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Postscheckkonto Leipzig 4.36 Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Tsünberg und in den Ortschaften nachstehender Standesamtsbczirke: Altstadt Waldenburg, BrLunSdorf, Callenberg, Ehrenchain, Frshnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, LanzenchurSdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwiukel, Oelsni- i. Erzgeb., Reichenbach, Remse. Schlagwitz, Schwaben, .Wolkenburg und Ziegelheim. 1915 Freitag. Sen 15. Januar Wittermtgsbericht, ausgenommen am 14. Januar, Miltag 1 Uhr. Barometerstand 761 mm reduziert aus den Meeresspiegel Thermometcrftand -s- 4 ° L (Morgens 8 Uhr -s- 1,» ° L. Tiefste Nachttemperatur-s- 0,s L.) Feuchttgkeitsgehatr der Luit nach Lambrecht« Potymcter 91 °/». Tanpnnkt -s- 2,» °. Windrichtung: Südwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 3.» mm Daher Wittrrvngravsfichte« für den 15. Januar: Bedeckt mit Neigung zu Niederschlägen. Die Anzeigepfltcht bei ansteckenven Krankheiten wird namentlich dann nicht immer gehörig erfüllt, wenn ein Arzt zur Behandlung des Kranken nicht zugczogcn worden ist, weil d e Verpflichtung zur Anzeige alsdann auf den HaushaltUNgsVSrstand oder den Hauseigentümer übergeht. Die Anzeige ist stets bei der Polizeibehörde des Aufenthalts ortes des Erkrankten oder des Sterbeortes UNVerjÜgltch zu bewirken. Zuwiderhandlungen gegen diese Verpflichtung sind mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft zu ahnden. . Waldenburg, den 12 Januar 1915. Der Stadlrat. Bekanntmachung. Die Gewcrbekammer zu Chemnitz wird für das Jahr 1915 zur Deckung ihrer Bedürf nisse einen Beitrag von 3 Pfennigen auf jede Mark der Einkommensteuer nach Spalte 0 des EinkommenstcuerkatastcrS erheben. Chemnitz, den 12. Januar-1915. Die Gewerbekammer. E. Heidrich, Or Hößler, Vorsitzender. Syndikus Zwei französische Stellungen in Besitz genommen, 1700 Franzosen gefangen, 4 Geschütze und mehrere Maschinengewehre erobert. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 13. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz: In der Gegend Nieuport sand ein heftiger Artilleriekamps statt, der die Räumung der feindlichen Schützengräben bei Palingsbrug, einem Vorort von Nieuport, zur Folge hatte. Die feindlichen Angriffe am Kanal von La Bassoe sind endgiltig abgewiesen. Französische Angriffe aus La Boisselle und die Höhe von Nouvon wurden zurückgeschlagen. Den gestrigen erfolglosen französischen Angriffen auf die Höhe von Crouy folgte ein deutscher Gegenangriff, der mit einer vollständigen Niederlage der Franzosen und einer Säuberung der Höhe nordöstlich Gussies und nördlich Crouy endete. Unsere Märker setzten sich in den Besitz von zwei französischen Stellungen, machten 1700 Gefangene und eroberten 4 Ge schütze, sowie mehrere Maschinengewehre. Ein französischer Sappenangriff in Gegend südlich St. Mihiel ist erfolgreich abgewiesen. Unsere Truppen setzten sich in den Besitz der Höhen nördlich und nordöstlich Nomeny. In den Vogesen ist die Lage unverändert. Oestlicher Kriegsschauplatz: Die Lage im Osten änderte sich seit gestern nicht. Die Deutschen bereite« eine« Vorstoß zwischen Dix- mniden und dem Meere vor. Der Leiter der auswärtigen Politik der Donaumonar chie, Graf Berchtold, ist znrückgetreten. Am Mittwoch früh trat in Italien ein heftiges Erd« beben auf Auf die italienische Ratlonalanleihe wurden bisher 1,3 Milliarden gezeichnet. In Avezzano find 10,000 Personen durch das Erdbeben umgekommen. Italien will nicht dnlden, datz England und Frankreich die Dardanellen angreift. In England steht ei» Bergarbeiterstreik bevor. Nene englische Truppen find an der sranzöfischcn Küste gelandet. In London ist der Mehlprels ans 45 Schilling für den Sack erhöht worden. England hat anch zwei norwegische Panzerschiffe weg genommen. Das norwegische Parlament ist mit einer Thronrede eröffnet worden. Die großen Niederlagen der Russen in Polen find in Petersburg durch Soldatenbriese bekannt geworden. Im Moskauer Gebiet haben im November 248 Firmen Bankerott gemacht. Die Verpflichtungen dieser Firmen werden auf über 28 Millionen Rubel geschätzt. Russische Truppen find auf rumänisches Gebiet ein« gedrungen. Der rumänische Grenzhauptmann gab Befehl zum Schießen. 2 Kosaken wurden erschossen. Die türkische Flotte bombardierte die russische Hafeu. stadt Makrjali. Das türkische Heer im Kaukasus ist bedeutend ver- stärkt worden. Die Türken find in Täbris eingerückt. Zwischen Loudon oud Washington scheint ein Einver nehmen wegen des Kouterbaudestreites erzielt zu sein. «Waldenburg, 14. Januar 1915. Hervorragende deutsche Geschichtsforscher haben sich bemüht, die eigentlichen Ursachen und Urheber des gegenwärtigen Welt krieges festzustellen. In einer Reihe von Schriften, die jetzt veröffentlicht worden find, sind die Ergebnisse dieser Feststellungen niedergelegt worden. Sie stimmen darin überein, daß die größte Verantwortung für den Krieg der verstorbene König Eduard von England trägt. Der heutige Leiter der englischen Auswärtigen Politik, Minister Grey, seine Kollegen Delcassee in Paris und Iswolski aus Petersburg, heute russischer Bot schafter in Frankreich, hätten ihre Intrigen nicht zu Ende führen können, wenn nicht das heutige England den rechten Boden dafür abgegeben hätte. Es ist nicht zutreffend, anzunehmcn, daß König Eduard's deutschfeindliche Wirksamkeit erst mit seinem Regierungsantritt im Jahre 1901 eingesetzt hätte; diese Tätigkeit hatte schon viel früher begonnen. Der junge Prinz von Wales verlor im Alter von zwanzig Jahren (1861) seinen Vater, als er ihn gerade für die Ausbildung seines Charakters am nötigsten gebrauchte. So ward er ein äußerlich sehr liebenswürdiger, aber geistig ein „übermoderner" Mensch, bevor nur Jemand an eine moderne Zeit dachte. Als in den siebziger Jahren das Parlament seine Schulden bezahlte, wurden dort öffentliche Kritiken abgegeben, die aussprachen, daß der Thronfolger kein Leben führe, wie cs einem Engländer zukomme. Mit den Jahren ist das in London vergessen, aber die ganze LebenS- anschauung des Prinzen von Wales gewann, zuerst auf die englische Gesellschaft und domit auf alle Kreise, im Lande einen beherrschenden Einfluß. Aus dem puritanischen England ward rste Heeresleitung. (W. T -B) ein vergnügungssüchtiges, profitwütiges Land, das sich von der ernsten Arbeit abwcndete und bald auf das unermüdlich tätige Deutschland eifersüchtig wurde. Die Regsamkeit des neuen Deutschland ward dem modernen England unbequem, daS früher dem europäischen Kontinent in weitschaue»der Friedens arbeit ein Vorbild gewesen war, jetzt aber hinter ihm zurück blieb. Die Abtretung von Helgoland (1891) war der letzte Akt einer mit Deutschland sympathisierenden britischen Politik, dann erfolgte die jähe Wendung. Der Gold- und Diamantenreichtum in der südafrikanischen Burenrepublick weckte die Begehrlichkeit der ersten britischen Kreise. An den Spekulationsgeschäften war namentlich die hohe Aristokratie und mit ihr der Prinz von Wales beteiligt. Die Folge war der mehrjährige Burenkrieg, den nach dem Tode seiner Mutter Viktoria König Eduard durch seinen Einfluß zu beenden wußte. Man hielt ihn für einen Friedens freund, während er doch nur diesen Krieg beseitigt wissen wollte, um sich gegen Deutschland wenden zu können. Der ausgeprägte Deutschenhaffer Delcassee in Paris ward des Königs Freund; 1904 begann das Ränkespinnen gegen Deutsch land, das schon 1906 zu dem französisch-englisch-belgischen Jnterventionsvertrage führte. Das war der erste Schritt zum beabsichtigten Kriege. König Eduards Reisen zum Zweck der Vollendung seiner Eiukreisungspolitik sind bekannt, und das neue, entartete England, das von den Hetzblättern unaufhörlich gegen Deutschland eingenommen wurde, jubelte dem König zu. Als dieser 1910 starb, war der Krieg nur noch eine Frage der Zeit, und für die englische Politik kam es lediglich darauf an, sich ein geschicktes Inszenieren zu sichern, damit es die Hauptlasten des Feldzuges anderen Staaten aufbürden konnte. Haben sich in der modernen Zeit alle Nationen in gewissen Auffassungen geändert, so war dieser Wechsel am größten und folgereichsten in England. Die Ränkepolitik hätte nicht in dem