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Imöerger Anzeiger und Tagevlatt. Amtsblatt deS Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg und Brand. ^-187. Erscheint jeden Wochentag früh 8 U. Inserate werden bi« Nachm. Z Uhr für die nächste Nr. angenommen. Donnerstag, den 13. August Prei« vierteijährl. 20 Ngr. Inserate ! werden di« gespaltene Zeil« odrr d«ren i Raum mit S Pf. berechne«. 1868. Tagesgeschichte. Berlin, 10. August. Der General von Manteuffel, welcher zur Zeit seinen Sommeraufenthalt in Schwarzburg bei Rudolstadt genommen hat, ist heute Berlin passirt, um sich ohne Aufenthalt nach Königsberg zur Uebernahme des Commandos des 1. Armee corps zu begeben. — Wie die „K. Z." hört, ist bei der herrschen den Hitze betreffs der Felddienstübungen Beschränkung auf das Nothwendigste und besondere Vorsorge für die Gesundheit der Einzelnen, namentlich was Trinkwasser u. s. w. angeht, verordnet worden. — In der Sitzung des Bundesraths vom 31. Juli wurde in Betreff der Anträge des Bundeskanzlers wegen Deckung der Bundesausgaben beschlossen, wie folgt: 1) daß vom 1. Juli d. I. an mit der Einzahlung der Matricular- beiträge in monatlichen Raten an die Bundeskaffe, sowie mit Einsendung der monatlichen Kassenübcrfichten der nach Art. 38 der Verfassung in die Bundeskaffe fließenden Zoll- und Steuereinnahmen, sowie der für Rechnung, des Bundes geleisteten Ausgaben sortzusahren sei; 2) daß die Bundesmilitäirerwallung in den letzten sechs Monaten des Jahres, auch im Lause jedes einzelnen Quartals auf die bei den Landesklassen eingegangcnen Zölle und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern Anweisungen solle erlassen können, und daß diese Anweisungen auf die Kassen derjenigen Staaten, welche vnhältnißmäßig größere Einnahmen an Zöllen und Verbrauchssteuern haben, in fiärkcrni Maße erfolgen dürfen; 3) daß in Betreff des weitern Antrages die Beschlußfassung aus zusetzen sei, da zur Zeit ein fester Anhalt für die Höhe des durch Beiträge der einzelnen Bundesstaaten zu deckenden Ausfalls und für die Vertheilung desselben aus die Post- und Zoll- und Steuereinnahmen nicht vorhanden und eine Verlegenheit für die Bnndeskasse in den nächsten Monaten nicht zu erwarten sei. Lübeck, 10. August. Lübeck tritt mit dem morgenden Tage dem Zollverein bei. Die seiten des Senats angeordnete Nachver steuerung soll mannigfache Erleichterungen involviren. Darmstadt, 9. August. Man meldet aus Rödelheim: Gestern verschied im höchsten Greisenalter der Geh. Rath Or. Hannibal Fischer in der Villa seiner Schwiegertochter, der Frau Hofrath Fischer-Goulette. London, 9. August. In Irland sind die gerichtlichen Unter suchungen über die zur Zeit erwähnten religiösen Crawalle in vollem Gange. In Londonderry z. B. wurden nicht weniger als 23 Per sonen vor die Assisen verwiesen. In Magherafelt, Desertmartin, Monaghan u. s. w. sind die Behörden in ähnlicher Weise in An spruch genommen. — Zur Wiederherstellung des atlantischen Kabels, welches fast an derselben Stelle wie im Juli v. I., 88 Meilen von Heartscontent beschädigt ist, hat der Dampfer „Hawk," Kapitän Halpin, Ordre erhalten, sofort in See zu stechen. — Aus den chinesischen Gewässern langt ein Bericht über ein Zusammentreffen zwischen dem englischen Kanonenboote „Algerine" und eingebornen Seeräubern ein, der die Unsicherheit jener Küsten von Neuem in's Licht stellt: Am 26. Mai ging das genannte Schiff aus dem Hasen von Hongkong ab, um ein Fahrzeug zu verfolgen, das in nächster Nähe einen räuberischen Angriff gemacht hatte. In der Bai von MirS stieß man aus eine Dschunke von etwa hundert Tonnen, deren Bemannung sich alsbald aus dem Staube machte und nicht einzuholen war. Das Fahrzeug, das seine Bestimmung unverkennbar verrieth, wurde ohne Weiteres verbrannt. Nach einem kurzen Abstecher nach Macao, um frisches Wasser und Nachrichten zu holen, wurde die Bersolgung wieder angenommen, und am 3. Juni sand sich das Kanonenboot acht schwer bewaffneten Piratensahrzeugen unfern von Namoa gegenüber. Der Befehlshaber der „Algerine" rief die Dschunken an und erhielt aus die Frage: woher und wohin? die Antwort: von Macao nach Hainan. Eine weitere Auskunft über Papiere wurde in trotzigster Weise und mit der Drohung abgeschlagen, man werde die kleine englische Nußschale in die Luft sprengen. Die „Algerine" zeigte sich indessen nicht gesonnen, das abzuwarten, und sandte alsbald einen eisernen Gruß aus einem ihrer Geschütze hinüber. Die Piraten hatten inzwischen eine Linie sormirt und gaben aus ihren sämmtlichen Kanonen ein beträchtliches Feuer ab, das aus den drei Geschützen des Kanonenbootes mit Voll kugeln und Sprenggeschossen nachdrücklichst vier Stunden hindurch er widert wurde. Eine der Dschunken, die sich schließlich nach dem Lande zu hinwegzuschleichen suchte, wurde abgeschnitten Und geentert. Die Papiere fanden sich im Allgemeinen in Ordnung, wegen Thetlnahme am Kampfe indessen wurde der Capitän gefangen genommen und da» an Bord befindliche Geschütz ins Meer geworfen. Während die „Alge rine" hierbei beschäftigt war, suchten die übrigen Schiffe mit vollen Segeln unter dem Schutze der Dunkelheit in westlicher Richtung zu ent« kommen. Aber das Kanonenboot war ihnen zu schnell, und nachdem das Anrusen der Engländer in derselben Weise wie früher beantwortet worden, kam cs zu einem neuen und hitzigen Kampfe, in dem wegen der geringen Entfernung das Takelwerk der „Algerine" einige Be schädigungen erlitt. Die Seeräuber manövrirten im Anfang diese» anderthalbstündigen Kampfes mit demerkenswerther Geschicklichkeit, aber die Salven von Kartätschen und Traubenschüffen, die da» Kanonenboot nun in Kernschußweite auf ihr Verdeck fegen ließ, rissen bedeutende Lücken in ihre Reihen. Da es mittlerweile dunkel geworden war, auch die See an dieser Stelle gefährliche Untiefen zeigte, so wurde dem Entweichen der Seeräuber nichts mehr in den Weg gelegt, und die „Algerine," die sich mit drei Geschützen und zwanzig Mann gegen eine Uebermacht von t30 Kanonen und etwa 860 Mann behauptet, kehrte mit dem anfangs geenterten Schiffe, das 28 Kanonen, 2l Mann Be mannung und einen Cargo von 7000 D. Werth führte, nach der Station zurück. Sachsen. Freiberg, 12. August. In der letztvergangenen Sitzung des Stadtverordneten-Coüegiums, am 7. d. M., wurden nur wenig Gegenstände von allgemeinem Interesse verhandelt. Ein Postulat aus der Baukasse von 149 Thlr. 27 Ngr. — Pf. für Reparaturen am Ghmnasialgebäude wurde genehmigt, der Rath aber auch hier, wie wegen des in voriger Sitzung verwilligten entsprechenden Postu lats für die Bürgerschule, ersucht, ein Pauschquantum für den betreffenden Zweck, soweit dies noch nicht geschehen sei, künftig sogleich in den Haushaltplan aufzunehmen. In Gemäßheit der in der vorigen Sitzung vom Collegium ausgesprochenen Wünsche sollen die Obsthändler auf dem Obermarkt künftig bei ihren Obsthaufen Nachts Sicherheitslaternen brennen, und ist die Polizei angewiesen, für bessere Passage für Fuhrwerk auf dem Untermarkte zu sorgen. Die Rechnungs-Deputation erstattete Bericht über die Feuerlösch- geräthkaffe auf 1867, die ein aus der Baukasse zu deckendes Deficit von 200 Thlr. 15 Ngr. 2 Pf. aufweist, ferner über die Göldner- sche Stiftungskasse auf 1867 und endlich über die Polizeisportel kassenrechnung auf 1867, die einen Ueberschuß von 633 Thlr. 22 Ngr. 1 Pf. ergiebt. Das Collegium willigte in die Justification dieser drei Rechnungen. Die Gymnasialkassenrechnung und die Materialienrechnung über die Communwasserbauversorgung auf 1865 waren eingegangen und wurden der Rechnungsdeputation zur Be richterstattung zugewiesen. Zwei Bürgerrechtsvorbehaltsgesuche und ein Gesuch um Aufnahme in den hiesigen Heimathsverband wurden, letzteres unter der Bedingung der nachträglichen Beibringung eines Gesundheitszeugnisses, genehmigt. Hk. In der Parochie Tuttendorf wurden am 9. August Folgende in den Kirchenvorstand gewählt: Steiger Sachse und Lehrer Haubold aus Tuttendorf, Gemeindevorstand Zeun, Obersteiger Richter, Steiger Fischer, Ortsrichter Hensel und WirthfchaftSbef. Marbach