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9. er tt. m. 1866—1870 1871-1875 82000 71000 13000 25000 S S. amilie. 4 Uhr is statt. und eres flen- owie ren- s zu sten >errn enen ihrer sie ubm sicher ist tt- en lich doch immer ihrer Lösung näher gerückt. Das gegen wärtige Ministerium — und wer weiß, wie viele andere noch — werden sich an der Lösung des RäthselS abmühen und endlich dürfte die Jahrzehnte lange Mühe mit Erfolg gekrönt werden, denn das StaatSinteresse verlangt es. Was die Nothwendigkeit gebietet, wird immer Thatsache. Gerade die heutige Situation, so verwickelt sie noch scheint, bietet mehr Anknüpfungspunkte für eine Versöhnung, als es jemals zuvor der Fall war. Der Mangel an Ini tiative, welcher heute das Ministerium in seiner Existenz bedroht, hat jede Scheidewand zwischen den Parteien ent fernt. Sie haben einander noch nicht verstanden, aber sie haben einander gesehen und dar Unerträgliche ihrer beider seitigen Lage erkannt: nicht zu herrschen und nicht be herrscht zu werden. Sollte der Weg zum Versuche, sich gegenseitig zu ver stehen, gar so weit sein? WaS haben Slaven und Deutsche von einander zu hoffen und zu fürchten? Die Rationali tät trennt sie, das Streben für freiheitlichen Fortschritt und wirthschaftlicheS Gedeihen eint sie. Wir glauben, ganz gleichgiltig unter wessen Aegide die Verständigung gesucht wird, daß hier der erste Schritt und das erste gute Wort nicht allzuschwer sein kann. Wenn aber die Schwierig keiten der politischen Lage in den letzten Wochen wirklich jenen Drang nach eigener Thätigkeit erzeugt haben, der heute die lebhafte Bewegung in den Kreisen der öster reichisch-ungarischen Abgeordneten charakterifirt; wenn jenes Gefühl der Unerträglichkeit wirklich nach Sprache ringt, dann find jene Monate in der Geschichte Oesterreichs nicht verloren. Die Parteien werden einander hören. Die Punkte, über welche die Einigung möglich ist, sind sicher wenhvoll genug, um den bis dahin noch unausgetragenen Gegenständen für die Zukunft ihre gefährliche Spitze zu nehmen. Vermögen die Parteien in der politischen Frage Resultate zu schaffen, dann hat die Frage nach der Regierung auch ihre Antwort gefunden. Noch dürfte manche andere Beschäftigung im russischen Reiche Anspruch auf Erwähnung machen, wie z. B. Berg bau, Salzgewinnung, Fischfang; doch werden dadurch nicht ganze große Landstriche charakterifirt; außerdem zwingt uns der beschränkte Raum zu möglichster Kürze. Nur darauf sei noch hingewiesen, daß im Laufe der Zeit die gesammte Produktion dieses Landes noch bedeutend steigen wird und zwar hauptsächlich durch Anlegung guter Verkehrswege. eiden mden >ders, rider- w die. e für reiche dener Dank, lr die Dank rbund itung, o un- stichen n für erufs- mung, n für letzten l und Ihnen kitzsch, L. Rußland, n. Als fünfte und letzte Produktionszone tritt im Süden Rußlands die Steppe auf; diese stellt sich als ungeheuere schattenlose Grasflur dar, denn kein Baum des Waldlandes gedeiht hier wegen der monatelangen Sommerdürre, ebenso wenig aber auch die, lange Trockenheit aushaltenden Gewächse heißerer Erdstriche, weil diese aus der Steppe durch die harten Winter- und Frühlingsfröste vertrieben werden. An Flüssen dagegen, oder in Gebieten mit künstlicher Bewässerung findet fich selbstverständlich Baumwuchs mitten in der Steppe. Große Bedeutung aber hat dies Steppengebiet durch die Viehzucht, womit sich hier die Bevölkerung naturgemäß be schäftigt. Die Heerden verweilen das ganze Jahr im Freien, denn der im allgemeinen spärliche Schneefall in diesen südlichen Gegenden gestattet nämlich den Thteren fast stets, zu ihrer Nahrung zu gelangen; allerdings gehen auch mitunter ganze Heerden durch tagelang anhaltende Schneestürme zu Grunde; so vernichtete — nach Humboldts Angabe — ein solcher im Jahre 1827 280500 Pferde, 30400 Stück Rindvieh, 10000 Kamele und über I Million Schafe. Auch hier findet eine Ausfuhr in kolossalem Um fange statt. Ganz abgesehen von thierischen Produkten, wie Häuten, Wolle u. dergl. wurden an lebenden Thteren allein an Pferden und Rindern ausgeführt in den Jahren: 1861—1865 jährlich 10000 Pferde und 35000 Rinder,' Tagesschau. Freiberg, 21. April. Die Geschäftsordnungs-Kommission des Bundesrat He ist dem Anträge Preußens wegen Revision der Geschäfts ordnung vollständig beigetreten. Außerdem wird von ihr noch eine Modifikation des ß 24 der bisherigen Geschäfts ordnung beantragt, welcher die Geheimhaltung der Ver handlungen in jedem Falle von dem besonderen Beschlusse des Bundesraths abhängig machte. — Ein Gesetzentwurf über die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Reichs beamten ist dem BundeSrathe zugegangen. Darnach haben die Beamten als Wittwen- und Watsengeldbetträge jährlich 3 Prozent des penfionSfähigen Diensteinkommens, des Warte- ;eldes oder der Pension zu zahlen. Das Wittwengeld be- teht in dem dritten Theil derjenigen Pension, zu welcher >er Verstorbene berechtigt gewesen, wenn er am Todestage n den Ruhestand versetzt wäre. DaS Wittwengeld soll je doch mindestens 160 Mark, höchstens 1600 Mark betragen s > 32. Domerftaz, den 22. April. Inserate werden bis Vormittag* I I Uhr angawm- ü men und beträgt der Prtt» für die gespaltene Zelle 1 D oder deren Raum 1b Pfamige. st " Md Tagmatt Amtsblatt für die königlichen nab stiidtischea Behörden zu Freiberg Md Brand Berautwortlicher Redakteur Iuliu- Brau» tu Freiberz. Abonnements «ms de» Mr die Monate Gegenwärtig bilden die fahrbaren Wasserstraße« unter de» Verkehrsmitteln Rußland- di« wesentlichste Art und über treffen au Länge die Eisenbahnen ums Doppelte ; doch wird ihre Bedeutung dadurch wiederum geschwächt, daß sie wäh rend des Winters im Süden 3, im Norden 8 Monat« lang vom Eis geschloffen find. In dieser Zett aber wird zu Schlitten bequem der Verkehr hergestellt und häufig benutzt man da die Eisdecke der Flüsse als Bahn. Jetzt ist die russische Regierung ernstlich bemüht, da- Eisenbahn netz zu vervollständigen, überhaupt da- russische Eisenbahn wesen zu vervollkommnen; kamen doch nach amtlichen Erhebungen im Jahre 1875 auf dieselbe Zeit-Strecken 650 Verunglückungen, während welcher in Italien 240, in Belgien 61, im deutschen Reiche 34 erfolgten. Abgesehen davon haben die Schienenwege nur einen halben Werth, so lange schlechte Landwege die Anfuhr der Lande-« Produkte zu den Bahnhöfen erschweren, bez. unmöglich machen, und die« ist leider noch ziemlich allgemein der Fall in jenem fruchtbarsten Gebiete Rußlands, im Land» der schwarzen Erde, wo selbst die „Poststraßen" derartig find, daß bei Regen kaum 6 Pferde eine Equipage vorwärts zu bringen vermöge«. In südlichen Gouvernements giebtS überhaupt keine Chausseen, ein Umstand, der durch den Mangel aller Steine in diesen Gebieten erklärlich ist. Haben wir so in großen Zügen die Verhältnisse de- russischen Landes uns vor Augen geführt, so sei uns nun auch verstattet, das Charakteristische der Bevölkerung diese- Landes hervorzuheben. Nach ihrem Stande zerfallen die Bewohner Rußlands in Adel, Städter, Bauern, Militär und Geistlichkeit. Der russische Adel ist von dem westeuropäischen gänz lich verschieden, denn er wird durch den Besitz eines Staats- amtes oder der Uniform erworben. Dieser durch Peter den Großen geschaffene Beamtenadel hat die Nachkommen der altrussischen Edeln (Bojaren) völlig in den Hintergrund gedrängt. Die Adligen ordnen sich nach 14 Rangklaffen, von denen die acht ersten den erblichen Adel (dis zur fünften Klaffe mit dem Titel Exzellenz), die übrigen sechs nur den persönlichen Adel genießen. Die städtische Bevölkerung wird ebenfalls in sechs Rangklaffen geschieden und besitzt gleich dem Adel mancherlei Vorrechte; so waren bis vor Kurzem die ersten Klaffen der Städtebewohner militärfrei. Trotz dieser Bevorzugung hat sich in Rußland kein eigentlicher Bürgerstand entwickelt, denn der Ehrgeiz der reicheren Kaufleute ist mehr darauf gerichtet, ihre Söhne und Töchter in die „Rangtabellen der Adligen" zu bringen, als sie für den bürgerlichen Stand zu erziehen. Sodann bildet die Stadtbevölkerung über haupt einen sehr geringen Prozentsatz der russischen Ge- sammtbevölkerung (10 Prozent), während z. B. bei uns in Sachsen dieselbe überwiegt. Die Ursache hierfür ist, wie wir bereits wissen, eine klimatische: auf einen langen strengen Winter folgt in Rußland ohne allmäligen Ueber- gang ein kurzer heißer Sommer; mit dem Schwinden der Schneedecke müssen in wenigen Tagen sämmtltche Felder bestellt sein und daher find hier doppelt und dreimal soviel Hände zur Bestellung derselben Bodenfläche erforderlich, als im westlichen Europa; darum muß die ackerbautreibende Bevölkerung ungewöhnlich groß bleiben — fie beträgt 82 Prozent der gesammten Bevölkerung — und ebenso wird auch niemals hier eine strenge Scheidung der Berufsarten eintreten. reu. > heiß- Copist Ver- »erde» vo« sämmtlicheu Postaustaltru wie vo« »er unterzeichneten Expedition nud den bekannten Aus gabestellen in Freiberg, Brand, Halsbrücke und Lang- hennerSdors znm Preise vou 1M. 50 Pf. angenommen. LxpsMion ttes „ssrsibsrgef ^nreigsn untt IsgsblsN". Das alte österreichische Erbübel. Ministerkrisen find in Oesterreich so gewöhnlich, daß man in der That nur noch staunt, wenn ein Minister sein Portefeuille einmal länger als acht Wochen behält. Nur in der letzten Zeit schien eine gewisse Regungslosigkeit in die Situation gekommen zu sein — die Abstimmung über den Dispositionsfonds hat ihr jedoch schon wieder ein Ende gemacht, das thatenlose, Gleichgewicht ist erschüttert und das Zünglein der Macht in's Schwanken gerathen. Die österreichischen Parteien messen einander auf ihre Regierungsfähigkeit. Die Rechte sucht mit allen Kräften die Scharte auSzuwetzen, welche fie erlitten; die Verfassungs- Partei erklärt in Wort und Schrift den Bericht auf jene Ansprüche, welche ihr Zwietracht unter sich und Schädigung nach Außen eingetragen haben. Gerade die Erschütterung, welche die Stellung des Ministeriums Taaffe durch das Mißtrauensvotum der Majorität vom 13. April erfahren, hat den Ernst der politischen Lage nach allen Seiten klar- gestellt. Während beide Parteien sich rüsten, die noch nicht verfallene Erbschaft des sogenannten Koalitions-KabinetS anzutreten, beginnen fie endlich selbst die Schwierigkeiten zu erkennen, welche sich der schrankenlosen Geltendmachung ihrer Wünsche entgegenthürmen. Vornehmlich gilt dies von den Parteien der Rechten. Dem gegenüber verliert das noch unentschiedene und wenigstens im Augenblick noch nicht entscheidungsretse Schicksal des gegenwärtigen KabinetS an Interesse. Die Frage: was dann? hat aufgehört, Personenfrage zu sein. Ihre sachliche und staatliche Beantwortung ist bestimmend für die Zukunft. Zweimal bereits ist ein langjähriges, verfassungstreues Regime schließlich an der Nichtbeantwor tung der nationalen Frage gescheitert und die Ereignisse haben bewiesen, daß es nicht angeht, mit kleinen Mitteln und Mittelchen großen Schwierigkeiten entgegenzutreten. Es ist ein seltsames Schauspiel, welches Oesterreich schon lange gewährt, nämlich, daß zwei gleich starke Parteien dazu verurtheilt sind, gleich schwach zu sein, nur weil sie den Boden nicht finden können, auf dem fie fich bekämpfen oder versöhnen. Die ganze Richtung, nach der die gegen wärtige Bewegung drängt, beweist als das Erforderniß der Gegenwart in Oesterreich die Beantwortung der natio nalen Frage. Der allein hat berechtigten Anspruch auf die Macht, dem der Muth, die Kraft und die Einsicht inne- wohnen, jene Antwort zu suchen und damit das alte öster reichische Erbübel — falls es möglich wäre — ein für allemal zu beseitigen. Freilich hält es sehr schwer, in Oesterreich eine richtige Lösung der nationalen Frage zu finden. Aber man hat ja auch die Situation nicht erleichtert, als man versuchte, eine solche Lösung absichtlich zu vermeiden und den Schutz der Minoritäten in Ländern mit gemischter Bevöl kerung den Zufälligkeiten administrativer Weisheit preis- gab. Drei Kabinete experimentaler Politik — Belcredi, Hohenwart, Potocki — sind gescheitert. Ein Kabinet des .uwartens hat nahe an ein Jahrzehnt vorübergehen lassen; i» Frage selbst ist ungelöst geblieben, aber fie ist unmerk-