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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 2» Pf. prssnumvranäa. Inserate werden bis spätesten- Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Dienstag, den 2. August 1881. 6- Jahrg. Bekanntmachung. Die am 15. dieses Monats fällige Einkommensteuer pr. II. Termin d. I. ist längstens am 5. August l. Js. an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Gegen Säumige must nach Ablauf dieser Frist sofort mit der Zwangsvollstreckung vorgegangen werden. Zwönitz, am 14. Juli 1881. Der Bürgermeister. Schönherr. Tagesbericht. — Ju Leipzig hatte ein 22 Jahre alter Sattler- und Tapezirer- gehilfe mit einem dort in Dienst befindlichen 19 jährigen Mävchen aus Eilenburg ein Liebesverhültuiß augeknüpft, das aber nicht die Billigung der Mutter des Mädchens fand. Letzteres erhielt deshalb am Mittwoch von der Blutter bittere Vorwürfe, was zur Folge hatte, dast das Mädchen mit der Mutter in Zank gerieth nnd dieselbe mit der Drohung verliest, daß sie sich mit ihrem Geliebten erschießen werde. Leider war diese Drohung ernstlich gemeint, denn am Donnerstag Morgen fand man im Rosenthale unweit der Leibnitz brücke an der großen Wiese die Leichen der beiden unglücklich Lie benden mit durchschossener Brust auf. Neben jeder Leiche lag ein abgeschossenes Derzerol. — Herr Stadtrath Vopel in Chemnitz, der bisherige Vertreter des Chemnitzer Ncichstagswahlkreises, hat vom Reichskanzler Fürsten Bismarck nachstehendes Schreiben erhalten: „Kissingen, 22. Juli 1881. Aus Ihrem Wahlaufruf, der mir mit der Post zugeschickt worden ist, habe ich mit Befriedigung ersehen, daß auch von Ihnen und Ihren Freunden die Ueberzeugung getheilt wird, daß die von mir vertretenen wirthschaftlichen und socialen Reformen an sich weder mit dem liberalem Princip noch mit dem einer anderen Partei un vereinbar sind, und daß sie keine Tendenzen oder Wirkungen mit sich bringen, welche mit liberaler Politik mehr, als mit conservativer in Widerspruch stäuden. Sie haben keinen anderen Zweck, als den, allen Deutschen, welcher Partei sie auch angehören mögen, wirth- fchaftlich nützlich zu sein. v. -Bismarck/' — Die Zschopauer Tnchmachcr-Jnnung begeht nächsten Montag die Gedächtnistfeier ihres 370jährigen Bestehens. — Pirna, 27. Juli. Ein so fürchterliches, wolkenbruchartigeö Wetter, wie gestern Abend in der 6. Stunde das Elbthal durchzog, dürste wohl seit langen Jahren nicht dagewesen sein. Die Schleusen' des Himmels öffneten sich mit einer Mächtigkeit, daß Ströme Wassers von den Dächern sich wie Wasserfälle ergossen und Straßen und Plätze in reißende Giestbäche verwandelt wurden, die Sand und Erdreich in Massen mit fortrissen, dazu durchbrauste eiu Orkan die Luft, der unsäglichen Schaden an Bäumen, Gärten und Häusern anrichtete. Das meist schon in Puppen stehende Korn wurde um geworfen und sogar ganze Strecken fortgesührt, starke Bäume wie dünne Stangen umgeknickt oder entwurzelt. Die Straßenschleusen waren nicht annähernd im Stande, die Wassermassen zu fassen, in folgedessen staute sich an manchen Orten die Fluth zu förmlichen Seen; so wäre u. A. durch das Unwetter auch beinahe das Er scheinen des „Pirn. Anz." fraglich geworden, da Massen von Wasser in das Kesselhaus drangen, die bis zum Feuerrost stiegen, und nur durch das angestrengteste Arbeiten verhindert wurde, daß das Feuer nicht verlöschte. In Zatzschke schlug der Blitz in die Kornpuppen, und entzündete dieselben, ebenso schlug ein solcher in ein Haris in Lohmen, glücklicher Weise aber ohne zu zünden, die Wanduhr und eine Anzahl Möbel wurden dabei demolirt und der Putz von den Wänden geschlagen. Auch im benachbartem Städtchen Wehlen wurde in den dort sorgsam gepflegten Gärten namhafter Schaden angerichtet. Weiter wird uns aus Rathen mitgetheilt, daß das Wetter, welches dort von einer Windhose begleitet war, furchtbar gewirthschaftet hat; das so schön angelegte Böhme'sche Restaurant dort hat darunter ganz empfindlich zu leiden gehabt, die davor stehende prächtige und gewiß 1'/z Jahrhundert alte Linde, die von so vielen Schweizrei senden bewundert ivard, wurde durch den Sturm vollständig abge brochen, trotzdem daß dieselbe einen Umfang von ziemlich 3 Metern hatte, ein Theil der so schönen Laubengänge vor erwähntem Re staurant wurde dabei ebenfalls vernichtet. Der schwer geschädigte Besitzer, Herr Böhme, wird den gebrochenen Baum u. s. w. noch einige Tage für Diejenigen, die sich die Verwüstung ausehen wollen, liegen lassen, vielleicht entschädigt ein lebhafter Verkehr den betreff. Wirth wenigstens in Etwas. Aus Polenz erfahren wir ferner, daß sich daselbst ebenfalls eine Windhose gebildet hatte, welche quer durch das Biitteldorf ging und in Zeit von 2 Minuten über 100 starke Obstbaume zu Bodeu warf. Ein Haus wurde zur Hälfte abgedeckt und viele andere Dachungen stark beschädigt. Der Verkehr auf der Dorfstraße konnte erst spät Abends wieder nothdürftig hergestellt werden. Auch auf der fiskalische« Straße wurden alle Obstbäume eutwurzelt und zum Theil weit in das Feld hiueingeschleudert. — Wurzen, 26. Juli. Heute Nachmittag wurde die Frau des Gutsbesitzers Täschner in Polenz, welche mit ihren beiden Kindern auf dem Felde beschäftigt war, von dem heranziehenden Gewitter überrascht, und auf dem Heimwege von einem großen Unglück be troffen. Ein Blitzstrahl traf vor den Augen der Mutter den Knaben und tödtete denselben sofort, während das Mädchen gestreift und gelähmt wurde. Die Mutter selbst blieb unversehrt. — Bei dem Feuermehrsest in Erfurt wirkte auch die Capelle der Weißenfelser Turnerfeucrmehr mit; dabei befand sich ein Vater mit seinen sieben Söhnen. Der Vater schlug die Becken, dep jüngste 14 jährige Sohn die Trommel. Deutschland. Berlin, 27. Juli. Dem Landtage wird in der nächsten Session der erste Rechenschafts-Bericht über die Ausführung der für Oberschlesien erlassenen Nothstandsgesetze zugehen. — Unter denjenigen Vorlagen, welche dem Reichstage wieder zugehen sollen, befindet sich, einen« hiesigen Blatte zufolge, auch eine solche wegen Erhöhung der Einnahmen aus der Brausteuer. Der bezügliche Ge setzentwurf würde dem Reichstage dann zum vierten Male vorgelegt werden. Dem Vernehmen nach soll die einzige Modifikation der Vorlage darin bestehen, daß in dieselbe eine s. Z. von der Neichs- tagscommission vorgeschlagene Definition des Begriffes Bier, d. h. die Bestimmung der bei der Bierfabrikation allein zu verwendenden Stoffe ausgenommen werden soll. Rußland. Moskau, 30. Juli. Der Kaiser von Rußland wurde bei Ankunft enthusiastisch begrüßt und erwiderte auf eine Ansprache des Stadtoberhauptes, er schätze sich glücklich, endlich einen Herzenswunsch, ausführen zu können, indem er die alte erste Residenz besuche. Er danke herzlich für den treuherzigen Empfang; sein ver storbener Vater habe Moskau wiederholt für bewiesene Ergebenheit gedankt. Moskau diente stets ganz Rußland als Beispiel, er hoffe, daß Moskau das auch künftig bleibe; wie früher bezeuge Moskau auch jetzt, daß Herrscher und Volk ein einmüthiges festes Ganze bildeten.