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Är. M. 21. Mai 1898. Sonnabend. WttzN i prsiso» '/?6 dveim- Zer el-LSss ^UUrlioU^ »tMr Amts Blatt I, L. des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes Mutigster Jahrgang SdonnementS - Preis «iertelj chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Inserate sind bis Dienstag und Freitaa AIS Beiblatteri JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). HescHäftsflelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Kraniche, Kamenz, CarlDabcrkow, Kroß- röhrSdorf. rimwnckn-Bureaus vonHaasen. stein L Bögler, Jnvalidendank, Rudolph Moste und G. L. Daub« L Eomp. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor vuSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in PulSnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend zu WuLsyitz tvvoa Krads zstgslisbloo w äor I^iobo ow öograd' t Llotrsod lä krau. SH.S assrn dorr- chsraua roi- iiiä kür äa» tüten Ruks' nood Oav^ iro kür äis iligerLtätte- wauerväs ' c 8tv«Uod dorrliedstoo MINA, u. 305. ,Hu8waUll elav. MM immm-stokkso, xeseümnolc- Bekanntmachung. An sofortige Abführung der auf den 1. Termin 1898 fällig gewesenen Staats- und GornrnunataSaaben bis spätestens Sormabeud, den 28. M a i 1898 wird hiermit erinnert. Pulsnitz, den 20. Mai 1898. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Das englisch-amerikanische Bündnitzproject. Der seit Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges in amerikanischen wie in englischen Blättern aufgetauchte Gedanke eines Bündnisses zwischen Nordamerika und Eng land ist nun auch an einer maßgebenden englischen Stelle aufgegriffen worden, vom Colonialminister Chamberlain. In seiner kürzlich zu Birmingham gehaltenen vielerörterten Rede hat derselbe ziemlich offen einem Bündniß Englands mit den „amerikanischen Vettern" das Wort geredet, und dabei zugleich durchblicken lassen, zu welchem Zweck engli scherseits einsolches Bündniß gewünschtwird, nämlich zudem,Eng land in einem etwaigen Kriege dieses Staates mit Rußland nicht ohne Verbündeten zu lassen. Wenn man Mr. Chamberlain glau ben soll, so ist ein Waffengang zwischen England und Rußland wegen Ostasiens nur noch eine Frage vielleicht schon der nächsten Zeit, da, wie der englische Minister meinte, eine gütliche Verständigung beider Staaten mit einander über China wie über Centralasien unmöglich sei. In der amerikanischen Presse ist nun allerdings der Bündnißvorschlag Chamberlains mit Wärme ausgenommen worden, wobei die „Newyork Times" soweit geht, Deutschland den Anschluß an die geplante englisch amerikanische Allianz zu empfehlen, über welch' absurdes Projekt indessen wohl nicht weiter ge sprochen zu werden braucht, Deutschland wird sich hüten, den ihm rasseverwandten Völkern jenseits des Canals und jenseits des atlantischen Ozeans die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Was jedoch die Stellung der Unionsregier ung zu dem von Mr. Chamberlain befürworteten Vorschlag eines förmlichen Bündnisses der beiderseitigen Staaten an- belangt, so dürfte man sich in Washington wohl sagen, daß die Vorthcile einer solchen Allianz schwerlich auf Seiten Nordamerikas liegen würden. Dieselben würden lediglich vielmehr England zu Gute kommen, welches dann mit einem Schlage aus seiner politischen Jsolirtheit heraus wäre und nun, gestützt auf den Bund mit dem mächtigen amerikani schen Vetter, seinen egoistischen Plänen im europäischen Orient, wie in Asien und Afrika die Ziegel schießen lassen könnte. Das wird man gewiß auch in den Washingtoner Re- gierungskreisen erwägen, und sich hierbei sagen, daß ein Bund mit England die nordamerikanische Union nothwendig in einen bedenklichen Gegensatz zu den anderen, europäischen Großmächten bringen müßte, vor Allem zu Rußland und Frankreich. Die Nankees sind aber nicht nur im geschäftli chen Leben gerissene und practische Leute, sondern auch in der Politik, sie wissen, daß ihnen die etwaige Gegnerschaft Rußlands und Frankreichs durch eine noch so dicke Freund schaft mit England noch lange nicht ausgewogen werden könnte und werden sich darum zweifellos hüten, den Eng ländern mit dem von letzteren gewünschten Bündniß ernst lich „auf den Le>m" zugehen. Selbst wenn Nordamerika scheinbar in die dargebotene Hand John Bulls einschlagen sollte, so wäre dies doch nichts als ein schlaues Manöver, denn im jetzigen Augenblick, wo der Krieg der Union mit Spanien in seinem Ausgange noch keineswegs absolut sicher zu beurtheilen ist, erhält die Sache Amerikas durch die Sympathien des englischen Vetters allerdings ein ge wisses Relief, und eine wohlwollende Neutralität Englands für sich kann „Onkel Sam" in dem Kampfe mit Spanien jarecht gut gebrauchen. Sich nun aber deshalbEngland ernstlich zu verpflichten und ihm in dessen weitschauenden Plänen in Asien und Afrika Vorschub zu leisten, dazu wird man ame rikanischerseits wenig Neigung verspüren, darüber kann schon jetzt kaum ein Zweifel bestehen. Russischerseits wird denn auch zum Ueberfluß den Ame rikanern durch einen Artikel in der „Nowoje Wremja" zu verstehen gegeben, daß Rußland etwaige Abmachungen zwi schen England und Nordamerika speziell wegen der Philippi nen nicht stillschweigend hinnehmen, sondern dann aus die Seite Spaniens treten würbe; als selbstverständlich hätte es nachher zu gelten, daß Frankreich auf Seiten Rußlands stünde. Offenbar hat man jedoch in Washington keine Lust, sich England zu Liebe ,n einen Krieg mit Rußland und Frank reich zu stürzen, und so wird denn der praktische Amerika ner, sobald nur erst der Krieg mit Spanien zu Ende ist, vermuthlich das gegenwärtige Kokettiren mit seinem englischen Blutsverwandten wieder aufgeben und dann wird auch nach dem englisch-amerikanischen Allianzproject kein Hahn mehr krähen. Darum kann man auch die pessimistischen Betrach tungen, welche das letztere in französischen Blättern bereits hervorgerufen hat, auf sich beruhen lassen; England wird sich hüten, im Vertrauen auf Nordamerika, Rußland in Ostasien den Krieg zu erklären und gleichzeitig in Afrika einen Angriff auf den dortigen Colonialbesitz Frankreichs zu unternehmen. OerMche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. An vergangener Mittwoch wurde auf dem Schwedenstein die Grundsteinlegung zu dem vom hiesigen Gebirgs- und Verschönerung-Verein unternommenen Thurmbau in einfacher, aber würdiger Weise vollzogen. DeS ungünstigen Wetters wegen hatten sich zu diesem Act nicht allzuviel Mitglieder einqesunden. Nach einem Von der hiesigen Stadtcapelle gespulten Choral ergriff Herr Stadtrath Borkhardt im Namen des GesammtvorstandeS daS Wort und schilderte vortresflich den Zweck des Thurm- boueS. Alsdann legte der Vorstand des Vereins, Herr Felix Herberg unter dem Motto : „Fördere den Fremden verkehr sür Pulsnitz und Umgebung!" die von Herrn Kupserschmiedemeister Edwin Hofmann gestiftete Hülse, Ssdu. iiMr 2eit W ittstM usch, ttstroi lahnhof d Mägel. Auf Antrag der Erben des Gutsbesitzers Carl Gottlob Winkler in Großnaundorf soll das zu dessen Nachlaß gehörige Bauergut, Nr. 19 des Br.-C.-Fol. 18 des Grund- Hypotheken-Buchs für Großnaundorf, 48 Acker, 49 U Fläche enthaltend, mit 237,78 Steuereinheiten belegt, ortsgerichtlich auf 23425 Mark taxirt, mit der anstehenden Ernte den 27. Mai 1898, nachmittags 2 Uhr, an Drt und Stelle im Nachlaßgute selbst freiwillig meistbietend versteigert werden. Erstehungslustige werden geladen, rechtzeitig sich einzufinden. Die Versteigerungsbedingungen sind den an Amtsstelle und im Gasthof zum Erbgericht in Großnaundorf aushängenden Anschlägen beigefügt. Gleichzeitig werden Alle, welche an den Nachlaß Zahlung zu leisten haben, oder Forderungen an den Nachlaß zu haben vermeinen, veranlaßt, Zahlungen und Anmeldungen ungesäumt zu bewirken. Das Königliche Amtsgericht P u l s n i tz , am 14. Mai 1898. v. Weber. Bekanntmachung, Impfung betreffend. Die öffentliche Impfung und Jmpfrevision, welche uneutgeldlich durch den hiesigen verpflichteten Jmpfarzt Herrn l)r. weck. Schlosser vorgenommen wird, erfolgt in hiesiger Stadt und zwar im Rathhaus, 1 Treppe an folgenden Tagen: Impftermin, Montag, den 6. Juni 1898, Nachm. von '/,3 Uhr bis 3 Uhr Mädchen > , z Knaben ' Jmpflffte k der lm Jahre 1886 geborenen Kinder, „ „ '/,4 „ „ 5 „ der im Jahre 1897 geborenen Kinder (Jmpfliste und Impfrrvifionstermin, Montag, den 13. Juni 1898, Nachm. von /,S Uhr bi» Nhi Moochro r Zahn IW« «-bor-nev «nd-i. „ „ « „ 5 „ der im Jahre 1897 geborenen Kinder (Jmpfliste ^). Es werden hiernach die Eltern, Pflegeeltern und Vormünder der nach § 11 des Reichsgesetzes vom 8. April 1874 impfpflichtigen Kinder bez. Mündel unter ausdrücklichem Hinweis auf die in H 14, Abs. 2 des gedachten Gesetzes angedrohten Strafen aufgefordert, mit ihren impfpflichtigen Kindern bez. Mündeln in dem oben anberaumten Impf- und Revisionstermin, zu welchem schriftlich noch besonders vorgeladen werden wird, behufs der Impfung und ihrer Controlle zu erscheinen oder die Befreiung vor dem Impftermine durch ärztliches Zeugniß bei dem unterzeichneten Stadtrath nachzuweisen. P u l s n i tz, am 17. Mai 1898. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. —