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Ur. 5L Leipzig. »sch<wt a»t«r «»»»«»»« «hlich. Preis »UetrllLSrNq 1». y«de einjeln« «u-mer »«»1. DtliWc Mgmcillc Zcitmig Wahrheit »ad «echt, Freiheit »ad Sesehl» e»»»«g 9. R«rz 1879. Inserate > stad «» »ie Er»«»t«t»a t» «»>»»» M ft-»«. I» « t«r »t- epoluat««^ » W» «U«r » W. Telegraphische Depeschen. Wien, 7. März. Im Marktflecken BroSzczow, SreiS Czortkow in Galizien, sollen Fälle verdäch- n^er Krankheiten Vorkommen. Die Statthalter« entsendete sofort den Arzt Merunowicz dahin.— Der österreichische Commissar in Tirnowa wurde ange wiesen, seine jüngst verweigerte Unterschrift unter dem ersten Protokoll der Nationalversammlung nachzutra- gen. Die Nationalversammlung wählte gestern den Exarchen AuthimoS zuni Präsidenten, die bulgarische Sptache wurde als einzige Verhandlungssprache er klärt.— Nächst Adrianvpel haben mehrere blutige Zusammenstöße zwischen Türken und Bulgaren stattgefunden; aus Makedonien flüchten Bulgaren mas senhaft. («Post».) Lepti-, 6. März. Um 6 Uhr früh war der tiefste durch die AbteufungSarbeit erreichte Punkt 1350 Cnttimeter unter dem Schachtkranze gelegen. Der Zufluß des ThrrmalwasserS nimmt merkbar zu, weshalb mit der Aufstellung der provisorischen Pumpe begonnen wird. Man erwartet, schon morgen schöpfen zu müssen, um eine Arbeitsstörung zu verhindern. In dem Thermalbrunnen des Hrn. Frohne, wo Berg rath Wolf zuerst die günstige Wendung constatirte, ist das Wasser gleichfalls beträchtlich gestiegen. (N. Fr. Pr.) *Trplitz, 7. März. Seit gestern Abend zeigt sich in der Urquelle ein so starker und lebhafter Zudrang des Wassers, daß dasselbe kaum mit der Doppelpumpe zu bewältigen ist. Die Temperatur des Wassers ist die frühere normale. * Neapel, 6. März abends. Die Schwurgerichts verhandlungen in deckt Proccß gegen Passanante haben heute begonnen. Der Saal des Gerichts sowie die Zugänge zu demselben waren von einer großen Menschenmenge angefüllt. Die nach der Anklage ver lesenen Schriften des Angeklagten enthalten verworrene Ideen, fordern ein eigenes Regierungssystem und ent- W»ckch» die Grundzügt des letzter». Da« Eintreten eine lebhafte Bewegung hervor. Dre Aussagen beider enthielten einfach Berichte über den Vorgang bei dem Attentat. Sodann fand das Verhör deö Vaters des Angeklagten, der Quartierfrau desselben und des Ver käufers des von Paffänante bei dem Attentat an- gewendeten Messers statt. Nachdem noch einige an dere Personen vernommen worden waren, wurde die heutige Sitzung geschloßen. Paris, 6. März. General Chanzy, der erst in der nächsten Woche sich nach Petersburg begeben wird, gedenkt sich einige Tage in Berlin aufzuhalten, um namentlich mit dem Fürsten Bismarck eine Unter redung zu haben und mit einzelnen hervorragenden deutschen Persönlichkeiten bekannt zu werden. — Ge neral Jgn atiew ist hier eingetroffen. Man schreibt ihm eine politische Mission zu in Verbindung mit den Gerüch ten von einer neuen Botschafterconserenz. («Post».) Graf Moltke s sechzigjähriges Offiziersjubiläum. * Leipzig , 8. März. Unser glorreicher Stratege, der Gencralfeldmarschall Graf Moltke, begeht heute das sechzigjährige Jubiläum des Tages, wo er zuerst die OffizierSepanletten trug. Damals nicht als deut scher, sondern merkwürdigerweise als dänischer Offizier. Er folgte den Spuren seines Vaters, der dänischer Generallieutenant gewesen war. Von dem jugendlichen Moltke entwirft sein Bio graph Müller folgende« Bild, von dem noch mancher Zug in dem hochbetagten, weltberühmten „Denker der Schlachten" wieder zu erkennen ist. Er berichtet: Er war ein schlanker junger Mensch, schreibt ein Ju- gendgenoffe von ihm, mit vollem, blonden: Haar und gut- müthigm, blauen Augen, von stillem, aber freundlich ent gegenkommendem Wesen und treuherzigen, offenen Antlitze«, über dessen ernste Mienen in unbewachten Augenblicken zu weilen ein Zug von verhaltener Wehmuth flog. Sein eiserner Fleiß und energischer Will« schreckten vor keiner Ausgabe zurück und wußten sie mit sicherer Hand zu er reichen. Bei feinen Kameraden stand er in einem gewissen Respekt; er wußte die« auch; niemals aber machte er von seinem Uebergewicht und Ansehen den geringsten Gebrauch. Gesprächig und mittheilsam im Verkehr, ernst zurückhaltend im Dienst uud bei der Arbeit, beseelten ihn vorzugsweise ein unermüdlicher Pflichteifer und eine fast beispiellose Ge wissenhaftigkeit. Im Äahre 1822 trat Moltke als Secondelieuteuant m preußische Dienste über. Bald zeichnete er sich so sehr au», daß, nachdem er 1823—26 di« Kriegs akademie besucht, 1832 seine Aufnahme in den Ge- ueralstab erfolgte. Bier Jahre später unternahm er * Petersburg, 7. März. General Todlebeu ist hier eingetroffenen Nachrichten zufolge von Adria nopel abgereist. Vor seiner Abreise stellten sich ihm Deputationen von Einwohnern aller Religionen: Türken, Griechen, Bulgaren, Juden und Armenier, vor. Die selben überreichten dem General Adressen, in welchen sie ihn bitten, dem Kais« Alexander ihre unbegrenzte Dankbarkeit für seinen großmüthigrn Schutz und für die loyale, rechtschaffene und gutniüthlge Haltung der russischen Truppen auszudrücken. *Lonstantipoptl, 6 März. General Skobes lew hat den türkischen Behörden angezeigt, daß die Räumung Adrianopels und Thraziens in 14 Tagen beendet sein werde, und daß das Hauptquartier nach Slion verlegt werde. General Todleben verbleibe bis zu seiner Rückkehr nach Rußland in Varna. * Konstantinopel, 6. März abends. Regierangs- seitig wird bekannt gegeben: „Der Rückmarsch der russischen Truppen dauert fort; je nachdem die selben die von ihnen innegehabten Ortschaften verlassen, werden diese von den türkischen Truppen in Besitz ge nommen. Letztere sind an Zahl stark genug, um in allen Gebieten etwaige Kundgebungen seitens der Be völkerung, welche die Ordnung und öffentliche Ruhe stören könnten, zu verhindern, und im Nothfall wirk sam gegen jeden Versuch in dieser Richtung aufzu treten." * Lonstantiuopel, 7. März. Die hiesige Agence HavaS meldet, da die Pforte ihren Commissaren zur Feststellung der griechischen Grenze keine neuen Instructionen geschickt hätte, so hätte die griechische! Regierung auf eine sofortige Entsendung derselben bei der Pforte gedrungen und erklärt, daß sie an dernfalls ihre Commiffare abberufen werde. Zu gleich hätte Griechenland die Vermittelung der Mächte angerufen. * London, 7. März morgens. Wie dem Reuter'- schen Bureau aus Konstantinopel von gestern ge meldet wird, hat die Pforte ein Circularschreiben er lassen, in welchem angegeben wird, daß-die Verzögerungen d»Dbch«chtz«HpwdP^str^«chLfch»tLrbis^ regulirungscommission verursacht worden seien durch das Verlangen Griechenlands, ausschließlich die vom Berliner Congreß empfohlene Linie festzuhalten. * Washington, 6. März. In parlamentarischen Kreisen erwartet man, daß die Botschaft des Prä sidenten HayeS anläßlich der Wiedereröffnung des Congreffes am 18. März sich auf die Fragen der > Creditforderungcn und der durch die Reduction der TabackSstcucr nothwendig gewordenen Vermehrung der > Steuern beschränken werde. ' Die Berha«dlu«gev über die Strafgewalt des Reichstages. O Scrlin, 7. Marz. Bei der Spannung, mit wel cher man dem Ausgang der mehrtägigen Debatte über als Hauptmann jene Reise nach dem Orient, welche er so trefflich beschrieben hat. Für mehrere Jahre beurlaubt, ward er der militärische Rathgeber des Sultans Mahmud, nahm am türkischen Feldzuge gegen Mehemed-Ali theil (1839), wo die Verschmähung seines sachkundigen RathrS die Niederlage bei Risib zur Folge hatte. Nach Mahmud's Tode zurückgekehrt, trat er wieder in den Generalstab, ward 1842 Abtheilungs- vorsteher des Großen Generalstabes, 1849—55 Chef des Generalstabes des 4. Armeecorps, 1858, nachdem er 1856 zum Generalmajor befördert worden, Chef de« Generalstabes. Im Jahre 1859 erhielt er den Rang eine« GenerallieutenantS. , Der Operationsentwurf für den dänischen Krieg 1864 war Moltke'« Werk. Der Feldzug von 1866 gab ihm Gelegenheit, sich als einen Feldherrn ersten Ranges zu bewähren. Während der folgenden Frie- denSpause bereitete er unter sorgsamer Benutzung der Erfahrungen des letzten Krieges alle« vor für eine« möglichen Kampf mit Frankreich, den er wol vorauS- sah. Seine unermeßlichen Verdienste in diesem zweiten großen Kriege 1870—71 sind noch in aller Erinnerung. Sein Kriegsherr belohnte dieselben nach Gebühr. Am 26. Oct. 1870 wurde v. Moltke in den Grafenstand erhoben, am 22. März 1871 erhielt er das Großkreuz des Eisernen Kreuze«, am 16. Juni 1871 wurde er Generalscldmarschall; er erhielt «ine bedeutende Dota tion; zahlreiche deutsche Städte — unter ihnen mit in erster Linie unser Leipzig — ernannten ihn zu ihrem Ehrenbürger. Seine Vaterstadt Parchim errich tete ihm 1876 ein Denkmal. Mit seinem weitsehenden Blick« hat er dafür ge° l da« sogenannte Di«ciplinargesetz allseit« entgrgenge- sehen, halte ich e« für angezeigt, das Resultat der heutigen Abstimmung, welches diese Debatte abschloß, sogleich hier voranzustellen. Es war folgende«: Die Regierung«vorlage ward mit größter Mehrheit abge- lehnt,— dafür stimmten nur die Conscrvativen und ein kleiner Theil der Deutschen ReichSpartei —; ab gelehnt ward auch der Antrag, den namens der letzt genannten Partei Abg. Or. v. Schwarze eingebracht und dessen schon gestern Erwähnung geschah, ange nommen dagegen mit einer sehr großen, auS der na tional-liberalen Fraction, dem Centrum, der Deut schen Reichspartei und einem Theile der Deutschconser- vativen zusammengesetzten Majorität der Antrag v. Stausfenberg, der so lautete: Der GeschästSordnungScommission den Auftrag zu er- theilen, unter Vorsitz de» Präsidenten des Reichstage« di» Frage, ob Aenderungen der Geschäftsordnung nothwendig seien, zu prüfen und im Bejahungsfälle sormulirte Vor schläge an das Abgeordnetenhaus zu bringen. Ich lasse nun den Sitzungsbericht folgen: Die DiScussion wird über die ersten vier Para graphen der Vorlage vereinigt. Dieselben lauten: 8. 1. Dem Reichstage steht eine Strafgewalt gegen seine Mitglieder wegen einer bei Ausübung ihre« Berufe« be gangenen Ungebühr zu, ß. 2. Die Strafgewalt wird von einer Lommission aul geübt, welche aus dem Präsidenten, den beiden Vicepräsi denten und zehn Mitgliedern besteht. Letztere werden bei dem Beginn der Session für die Dauer derselben unmittel bar nach erfolgter Wahl der Präsidenten gewählt. 8. 3. Die Ahndungen, welche die Commission verhängen kann, sind, je nach der Schwere der Ungebühr: 1) Verweis vor versammeltem Hause; 2) Verpflichtung zur Entschuldigung oder zum Widerruf vor versammeltem Hause in der von der Commission dafür vorgeschriebenen Form; 3) Ausschließung aus dem Reichstage auf eine bestimmte Zeitdauer. Diese kann bis zum Ende der Legislaturperiode erstreckt werden. 8. 4. Wird die Ahndung (8.3) wegen einer Aeußerung oder wegen de« Inhalts einer Rede ausgesprochen, so kann zugleich die Aeußerung oder die ganze oder der betreffende Theil der Rede von der Ausnahnie in den stenographischen Bericht ausgeschlossen werden. In einem solchen Falle ist auch jede andere Veröffentlichung durch die Presse »erboten. Hierzu beantragen die Abg. v. Helldorff-Bedra und v. Goßler: 1) Die Urberfchrift wie folgt zu fassen: Gesetz betreffend die DiSciplin des Reichstage« über feine Mitglieder. 2) 8- 3 wie folgt zu fassen: Der Reichstag ist befugt, in seiner Geschäftsordnung zu bestimmen, daß ein Mitglied im Wege der DiSciplin au« dem Reichstage auf eine gewisse Zeitdauer, jedoch höchstens > bis zum Ende der Session, ausgeschlossen werden kann. Die Ausschließung eines Mitgliedes hat den Verlust der l Wählbarkeit für die Dauer der Ausschließung zur Folge. 3) 8- 4 wie folgt zu fassen: ! Der Reichstag ist befugt, in seiner Geschäftsordnung zu bestimmen, daß, wenn ein Mitglied wegen einer in öffent licher Sitzung des Reichstages gethanen Aeußerung zur > Verantwortung gezogen wird, d»ese Aeußerung von der Aufnahme in den stenographischen Bericht ausgeschlossen werden kann. sorgt, auch für die Zeit, wo er nicht mehr da sei« wird, seinem Baterlande möglichst tüchtige Schutzwehren zu hinterlassen theilS in einer Reihe von Einrichtungen und Anstalten zur Stärkung der Wehrkraft Deutsch lands, die auf seinen Rath und unter seiner Mitwir kung ins Leben getreten, theilS durch eine treffliche Schule jüngerer Strategen, die er herangezogen hat. Dennoch wird heute in den Herzen aller deutschen Patrioten der innige Wunsch sich regen, daß er selbst, der ehrwürdige Jubilar, der ja an Rüstigkeit im hohen Alter mit seinem erhabenen kaiserlichen Kriegsherr« wetteifert- noch möglichst lange un« erhalten bleibe. Er blickt doch in ihm, in seinem persönlichen Walten und seiner bekannten Voraussicht die Nation gewissermaßen einen TaliSman und Bürgen ihrer Sicherheit gegen jede Gefahr von außen. Musikalisches auS Leipzig. "Leipzig, 7. März. Universitätsmusikdirector vr. Langer schien in dieser Woche zum Helfer in der Noth auserlesen zu sein, denn nicht allein ging da» ntunte Euterpeconcert, Dienstag, 4. März, sonder» auch da« gestrige neunzehnte GewandhauSconrert unt«. seiner Direktion von statten, da dir Kapellmeister Hei der Concertinstitute augenblicklich durch Krankheit an der Ausübung ihres Berufs verhindert find. Zwar waren die in letzten» Concert vorgeführten Wtrkt der Mehrzahl der AuSführendcn nicht unbekannt, t« waren aber Werke, welche einen routinitten Chordirigenten verlangen. E« gebührt daher Hrn. vr. Langer nicht nur Dank für dir bereitwillige Uebernahme derDirec-