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Erzgebirgischer Vollssreund. Tage- MS Amtsblatt für die Gerichtsämter Grünhain, Johanngeorgenstadt, Schwarzenberg und Wildenfels: sowie für die Stadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schwär- zenberq, Wildenfels und Zwönitz. 48, , Sonntag, den 26. Februar. j , ^5, Brei« vierteljährlich Ngr. — Jnseraten-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bi« Vormittag« 1t Ubr. Erledigung. Die in Nr. 37 deS diesjährigen Erzqebirgischen Volksfreundcs abgedruckte öffentliche Vorladung deS CigarrcnarbeitcrS Carl Hermann Markert von hier, hat sich durch dessen heute erfolgte Gestellung erledigt. Johanngeorgenstadt, am 23. Februar 1865. Königliches Gerichtsamt daselbst. In Jnterimöverwaltung: Schubert. Bekanntmachung. Der Begüterte Herr Karl Friedrich Hübner zu Niederaffalter beabsichtiget, auf der zu seinem Gute gehörigen Parzelle, Nr. 3 t 2, unterhalb der Lößnitz-Stollberger Straße und des Gasthofes zum Schönburg'schen Hause, ein FlachSbereitungS- gebäude aufzuführen. Es wird dies AmtSwegen hiermit bekannt gemacht und dabei Jedermann aufgesordert, alle nicht auf Pri- vatrechtStiteln beruhenden Einsprüche innerhalb einer, vom Tage der Insertion dieser Bekanntmachung zu berechnenden Frist von vier Wochen, hier anzubringen. Fürstlich Schönburg'sches Justizamt Hartenstein, am 2t. Februar 1865. Neumann. Tagesgeschichte. Mahnung und Warnung an Preußen. Eine starke und einflußreiche Partei in Preußen will unter jeder Bedingung die Annectirung der Herzogthümer durchsetzen. Thut sie wohl daran? — Arbeitet sie dadurch wirklich zu Preußens Glück und Stärke? Wir antworten auf diese Fragen: Nein, nein! — Hier der Beweis! Deutschland war einig, Schleswig-Holstein dem dänischen Drucke zu entreißen. Keine Macht der Welt wagte es, sich zu wider setzen, weil alle Mächte eben diese Einigkeit fürchteten. Jetzt, da Preußen seinem Vergrößerungsgelüste stöhnend, jene Eintracht von ganz Deutschland vernichtet und gerechte Erbitterung im schleswig-hol steinischen Volke selbst hervorgerufen hat, — jetzt beginnt auch das Ausland sich zu regen, und so kann es noch kommen, daß schließlich sogar ein Theil des errungenen Erfolges nochmal« in Frage gestellt wird. England, das während des Krieges eine so eklatante diplo matische Niederlage erlitt und das dann in einer Weise wie nie zu vor den Grundsatz aufstellte, sich in auswärtige Streitigkeiten nicht ferner mehr zu mengen, — es ist gleichwohl jetzt ermächtigt, mit neuen diplomatischen Erklärungen in der Herzogthümerfrage hervor zutreten — in dieser Frage, welche, wenn Preußen und Oesterreich die Rechte Deutschlands und des betreffenden Landes selbst geachtet hätten, als eine innere Angelegenheit jedem fremden Einfluß ent rückt wäre. Ebenso haben wir bereits wahrgenommen, daß Frank reich, welches sich sogar zur Zeit des Kampfes niit dem ihm längst befreundeten Däneniark durchaus passiv verhielt, nunmehr in ver schiedenen, mit besonderer Sorgfalt behandelten Actenstücken dasje nige betont, was es das Nationalitätsrecht nennt, und daß es das Unrecht hervorhebt, welches an der Bevölkerung der Herzogthümer begangen wird, die man ihrer natürlichen Befugniß beraubt, ihre künftigen Geschicke selbst zu bestimmen, oder darüber nur gehört zu werden! Es ist freilich kläglich genug, daß eine deßfallstge Mahnung von der Seine her kommen muß. Die innere Wahrheit und Be- rechtignng des Begehrens wird man indeß nicht hinwegstreiten. Es ist möglich, daß es dem Berliner Cabinette gelingt, die Angelegen heit noch Jahrelang herum zu ziehen. Vorhersehen aber läßt sich, daß dieselbe dann sehr wohl in einem solchen Momente zur Ent- scheidung gebracht werden kann, in welchem Preußen völlig isolirt steht, preisgegeben den Feinden, die es in allen Richtungen muth- willig sich zugezogen hat. Die Einwohner der Herzogthümer voll gerechter Erbitterung, Oesterreich naturgemäß feindlich jeder Ver größerung Preußens, und dann das verhöhnte Deutschland! Ob man die Thatsache bedauere oder nicht, aber vorhersehen läßt sich deren Eintreten, daß wenn Preußen die Herzogthümer nicht zn einem vollberechtigten deutschen Bundesglied werden läßt, wenn es dieselben stattdessen vergewaltigt, sei es durch Annexion oder durch entwürdigende Conventionen, — es alsdann den fremden Mäch ten, gegenüber keinen Verbündeten hat, und — sprechen wir das Wort geradezu aus, daß es alsdann des schützenden Rückhaltes er mangeln wird, dessen dieser nur künstlich in seiner Stellung erhal tene Großstaat mehr als jeder andere bedarf. Das Vergrößerungs- gelüste hat den preußischen Staat schon einmal an den Rand des Verderbens gebracht. Als die Herrschaft über Hannover erlangt war, jubelte der kurzsichtige Borusstsmus. Und doch führte gerade diese Pfiffige Politik unmittelbar zum Tage von Jena und dem Frie den von Tilsit. Preußen kann vielleicht dermalen eine Vergewal tigung in Nordalbingen durchführen. Zur vollen Anerkennung die ser Gewaltthat wird es nicht gelangen. — Und Diejenigen, welch« jede Vergrößerung Preußens für einen Schritt zur Einigung Deutsch lands ausgeben möchten, dürsten schließlich noch sehen, daß damit nicht nur das Verderben Preußens selbst herbeigcführt, sondern sogar die für gesichert betrachtete Wiedererwerbung des Nordens der Herzogthümer für Deutschland aufs Neue in Frage gestellt wer den könnte. Deutschland. Preußen. Berlin, 23. Febr. Daß doch nicht die ganze preu ßische Kammer zu den unbedingten Annexionisten gehört, dafür liegt jetzt ein Beweis vor in dem Schicksal, welches der altenburgische Staatsvertrag in der vorberathcnden Commission des Abgeordneten hauses gefunden hat. Bekanntlich handelt eS sich um den Austausch einiger unbedeutender Dörfer zwischen Sachsen Altenbnrg und Preu ßen. Die Commission beantragt einstimmig: „Das Haus wolle be schließen, in Erwägnng, daß die dem preußischen Staatsverbande ein- zuverleibcnden altenburgische» Bewohner der Ortschaften Willschütz und Graefendorf theils über diese Einverleibung nicht gehört sind, theilö Widerspruch dagegen erhoben, — dem Vertrage rc. re. die ver fassungsmäßig erforderliche Zustimmung zn versagen." Wenn man nun schon bei einem solchen Tausche von ein paar Dörfern verlangt, daß die Bewohner gehört und ihr Widerspruch respectirt werde, wie könnte man da die Annexion von ein paar ganzen Ländern, Hen Elbherzogthü mern mein ich, geschehen lassen, ohne daß diese gehört worden sind und obgleich sie fortwährend lauten Widerspruch gegen