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Rabemuer Anzeiger Zeitung sie WenM, Seisersdors) Klein- n. ErnPlsa Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Mardeck in Rabenau. — Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein- lchließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für aus- wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 7 20 Pf. Annahme von An- / zeigen für alle Zeitungen. Nummer 15. Fernsprecher: Amt Deuben 212V Donnerstag, den 4. Februar 1915. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 28, Jahrgang. Amtlicher Teil. Bekanntmachung! Die nachstehende, bereits durch die Zeitungen verbreitete Bekanntmachung wird hierdurch amtlich veröffentlicht: Die zu Lieferungen für die Heeresverwaltung verpflichteten Fabri kanten werden vielfach von ihrer Privatkundschaft, sogar unter Klageandrohung, zur Erfüllung der dieser gegenüber einge gangenen Lieferungsverpflichtungen derart gedrängt, daß das Interesse der Heeresverwaltung darunter leidet. Auf Grund des § 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 bestimme ich daher für den Bereich des stellver tretenden Generalkommandos 12. Armeekorps: Den zu Lieferungen für die Heeresverwaltung verpflich teten Fabrikanten wird verboten, ihre.Privataufträge vor den Aufträgen der Heeresverwaltung, das heißt unter Zurück stellung der Hceresverwaltungsaufträge, zu befriedigen. Privat aufträge dürfen nur in dem Umfange ausgeführt werden, wie es die von der Heeresverwaltung bereits erteilten und noch zu erteilenden Aufträge zulassen. Wer diesem Verbote zuwiderhandelt, wird mit Gefängnis bestraft. Dieses Verbot tritt sofort mit der Verkündigung in Kraft. Dresden, am 2. Dezember 1914. . Stellvertretendes Generalkommando XII. v. Broizem. Beschränkungen -es Mehl- und Weißbrot-Verkaufes. Zur Herbeiführung eines sparsamen Verbrauches von Mehl und Weißbrot ordnet die Königl. Amtshauptmannschaft mit dem Bezirksausschuß für ihren Bezirk auf Grund von H 38 der Bundesratsbekanntmachung vom 25. Januar 1915 den Anträgen des Ernährungsausschusses entsprechend bis auf weiteres an: 1. Die Abgabe von Weizen-, Roggen-, Gersten- und Hafermehl im geschäftlichen Verkehr au Privathaushaltungen in Mengen von mehr als Kilo gramm (r/s Pfund) auf einmal ist verboten. II. Den Inhabern von Gast-, Schank- und Speisewirtschaften und Fleischerläden ist verboten, ihren Gästen und Kunden Weißbrot anzu- bietcn, zn verkaufen oder sonstwie abzugeben. III. Durch Händler, Bäcker oder Konditoren darf die Abgabe von Weißbrot nur in ihren Geschäftsräumen erfolgen. Es ist verboten, Weißbrot in die Häuser der Kunden austragen zu lassen. IV. Wer diesen Anordnungen zuwiderhandclt, wird nach § 44 der Bundesratsverordnung mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. bestraft. Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt, am 1. Februar 1915. Bekanntmachung. Mit Bezugnahme auf die Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 25. Januar dieses Jahres, die Abgabe von Weizenbrot betreffend, werden die Inhaber der hiesigen Bäckereibetriebe auf die ihnen auf erlegte Verpflichtung, wonach Weißbrot (Brötchen, Semmel nsw) im Laufe des Kalendertages, au dem es gebacken worden ist, aus den Bäckereien und Konditoreien, auch wenn diese nur einen Nebenbetrieb darstellen, zur Vermeidung einer Geldstrafe von 15V Mark oder von Haft nicht abgegeben wer den darf, noch besonders hingewiesen. Rabenau, am 3. Februar 1915. Der Bürgermeister. Von den Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 2. Februar 1915. Westlicher Kriegsschauplatz. Außer Artilleriekampf an verschiedenen Stellen keine besonderen Vorkommnisse. Oestlicher Kriegsschauplatz. An der ostpreußischen Grenze hat sich nichts wesentliches ereignet. In Polen nördlich der Weichsel fanden in der Gegend Lipno und nordwestlich Sierpc Zusammenstöße mit russischer Kavallerie statt. Südlich der Weichsel sind unsere Angriffe im weiteren Fortschreiten. Lokales und Sächsisches. Rabeuau, 3. Februar 1915. * Fech t s ch u l e. Obwohl die schwere Kriegszeit, die alle Lagen des deutschen Lebens berührt, auch an der Säch sischen Fechtschule nicht spurlos vorüber gegangen ist, hat die hiesige Ortsgruppe es doch ermöglicht, aus ihrer Kasse dem Landesausschuß für Kriegs- und Volkshilfe einen Bei trag von 40 Mark zusließen zu lassen, sowie an verschiedene Hilfsbedürftige hiesiger Stadt Weihnachtsgeschenke in bar zu verabreichen. Da übrigens die im laufenden Monat ab zuhaltende Jahresversammlung ausfallen mußte, da eine größere Anzahl der Vorstandsmitglieder im Felde steht, so wurde am 29. Januar eine einfache Versammlung einberu fen, in welcher die übrigen Mitglieder des Vorstandes sich bereit erklärten, ihr Amt bis zur nächsten Wahl weiter zu führen. Die Jahresversammlung selbst wurde bis nach dem zu erhoffenden, für Deutschland erfolgreichen Friedensschluß vertagt. Die Fechtkarten für das Jahr 1915 sind bereits in den Händen der Herren Fechtmeister und werden zu regem Ankauf angelegentlichst empfohlen, mit welchem dem gemein nützigen Streben der Sächsischen Fechtschule die ihr gebüh rende Anerkennung zu teil werden würde. * Feldpostbriefe nach dem Feldheere im Gewicht über 250 bis 500 Gramm werden für die Zeit vom 1. bis einschließlich 7. Februar von neuem zugelassen. Die Gebühr beträgt 20 Pfennig. * Die im Bezirke der Kreishauptmannschaft Dresden wohnenden Handwerker, welche sich der M e i st e r pr ü f u n g im Sinne von § 133 der Gewerbeordnung im bevorstehenden Frühjahr unterziehen wollen, werden darauf hingewiesen, daß sie ihr Gesuch um Zulassung zur Prüfung bis 15. Feb ruar an die Geschäftsstelle der Gewerbekammer Dresden, Ostra-Allee 27, einzusenden haben. Später eingehende Ge suche können möglicherweise erst im Herbst 1915 Berücksich tigung finden. In dem Zulassungsgesuche ist das Gewerbe zu bezeichnen, in dem die Prüfung erfolgen soll. Die folgen den Unterlagen sind beizufügen: 1. ein vom Gesuchsteller selbständig verfaßter und eigenhändig geschriebener Lebens lauf, 2. der Nachweis über die Zeit, die der Gesuchsteller als Geselle in dem betreffenden Handwerk tätig gewesen ist (Arbeitszeugnisse), 3. die Zeugnisse der gewerblichen Bildungs- anstaiten, die der Gesuchsteller etwa besucht hat, 4. das Lehr und Gesellenprüfungszeugnis, 5. eine behördliche Aufenthalts bescheinigung (Wohnungsmeldeschein), 6. Vorschläge für das Meisterstück? 7. die Prüfungsgebühr; dieselbe beträgt im all gemeinen 30 Mark, im Maurer- und Zimmerhandwerk und im Dachdeckerhandwerk, wenn die Prüfung im Schiefer- und Ziegeldeckerhandwerk abgelegt wird, 50 Mark, 8. die Ver sicherung, daß der Prüfling sich noch nicht anderwärts zur Prüfung gemeldet hat, oder die Angabe, wo und wann dies bereits geschehen ist und 9. die Angabe, ob und bejahenden falls welcher Innung der Gesuchsteller angehört. * Die M a u l- und Klauenseuche ist am 31. Ja- zurar d. I. im Königreich Sachsen insgesamt in 259 Ge meinden und 470 Gehöften amtlich festgestellt worden. Der Stand am 15. Januar war 253 Gemeinden u. 443 Gehöfte. Coßmannsdorf. Nächsten Sonntag, den 7. Febr., findet in Wetzlichs Gasthof zu Coßmannsdorf ein Patriotisches Konzert der Baumannschen Kapelle aus Dresden statt, die durch ihre Leistungen schon bestens bekannt ist. Die Vor tragsordnung wird eine Anzahl von Stücken bringen, die im Kriegsjahre und in der Begeisterung für unsere gute Sache entstanden sind. Um das Konzert möglichst vielseitig und in gutem Sinne unterhaltend zu gestalten, sind außer dem noch die Konzertsängerin Frl. DrorLk und der Rezitator Herr W. Alexander, ehemal. langjähriges Mitglied des Stadt theaters zu Lemberg, gewonnen worden, so daß auch das ge sungene und gesprochene Wort zur Geltung kommen wird. Indem wir darauf Hinweisen, daß näheres über die Vor tragsfolge usw. in der nächsten Nummer dieses Blattes ver öffentlicht werden wird, bitten wir schon jetzt die geehrten Leser, diese wirklich gute Veranstaltung zahlreich besuchen zu wollen, zumal man damit auch eine Ehrenpflicht gegen un sere Musiker, die der Krieg besonders hart betroffen hat, erfüllt. * Der C oß m an n s dor f er Franenverein veranstaltet am 4. Februar abends 8 Uhr im Lindengarten seine Haupt versammlung. Am 25. Februar findet im Gasthof Hainsberg ein gemeinsamer Familienabend der Vereine Hainsberg und Coßmannsdorf statt. Hainsberg. Zu einer Ehrung wurde die letzte Ge meinderatssitzung für Herrn Gemeindevorstand Mehnert, der der Gemeinde 25 Jahre in Treue gedient hat. Her G.- Aeltester Heinicke hielt eine Ansprache, an den Jubilar, in der er darauf hinwies, daß in den 25 Jahren vieles in der Gemeinde geschaffen wurde, Er erinnere nur an die Er bauung der Wasserleitung, des Elektrizitätswerkes, der Wei ßeritzufer, der Schleusen und Straßen, der Talsperren, ferner an die Errichtung einer eigenen Parochie, Standesamt, Spar kaffe usw. Auch habe er den ehrenvollen Auftrag, mitzu- teilen, daß der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung ein stimmig beschlossen hat, das Gehalt des Gemeindevorstandes auf 2400 M. zu erhöhen. Mit bewegten Worten dankte der Jubilar für die anerkennenden Worte. — Sodann wurde der Haushaltplan der Gemeinde für 1915 festgesetzt. Nach dem Voranschläge sind für die Ausgaben der Gemeinde 44 693 M. erforderlich, zu deren Deckung 14 160 M. vor handen sind, so daß durch Gemeindesteuern rund 3100O M. aufzubringen sind. Es ist demnach möglich, die Steuer sätze etwas herabzusetzen, und zwar auf 18 Pf. pro Einheit vom Grundwert und auf 1 Pf. Pro 1 M. der Einkommen steuer. Von behördlichen Eingängen über Kriegsunterstützung wird Kenntnis genommen. Die Ausführung des Anschlusses der Gemeindewasferleitung an die Talsperrenwasserleitung wird der Firma Löffler, Freiberg, zu dem Betrage von 1250 M. übertragen. Dreijährige Garantie ist Bedingung. Der Anschluß soll am 1. Juni dieses Jahres fertiggestellt sein. Mit der behördlicherseits geforderten Bewachung der Mühle ist der Veteran Wagner beauftragt worden. Kenntnis wird genommen von dem Eingang vieler Dankschreiben von Krie gern. Einige Baugesuche wurden genehmigt. — JndenHainsberger Sparkaffenausschuß wählte man anstelle des verstorbenen G.-Ae. Arnold-Somsdorf G.- Ae. Heinicke-Hainsberg zum Sparkasfenkontrolleur. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse er folgten im Monat Januar d. I. 1387 Einzahlungen im Betrage von 175 108,99 Mark, dagegen wurden 710 Rück zahlungen im Betrage von 89116,18 Mark geleistet. — Montag abend trafen gegen 20 Leichtverwundete hier ein und wurden nach dem Wettinstift gebracht. — Am Sonntag abend 6 Uhr sah man von der Wen- dischcarsdorfer Höhe aus einen breiten, mächtigen Feuerschein. Er rührte vom Brand einer Strohfeime auf Kreischaer Flur her, dem dortigen Rittergut gehörig. Dresden. Der Dresdner Stadtrat wird aller Vor aussicht nach den Beschluß fassen, auch in Dresden ein Ge wichtseinheitsbrot für die Dauer des Krieges zu schaffen. Die Bäckerinnung wird dann ersucht werden, geeignete Vor schläge für Gewicht und Form des Brotes zu machen. Es ist ferner nicht ausgeschlossen, daß auch ein Kuchenbackverbot erlassen wird. — Ein tragisches Ende hat der Gastwirt Jo hannes Naumann in Dresden gehabt. Er gehörte zu den Be satzungstruppen in Belgien und hatte vierzehn Tage Erho lungsurlaub erhalten. Er kehrte nach Dresden zurück, klingelte an der Tür seiner Wohnung, seine Frau öffnete ihm und wollte ihn freudig umarmen — aber im gleichen Augenblick stieß Naumann, wie berichtet wird, einen Schrei aus und stürzte tot um. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein frü hes Ende gesetzt. — Sächsische Prinzen in der Schlacht bei Cra- onne. Bei dem Angriff der 5. sächsischen Infanterie-Brigade Nr. 63 (Jnf.-Reg. Nr. 102 und 103) auf den Höhen westlich Craonne waren, wie wir erfahren, auch die beiden ältesten sächsischen Prinzen mit zugegen. Prinz Friedrich Christian nahm als Ordonnanzoffizier beim Generalkommando des 12. Armeekorps dienstlich teil und hatte den Kronprinzen, der be kanntlich beim Armee-Oberkommando 3 beschäftigt ist, von dem für nachmittags 4 Uhr anbefohlenen Angriff benachrich tigen lassen, damit die Brigade unter Augen des Kronprinzen die feindliche Stellung stürmen könnte. Bautzen. Freiwillig in das Heer eingetreten ist der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Paul Göhre, seit 1912 Vertreter des 21. sächsischen Reichstagswahlkreises Zschopau und Marienberg. Paul Göhre ist am 18. April 1864 in Wurzen geboren, steht also im 51. Lebensjahre und ist, obwohl er 1884 bis 85 bei dem 108. Infanterie-Regi ment diente, nicht mehr landsturmpflichtig. Er ist als Unter offizier bei dem Bantzener Landsturm - Bataillon eingestellt worden. Leipzig. Englische Jndustriespione befinden sich gegen wärtig auf dem Wege nach Deutschland und nach Oesterreich- Ungarn, um sich hier über Lohnverhältnisse, Produktions erhebungen und andere Geschäftsgeheimnisse der deutschen und österreichischen Industrie zu informieren. Vor den Ehrenmännern wird gewarnt. Sie suchen vor allen Dingen Muster und Preise der Waren zu erhalten, die aus Deutsch land und Oesterreich-Ungarn ausgeführt werden. Leipzig. Jahrhunderte lang hat auf dem Turme der St. Nikolaikirche ein Türmer seines Amtes gewaltet. In un serem modernen Zeitalter braucht man keinen Türmer mehr. Der Rat der Stadt hat die Stelle eingezogen und im Turm ein elektrisches Uhr- und Schlagwerk einrichten lassen, das den Leipzigern nunmehr die Zeit verkünden wird. Olbernhau. Eine edle Gesinnung hat ein hiesiger Bewohner, der am 1870er Krieg beteiligt gewesen ist, dadurch an den Tag gelegt, daß er seine damals zinsbar angelegte Kriegslöhnung, die in den verflossenen 44 Jahren zu einer beträchtlichen Summe angewachsen war, jetzt an arme Fa milien verteilte, deren Ernährer im Felde stehen oder schon gefallen sind.