführt wurden, applaudirt. Auch die wohl über drei Meter langen Originaltrompeten, mit ihrem weichen Ton, welche in der Oper Aida vorgeschrieben sind, erregten hohes Interesse. Seinen Dank für den gespendeten Beifall gab daS Chor durch viele Einlagen erfreulich zu erkennen. — Herr Bezirkssteuerinspektor Kretz sch mar hat nach längerem Diensturlaub am 15. d. M. die Leitung der Geschäfte der königl. Bezirkssteuereinnahme und Bauverwalterei Dippoldiswalde wieder übernommen. Seine amtliche Thätigkeit und sein hiesiger Aufenthalt sind aber nur noch von kurzer Dauer, da er leider aus Gesundheitsrücksichten bereits am l. November in Pension tritt und seinen länger als 8 Jahre hier gehabten Wohnsitz in das waldreiche Kipsdorf verlegt. Zu seinem Dienstnachfolger ist der derzeitige Herr Bezirkssteuersekretär Cron in Zwickau ernannt worden. — Alle Hausfrauen unserer Stadt seien hierdurch in letzter Stunde nochmals darauf aufmerksam gemacht, ihren Haushalt sofort mit genügendem Wasser zu ver sehen, da die Wasserleitung morgen Donnerstag ge schloffen ist. (Siehe Bekanntmachung des Stadtraths in heutiger Nummer.) Kreischa. Am vergangenen Sonntag hielt Herr Pastor Woost seine Abschiedspredigt und erfuhr beim Scheiden aus seinem bisherigen Wirkungskreis und beim Uebertritt in den wohlverdienten Ruhestand von allen Seiten dankbare Anerkennung und herzliche Dank beweise. — Unter Theilnahme der Wehren von Poffendorf und Reinhardtsgrimma beging am Sonntag die hiesige reiwillige Feuerwehr ihr IS. Stiftungsfest durch afel und Ball. Schmiedeberg. Der hiesige Naturheilverein wird auch dieses Winterhalbjahr einige Vorträge abhalten, und sind dazu mehrere tüchtige Redner gewonnen worden. Den ersten Vortrag hat Herr Otto Wagner, Kurleiler des Bad Mildenstein in Leisnig übernommen. -s- Arauenstein, 15. Okt. Gestern hielt der hie sige Zwetgverein des Gustav-Adolf-BereinS hier die Jubelfeier seines 50jährigen Bestehens. Dieselbe wurde mit einem Festzuge eröffnet, der beim königl. Schlöffe seine Aufstellung nahm. An demselben be- theiligten sich außer 9 Geistlichen im Ornat die hie sigen königl. und städtischen Behörden, die Vereine der Parochte Frauenstein, der Militärverein von Hart mannsdorf (sämmtliche Vereine mit ihren Fahnen), sowie eine Deputation des DippoldiSwalder Gustav- Adolf-ZweigvereinS und die Schüler und Schülerinnen der 1. und 2. Klaffe. Unter Glockengeläut bewegte sich der Festzug nach dem geschmückten, freundlichen Gotteshause. Nach der Eingangsliturgie und der Schristverlesung erfreute der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Rößler die Festgemeinde durch den Gesang des Chors aus Psalm 95: „Kommt, laßt uns anbeten und knieen", komp. von Mendelssohn-Bar tholdy. Dann versetzte der Gesang des SiegeSliedeS der evangelischen Kirche: „Ein' feste Burg ist unser Gott" die Anwesenden in weitere Feststimmung und bereitete auf die Festpredigt vor, welche Herr Pastor Blankmeister aus Dresden auf Grund des Echrift- vorworteS Luc. 10, 30—37, hielt. Als Thema stellte der Herr Festredner auf: Der barmherzige Samariter als Gustav-Adolf-Prediger! Er mahnt uns 1. dis Augen auf für unserer Glaubensbrüder Noth! 2. die Herzen auf! 3, die Hände auf! Einen würdigen Ab schluß fand die Predigt durch den Gesang der Motette: „Der Herr ist König" von Engel. Der Festgottes dienst endigte mit Liturgie und Gesang. Die am Schluffe des Gottesdienstes gesammelte Kollekte ergab die Summ; von 74 M. 66 Pf. — Gegen '^5 Uhr fand eine ebenfalls sehr zahlreich besuchte Nachversamm lung statt. Dieselbe wurde mit dem Gesänge der Strophe: „Ach bleib mit deiner Gnade" und Gebet durch Herrn Pastor Nürnberger von hier eröffnet und mit herzlichen Worten willkommen geheißen. Darauf gab derselbe einen Rückblick auf die Entwickelung und Thätigkeit unseres Zweigvereins von seiner Gründung am 11. Juli 1844 bis zur Jetztzeit und bat, dem selben stets treu zu bleiben und wettzueifern mit den übrigen Zweigvereinen. Nach einer kurzen Pause ent rollte der Herr DiakonuS Wolff von hier einige Bilder au» der Diaspora und schilderte in lebhafter Weise die drückenden und traurigen Verhältnisse, unter wel chen die in der Zerstreuung lebenden Glaubensbrüder zu leiden haben. Uebergehend zum geschäftlichen Theile, so ergab sich, daß die Gesammteinnahme ca. 330 M. beträgt. Die Versammlung beschloß, 110 M. als 1. Drittel der Gemeinde Rumburg zuzuwenden, 110 M. dem Hauptverein zu überweisen, das 3. Drittel soll dem Hauptverein zur sofortigen Verwendung eingehän digt werden. Die Wahl der Abgeordneten für die in Bernstadt stattfindende Gustav - Adolfsfeier soll in der nächsten Vorstandssitzung vorgenommen werden. — Herr Pastor Brehme auS Hartmannsdorf erstattete nunmehr Bericht über das in Dresden mitverlebte Jubelfest des Hauptvereins in Dresden. — Ein an denselben zu sendendes Dankestelegramm sand freudige Zustimmung. Zum Schluffe richtete der Herr Fest prediger anschließend an die Festpredigt nochmals herz liche Worte an die Versammlung. DaS Resultat dieser eindringlichen Ansprache war eine nochmalige Samm lung für den hiesigen Zweigverein, welche 36 M. er gab. Mit dem Gesänge: „Ach bleib mit deinem Segen" schloß die erhebende Festfeier. — Am 15. Oktober schneite eS in diesem Winter hier zum ersten Male. Altenberg. Am Morgen des 16. Oktober zeigte sich die ganze obere Gebirgsgegend etwas beschneit, bei 2° K. Wärme und bedecktem Himmel. Bärenstein. Hier findet am nächsten Sonntag eine Unterdezirksversammlung der kgl. sächs. Militär vereine des BundeS-Unterbezirks Glashütte-Altenberg statt. Dresden. Bekanntlich wird demnächst die impo sante Löwengruppe über dem Schloßportal am königl. Residenzschloß zu Dresden freigelegt werden. Am Montag wurde das alte eiserne EingangSthor entfernt, um durch ein neues ersetzt zu werden, damit auch hier Harmonie in dem schmucken Bau sich geltend mache. Die Schloßwache tritt infolge dieses Baues jetzt nicht in der Durchfahrt, sondern im kleinen Echloßhofe zu Ehrenerweisungen und Ablösungen an. Nach Been digung dieses TheileS der Renovationsarbeiten ruht der Bau, um alsdann im Jahre 1895 mit der Wetter gestaltung der Schloßstraßenfront bis zum Georgen- thore fortgesetzt zu werden. Dresden. Der Gewerbeverein veranstaltet auch im kommenden Sommer wieder in den Eaalräumen des Gewerbehauses eine Ausstellung, wozu Ihre k. k Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August das Pro tektorat übernommen hat. Es wird dies eine Aus stellung von Erzeugnissen für Kinderpflege, Ernäh rung und Erziehung werden. Der Verein beabsichtigt damit, das große, für Familie, Schule und Staat so wichtige Gebiet der Kindererziehung und -Ausbildung in dieser Ausstellung zusammenzufaffen. Eingeschloffeu sind hierbei alle Lehr-, AnschauungS- und Beschäfti gungsmittel, sowie Spiele. Ebenso ist auch der Hau»« Haltungsunterricht für Mädchen mit in das Programm ausgenommen worden. Ueber Aufnahme oder Ableh nung der Gegenstände entscheidet der Ausstellungs vorstand. Für die besten, zweckmäßigsten und solidesten Gegenstände Hai der Gewerbeverein Medaillen und Diplome gestiftet. Der Ausstellungsvorstand wird durch nachdrückliche Bekanntmachungen für Beachtung der Ausstellung in allen Kreisen sorgen, auch sollen die zahlreichen, Dresden im Sommer berührenden Fremden fortwährend auf dieselbe aufmerksam gemacht werden. — Die Strafkammer des königl. Landgericht- Dresden verhandelte am 15. Oktober gegen den Lohn fuhrmann und WirthschastSbesttzer Karl Friedrich Wolf wegen fahrlässiger Körperverletzung und Uebertretung einer BerusSpflicht. Der Angeklagte ist am 5. Mai 1845 zu Rechenberg bei Frauenftein geboren, bisher noch unbestraft, und wohnt in Zaunyaus bei Alten berg. Am Vormittag des 4. Juni d. I. fuhr Wolf mit einem leichten einspännigen, mit 15 schwachen Stangen beladenen Wagen nach Dresden. AIS der Angeklagte den sogenannten Weißeritzwiesenweg auf dem Rehefeloer Forstreviere zwischen Rehrfeld und dem Dorfe Seyde im schnellen Tempo pasfirte, überholte er in der Nähe eines Steinhaufens einen schwer be ladenen, mit zwei Ochsen bespannten Wagen, der von dem Wirthschaftsbesitzer Karl Moritz Sommerschuh au» Schellerhau geleitet wurde. Der Wagen des Ange klagten streifte hierbei an Sommerschuh, dieser wurde zwischen die Vorderräder seines Wagens geschleudert und erhielt hierdurch einen Bruch des rechten Schulter blattes, sowie verschiedene Quetschungen und Haut abschürfungen im Gesicht, an den Händen und Armen. Sommerschuh wurde durch fremde Leute aus seiner peinlichen Lage befreit und auf Anordnung deS Ober försters Breitfeld in seine Wohnung nach Schellerhau gefahren. Der Verletzte befand sich längere Zett in ärztlicher Behandlung deS vr. woä. Haase. Ungefähr sechs Tage nach jenem Unglücksfälle stellte sich bei Sommerschuh eine Lungenentzündung ein, die jeden falls die Folgen des Schulterblaltbruches war. Sommer schuh ist bis heute noch nicht wieder vollständig her gestellt. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, daß er die Körperverletzung des Zeugen Sommerschuh auS Fahrlässigkeit verursacht, und daß er hierbei zugleich diejenige Aufmerksamkeit, zu der er vermöge seines Be rufes als Geschirrführer besonders verpflichtet ist, außer Acht gelassen hat. Sommerschuh hatte sich dem Straf verfahren als Nebenkläger angeschloffen und beantragte, auf eine an ihn zu zahlende Buße von 159 Mark 50 Pfg. mit zu erkennen. Der Zeuge begründete diesen Betrag damit, er habe 82 Mark 50 Pfg. an den Arzt und 27 Mark in der Apotheke zahlen müssen, die übrigen 50 Mark beanspruchte er als Schmerzensgeld. Obgleich Wolf das ihm beigemeffene Vergehen in Ab rede stellte, hielt das Gericht nach den Aussagen der eidlich vernommenen Zeugen den Schuldbeweis für er bracht und verurtheille den Angeklagten deshalb auf Grund von Z 230 des ReichsstrafgesetzduchS zu einer Geldstrafe von 60 Mark, eventuell 10 Tagen Gefäng- niß, sowie zu einer an den Nebenkläger Eommerschuh zu zahlenden Buße von 159 Mark 50 Pfg. Da Wolf bisher noch unbescholten war, so erkannte man nicht in erster Linie auf Freiheitsstrafe. Meißen. Da» Herrigsche Festspiel Luther ge.