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Dresdner Journal : 03.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-03
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 03.07.1899
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vejugSprrt«: Für Dre-den vierteljährlich r » Marl 50 Pf., bei den Kaiser- ltch deutschen Postanstallen vierteljährlich 3 Mart; außer halb del Deutschen Reiche» Poft, und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: »0 Pf. Grschrtue«: Täglich mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage abends. Ferajpr.-AnschIuß:Nrir-L. AnkündigungSgebübre»: Für den Raum einer gespal- trnen Zeile kleiner L»rist so Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bv Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Känigliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. 40 Fernspr-Anschluß: Rr. 12VL Montag, den 3. Juli abends. 18SS. Bestellungen auf dar „Dresdner Journal" für da» öritte 'MerleHabr werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Braver (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 BI. 80 Bi. angenommen. Bei den Poftavstalten des Deutschen Reich- be trägt der Bezugspreis vierteljährlich 2 I«, In den meisten Bade- und Sommeraufeuthalts- orten der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thaleS bi- Schandau, in denjenigen der unteren ElbthaleS bis Meisten und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle der Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 30. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem juristischen Sekretär beim Apostolischen Vikariate im Königreiche Sachsen, Bezirksgerichtsassessor a. D. Franz Vincenz Maria Poland in Dresden, den Titel und Rang als Hof rat in der vierten Klasse der Hofrangordnung zu ver leihen. Dresden, 1. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem AmtSgerichtsrathe Gustav Moritz Emil Obenaus in Oederan bei seinem Uebertritt in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schaffner bei der StaatSeisenbahnverwaltung Friedrich Adolf Müller in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Commerzienrath Blüthner zu Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Osmanie-Orden 3. Klasse an nehme und trage. Srveuuuugim, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. 3«GeschSft»beretch« «e-Mtniftert»»« »er Kina«,e«. Bezirksftenerverwaltung. Befördert: der Expedient Rüling in Flöha zum Bürcauassistenten bei der Bezirkssteuer einnahme Dresden. — Angestellt als Expedienten: Hennig bei der BezirkSstcuereinnatzme Leipzig und Römer bei der BezirkSsteuereinnahme Flöha. — Versetzt: die Expedienten Ullmann in Blauchau zur BezirkSsteuereinnahme Meißen, HanS Richter in Meißen zur BezirkSsteuereinnahme Plauen und Karl Wilh Richter in Leipzig zur BezirkSsteuereinnahme Glauchau. — Entlassen aufAnsuchen: der Expedient Arn old in Plauen. — Gestorben: der Sekretär Tröger in Chemnitz und der Expedient Thomas in Dresden. Technisches Personal der Steuerverwaltung. Befördert: der Beometer bei dem Zentralbüreau für Steuer- Gunst und Wissenschaft. Köuigl. Opernhaus. — Am 2. d. Mt»: „Der Freischütz." Romantische Oper in drei Akten von Friedrich Kind. Musik von Karl Maria v Weber. Die gestrige Aufführung war die letzte vor den Ferien Wie zum gleichen Zeitpunkte im Vorjahre wurde auch diesmal Webers Meisterwerk gegeben. Das Haus war sehr gut besucht und die Aufnahme der Vorstellung von feiten des Publikum» höchst beifällig. Die beiden weib lichen Hauptrollen lagen bei Frau Krammer und Frl. Nast. Während diese als Aennchen schon mehrfach aufgetreten ist, erschien Frau Krammer als Agathe zum ersten Mal. Unterstützt durch gewinnende Erscheinung, behandelte sie die Partie mit Sicherheit und gab ihrer Leistung in der großen Arie, namentlich am Schluffe der letzteren eine erfreuliche Wärme; die Stimme klang hier so frisch und voll, wie wir es bei der Sängerin bisher nur selten gehört haben Als Max beteiligte sich der jüngste Tenorist der Hosbühne, Hr. Jäger an der Aufführung und zwar in recht befriedigender Weise. Da« König!. Opernhaus bleibt bi« mit 12. August geschloffen Am Sonntag, den 13. wird die neue Spiel zeit mit Wagner« „Tannhäuser" eröffnet, worauf an den nächsten Tagen der Woche „Tell", „Fra Diavolo",„Orpheu« und Eurydike", „Carmen", „Stradella" und „Ernani" gegeben werden sollen Innerhalb der Zeit vom 20 August bi« zum S September wird ein Richard Wagner-Cyklu« veranstaltet werden, den „Rienzi" eröffnet und die „Götterdämmerung" beschließt Refidenztheater. — Am 1. d Mt«.: „Mamsell Tourbillon " Schwank in drei Akten von Kurt Kraatz und Heinrich Stobitzer. — „Villa Vielliebchen'. Vermessung, diplomirte BermessungSingenieur Müller zum BermessungSassistenten daselbst. — An gestellt: al- Geometer bei dem genannten Zemraldüreau die Feldmesser Bretschneider, Thoma», Türschmann, Muche, Kempe und Berger. 3« Geschäftsbereiche de» Miniftert»»« »e» Kult»« and -ffentliche« Unterricht«. Erledigt: die Kapellen, schulstelle in Heidersdorf, kollator: die »berste Schul behörde. Einkommen: 1200 M. vom Schuldienste, 3tü M. vom Kirchendienste, 72 M für Fortbildungsunterricht und freie Wohnung im Schulhause. Gesuche sind bi« zum 15. Juli an den König! BezirkSschulinspektor Schulrat vr. Winkler in Freiberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Bou der Friedenskonferenz. Bekanntlich hatte sich auf der im Haag tagenden internationalen Konferenz eine besondere Kommission mit dem auf die Seekriege zur Anwendung zu bringenden Grundsätzen zu befassen, speziell unter An wendung der Bestimmung der Genfer Konvention. Neben längeren Beratungen hierüber, in denen über mancherlei nebensächliche Dinge verhandelt wurde, so beispielsweise darüber, ob an Stelle des roten Genfer Kreuzes nach persischem Vorschläge eine rote Sonne in weißem Felde gesetzt werden solle, wandte man sich praktisch erreichbaren Zielen zu, indem man auf An trag des amerikanischen Delegierten Kapitän Mahan, drei Zusatzartikel, betreffend die von neutralen oder Hospitalschiffen aufgenommenen Verwundeten oder Schiffbrüchigen, die während des Seekampfes inS Wasser geraten, dem RedaktionSausschusse überwiesen wurden. Von diesem wurde der Bericht über die Ausdehnung der Genfer Konvention auf den Seekrieg abgeschlossen. Der Bericht liegt in zehn Paragraphen vor, um demnächst vom Plenum der Konferenz be raten zu werden. Ueber den Inhalt des Berichtes ist kurz folgendes zu sagen: Die Genfer Konvention zur Verbesserung des Loses der verwundeten Soldaten der Feldarmee, die bekanntlich von 1864 datiert, hat sich bald als nicht ausreichend erwiesen. Aus den Beratungen von Vertretern der hauptsächlichsten europäischen Staaten, die daher 1868 wiederum in Genf zusammen traten, gingen die sogenannten Zusatzartikel hervor, die nicht nur eine Erweiterung und Verbesserung der Konvention hinsichtlich des Landkrieges enthielten, sondern auch ihre Ausdehnung, oder wie man wohl richtiger sagt, Anpassung auf den Seekrieg bezweckten. Wie man weiß, wurden diese Zusatzartikel nicht rati fiziert, und die Genfer Konvention ist stets bloß in ihrer beschränkten Geltung für den Landkrieg und zwar in der ursprünglichen Fassung von 1864 in Kraft gewesen. Auch bei den Verhandlungen der Friedenskonferenz handelte es sich nicht, wie vielfach irrtümlich an genommen wird, um eine Revision dieser alten Be stimmungen — eine solche war, wie wünschenswert sie auch erscheinen mochte, unter die acht das Arbeits programm der Konferenz umschreibenden Murawiew- schen Programmpunkte nicht ausgenommen — sondern bloß um die entsprechende Anpassung auf den See krieg. Selbverständlich knüpfen die Beratungen an die 1868 er Zusatzartikel an, wiewohl der schließliche Entwurf nicht unwesentliche Abänderungen davon auf- weist. Alle Hospiialschiffe, d. i. solche Fahrzeuge, die ausschließlich der Unterstützung und Verpflegung von Verwundeten, Kranken und Schiffbrüchigen zu dienen bestimmt sind, werden für neutral erklärt und können daher nicht weggenommen werden. Die sogenannten Militärhospitalschiffe, die von einer der kriegführenden Parteien ausgerüstet sind, werden jetzt im Gegensatz zu dem Entwürfe von 1868, wonach sie hinsichtlich deS Materials den Kriegsgesetzen unterworfen blieben und also auch weggenommen werden konnten, den von Privaten eines der kämpfenden oder neutralen Ländern ausgerüsteten Schiffen völlig gleichgestellt. Die letzteren müssen einen offiziellen Auftrag haben und ihre Namen sind wie die der Militärhospitalschiffe vor jeder Ingebrauchnahme den kriegführenden Mächten mitzuteilen. Sie führen neben ihrer Nationalflagge noch das rote Kreuz im weißen Felde, haben einen weißen Anstrich mit einem etwa 1km breiten roten, die Militärhospitalschiffe mit einem grünen Bande. Diese Schiffe, die ihre Unterstützung den Kom battanten ohne Unterschied der Nation angedeihen lassen müssen, dürfen in keiner Weise die Bewegungen der Kämpfenden stören; sie handeln vor und während des Kampfes auf eigene Gefahr. Den Kriegführenden steht ihnen gegenüber das Recht der Kontrolle und Durchsuchung zu; ihre Mitwirkung kann zurückgcwiesen und gänzliche Entfernung oder Einhaltung eines be stimmten Abstandes von ihnen verlangt werden; unter Umständen kann ihnen gar ein Kommissar an Bord gegeben und ihre Zurückhaltung verfügt werden. Handelsschiffe und andere neutrale Fahrzeuge dürfen, weil sie verwundete, kranke oder schiffbrüchige Kom battanten an Bord haben, deshalb allein nicht mit Beschlag belegt werden. Der Entwurf enthält ferner noch Bestimmungen hinsichtlich der Unverletzlichkeit des Personals im Dienste der Krankenpflege und Seelsorge. Die in die Hände einer der Parteien fallenden Schiffbrüchigen rc. sind Kriegsgefangene; werden sie mit Einwilligung der betreffenden Obrigkeit in einem neutralen Hafen au»- geschifft, so sind sie dort für die Dauer des Krieges auf Kosten des HeimatstaateS zu internieren, während die in ihr eignes Land zurückgebrachten während der Feindseligkeiten keinen weiteren Kriegsdienst mehr leisten dürfen. Der vorstehende seinem Inhalte nach gekennzeichnete Entwurf wrrd von dem französischen Delegierten, Professor Renault, vor dem Plenum der Konferenz vertreten werden. Es ist zu wünschen und wohl auch zu erwarten, daß dieser Entwurf, der die Ausdehnung der humanen Bestrebungen unserer Zeit behufs Milderung der Schrecken eines Krieges auch auf den Seekrieg anstrabt, Annahme finden wird. In anderen, die Seekriegsührung betreffenden Fragen ist auf der Friedenskonferenz im Haag bekanntlich keinerlei posi tives Ergebnis erzielt worden. Die sämtlichen russi schen Vorschläge, welche der Seekriegsführung gewisse technische Beschränkungen auferlegt haben würden, sind verworfen worden, darunter auch der Versuch, die unterseeischen Boote zu verbieten, ebenso die Be stimmung, daß die Anwendung des Sporns verboten werden solle. WaS den ersten Punkt betrifft, so ist Frankreich dadurch freie Hand gelassen, die Zahl seiner unterseeischen Boote in beliebiger Art und Weise zu vermehren. Was die Verwerfung der russischen Vor schläge überhaupt anlangt, so ist die Folge, daß die in den Vorschlägen liegende drohende Beschränkung des Erfindungsgeistes auf maritimem Gebiete ab- gewehrt worden ist. Und dies ist gut; denn derartige Erfindungen können nur dazu dienen, falls sie prak tisch verwertbar sind, die Technik des Schiffbaues auf eine höhere Stufe zu bringen, ein Erfolg, der allen seefahrenden Nationen in dieser oder jener Form zu gute kommt. Bei der Erörterung der Wirksamkeit der verschiedenen Angriffs- und Verteidigungswaffen wird meistens übersehen, daß die theoretische Steigerung der Leistungsfähigkeit der Waffen, also ihre Gefähr lichkeit für die Kriegführenden viel höher veranschlagt wird, als sie sich in der Praxis erweist. Tagesgeschichte. Dresden, 3. Juli. Bei Ihren Königlichen Majestäten fand gestern nachmittag 2 Uhr im Sommerhoflager zu Pillnitz Familientafrl statt, an der Ihre Königl. Hoheiten die Frau Herzogin Mutter von Genua und die Prinzen und Prin zessinnen des Königl. Hause- teilnahmen. Heute vormittag k l 1 Uhr trafen Se. Majestät der König von Pillnitz im Residenzschlosse ein und nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister und mehrere militärische Meldungen entgegen. Nachmittag- 2 Uhr erteilten Se Majestät der König etwa 100 Herren vom Zivil Audienz. Die selben statteten dem Monarchen ihr»n Dank ab für ihnen zu teil gewordene Standeserhöhungen, Ordens verleihungen rc. Ihre Majestät die Königin besuchten heute vor mittag die Deutsche Kunst - Ausstellung im städtischen AuSstellungSpalaste und kamen von da auf einige Zeit ins Residenzschloß. Auch Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin Mutter von Genua traf heute vormittag nebst Suiten von Pillnitz im Residenzschlosse ein und em pfing daselbst den Königl. Italienischen außerordent lichen und bevollmächtigten Botschafter in Berlin, Generalleutnant Grafen Lanza di BuSca, Excellenz. Nachmittags 1 Uhr besuchte Ihre Königl. Hoheit da» Grüne Gewölbe und daran anschließend die Königl. Hofsilberkammer. Beide Königliche Majestäten und Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin-Mutter von Genua kehrten in den Nachmittagsstunden wieder inS Sommerhoslager Pillnitz zurück. Zu der heute nachmittag 5 Uhr im Schlosse zu Pillnitz abgehaltenen Königlichen Tafel waren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Ihre Excellenzen der Königl. Preußische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Wirkt. Geh. Rat Graf Dön hoff, der Königl. Bayerische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Staatsrat Frhr. v. Niethammer, der Kaiserl. Russische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Geh. Rat Baron Wrangel, sowie die Herren Staatsminister vr. Schurig, v. Metzsch, General d. Inf. v. d. Planitz und v. Watzdorf. Deutsches Reich. * Berlin. AuS Lübeck wird gemeldet: Se. Majestät der Kaiser trafen vorgestern mit Gefolge, unter welchem sich auch der Chef des CioilkabinettS vr. v. Lucanu« und der Gesandte Graf Wolff-Metternich befanden, hier ein und wurden von dem Bürgermeister vr. Klug und dem übrigen Vorstand des hiesigen Jachtklub« empfangen. Alsbald begaben Sich Se. Majestät zu Wagen nach dem Rathauskeller, um an dem Frühstück des Klub« teilzu nehmen Bei dem heutigen Frühstück dankten Se. Maje stät für die Begrüßung durch den Bürgermeister vr. Klug und begrüßten gleichzeitig den neu begründeten Lü becker Jachtklub. Der Kaiser sprachen die Hoffnung aus, daß die» ein Zeichen sei für den Zug der Nation, die Zukunft immer mehr auf dem Wasser zu suchen. ES sei selbstverständlich, daß darin die Hansastädte vorangingen, umsomehr al« in Lübeck jeder Zoll Boden, jeder Fuß Wasser Bände von Geschichten davon erzäkie, was da« Bürgertum in seiner Kraft zu schaffen im stände sei. Er erinnere Sich an ein alte« Wort: „Da« Fähnlein ist zwar leicht an die Stange gebunden, es kostet aber viel, es herunter zu holen " E« sei da» «in Gedanke, dessen mancher Wettsegler eingedenk sei, wenn e» morgen» an den Start gehe. Er hoffe, daß da» Aufblühen de» Segelsports dazu beitrage, da» Interesse für die deutschen Unternehmungen im Auslände zu stärken und die Aus bildung tüchtiger Jachtmairosen zu fördern. Er hoffe ferner, daß das Fähnlein, welches der hochselige Kaiser Wilhelm I, wie die» Nelson einst gethan habe, nicht nur an eine Stange gebunden, sondern an dieselbe genagelt Schwank in einem Aufzuge von Benno Jacobson (Beide Stücke zum ersten Male) Ein unverfälschter französischer Schwank von deutschen Schriftstellern verfaßt — man könnte versucht sein, über daS tsstimoniuM paupsrtatig zu spotten, das die Herren Kraatz und Stobitzer der deutschen Schwankdichtung ausstellen, wüßte man nicht, daß die Vorliebe für französische Ehe bruchskomödien von einer ganz bestimmten Stelle im Reiche auSgeht, von der Reichshauptstadt und zwar von den Be suchern de« dortigen Residenztheater«. CS scheint, daß die Valabrtzque, Grandillot, BuSnach, Duval, Mar«, Vision und wie sie alle heißen, den Berliner Bedarf an Pariser Schwänken nicht zu decken vermögen, sodaß es nicht au»- geschlossen ist, daß demnächst auch andere deutsche Schwank fabrikanten, die Blumenthal, Jarno, Lauf« rc., zu französi schen Litteraturfahnen überlaufen werden. Man kann den beiden Pseudofranzosen da« Zeugnis ausstellen, daß sie ihren echten Kollegen nicht« schuldig bleiben hinsichtlich der Darbietung von Frivolität und Schlüpfrigkeit in ihrem Stücke, ja daß sie sie darin sogar überbieten, wäre e« auch nur insofern, al« sie den leichten, prickelnden Witz de« echten französischen Schwankes zur plumpen Farce vergröbern und die verblümten Pikanterien in offene La«civitäten ummodeln. Der Grundgedanke de« vor liegenden Schwanke« ist die verwegene Wette einer Alcazar- chansonette, einen Tag lang in einer Kaserne zuzubringen Der Zufall kommt ihrer Idee in wunderlicher Weise zu Hilfe. In der Wohnung eine« ehemaligen Geliebten nuvtt sie die dort von einem Stellungspflichtigen, einem jungen Millionärssöhnchen, liegen gelassenen Papiere, darunter den Gestellungsbefehl, und begiebt sich damit, al» Mann verkleidet, keck in die Neuviller Jnfanterie- kaserne. Au» diesem übermütigen Scherze entwickeln sich nunmehr alle die heiteren und heiklen Verwechselungen, an denen der Schwank überreich ist Mamsell Tourbillon wird nicht nur für da» stellunq«pflichtige Millionär«- söhnchen, sondern auch, al» ihr Geschlecht verraten wird, für dessen illegitime Schwester und ferner für die Gattin ihre« Geliebten gehalten, dieser letztere für einen Re- servisten, der, als er die Kaserne betritt, um Mamsell Tourbillon aufzusuchen, sofort in Uniform gesteckt und mit Douchen, schwankend zwischen -si 30 und —6'0, für die Zwecke seiner künftigen Thätigkeit als Kolonial soldat vorbereitet wird. Der Vater des Millionärs söhnchen«, ein verliebter alter Schokoladenfabrikant, der durch ein Telegramm nach Neuville gerufen wird, gerät in den Verdacht der Spionage und wird in der Kaserne in Arrest gehalten, indessen sein nur mit „schwachen Seiten" begabtes Söhnchen mit zwei Courtisanen ge mächlich in der Kaserne erscheint, um sich zur Dienst leistung zu melden, und dort beinahe den Verstand ver liert, weil man ihm nicht nur erklärt, er sei gar nicht er, sondern auch, er sei ein Mädchen. Mit allen diesen Un glaublichkeiten ist eine Fülle „geschmackvoller" Beziehungen zum DreyfuS-Prozeß verknüpft; vor dem Obersten de« Regiment», da« in Neuville in Garnison liegt, erscheint die „verschjeierte Dame": seine Gattin, die zu einem Leutnant in intimem Verhältnis steht; e« ist von der „gefälschten Depesche" die Rede, und auch die Thaten der Madagaskararmee werden in entsprechende Beleuchtung gezogen Der Leser kann darau« ersehen, daß in dem Schwank- an Stoff kein Mangel ist Dazu kommt, daß die vielen Thorheiten, die man über sich ergehen lassen muß, nicht ohne Gewandtheit, wenn auch de« öfteren mit plumper Freude am Drastisch komischen für ihre Zwecke zurechtgestutzt worden sind, und daß die Verfasser e« ver standen haben, da« Stück bi« zum Schluffe mit heiteren Situationen auszustatten Langeweile wird man nicht empfinden; der Uebermut der Herren Kraatz und Stobitzer sorgt dafür, daß da« Lachen im Zuschauerraume bi« zum Fallen de« Vorhang« keine Unterbrechung erfährt Gespielt wurde die Novität am gestrigen Abend brillant — kein Wunder, da ja Hr Richard Alexander, der unverwüstliche Berliner Komiker, auf der Bühne des Residenztheaters stand, zuerst al« Komponist mit den Attributen des Künstlertums: im Sammetjackett und mit wehendem Haupthaar und dann als Rekrut wider Willen: im Drillich mit Eimer und Schrupper. Entfesselte er schon durch sein Aeußeres Stürme von Heiterkeit, so wollte de« Lachens kein Ende darüber sein, wie er in seiner be kannt urwüchsigen Art dem Komponisten und Vaterland«- Verteidiger darstellerischen Ausdruck gab. Er darf den Hauptanteil an dem Heiterkeitserfolge, den der Schwank erzielte, für sich in Anspruch nehmen. Eine treffliche Partnerin fand der Künstler in unserer ausgezeichneten neuen Naiven, Frl. Bertha Blanden, die die über mütige Mamsell Tourbillon mit quecksilberner Lebendig keit darstellte. Die junge Dame ist zweifellos die ver wendbarste weibliche Kraft des gegenwärtigen Ensembles, frisch, keck und von bezwingender Liebenswürdigkeit im Auf treten. Wie immer trefflich war unser bewährter Hr. Karl Friese, der die humorvolle Rolle des reichen Chokoladenfabrikanten übernommen hatte, und recht ge schickt fand sich Hr. Heinz Stillfried mit der Kari katur de« jungen Millionär«troddel« ab. Dem Schwanke vorauf ging eine Bluette Benno Jacobson«: „Villa Vielliebchen", in ihrem Inhalte ziem lich bedenklicher Natur, in ihrer Aulführung dagegen von recht harmloser Art Die Freundin eine« jungen Lebe« manne» hat, um diesen dauernd an sich zu fesseln, den kleinen Geniestreich begangen, ihren Eltern, biederen Pro vinzlern, zu schreiben, sie sei die Gattin de» Baron» v Eschen - Dui»burg geworden. Die Eltern eilen beglückt zu ihrem Kinde und dem Baron-Schwieger sohn; ein findiger Reporter, der im Hause de» Baron« verkehrt, teilt in seinem Blatte die Neuigkeit al« größte Sensation mit — wa« bleibt da schließlich dem über listeten Junggesellen andere« übrig, al« gute Miene zum bösen Spiele zu machen und das süße Ehejoch mit der schönen Tänzerin dauernd auf sich zu nehmen Gespielt wur'-e da« mit mehr Behagen al« Witz
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