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Sächsisch eSlaalszeilmg Staatsan^eiger für den Zreiftaat Sachsen Dresden, Freitag, 5. September 1924 Nr. 207 Der Appell Macdonalds an die Nationen Ter Militarismus kann Europa nicht Für eine Schiedsgerichtskonserenz und für Deutschlands Eintritt in den Völkerbund sichern — Für Achtung vor dem Gesetz und Recht — Beifallsjubel der Völkerbundsversammlung Macdonalds Triumph Genf, 5. Leptember In der heutigen Sitzung bleiben. Isolierte Verhandlungen mit Ber ¬ schen Delegation vertreten und von keiner Dele vertreten find Parallel mit lin können niemals wirksam sein. Londoner Konferenz hat eine neue das der der Vergangenheit wiedeiholen. Zusammenarbeit können wir Problem lösen. Die Politik der Arbeit wird gerade von der brili- rie Ml Frage Neben Hastigkeit, manchmal und eindringlicher wichtigsten Stellen mit das Pult schlagend, nerischem Schwung, der die Irrtümer Nur durch da« schwierige gemeinsamen en in- Ib. hatte, durchbrauste ein minutenlanger der Vertreter der Rationen erhob sich von Macdonald. Der neues und dies unsere haben. dieser Versammlung. (Beifall.) Völkerbund hat eS übernommen, ein europäische» System zu schaffen, > System kann nur bestehen, wenn ehemaligen Feinde aufgehört unsere Feinde zu sein, und die Die vt- ziehung zwischen Deutschland und den an deren europäischen Staaten geschaffen, und diese Beziehungen sollte« nunmehr bewiese« werden durch Deutschlands Erscheinen in des Garantiepaktes Bölkerbundspakt die Mitarbeit in diesem System übernommen haben. Ich hoffe, trotz der technischen Schwierigkeiten, die noch bestehen, das; dieser sehr bald geschehen kann. (Beifall.) Ich wünschte sehr, wenn die.' möglich ist. daß während der drei oder wl UN m, rn ,y. en in« at- is- .'in en Als Macdonald geendet Beifall den Saal. Ein Teil den Plätzen m»d beglückwünschte er nd 06 !l« gt e» Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» ErschelnungStage«. Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 1b Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129b — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2488. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. auslöste, ab und zu unmittelbar an die französischen Delegierten gewandt, die in gespanntester Aufmerksamkeit seinen Ausfüh. rungen folgten. Der englische Premierminister begann seine Ausführungen, indem er der Völkerbundsver- sammlung die Versicherung gab, daß die britische Regierung alles tun werde, was in ihrer Macht stehe, um den Einfluß und die Autorität des Völkerbundes zu ver mehren. Macdonald verlieh zunächst seiner Bewegung darüber Ausdruck, vor dem Forum der Völker- bundsversammlung zu sprechen und polemisierte dann in längereit Ausführungen gegen den Garantiepaktentwurf des Völkerbundes, der nicht geeignet sei, den Frieden zu sichern. Man müsse sich darüber klar sei«, was Sicherheit und was Angriff bedeute. Durch Verträge «nd Pakte, die sich nur auf militärische Garantien stützten und das Re gime der bewaffneten Macht ausrcchterhielten, sei der Friede nicht zu sichern. Es würde dadurch vielmehr die ständige Ge fahr neuer Kriege geschaffen. Ler Friede sei nur durch ein System von Schiedsverträgen zu sichern. Mac donald schlug vor, daß eine Sommisjion damit betraut werde, genauere Vorschläge darüber aulzuarbeiten und zu prüfen, welche Sompetenzen und welche Instanzen das Schiedsverfahren haben könne. Er wünschte, daß dabei besonders die fakul tative Klausel der Satzung des ständigen inter nationalen Gerichtshofes über die obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit ausgedehnt werde. Die Gefahr ist die, so führte Macdonald weiterhin aus, daß cS um da; Problem der Sicherheit solange nicht günstig fleht, als das Problem nur auf Gewalt aufgebaut ist. Der Militarismus aber kann Europa nich t sichern, und wir würden auf diesem Wege nur Stelle der militärischen Sicherungen Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzeil« oder deren Raum 30 Pf., die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein gesandt 90 Pf. Ermäßigung auf GeschästSanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen, gesuche. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Ab- Eine das an „Deutschland darf nicht außerhalb des Völkerbundes bleiben." «Lebhafter Beifall von den englischen Bänken.) Wenn ich eine Formel brauchen darf, die leicht mißverstanden werden kann, so möchte ich sagen: Wir können es uns nicht leisten, daß Deutschland außerhalb des Bundes bleibt. Tie Diskussionen über die Rüstung», frage, Lb.'r die Friedensbedingungen, über die Sicherheitsfrage, über die Garantie der Eristen; der kleinen Staaten bilden eine untrennbare Einheit, die wir nicht erschöpfen ken nen, während ein so wichtiger Sitz in unserer Mitte leer ist. Auch in seincm eigenc« Interesse kann Deutschland nicht außerhalb des Bundes mit beschwörender Stimme, an den den Fäusten auf mit hinreißendem, red- fponian Händeklatschen kN. er. er- e«. «er ,en id« In, a«- Deutschlands Eintritt in den Völkerbund kommentiert. Macdonalds Völkcrbundsrede ist jedenfalls das Ereignis des Tages. In der Atmosphäre der Versammlung zittert noch die Erregung nach. Jeder fragt sich: Welches ist die politische Vedeutnng, die Dragweite dieser Rede? So viel ist sicher, daß Macdonald mit seinem offenen Appell an das Gewissen der Völker der Befriedung Europas einen guten Dienst er wiesen hat. vier Wochen, die die Versammlung noch dauert, diese Angelegenheit in An- griff genommen würde, mit dem Ziele, sie ein für allemal -um Abschluß zu bringen Unsere Verhandlungen können nur dadurch be iegelt werden, daß Deutschland in diesem Saale erscheint. (Stürmischer Beifall.) Im Lauf« der wenigen Wochrn, die uns noch zur Verfügung stehen, müssen wir diese F:age erlrdigen WaS Rußland betrifft, so glaubt die Sowjetregierung an die Revolution und die Zersetzung Deutschlands al» die Vorbedingung zur Schaffung eine» neuen Europas. Aber auch Rußland hat sich gebessert; e» verfolgt nunmehr diplomatische Methoden. Ich hoffe, daß die Berembarnog »wische« England nnd R«ßla«d da» erste Anzeichen n- »ie ert >ll. ll- cu 'll. ih. 'll. en in us kommission zu verweisen, die diese studiert und ihr eine präzise Form gibt, diesem Problem haben wir noch das der Abrüstung. Dir haben das Washingtoner kommen angenommen und erfüllen es. der auch Amerika, Deutschland und Rußland Abrüstungsproblem direkt anfassen. Abrüstung soll ein allgemeines Schiedsverfahren in Kraft treten, gation mehr als von der britischen. Dem Gar an. tiepakt hat die britische Regierung nicht zugestimmt, weil sie darin nicht das richtige Mittel der Sicherung erblickt. Die militärischen Allianzen können keine Sicherheit gewähren. Sie können nur den furchtbaren Zu stand von19l4 wieder herbeiführen. Di- britische Negierung wird die Verträge, die sie unterzeichnet hat, bis auf den letzten Buchstaben erfüllen. Aber man muß genau wissen, welche Verpflichtungen man eingeht. Die Verpflichtungen auf Grund des Garan t i ep a k t pro je kte s müßten das Ende des Völkerbundes bedeuten und die Trene der Nationen zum Völkerbund er schüttern. rie »!- en ier «er re- ie die er- kN, ja »ie ser >ß- »er lUf en »es rm 'lg da» tar wo ch« >cii ii». om »n> "ck n. der ad. uw icn 'S »en n«. ht- ter --». n«. um INI» Genf, 4. September. Vor Beginn der heutigen Sitzung der VölkerbundSversammlung, in der Mac- donald das Wort ergriff, wartete bereits eine große Menschenmenge vor dem Versamm- lungsgebäude auf die Ankunft des englischen Ministerpräsidenten. Vor dem Reformation?, zebäud: und an allen Türen würde die Kontrolle schärfer als sonst gehandhabt. Der große Saal der Völkerbundsoersammlung warbis auf den allerletzten Platz besetzt. Noch nie war eine Sitzung so überfüllt wie heute morgen. Zahlreiche Besucher mußten stch mit Stehplätzen im Saal und auf den Tribünen begnügen. Präsident Motta eröffnete die Sitzung um 11,10 Uhr, indem er mitteilte, daß die Debatte der Abrüstungssrage gelte und er dem erste»« englischen Delegierten, dem Ministerpräsidenten Macdonald das Wort erteile. Macdonald im schlichten grauen Straßen- an>ug bestieg unter minutenlangem stürmischen Beifall die Tribüne. Die Delegierten erhoben sich von den Sitzen. Unter feierlicher Stille und größter Aufmerksamkeit begann der englische Minist rpräsident seine immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochene ern- stündige Rede. Ec sprach mit großer Leb- Grundlage bilden, sowie die Satzungen des inter nationalen ständigen Gerichtshofes, insbesondere die bisher von keiner Großmacht unterzeichnete Klausel, wonach sich die Mitgliedsstaaten des Völkerbundes bereit erklären, die obligatorische Schiedsklausel zu unter- zeichnen. Die Modalitäten einer Verallgemeinerung des obligatorischen Schiedsverfahrens unter gewissen Voraussetzungen und Abschwächungen würden die Hauptaufgabe der vorbereitenden Arbeiten sein. Die Mitarbeit des Völker bundes bestände dann darin, daß er sofort eine Kommission ernennt, die diese Frage unter Berücksichtigung des anderen bisher vorliegenden Materials zu festen Vorschlägen gestaltet, die dann der intcrnationa en Abrüstungs- konferenz, die in Europa stattfinden soll, zu unterbreiten wären. Lehr leb haft wurde auch der Satz in der Rede Macdonalds über werden außer Herriot noch der belgische Ministerpräsident DheuniS, Salandra»Italien und Benesch. Tschechoslowakei das Wort ergreife«. Die Rede Macdonalds über die Sicherheitsfrage machte auf die Völker- bundsversammlung sichtlich tiefen Eindruck. Die Absichten der englischen Negierung, wie sie sich aus der Rede Macdonalds ergebe«, werden folgender maßen definiert: Anstatt des Garantiepaktentwurfs des Völker bundes, der nur militärische Sicherungen gegen angreifcnde Staaten ohne sofortige Abrüstung vorsieht, will Macdonald durch eine internationale Konferenz, auf m- ie« m. m- dafür ist, daß Rußland zur Milarbeit am europäische«, System unter dem Einfluß de» Völkerbundes bereit ist. Wie können wir das Licherheitsproblem behandeln'? Abgesehen von der Entwaffnung», frage existiert ein gefährlicher illegaler Waffenhandel. Dagegen müssen wir Schritte unternehmen. Großbritannien wird dabei mit- wirken. Aber das Hauptproblem ist das der Sicherheit der Nationen. Tie'es Problem müssen wir besonders behandeln. Es fiazt sich: Was ist Sicherheit, was ist einAngrifs? Tas ist s^wer zu definieren. Tas entscheidende Mittel zur Lö- sung des Problems ist die schieds gerichtliche Regelung. Wir brauchen ein Schiedsgericht, um gerechte Schritte einzuleiten ohne militärische Maßnahmen. Tas ist das Problem. Die Frage ist: Lind Lie bereit, die Verpflicht tung zu übernehmen, ein Schieds gericht auzurufen? Wir müßen eine Periode des Übergangszeit durchmachen. ES ist niemand, der nicht die Lasten dieser Übergangszeit empfindet. Wir haben eine schwere Verantwortung, aber wir wollen vorwärts, wie dis Pioniere, die in Australien und Afrika in unermüdlicher Arbeit die Felder der Zukunft bereiten. Wir müssen arbeiten, um diese große Vorbereitung zu machen. Wir müssen beim Schiedsgericht überdies feststellen, welche Fragen vor ihn gehören, die Art der Verpflichtungen, kurz, das ganze System a.sbauen, namentlich aber die fakultativen Schiedsgerichtsklauseln, die ein besonderes Problem bi'den. Ich schlage vor, sie an eine Sonder- Erweiterung ist notwendig. Taneben be steht das Problem der Abrüstung zu Lande. Hier müssen wir mit allen Mitteln vor gehe», indem wir sofort cine inter nationale Abrüstungskonferenz rin- berufen. Dir müssen den Weg vorbcrriten und rin: neue Atmosphäre des Vertrauens schassen. Tie Londoner Sonfcrcn; hat schon Len Weg zur vernünftigeren Mithodc be reitet. Tas schwerste Hindernis bilden die Furcht und das Mißtrauen aller Nationen. Aber wenn diese Nationen sämtlich an der stündigen Beschick iug ter Konferenz tcil- nehmcn. wird der Erfolg sicher sein. Binnen einem Fahre muß dis Konferenz ein- berufen werden. Tie erste Bedingung ist die, daß alle Nationen daran teil- nehmen, die zweite, daß sie in Europa statt findet. Tie britische Regierung vertritt den Gedanken, daß der Völkerbundpalt ausreichende Vollmachten gewährt, um den Schiedsgerichts- Mechanismus und die Tchutzmaßrrgeln 'n Bewegung zu setzen. Der Pakt muß hier richtig verstanden werden. Dir müssen uns seiner bedienen im Inleresse der Lösung der Sicherheitsfrage. Wenn cs uns gelingt, die Hindernisse zu entfernen, können wir in vollem Vertrauen an di: Welt appellieren. Auch der amerikanische Entwurf liefert brauchbare: Maierial. Keine Nation hat es nötig, bei dem gemeinsamen Werk ihre nationalen Interessen zu opfern, denn dir Wohlfahrt der einen kann und wird nur auf der Grundlage derWohl- fahrt der anderen gedeihen. Ich appelliere besonders an die Führer der kleinen Staaten und rufe ihnen zu: Mit Pakt oder ohne Pakt, ihr werdet bei den nächste« europäischen Kriegen die ersten Opfer sei«, ihr en, us :o- nd 'en m. en alt eil in >ch >c» )i- vie >e» >cr ch- pa ho is, re- in- m, eu ts- ib- cht en ts« Zeitweise Nebenblätter: Landtag».Beilage, Berkaufsliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Jolle» in Dresden. zu setzen wäre. Dabei sott der unveränderte