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MdmfferAgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, der Zustellung durch die Doter 2,3o RM.^bei Postbestellung 2 RAl. zuzüglich Abtrag- . gebühr. Einzelnummern ^Npsg. Alle Posi anstatten W0MeUv!atL für Wilsdruff u. iLMsteaeNv Postboten und unfereAus- rräger und Geschäftsstellen , —— —' nehmen zu jederzeit De- Wellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Kr:eg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht stein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Aüchsendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porio beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle LVApsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4«Rrichs- pfennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgedühr 20 Rerchspsennige. Bor- geschriebeneErscheinungs- .Verden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wrlsdruff Nr. 6 berückpchtigt. Anze,gen. annadme bis. orm.lOUbr. - — Mr die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezo^en werden muß oderderAufttaggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrenlamts Tharandt und Les Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr. 297 — 88. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt« LVUsduff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 23 Dezember 192S Sparsamkeit tut not! Man hat die Reichshauptstadt Berlin unter Kuratel gestellt! Vergeblich hatte der Bürgermeister gewarnt, hatte darauf hingcwiesen, daß die Stadtverordneten „den Pfennig ehren müßten", um auf der Habenseite einen Taler verzeichnen zu können. Erstaunlicherweise hat man viel zuwenig beachtet, daß unter den berühmten 14 Punkten aes Nelchsfinanzministers, die der Reichskanzler in der vergangenen Woche als Reformprogramm verkündete, auch e n Artikel gestanden hat, der eine Verschärfung der staatlichen Aufsicht über die Städte an- krndigte. Das war ungefähr das Gegenteil von dem, was die Kommunen selbst herbeizuführen entschlossen waren. Auch die mittleren und kleinen Städte hatten der Absicht zugestimmt, nicht bloß die wirtschaftliche Betäti gung bei den Kommunalbetrieben einer möglichst scharfen Kontrolle zu unterziehen, sondern auch die Aufnahme von Anleihen oder Krediten der vorhergehenden Genehmigung durch eine besondere, von den Kommunen zu besetzende Zielte abhängig zu machen. Dieser Beschluß des Deutschen Städtetages hat aber nicht genügt; im Reformprogramm des Neichsfinanzministers ist ausdrücklich betont worden, daß die Finanzgebarung der Städte unter schärfere Kontrolle genommen werden soll. Wenn jetzt Berlin unter diese Finanzkontrolle des Iberpräsidenten genommen worden ist, so wird man draußen im Lande leider nicht mit Unrecht darauf '»erweisen können, daß diese Maßnahme der staatlichen Verwaltung getroffen werden mußte, weil man in Berlin die Ausgleichung der Einnahmen und der Ausgaben viel tu lange hinausgeschoben hat. Freilich wird man in Berlin sagen können, daß dieses Hinausschieben auch in dem Verhalten des Reichssinanzministers seine Parallele inden könnte. Man muß einen Augenblick an das zurück denken, was in den letzten Wochen geschehen ist. Der Reichsfinanzminister Dr. Hilferding hatte erklärt, daß der Etat, der Aachtragsetat und die Bedürfnisse der Reichs- lasse erst dann erledigt werden sollten, wenn der Young- Vlan auf der Haager Schlußkonferenz angenommen sei und die Gesetze zu seiner Durchführung dem Reichstag unter breitet werden würden. Das war ein Gesichtspunkt, der lediglich politischer Natur war rind in dem Augenblick erschüttert wurde, als der Reichsbankpräsident Dr. Schacht erklärte, daß er die Verantwortung für die Reichskasse nicht mehr übernehmen wolle. Diese politische Einstellung hat nun dazu geführt, daß nicht bloß der Reichsbankpräsident, sondern mich der Staatssekretär im AeichssinMzministerium, Dr. Popitz, erklären mußte, daß die Dinge, also die Lage der Neichskasssn, den Poli- Aschen Absichten des Ministers widersprechen. Infolge dessen hat der Staatssekretär Dr. Popitz nm seine Ent lassung gebeten. Es kommt jetzt darauf an, die Reichskasse in Ordnung zu bringen, — und das ist eine rein finanzielle Angelegenheit. Dr. Schacht hat daraus verwiesen, daß die Ordnung der Reichsfinanzen durch eine Erhöhung der Steuern herbeigeführt werden müßte. Rücktritt -es Reichssinanzministers. Auch Popitz geht. Der Reichspräsident hat auf Vorschlag des Reichs kanzlers den Reichsminister Dr. Hilferding in Ge nehmigung seines Abschiedsgesuches von dem Amte des Reichsministers der Finanzen entbunden. Der Reichspräsident hat ferner den Staatssekretär rm Rcichsfinanzministerium, Dr. P o p itz, aus seinen Antrag in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Wer wird der Nachfolger? Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion beschäftigte sich nach der letzten Vollsitzung des Reichstages mit dem Rücktritt des Reichsfinauzministers Dr. Hilser ding. Es kam dabei einmütig die Auffassung zum Aus druck, daß die Fraktion nicht auf den durch das Aus scheiden Dr. Hilferdings freiwerdenden vierten Sitz im Ncichskabinctt verzichten könne. Der Reichskanzler wurde daher aufgcfordert, das Finanzministerium wiederum mit einem Sozialdemokraten zu besetzen. Die Fraktion sprach den Wunsch aus, das; die Wahl auf Dr. Hertz fallen möge. Warum Hilferding ging. Das Schreiben, in dem Reichsfincmzminister Dr. Hilferding den Reichskanzler um seine Entlassung ersucht, hat folgenden Wortlaut: »Nachdem die Aufnahme des Kredits zur Über windung der Ultimoschwierigkeiten gesichert ist, fallen die Gründe weg, die meine politische Handlungsfreiheit ein geengt haben. Die von mir verfolgte Politik sah vor, die f o r t s ch r e i t e n d e K o n s o l i d i e r u n g der schweben den Schuld, die bereits durch den Abschluß der Kreuger- Anleihe eingeleitet war, die Verwendung der Ersparnisse aus dem Young-Plan zur Beseitigung des Defizits im Haushalt des-Jahres 1928/29 und die Entlastung der Wirt schaft durch Steuersenkung von wirksamem Ausmaß und zu einem nahen Zeitpunkt. Diese Politik ist durch Ein - griffevo n a u ß c n gestört und kann deshalb von mir nicht weitergefuhrt werden." Ier AuMg des MMtsWe; Keine Mehrheit Berlin. Rach den vorläufigen Feststellungen wurden beim Volksentscheid über das „Freiheitsgesetz" 5 825 082 Jastim men, 334135 Neinstimmen Md 114 271 ungültige Stimmen ab gegeben. Zum Volksbegehren hatten sich 4137164 Stimmbe rechtigte eingetragen. Die Zahl der Stimmberechtigten betrug rund 41,4 Millionen. Zur Annahme des Gesetzentwurfes hätte die Mehrheit aller Stimmberechtigten, also 20,7 Millionen, mit Ja stimmen müssen. Der Entwurf eines „Freiheitsgesetzes" ist somit abgelehnt. Das sächsische Eraebni« Dresden. In den drei sächsi'chen Wahlkreisen mit insge samt 3,5 Millionen Stimmberechtigten wurden 589 715 Ja-, 32 354 Nein- und 16707 ungültige Stimmen abgegeben. Am Volksbegehren hatten sich 403 550 Wähler beteiligt. Bei der letz ten Reichstagswahl hatten die Parteien des Volksentscheides 479 856, bei der letzten Landtagswahl 492 677 Stimmen aus gebracht. Jas MimmWerzMis in des einzelnen Wahlkreisen 1. Ostpreußen: 359 495 Ja, 27 528 Nein, 13189 Ungültig, 1335 276 Stimmberechtigte, 320898 Volksbegehren. 2. Berlin: 132 420 Ja, 6 244 Nein, 1263 Ungültig, 1597 895 Stimmberechtigte, 95 797 Volksbegehren. 3. Potsdam ll: 188 015 Ja, 8 330 Nein, ? Ungültig, 1359192 Stimmberechtigte, 130649 Volksbegehren. 4. Potsdam!: 241727 Ja, 13 710 Nein, ? Ungültig, 1334 372 Stimmberechtigte, 190 583 Volksbegehren. 5. Frankfurt a. d. O.: 26» 833 Ja, 16 275 Nein, 8 »20 Un gültig, 1 066 150 Stimmberechtigte, 201 232 Volksbegehren 6. Pommern: 391406 Ja, 25 888 Nein, 12 040 Ungültig, 1180 846 Stimmberechtigte, 385 757 Volksbegehren. 7. Breslau: 192 790 Ja, 17 891 Nein, 8166 Ungültig, 1 233 250 Stimmberechtigte, 164201 Volksbegehren. 8. Liegnitz: 15215» Ja, 12 »38 Nein, 5 223 Ungültig, 789 198 Stimmberechtigte, 109 943 Volksbegehren. 9. Oppeln: 109 052 Ja, ? Nein, ? Ungültig, 822 711 Stimmberechtigte, 61 991 Volksbegehren. 10. Magdeburg: 206 747 Ja, 12 231 Nein, 8 060 Ungültig, 1 095 723 Stimmberechtigte, 181437 Volksbegehren. 11. Halle-Merseburg: 230 083 Ja, 14 227 Nein, 5 250 Un gültig, 957 078 Stimmberechtigte, 174 341 Volksbegehren. 12. Thüringen: 356 757 Ja, 14 781 Nein, 6 818 Ungültig, 1495 970 Stimmberechtigte, 241378 Volksbegchren. 13. Schleswig-Holstein: 190 318 Ja, 10 607 Rein, 3 760 Ungültig, 1058 208 Stimmberechtigte, 140 857 Volksbegehren. 14. Weser-Ems: 145575 Ja, 5 017 Nein, 2 329 Ungültig, 956 939 Stimmberechtigte, 112 045 Volksbegehren. 15. Osthannover: 173 791 Ja, 10 201 Nein, ? Ungültig, 692 021 Stimmberechtigte, 134 532 Volksbegehren. 16. Südhannover-Braunschweig: 215194 Ja, 15164 Nein, 7 Ungültig, 1324 005 Stimmberechtigte, 143 739 Volksbegehren. 17. Westfalen-Nord: 104 059 Ja, 5 834 Nein, 1 883 Un- gMig, 1 554 601 Stimmberechtigte, 59 881 Volksbegehren. 18. Westfalen-Süd: 90 820 Ja, 4 434 Nein, 966 Ungültig, 1654 060 Stimmberechtigte, 51159 Volksbegehren. 19. Hessen-Nassau: 171 389 Ja, 7 130 Nein, 2 022 Ungül tig, 1691859 Stimmberechtigte, 89 670 Volksbegchren. 20. Köln-Aachen: 34161 Ja, 2 658 Nein, 407 Ungültig, 1482 769 Stimmberechtigte, 18 881 Volksbegehren. 21. Koblenz-Trier: 39 715 Ja, 2 584 Nein, 551 Ungültig, 792 059 Stimmberechtigte, 9 916 Volksbegehren. 22. Düsseldorf-Ost: 46 272 Ja, 2 868 Nein, 7 Ungültig, 1488 048 Stimmberechtigte, 29 370 Volksbegchren. 23. Düsseldorf-West: 65 716 Ja, 3 905 Nein, 617 Ungültig, 1 194 532 Stimmberechtigte, 35 412 Voüsbegehren. 24. Oberbayern-Schwaben: 129 572 Ja, 7 896 Nein 1412 Ungültig, 1 620 072 Stimmberechtigte, 69101 Volksbegehren. 25. Niederbayern-Oberpfalz: 35126 Ja, 2 580 Nein, 7 Un gültig, 790 478 Stimmberechtigte, 19 522 Volksbegehren. 26. Franken: 311 343 Ja, 10127 Nein, 4 048 Ungültig, 1620 203 Stimmberechtigte, 215 070 Volksbegehren. 27. Pfalz: 32481 Ja, 1 884 Rein, 7 Ungültig, 6V6104 Stimmberechtigte, 16691 Volksbegehren. 28. Dresden-Bautzen: 202 585 Ja, 12 058 Rein, 3 898 Un- gültiq, 1314 512 Stimmberechtigte, 122 704 Volksbegehren. 29. Leipzig: 122 924 Ja, 7 411 Nein, 9154 Ungültig, 933 282 Stimmberechtigte, 82 397 Volksbegehren. 30. Chemnitz-Zwickau: 264 2V6 Ja, 12885 Nein, 3 655 Un- gültig, 1282 911 Stimmberechtigte, 198 449 Volksbegehren. 31. Württemberg: 202 504 Ja, 5 333 Nein, 7 Ungültig, 1749 935 Stimmberechtigte, 110 546 Volksbegehren. 32. Baden: 85 238 Ja, 3 830 Nein, 7 Ungültig, 1 534 371 Stimmberechtigt^, 33 980 Volksbegehren. 33. Hessen-Darmstadt: 78 308 Ja, 4127 Nein, 7 Ungültig, 930126 Stimmberechtigte, 27 700 Volksbegehren. 34. Hamburg: 47116 Ja, 2 263 Nein, 636 Ungültig, 915 000 Stimmberechtigte, 35 650 Volksbegehren. 35. Mecklenburg: 1lK 257 Ja, 9 879 Nein, 6 813 Ungültig, 426 933 Stimmberechtigte, 122 752 Volksbegehren. * Ueberfall auf ein Wahllokal in Berlin Berlin, 22. Dezember. In ein Wahllokal in der Rostocker Straße drangen zwei bewaffnete Männer ein, gaben mehrere Schreckschüsse ab und raubten die Wahllisten. Die sofort ausge nommene Verfolgung war erfolglos, da die Männer in einem auf der Straße vor dem Wahllokal bereilstehenden Auto sofort da- vonsuhren. Die Nummer des Wagens war unkenntlich gemacht worden. Wie die Reichstagsabgeordneten zum Volksentscheid stimmten. In einem Lokal in der Dorotheenstraße in Berlin, wenige Minuten vom Reichstagsgebäude entfernt, begann am Sonn tag, pünktlich um Mitternacht, die Wahlhandlung für die außerhalb Berlins wohnenden Mitglieder des Reichstages. Nachdem kurz vor ein Uhr die letzten Mitglieder des Reichs tages ihre Stimme abgegeben hatten, wurde die Wahl handlung, wie vorgesehen, um ein Uhr wieder geschloßen. Die Umschläge mit den Stimmzetteln wurden versiegelt; sie wurden am Sonntag abend nach Schluß der allgemeinen Mahlzeit zusammen mit den übrigen in diesem Abstimmungs bezirk abgegebenen Stimmen ausgezählt. Einzelergebnisse aus dem Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff Ja Neia Zusammen Do'ksbeaehren Wilsdruss 433 43 476 268 Eintragungen beim Volksbegehren 2630 Wahlberechtigte Blankenstein 124 5 129 125 „ „ 246 Birkenhain 36 1 37 26 101 Burkhardswalde 118 7 125 122 148 Groitzsch 80 4 84 67 „ ,, 134 „ Grumbach 344 24 368 225 „ „ 1000 Helbigsdorf 99 4 103 46 „ „ 268 Herzogswalde 89 7 96 65 456 Huhndorf 37 — 37 35 „ „ 104 Kaufbach N9 14 133 111 „ „ 228 Kesselsdorf 94 11 105 65 „ „ 616 Kleinschönberg 71 3 74 77 180 Klipphausen 63 7 70 60 „ „ 267 Lampersdorf-Lotzen 63 — 63 41 „ „ 111 Limbach 75 8 83 83 „ „ 192 Neukirchen 238 14 252 242 „ „ 510 Röhrsdorf 164 6 170 145 386 Sachsdors 92 3 95 85 „ „ 17» Schmiedewalde 84 11 95 73 „ „ 108 Sora 73 2 75 90 „ „ 13» Steinbach b. M. 34 6 40 31 „ „ 96 Taubenheim 158 14 172 103 „ „ 380 Tanneberg 102 16 118 96 „ „ 239 Unkersdorf-Steinbach 97 8 105 54 „ ,, 133 ,, Weistropp 85 4 89 70 „ „ 375 Wildberg 42 2 44 9 „ „ 245