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Dresdner Journal : 07.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870507
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870507
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-07
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 07.05.1887
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M104 v»»«x»pr«1»i l» L«l«b«: 1U»«Uob X»rk. ^MrUcd! 4 »0 kk. 8ü»»«Io» Noouooro: 10 kk. K»»»«rb»ld ä« ckootticbeo ltoiob«, tritt ko»t- uoä 8t»wp»I,u»cb1»^ bioru. 4L^K»6Ixvox»ss«düdr«n i für 6«v L»im» «insr es»p»It«ll«o 2«il» Usioor Lokritt SV?k. votor „Liu^v»iurät" äio 2eiis 80 kk. ö«i T»d«U»i»- oock 2>8»ro»«tt «otopr. ^ufsetttk^. Lpsedslosv: HElled mit 6er 8oiu»- imä keiertt^s »boock«. ksrosprecb-Foieblu»,: Nr. 12SS. 1 s-ml ( - -- Sonnabend, den 7. Mai, abend«. 1887. HrrsdnerIournal. Für die Gesamtleitung verantwortlich r Gtto Vanck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. n«tr«1p: n. Lra-6»t«tt«', Oowuiu—iooLr ä«, vrextoor loanucl«; Luodor« - >«rlw -Vt« - L«tp«lG U—«I-Lr»ü»»-rr»L^rt ». U.: Da«u««t«« F ^o-t«-,- L«rllo-Vt«-UEd«rU- kr»U-L«tp«tU-7nuarNu^ ». N.-Uü»«8«>: L»ck. Lko«e/ K»rt» -L»»4»» ->«rUo -7r»oKevtt ». N -Da«-« F 60.. >«rU»: /nvai»<i<«<1a«»t, SsrUW. 6. Ktslü««» ^ao-^»i-«r,- L»LL0n«r: 6. Lo-ü«/«r, Lall« ». >.! F. Laret F Do. ller»«»8«der t Lürttgl. Lrpeäitioll äs« vr«äoor loariuü», vr«6«o, Lviogoritt. No. »0. ksrosproob-^Lsottlu«: Nr. 12»6.j Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WacHrichten. Wien, 7. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) AuS Eperiet (Ungarn) wird ein großer Brand gemel det. Hunderte von Häusern, worunter die meisten öffentlichen Gebäude, find eingeäschert. Biele Personen, namentlich Kinder, find verbrannt. Buda-Pest, 7. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In Magykaroly find 2W Häuser abgebrannt, darunter die Nebengebäude det Schlosset des Grafen Karolyi. Dat Schloß selbst wurde mit äußerster Anstrengung gerettet. Nom, 6. Mai, abend». (W. T. B.) In der veputirrtenkammer erwiderte Ministerpräsident DepretiS auf eine Anfrage deö Deputierten De- zerbi bezüglich der Okkupation eine» Gebietsteils an der afrikanischen Küste am Noten Meere feiten Spaniens, er könne diese Anfrage, Dank den zwischen Spanien und Italien bestehenden herz lichen Beziehungen sofort beantworte«. ES han dele sich dabei nicht um eine vollendete Thatsache, sondern einfach nur um rin Projekt, auch stehe dasselbe nicht mit den Küsten deS Noten MeereS im Zusammenhang», sondern beziehe sich auf ein Gebiet, dat außerhalb der italienischen AktionS- sphäre und der italienischen Kolonialinteressen liege. Dezerbi erklärte sich durch die Antwort de» Ministerpräsidenten zufrirdengestellt. Nom, 7. Mai. (Tel. d Dresdu. Journ.) Nach einem Telegramm deS „Popolo Romano" auS Lhilti wurde der rum Nuntius in München er nannte Erzbischof Ruffo Scilla durch eine groß artige Kundgebung der Bevölkerung an der Ab- reise verhindert. Die Pferde deS Wagens wurden auSgespaunt und der Bischof inS PalaiS zurück- gelntrt. Zugleich wurde eine Depesche an den Papst abgesandt, worin derselbe gebeten wird, Ruffo Scilla al» Erzbischof in Chilti zu belassen. London, 7. Mai. (Tel.d DreSdn. Journ.) Im Unterhanse wurde der Antrag Gladstones auf Er nennung eines Komitees zur Untersuchung der Lehauptvng der „Time-", welche Dillon als Lüg ner bezeichnet, mit 817 gegen 233 Stimmen ab- gelehnt nnd hierauf ein Antrag der Regierung augenommea, worin erklärt wird, der Artikel der „Timet" involviere keinen Bruch der Parlaments- Privilegien, die Regierung sei aber bereit, die An gelegenheit durch eine Verleumdungsklage gegen die „TimeS" vor Gericht zum AuStrag zu bringen. Im Laufe der Debatte teilte Fowler mit, Par nell habe sich telegraphisch bereit erklärt, die Untersuchung auf seinen angeblichen Brief auSzu- dehnen. Der Minister Goschen wieS darauf hin, daß ein Komitee deS Unterhauses nicht daS ge- hörige Tribunal sei, weil eS auS Parteimännern bestehe. Die Regierung habe, den Ernst der Frage erkennend, angeregt, die Prüfung dieser hochwichtigen Krage vor den Gerichten zu er leichtern. Dresden, 7. Mai. Zur Branntweinsteuervorlage. Urteile der Presse über die vorgestern bei dem Reichstag eingetroffene Vorlage über die Besteuerung deS Branntweins liegen bis jetzt nur noch wenige vor. Die meisten Blätter haben bis jetzt nur den Entwurf und dessen Begründung veröffentlicht. Es werden da her noch einige Tage vergehen bis sich die Meinungen einigermaßen geklärt haben. Die Hauptarbeit aber wird der mit der Prüfung der Vorlage zu betrauenden Pss-—-—HK . n.' -V ' Feuilleton. Im Urwald. Vr«filianstche Erzählung von B. Riedrl-Ähren». (Fortsetzung.) „Was war das," fragte Serena zitternd, „klang er nicht wie eine Warnung?" Um Gotteswillen, wenn jemand uns bemerkt hätte I" Die dunkle Wolkenschicht war langsam höher ge stiegen, zerteilte sich in ihrem Schoße und die Sichel deS abnehmenden Mondes erschien; die bleichen Strah len verbreiteten ein geisterhaftes Licht über die tau- getränkte Erde, über daS feuchtschimmernde Blätterwerk und Serenas furchtblasses Antliß. „Beruhige Dich, Geliebte, Dein Vater, sowie die Sklaven im Hause schlafen fest, wem sollte eS ein fallen, uns in solcher Weise warnen zu wollen? ES war gewiß nur ein in- seiner Nachtruhe gestörtes Tier; Dich zu überzeugen, werde ich nachsehen." Alvaro entsernte sich nach der Richtung hin, auS welcher das Geräusch gekommen, verweilte eine Zeit- lang, sorgfältig umherspähend, und lehrte dann zurück. „Du kannst ruhig sein, Serena, kein menschliches Wesen ist weit umher zu bemerken. Weißt Du, in der Nacht ist die erregte Phantasie viel bereitwilliger, Töne und Formen für etwas Unheimliche« zu halten, die am Tage uns als ganz natürlich erscheinen." „Rein, nein," entgegnete Serena fest, „ich weiß es genau, ich irrte mich nicht I ES wird Nanika gewesen sejn, Alvaro! Sie liebt eS, in mondhellen Rächten liegt da- auSgesührt« Fabrikat der Lonsumsteuer nicht, so daß der beabsichtigte Fortfall der Maischraumsteuer bei den be treffenden gewerblichen Betrieben diese in den Stand setzt, unter günstigeren Bedingungen als früher aus dem Weltmärkte kon kurrieren zu können." Die weiteren Ausführungen in dem erwähnten hanseatischen Blatte sind sachliche Erläuterungen deS Entwurfs. Der Schluß deS Aussatzes lautet: „War die parlamentarischen Aussichten deS Entwurfes be trifft. so wird man sich darauf gefaßt machen müflen, die Ent scheidung geraume Zeit in der Schwebe zu sehen, und eS ist mit Sichkiheil zu erwarten, daß der vorliegende Entwurs viel fachen Umänderungen unterzogen wird, was notwendig Sach« langwieriger Verhandlungen in einer Kommission sein wird, laß die agrarischen Interessen nicht in einer unberechtigten Übertreibung Berücksichtigung finden, dafür bürgt auch dir neue Zusammensetzung de» Reichstags. Ohne die Nationalliberalen oder dat Zentrum ist natürlich nichts zu machen Die beiden sonst sich so schroff gegenüberstehenden Parteien dürsten aber in dieser Frage einen ziemlich übereinstimmenden Standpunkt ein- nehmen. Sie haben ohne Zweisel beide den aufrichtigen Wunsch, diese Frage endlich zu einem positiven Abschluß zu bringen und sind beide von der unvermeidlichen Notwendigkeit überzeugt, dem Reiche bedeutende neue Einnahmequellen zu eröffnen. Sie unterschätzen auch beide keineswegs die wichtigen landwirtschaft lichen Interessen, welche dabei in Frage kommen. Deshalb glauben wir nicht an eine gesonderte konservativ-klerikale Ver ständigung mit Ausschluß der Nationalliberalen. Eher ist an zunehmen, daß sich Konservative, Nationalliberale und Zentrum, als» reichlich dreiviertel de- Reichstags, schließlich in dieser schwierigen Frage über eine angemessene Lösung verständigen." Wir schließen unsere Zusammenstellung mit nach stehender Darlegung der offiziösen „Berliner Poli tischen Nachrichten". „Wenn man den Entwurs eines Gesetzes, betreffend die Be steuerung des Branntweins, unter dem Gesichtspunkte seiner Ein wirkung auf die bei der Erzeugung und dem Vertriebe des Branntweins beteiligten Erwerbszweige betrachtet, so ergiebt sich im wesentliche» folgendes: Bon einer Kontingentierung der Brennereien oder irgend einer andern Produktionsbeschräntung ist nicht die Rede, ebenso wenig von einer Bevorzugung der bestellenden Brennereien gegen über den künftig zu errichtenden. Alle bezüglichen Behauptungen freisinniger Blätter entbehren der thatsächlichen Unterlage völlig. Der andernfalls dem Verderben preiSgegcbenen SpirituSindustrre wird für dre Beschränkung des einheimischen Marktes und die Vermehrung der Schwierigkeiten der Ausfuhr, welche notwendig eia weitere- Sinken der ohnehin völlig unrentabeln Preise zur Folge haben müßte, ein Ausgleich dadurch geboten, daß der volle Steuersatz von 0,70 Ps. auf das Liter nur von dem 4'/, Liter auf den Kopf übersteigenden Quantum Spiritus erhoben wird, bi- zu dieser Grenze aber ein um 20 Pf. geringerer Steuersatz Platz greift. Diese Differenz giebt der Spiritusindustrie die Mög lichkit, sür einen Teil ihre- Erzeugnisses einen Hähern Preis zu erreich»«, als er ihr sonst zu teil würde; daS Maximum dieser Erhöhung würde 20 M. auf daS Hektoliter sein, sicher aber weit aus nicht erreicht werden, weil, wie bei den Schutzzöllen, die Konkurrenz einen Teil der Wirkung aufheben und überdies mit dem bereits erwähnten Sinken des Weltmarktpreises zu rechnen sein würde. Immerhin würde der Spiritusindustrie eine wenn auch beschränkte, so doch mehr gesicherte Existenzbasis und damit ein ausreichender Ausgleich gegenüber der Einführung einer im Vergleich zu dem Werte des Produkts hohen Konsumsteuer gegeben werden. Für die landwirtschaftlichen kleinen Brennereien treten helfend diejenigen Erleichterungen hinzu, welche ihnen bei der Maischraumsteuer nach dem Muster des bayerischen Gesetzes in Aussicht gestellt werden, während durch die Besteuerung der gewerblichen Brennereien, welche mehlige oder mehlige und nichtmchlige Stoffe zusammen verarbeiten, einer erdrückenden Konkurrenz der letzteren vorgebeugt wird. In der Steuer ermäßigung, welche ein Teil der Produktton bei der Komsum- steuer und die «inneren landwirtschaftlichen Brennereien bei der Maischraumsteuer genießen, liegt ein Anreiz zu freiwilliger Pro- dukiionSbcschränkung im eigenen Interesse, dessen etwaige Wirk ung sür die Gesamtheit der Produzenten nur erwünscht sein kann, aber daraus beschränkt sich auch die Einwirkung des Ent- wurss auf den Umfang der Produktton. Die Bestimmung zu dreftähriger Revision der Gesamtmenge, von welcher der nie drigere Steuersatz entrichtet werden soll, und dieser Steuersatz selbst sichern deren Übereinstimmung mit den thatsächlichen Vor aussetzungen, ohne die Industrie der Gesahr auszusetzen, Man gels einer Verständigung der gesetzgebenden Faktoren vor ein Vacuum gestellt zu sein. Der gleichen Fürsorge erfreuen sich die mit der Wetter- Verarbeitung deS Rohspiritus befaßten Gewerbe. Durch die Bestimmung, daß die für den Export arbeitenden inländischen Liqueurfabriken und der Rohspirttusanstalten den Branntwein während der Verarbeitung unter steuerlicher Kontrolle behalten dürfen, ist Sicherheit gegeben, daß nur für das in den mlän- Kommiffion des Reichstags verbleiben, welche den Weg zu einer Verständigung finden wird. Unter den uns heute vorliegenden Kundgebungen erwähnen wir eine oer Vorlage entschieden feindselig entgegen tretende Auslassung der „National Zeitung". Dieselbe erblickt in der Vorlage eine Begünstigung der Brenner und schließt mit folgender Anklage: Trotz der Einfügung der Rücksicht aus die „den Umsang des Verbrauch- einschränkende Abgabe" in diese Mottvierung ist de» Pudels Kern doch die erstrebte Wiederherstellung ehemaliger hoher Preise des Branntweins vermittelst der Gesetzgebung. Eine bloße Entschädigung für die Berbrauchsverminderung würde so weit hinter 20 M. pro Hektoliter zurückbleiben, daß es ganz zwecklos scheint, diesem Vorschläge gegenwärtig einen anderen entgegenzustellen. Multipliziert man den Sah von 20 M. mit dem Quantum, auf das er sich beziehen soll, etwa- über 1 700 000 Hektoliter, so ergiebt sich eine beabsichtigte Zuwendung an die Brenner von 3b bi- 3V Millionen M , genau die Summe, welche uns vor Wochen als von Hrn v Scholz beabsichtigt be- bezeichnet wurde. Das ist die nämliche Zuwendung, welche da» Monopolprojekt und welche der Kleistsche Anttag der Agrarier im vorigen Jahre forderte. So unannehmbar wie diese Zumutung — ein Viertel de» Gesamtertrags der Steuer für die Brenner! — sind ihre Mo dalitäten in dem Entwurf. Statt einer mäßigen Differenz der Steuersätze für eine billig bemessene Übergangszeit verlangt er eine enorme Differenz auf die Dauer Wenn in letzterer Beziehung eine Neubemefsung sowohl des niedrigeren Steuersätze», als des im Ganzen und von jeder Brennerei dazu zu produzierenden Quantums von drei zu drei Jahren vor geschlagen wird, so ist das eine weitere Verschlechterung: der Jntereffenkamps wird dadurch in Permanenz erklärt; alle drei Jahre würde der Streit um die Vorrechte der Brenner sich von neuem erheben. Vollend- der Vorschlag, bei dieser periodischen Neubemessung auch inzwischen entstandenen landwirtschaft lichen Brennereien die Produktton zu dem niedrigeren Steuer sätze zu gestatten, verwandelt die Einrichtung der zwei Steuer sätze aus einer Maßregel zur Schonung der bestehenden Bren nereien bei dem Übergang zur Steuererhöhung in eine Maßregel dauernder agrarischer Begünstigungen mit allen wirtschaftlichen und politischen Nachteilen der Kontingentierung und Konzessio- nierung. In dem Entwurs sind brauchbare Elemente einer rationellen Branntweinfteuererhöhung enthalten. Sie sind aber bis zu einer agrarischen Maßregel von derselben Tendenz, wie derMonopol- entwurs und der Antrag Kleist sie auswiesen, entstellt. Ob es gelingt, sie von dieser Entstellung zu befreien und fo zur Lösuna der vielerörterten Frage in dieser Session zu gelangen, da- muß abgewartet werden. Sehr maßvoll sprechen sich die „Hamburger Nach richten" aus. Dieselben sagen: „Es würde gewagt sein, schon jetzt ein bestimmte» Urteil über die im gestrigen Abendblatte mitgeteilte neue Vorlage und deren mutmaßlichen Effekt abzugeben Ganz abgesehen davon, daß die Bearündung noch nicht vollständig vorliegt, hindert daran die Kompliziertheit der Vorschläge. ES treffen darin so viele Gesichtspunkte von Bedeutung zusammen, eS sind dabei so verschiedenartige wichtige Interessen und politische Erwägungen zu berücksichtigen, daß e» durchaus keine Unschlüssigkeit, sondern nur den Wunsch nach umsichtigster Prüfung und Abwägung der Gründe für und wider beweist, wenn vorsichtige Politiker weder ein begeistertes Ja, noch ein entschiedenes Nnn gleich bei dem ersten Bekanntwerden der Vorlage auszusprechen wagen Es kann sich daher bei dieser ersten Besprechung des Entwurfs nur um die Hervorhebung ferner markantesten Bestimmungen handeln." Der Verfasfer weist darauf auf das in dem Ent wurf festgehaltene System der Konsumsteuer hin und bespricht die Kontingentierung der Steuer. Er sagt: „Wenn man die vorgefchlagene Kontingentierung al« einen Schleichweg zum Monopol bezeichnet, so wird übersehen, daß sich dieselbe doch nur aus den Steuersatz bezieht. Die Brenne reien können so viel sie wollen erzeugen; wenn sie aber mehr als 21^ Mill. Hektoliter sür den inländischen Konsum Herstellen, fo wird sür da» PluS der höhere Steuersatz von 70 M. erhoben, natürlich nicht von ihnen, sondern von denjenigen, welche den Branntwein zum Weiterverkaus erwerben. Von einer indirekten Monopolisierung kann also nicht die Rede sein, sondern nur von einer Steuercrhöhung auf Fabrikate über die Kontingen tierungsmenge hinaus. Daß diefe zu einer Verteuerung de» Branntweins führen muß, ist ebenso selbstverständlich alS be absichtigt bei einer Reform, die außer ihrem finanziellen Zwecke auch noch den moralischen verfolgt, dem übermäßigen Brannt weinkonsum entgegenzuardeiten Seiten der Produzenten aber muß die in Aussicht stehende Verminderung deS Verbrauch» dadurch auszugleichen versucht werden, daß sie ihre über das KontingentierungSquantum Hinausgehenden Produktionsmengen besser als bisher im Auslände absetzen. Selbstverständlich untrr- im Freien umher zu streifen, sie war von jeher ein so sonderbares lichtscheues Wesen." „Ich denke, sie ist Dir zugethan und wird doch nicht im stände sein, uns zu verraten, Serena?" „Mich nicht, o nein; trotzdem hat eine unsägliche Angst mich erfaßt, Alvaro; ich sprach vorhin von einem Ausweg, den ich gefunden, höre mich an! Sieh für mich giebt es keine Rettung, Du kennst die Ge setze und Sitten unserer Familien so gut wie ich, Du weißt, ich muß dem Befehle meines Vaters gehorchen, wenn ich hundertmal darüber zu Grunde gehe! Aber Du darfst nicht mein unseliges Schicksal teilen, Ge liebter! Du gehörst dem Leben, der schönen Welt, aus Deinen Händen sollen noch Tausende Gesundheit und neues Glück empfangen. Darum gehe, fliehe, überlaß mich meinem Elend, ehe das Verhängnis in furchtbarer Rache auch Dich vernichtet! Ich habe während einer Stunde meines Lebens daS entzückende Empfinden einer wahren, großen Liebe kennen gelernt, dieser Sonnenstrahl mag genug sein fär die Arme, welche schlimmer als dem Tode geweiht, fortan die schmachvolle Kette einer Sklavin tragen muß." Alvaro sah sie mit vorwurfsvollem Blicke an. „Deine Worte sind wohl nicht im Ernst gemeint, Serena; ich verzeihe Dir ein solches Ansinnen, weil Du noch nicht Gelegenheit hattest, mich hinreichend kennen zu lernen. Durch den frühen Tod meines Vaters, ein^S unbemittelten Beamten, fah sich meine Mutter veranlaßt, mich ihrem Bruder zur Erziehung zu übergeben, der in Bom Jesus, einem entfernt ge legenen Dorfe, das zurückgezogene Leden eines Ein siedlers führte. In seiner Jugend hatte er Jura studiert; nach wechselvollem, abenteuerlichem Leben war eS ihm gelungen, sich ein recht bedeutendes Vermögen zu erwerben, oieseS wurde für ihn leider die Veranlassung zu einem wirklich krankhaften Geiz, der ihn bald in den Ruf eine- Sonderlings und Menschenfeindes brachte. Am meisten hatte ich unter diesen traurigen Verhältnissen ru leiden. Jedes Stückchen Brot wurde mir verbittert durch die ewigen Vorwürfe, ein unützer Esser zu sein, kein Sonnenstrahl eines liebevollen Lächelns, eines freundlichen Wortes, nach dem ich mich so innig sehnte, wurde mir zu teil. Um nicht gestört zu werden in seinen Studien und Schriften, ließ er mich fast den ganzen Tag, nachdem er mich unterrichtet, über ein Buch gebeugt dasitzen, wenn andere Kinder sich ihres jungen Lebens freuen dursten. Das machte mich frühreif, ernst und nachdenkend, Serena! Die harte Schule einer liebearmen Jugend drückte mir, dem Liebebedürstiaen, ihren rauhen Stempel auf. „Dann folgten die Jahre auf der Universität, wiederum erfüllt von fortgesetztem Lernen, aber auch von manchen Freuden und Genüssen. Den ganzen Wert des Lebens, seine Bestimmung und sein höch stes Glück, lernte ich jedoch erst erkennen, als ich Dich gesehen! In der Vereinigung mit Dir liegt die Er füllung meines Schicksals, weil ich mir mein Dasein ohne Dich nicht mehr zu denken vermag. Darum, sollte es uns nicht vergönnt sein, zusammen zu leben, so wollen wir mit einander sterben! Nun, denken wir noch nicht an diesen schlimmsten Fall, Geliebte! Die Welt und das Leben beginnen erst, sich uns im rosigsten Glanze zu zeigen, wir wollen uns freuen, lachen, jubeln! Gei stark, meine Serena, unsre Liebe ist größer al» alle Hindernisse, und wird sie besiegen." ES wurde jetzt von neuem dunkel, ein Windstoß bischen Verkehr übergehend« Produkt die Konsumabgabe erhoben wird, da» Ausgcführte davon ganz frei bleibt und ebenso wenig von dem bei der Reinigung einttetenden Schwunde die Steuer zu entrichten ist Der Spirttushandel endlich wird durch die Bestimmung, daß die Steuer erst bei dem Übergang in den steten Verkehr erhoben und überdie» durch die vorgesehene Stundung der Ab gaben nach Möglichkeit vor einer Störung seine» Gewerbe betrieb» und insbesondere vor der Notwendigkeit erhöhter Kapi talaufwendung und der daraus folgenden Gefahr einer über mächtigen Konkurrenz des Großkapttal» bewahrt. So durchzieht den Entwurf als roter Faden der Gedanke einer so eingehenden Berücksichtigung der Interessen deS hei mischen Erwerbsleben», al» sie irgend mit dem finanziellen Zwecke der Vorlage vereinbar ist." Lagtsgeschlchte. * Berlin, 6. Mai. Se. Majestät der Kaiser empfing heute Mittag l!4 Uhr den Generalfeldmar schall Grafen Moltke und erteilte dann dem neu er nannten Vizepräsidenten des Reichsbankdirektoriums, Dr. Koch, die nachgesuchte Audienz Um 2 Uhr unter nahm Se. Majestät, begleitet vom Flügeladjutanten Oberstlieutenant v. Plessen, im offenen Wagen eine Spazierfahrt nach dem Tiergarten. Heute wurde im Stadtschlosse zu Potsdam der Geburtstag des ältesten Sohnes des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, des Prinzen Friedrich Wilhelm Victor August Ernst, geb. 1882, im Familienkreise festlich begangen AuS dieser Veran lassung waren dem prinzlichen Paare Glückwunsch schreiben und -Telegramme in reicher Zahl zugegangen. Die königlichen und die prinzlichen Palais hatten aus dieser Veranlassung heute Flaggenschmuck angelegt. Die japanischen Generäle Kawakami und Nogi sind zu längerem Aufenthalte aus Japan hier einge troffen, um den hiesigen Truppenübungen des Garde- korps beizuwohnen, die Militärinstitute zu besichtigen und die militärischen Einrichtungen rc. in Augenschein schein zu nehmen. Während ihres hiesigen Aufent haltes ist denselben der Hauptmann du Fais vom Generalstabe als Führer beigcgeben. Der Bundesrat hielt gestern unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staatssekretär- des Innern, v. Boetticher, eine Plenarsitzung ab. Genehmigt wurde der Entwurf eines Gesetzes über die Ver wendung gesundheitsschädlicher Farben bei der Herstellung rc. von Nahrungsmitteln und Gebrauch-gegenständen, der Gesetz entwurs wegen Abänderung des Gc>rtzes über den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmrttelu und GtbrauchSpkgenkänbcn, die zu Bern am 2. September v. I. unterzeichnete Übereinkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Werken der Litteratur und Kunst, der Entwurf eine- Ge setzes wegen Feststellung eines Nachtrags zum ReichShauSbalt»- etat sür daS EtatSjahr 1887 88, die Berechnung der Matrirular- beiträge zum Reichshaushallsetat bez. zum Nachtragsetat und endlich der Antrag deS Reichskanzlers, betreffend den Erlaß von Bestimmungen wegen gegenieitiger Zulassung der in der Nähe der Grenze wohnhaften Hebammen zur Ausübung ihrer BerusS- thätigkeit in den einzelnen Bundesstaaten. Sodann wurde über mehrere Eingaben verhandelt. Die Eingabe der afrikanischen DampfschiffahrtSakttengesellschaft, Woermann-Linie" wegen gegen seitiger Anerkennung der von den Behörden der einzelnen Bundes staaten sür die Inbetriebsetzung von DampsschiffSkesseln ertheilten Erlaubnisscheine und die Eingabe der Handeis- und Gewerbe kammer sür Oberbayern, betreffend die Veranstaltung einer En quete über die Wirkungen der Teilzahlungsgeschäfte, wurden dem Reichskanzler überwiesen Auf mehrere Gesuche wurden Ausnahmen von den Vorschriften über Einrichtung der Anlagen zur Anfertigung von Zündhölzern bewilligt Ein Antrag aus Ertheilung der Ermächtigung zum strasrcchilichen Einschreiten wegen Beleidigung des Bundesrats durch die Presse wurde dem Ausschuß für Justizwesen zur Vorberatung übergeben. Endlich wurde noch über die zollfreie Ablassung verschiedener metallener, zum Schiffbau bestimmter Materialien Beschluß gefaßt. Das Abgeordnetenhaus hielt heute eine Sitz ung ab. Nach kurzer Diskussion, in welcher Finanzminister vr. v. Scholz, sowie Aba. Frhr. v. Minnigerode (kons.) die von einem freisinnigen Redner erhobenen Bedenken konstitutioneller Natur als vollständig gegenstandslos kennzeichneten, wurden der aus unbestimmte Zeitdauer verlängerte Vertrag mit Waldeck und zog in leisem Rauschen durch die Gebüsche; Serena trat vom Fenster zurück und reichte dem jungen Arzt die Hand. „Ich glaube an Dich, Alvaro, ich glaube auch, daß die heilige Jungfrau, zu der ich früh und spät fo innig betete, Dich zu mir sandte. Du willst nicht anders, so mag eS denn geschehen, bleiben wir vereint für das Leben, oder zum Tode. Wir müssen uns jetzt trennen, eS ist die höchste Zeit, Mitternacht kann nicht mehr fern fein. Gute Nacht, verzeihe mir die vielen Schmerzen, die Du meinetwegen dulden mußt." „In dem Danke für daS Glück, welches ich durch Dich empfinde, bleibt mir kaum ein Gedanke an den Schmerz, meine arme Serena. Ich habe Dir noch eines zu sagen, ehe wir scheiden, höre: Du kennst Deinen Vater und ich kenne ihn beseit- hinreichend, um zu wissen, nichts ist im stände, seinen einmal ge- faßten Beschluß zu ändern, da- gegebene Wort zurück zunehmen. Trotzdem mußt Du den Versuch noch ein mal wagen, mein Gott, selbst das Herz eine- Mi- neiro ist schließlich wandelbar, wer weiß, vielleicht hat Deine Krankheit es um einen Schimmer erweicht, wenn du so bleich und bittend vor ihm stehst? Im Falle eS nun wäre, Geliebte", fuhr Alvaro mit wach sender Leidenschaftlichkeit fort, „und ich nach einigen Wochen zu ihm sagen dürste: ich liebe Serena, sie liebt mich, geben Sie mir Ihr Kind zur Gattin! Nicht wahr, für den Schimmer der Möglichkeit eine- solchen Gelingens wirst Du ihn noch einmal bitten?" „Ich verspreche, eS zu thun, mag auch über mich bereinbrechen, wa« da will. Du hast recht, die Zeit drängt, es treibt mich zum letzten Entschluß, den die Verzweiflung eingiebt. Ich werde e- wagen,
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