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Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Mittwoch, den 6. Oktober 1915 (früher: Der Grenzbote) Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Hierzu Sonntags d!e illustrierte Gratisbeilage „Der Seitspiegel" Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf Anzeigen von hier und aus dein Amtsgerichts- bszirk Adorf werden mü10Pfg.,von auswärts mit 15 Psg. dis 5 mal gsfpaltene Grundzsile oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten Deßlamen dis Seils 30 psg: Der Grenzbots erfcheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFeisrtagsn folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbszahl- bar, 1 M. 35 Psg. Destsllungen werden in der Gefchästsstells, von dsn Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Tel.-Adr.: Grenzbott 8V. Iahrg. Fernsprecher Ne. 14 Hs? Gertliches und Sächsisches. Adorf, 5. Oktober l9i5. —> Der dritte Kriegs-Jahrmarkt fand heute hier statt. Das Wetter war trüb, doch regenfrei. Ter Besuch war den Umständen angemessen gut. Der übliche leb hafte Betrieb in den Schanistätten war natürlich be deutend hinter dein sonstigen Maße zurückgeblieben, zu mal jetzt keine Süngergesellschaften auftreten dürfen. Der Viehmarkt hatte einen Auftrieb von nur 24 Rin dern zu verzeichnen; es wurden 9.60 Mark Stättegeld vereinnahmt. — Wir machen auf die im hiesigen Rathausc (Haus-- flur) aushängenden Bekanntmachungen des stellv. Ge neralkommandos in Leipzig betr. 1. Bestandserl-ebung von tierischen Und pflanzlichen Spinnstoffen (Wolle, Baumwolle, Flachs,- Ramin, Hanf, Inte Seide) und daraus hergestellton Web-, Wirk und Strickgarnen, 2. Bestandscrhcbnng und Beschlagnahme von alten Baumwoll-Lumpen und neuen baumwollenen Stoff-Ab fällen aufmerksam. hiestern wurde im Geschäftszimmer der Firma Gebrüder Uebel hier den Weberinnen Marie Eckardt geb. Lamprecht und Pauline Müller von hier für 25jährige ununterbrochene treue Arbeit daselbst je eine städtische Ancrkennungsurkunoe durch Herrn Bürger meister Dr. Lange mit einer warmempfundenen An sprache überreicht. Außerdem wurden diese treuen Ar beiterinnen noch durch Herrn Fabritmitbesitzer Johannes Elster niit Worten der Anerkennung unter Ueber^ich ung eines Geldgeschenkes ausgezeichnet. - Bericht über den Schlachtviehmarkt zu Plauen am 4. Oktober. Preise für 50 Kilo Schlachtgeivicht. Ochsen (22) 115-133 Mk., Bullen (0) 90-110 Mk., Kalben (32) 128-130 Mk., Kühe ^29) 90 120 Mk., Kälber (38) 120—130 Mk., Schafe (189) 110 13^ Mk.^ Schweine (140) 175—203 Mk. sjsR e i chse nbach i. B, Als Pslichtfortbildungsschule sür Mädchen wird die Koch- und Houshaltungsschule eingerichtet, die jetzt erösjnO wird. Alle Mädchen, die aus der einfachen Volksschule enilassen worden sind, und ihren Wohnsitz im Siadtbezirk Haden, sind zum Besuch dieser Schule verpflichtet. — Nach Rehau und Selb sind Laudsturmkompag nien gekommen, welche in die Grenzdörfer gelegt wer den. Sie dienen der Grenzbewachung gegen das immer mehr umsichgreifende Schmuggelmesen. Annaberg. (Der Flwgerunlerosfizier Böhm ein Sachse.) Der bayerische Fliegeruntcrosfizier Eduard Böhm, der zur Verfolgung dreier französischer Doppel decker allein in Colmar aufgestiegcn ist, und in Haßloch in Vaden zwei davon heruniergeschossen' und den drillen verjagt hatte und dafür im Heeresbericht besonders er wähnt wurde, ist erst 22 Jahre alt und stammt aus dem Pfarrdorf Herold bei Annaberg. Erst zu Anfang d. 2- wurde er zu seiner Ausbildung dem Fliegerbataillon in München zugeteilt. Ebersbach. Hilflos aufgesuuden wurde am Babu damm beim alten Teich, der 16jährige Bäckerlehrling Lampel. Ihm war eine Hand und ein Fuß vom Zuge abgefahren. Der Schwerverletzte ist ein Sohn des StatwnssckMffuers Lampel vom hiesigen Bahuhose. Gornsdorf i. Erzgeb., 3. Oktbr, Tödlich überfah ren. Beim Einfahren vvn Kartoffeln wurde der Wirt schaftsbesitzer Pfefferkorn von seinem eigenen Geschirr überfahren und so schwer verletzt, daß er nach kurzer Zeit starb. Leipzig. Das Dienstmädchen Holfert hat ihr Vermögen in Höhe von etwa 2400 Mark der Stadt Leipzig mit der Auflage vermacht, die Zinsen zur Unter stützung armer, alter, würdiger Dienstboten zu verwenden- Leipzig. Auf dem Transport von Leipzig nach Berlin ist eine Holzkiste abhanden gekommen, in der sich 4000 Stück neue Dividendenscheine der Emission 14 mit Erneuerungsscheinen der allgemeinen Elcklrizitälsgescllschast in Berlin befanden. Die Kiste ist anscheinend gestohlen worden. Die Gewinnanleilschcine, die in grauer Färbung gehalten sind, haben zunächst keine EüIti'Zkeit. D resde n. Tic Zweite Strafkammer des hiesigen Königl. Landgerichts verhandelte gegen den 18 Jahre alten Kaufmann Hermann Walter Burkert aus Dresden wegen Diebstahls und Unterschlagung im Amte. In fei ner Stellung als Aushelser bei dem hiesigen Kaiser). Postamte 6 unterschlug der Angeklagte seit Mai d- I. einige Briefe, die ihm zur Austragung übergeben wor den waren. Burkert öffnete die Briefe, die von Sol daten aus dem Felde für ihre hier wohnenden Frauen bestimmt waren, und eignete sich die Inhalte, ins gesamt 81 Mark bares Geld, rechtswidrig an. Außerdem verübte der Angeklagte noch zwei Diebstähle. Das Urteil lautete auf 7 Monate Gefängnis. Dresden, 4. Oktober. Seine Majestät der König haben anläßlich der letzten Kämpfe an der Westfront fol gende Telegramme Allergnädigst ergehen lassen: Ge neral der Artillerie von Kirchbach, 12. Reservekorps. Nach Meldung des Miliiärbevollmächtigten haben sich die Truppen Ihres Korps ohne Ausnahme in den schweren Kämpfen in den letzten Tagen ausgezeichnet geschlagen und verdienen für ihre hervorragende Tapferkeit größte Anerkennung. Es gereicht Mir zur besonderer Freude, dem Korps Meine vollste Anerkennung dafür aussprechen zu können und in der wärmsten Weise allen Beteiligten zu danken. Gelreu der alten, ruhmreichen Tradition Meiner Armee habe Sie neue, unvergängliche Lorbeeren um ihre Fahnen gewunden. Sowie die Verhältnisse es erlauben, gedenke Ich meine braven Truppen persönlich zu begrüßen — Generalleutnant Lucus, 123. Infante riedivision. Nach Meldung des kommandierenden Generasl . . . Armeekorps hat die Division in der Zeit wo sie dem Korps unterstellt war, in einem besonders schwieri gen Teile der Stellung in wochenlangem Ausharren un ter schweren Verlusten Hervorragendes geleistet. Ich spreche den beleiligten Truppen Meine besondere Aner kennung und wärmsten Dank dafür aus. Mügeln bei Pirna. Mord und Selbstmord. Die hier wohnende 29 Jahre alte Frau Fritzsche hat ihr an 2jährigen Mädchen die Kehle durchgeschuitteu und sich denn selbst erhängt. Der Mann der Frau steht im Felde. Meisten. Auf dem Postamt in Niederau erschien ein 13jährigcr Knabe eines im Felde stehenden Kut schers vom Rittergut irr Obcrsau, um 100 Mark zur dritten Kriegsanleihe zu zeichnen. Als man den Knaben, der das Geld gleich mitgebracht hatte, fragte, ob seine Mütter den Betrag zeichnen wolle, antwortete -er: „Nein, ich, ich habe gespart, und was mir noch fehlte, hat mir mein Pate dazu gegeben " — -Aus Oberwiesenthal, 900 Meter hoch im fach sischen Erzgebirge gelegen, wird vom 4. Oktober ge drahtet, daß, seit heute morgen die Höhe des Erzgebirges von Schnee bedeckt ist. Es schneit weiter. Vorläufig ist die Ausübung irgendwelchen Sportes nicht möglich. Der Weltkrieg. Berlin, 4. Oktbr. Generalfeldmarschall von Hin denburg hat au deu Präsioenten des prensifche» Ab- geordnetenhanses, Grafen v. Schwerin-Löwitz auf das ihm zu seinem Geburtstag übersandte Glückwunsch?, telegram»: folgendes 2lnlworrtelegramm gerichtet: Eue rer Exzellenz und dem hohen Haufe der Abgeordneten danke ich herzlich sür die mir gütigst ausgesprochenen Glückwünsche. Gott der Herr wird auch weiter mit unseren Waffen sei». Feldmarschall von Hindenbnrg. Berlin, 4. Okibr. Zu dem Einzahlungsergebnis von 5 Milliarden Mark bis zum 2. Oktober aus die Kriegsanleihe bemerken die Blätter, daß- diese Ein zahlungen nicht minder Wie das Zeichnungsergebnis selbst über alle Erwartungen hinausgehen. Anstatt der bis zum 18. Oktober zu leistenden Einzahlungen von 30 Prozent sind jetzt schon 42 Prozent eingczahlt worden. Bremen, 4. Oktbr. Die Rettungsstation Bar- Hoeft der deutschen Gesellschaft für Rettung Schiff brüchiger telegraphiert: Heute von dem Fischerboot See adler, Fischer Oesterreich, gestrandet auf der Sand bank Bock, mit Fischen von Darssc-rort nach Stralsund bestimmt, 2 Personen gerettet durch das Rettungsboot der Station Barhocft.. Nordoststurm mit Regen. Wien. Der Namenstag des Kaisers ist in der ganzen Monarchie festlich begangen worden. Ueberall wurden Festgottesdienjte abgehalten. Die Reichshaupt stadt Wien prangt in reichem Flaggenschmucke. Sowohl von öffentlichen wie von privaten Gebäuden wehen Fad- nen in österreichischen und ungarischen Fa>ben. (WTB.) — Petersburger Blättern ist zu entnehmen, daß in-- folge fortgesetzter Umzüge von Hochschüleru mit roten Fahnen alle höheren Lehranstalten auf Besch! der Re gierung geschlossen wurden. Kopenhagen, 4. Oktbr. Der schwedische Jn- valiüenzug ist gestern eingestellt worden, weil aus Ruß land, wo wahrscheinlich Trausportschwicrigkeiten auf getreten sind, nicht die genügende Anzahl Deutsrlwr eingetroffen waren. Im letzten Zuge befanden sich nur zehn Passagiere. Die Wiederaufnahme des Trans ports dürfte erst innerhalb eines Monats wieder mög-- lich sein. — Die Turiner „Stampa" meldet: Ter Minisler rat stimmte der Einstellung farbiger italienischer Trup pen an der Front für die Frühjahrsoffensive zu. — Die Regierung in Rom Verb--) die Tagung der römischen Arbeiterverbätlde, weil die Zusammenkunft die Friedensbedingungen erörtern sollte. — Acich die schweizerisch-italienische Grenze wurde, wie aus Lugano gemeldet wird, größtenteils gesperrt. Die Paßvorschriften sind auf beiden Seiten außer ordentlich verschärft. Es verlautet, daß die italienischen Truppenverschiebnngeu an der Schweizer Grenz-- immer andaucru. — Der „Herald" nunoet: Zwischen den Vierver- bandsmüchten wurde am 27. September ein neues Abkommen über Albanien und den Balkan unterzeich net, dessen Inhalt au Serbien und Montenegro zur Kenntnisnahme mitgeteilt worden ist. — Die Nachrichten des ^Teinps" von einer bevor stehenden Truppenlandung in Saloniki wird von der Presse freudig aufgenommeir. Mau erklärt, Bulgarien habe den Alliierten einen Dienst erwiesen durch seine Haltung, denn jetzt sei der Weg nach Konstantinopel offen. Eine Verletzung der griechische» Neutralität liege nicht vor, da die Landung zu Griechenlands Schutz erfolge. König Konstautiu werde sich kaum von den deutsche» Agtwteu beei»flufseu lassen. Ein Protest Griechenlands wäre nur ein Matt Papier, das sich Zwischen Griechenland und die Verbündeten stellen könnte. Mailand, 4. Oktbr. Der: Sonderberichterstatter des Corriere della Sera in Äthen drahtet: Uuer- warteterweise ist General Hamilton, der Höchstkomman- dierende der englisch-französischen Dardanelteustreit- kräfte, am Donnerstag in Saloniki eingetroffen. Ha milton ertlürtc, beauftragt zu sein, die Ausschiffung der Truppen vorzubereiten, welche dir Vierverbands- machte »ach Mazedonien schicken, und die zusammen mit dem griechischen Heer gegen den bulgarisclieu An griff auf Serbien operieren würden. Die Nachricht vvn dem unerwarteten Besuch Hamiltons verursachte in di-, plomatischen Kreisen Athens große Bewegung. Die Lage erscheint als sehr ernst. Die amtliche Palris schreibt dazu, Hamilton habe keinen Schritt unternommen, wel cher beunruhigen könne, da er nicht der erste fremde Offizier sei, der Saloniki passiere. Der einzige be- beunruhigendc Umstand sei die Zusammenkunft Hamil tons mit dem griechischen Generat Moschopulos, dein komnrandierenden General des dritten Armeekorps, von dem sich Hamillon verschiedene Auskünfte für de» Fall der Ausschiffung von nach Serbien bestimmten Trup pen habe gehe» lasse» Adoschopulos habe sofort das Ministerin»! davon in Kenntnis gesetzt, und der Mi nisterrat pruste die Frage sorgfältig. Tas Mati führt aus, daß die bloße Gegenwart Hamiltons in Saloniki augenblicklich noch keine diplomatischen Schritte Gric--