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Die Enthüllungen der Centrumskandidaten vr. Bachem und Müller-Kulda sind im „Reichs-Anzeiger" unzweideutig Lügen gestraft worden- Schade, daß die „Diskretion" die ehrenwerten „Enthüller" verhindert, nähere Angaben zu machen — meint die „Kons. Korr." Mit dieser „Diskretion", die hier ein wenig spät gewahrt wird, ist es aber ein eigen Ding, sie hat mit der früher von Herrn Ahlwardt geübten Zurückhaltung eine ver zweifelte Aehnlichkeit. Vermutlich werden auch die im Hinter gründe jener Diskretion schlummernden Beweise der vor genannten Herren denselben Wert haben wie die berühmten Ahlwardtschen Akten. Daß man in der Presse des „ausschlaggebenden" Cen irums das Dementi des „Reichs-Anzeigers" einfach als ver trauensunwürdig beiseite schiebt, ist sehr charakteristisch. Wie kann eine Partei, die unseren leitenden Kreisen in dieser Weise das Vertrauen kündigt und die die Wählerschaft zu un begründetem Mißtrauen „auf Diskretion" gegen die Regierung ousredet, beanspruchen, als Stütze für die Reichspolitik gelten zu wollen? Man übersieht aber im Lager der Centrums demokratie, daß ein ehrlicher Mann — und eine ehrliche Partei die Verpflichtung hat, ein solches Mißtrauen, einen solchen offen ausgesprochenen Verdacht zu begründen. Ist man also bis zu einem gewissen Punkte indiskret gewesen, so muß man auch daraus die Konsequenzen ziehen, und sich nicht schließlich, wenn es „zum Klappen" kommen soll, durch Hinweis auf die „Diskretion" herausreden. Die „Frankfurter Zeitung" liefert ebenfalls ein starkes Stück bei der Besprechung des „Reichs-Anzeiger'-Dementis. Sie läßt sich nämlich aus Berlin telegraphieren, der „Reichs- Anzeiger" dementiere zuviel, wenn er die Behauptung, daß man innerhalb der Regierung die Absicht hege, das ver fassungsmäßige Wahlrecht zu beseitigen, als jeder thatsäch- lichrn Begründung entbehrend bezeichnet. „Die Gefahr einer Beseitigung des Reichstagswahlrechts liegt, so heißt es weiter, bekanntlich weniger nahe, als seine Abänderung. Man kann das verfassungsmäßige allgemeine gleiche und direkte Wahl recht formell ganz unangetastet lassen, es aber durch die Beseitigung der geheimen Abstimmung, durch Erhöhung der Altersgrenze und ähnliche Maßnahmen in seinem Wesen völlig ändern. Ob die Regierung ein entsprechend abge ändertes Wahlrecht nicht annehmen würde, wenn es ihr von einer Reichstagsmehrheit dargeboten würde, — ver schweigt der „Reichs-Anzeiger"." — Hier liegt der demokratische Wahlkniff klar zu Tage. Dementiert die Regierung, so sagt man: „Sehr schön, ihr mögt ja den guten Willen, das Wahlrecht aufrecht zu erhalten, haben; aber den Parteien ist nicht zu trauen," und wenn die Parteien auf das bündigste versichern, nichts gegen das geltende Reichstagswahlrecht unternehmen zu wollen, heißt es: „wenn wir euch auch glauben möchten, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß ihr einer bezüglichen Regierungsvorlage zustimmen würdet." Dieses Doppelspiel kann doch nur politische Kinder schrecken. Die „Germania" läßt sich folgendermaßen aus: „Daß man innerhalb der Regierung die Absicht hege, das ver fassungsmäßige Wahlrecht des Reichstages zu beseitigen", ist von reiner Seite behauptet worden. Herr Abg. Müller- Fulda hat ausdrücklich festgestellt, daß er von „Erwägungen innerhalb der Regierung" nicht gesprochen habe, und Herr Abg. vr. Bachem ebensowenig. Das heutige Dementi des „Reichs-Anzeigers" bezieht sich ferner auf die Gegenwart; es wird bestritten, daß man die Absicht „hege"', nicht aber, daß irgend ein Ministerium eines Bundesstaates — offen bar ist es die Reichs-Regierung, von welcher das Dementi ausgeht — die Absicht gehegt hat. Die nächsten Tage werden wahrscheinlich nähere Aufklärungen bringen." Diese Aufklärungen wären sehr erwünscht; sie werden aber jeden falls ebenso wie die früher von der „Germania" in Aussicht gestellten näheren Angaben des Herrn Müller „diskretions halber" ausbleiben. Die Spitzfindigkeit, mit welcher von dem Centrumsorgan dem Dementi entgegengetreten wird, ist — so schließt die „Kons. Korr." — nicht zum Vorteil der Herren Bachem und Müller. Wenn man finstere Absichten hinsichtlich des Reichs tagswahlrechtes wirklich gehegt hat, und sie thatsächlich jetzt nicht mehr hegt, so wird dadurch doch die ganze Frivolität der beunruhigenden „Enthüllungen" klargestellt. Für das „Gewesene" geben doch wohl auch die Centrumspolitiker nichts, und wenn in einem Bundesstaate finstere Konflikts» Verorvnrmgsblatt der Areitzha«pt»ai»«schaf1 Bautzen zugleich als SuuftfturialvehÜrve der Oderlaufitz. Amtsblatt her Nmtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostritz des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga« der Handels« und Gewe»b«ta»m«r z « Z i t S « Verantwortlicher Redakteur Georg G Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bi« 11 nnd von » dw 4 Uhr). — Arrnsprechanschluß Nr. »1. «Ne Bontztner «rfchclnrn. mN Ausnahme der Sonn- and Festtag«, »glich abend« Prel« de« »lerteljährllchen «doanemeal« In»erlsoa»geb»hr für d«» «an» «in« «palljklle gewöhnlichen Satze« 12'/, 4, tn g«8gnelen Fällen «m«r Gewährung von Rabatt: Ziffern-, r-dell-w und —derer fchwiertger Sa, «nifprechend „ner «irchwrilgebiUn für jede Anzeige NN» Hnserlton 20 Vig.. für briefliche AuSkuntlSerleflung 10 Pf,, (und Ponot. IM" stur bi« früh IS Uhr eingehend« Jnferai« finden noch tn den, «dend» «lschetnrnden Klatte «ulnahme. Jnferit« «hmen dir »-fchäjt«stelle »e« Blaue« an» di« Annancenbure.u« nn, »««gleichen di« Herren Gal»« w L-bar, «lau» in Weidender,. Stndttich in Schirg!,»»,»«. »utw» Kröltn, in «ernst,« Luhr in <,«-'««»,»11 de' Otttw Rentner in Oder-Tunncr«»art uni »an Linien«» in HuiSnt, Ri*. 124. Donnerstag, de« S. Jnni, abends. 7 18^ Bekanntmachung. Da« Ministerium de« Innern hat dem Ktrchenbau - LomitS zu Stadtilm aus Ansuchen Erlaubnis zum Vertriebe von Loosen der von demselben zum Zwecke der Wiederherstellung der Tbürme und Portale der dortigen Stadtkirche in den Jahren 1898 bi« mit 1901 zu veranstaltenden drei Geldlotterien mit je zwei Ziehungen im Bereiche de« Königreich« Sachsen unter der Bedingung erthetlt, dast die Nummern der ge zogenen Loose und der Betrag der Gewinne alsbald nach einer jeden der in Coburg statlsindenden Zieh ungen im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung veröffentlicht werden. Ministerium des Innern. v. Metzsch Gebhardt Bekanntmachung. Zu Deckung de« Bedarss sür die römisch-katholischen Kirchen der Erblande ist sllr das lausende Jahr eine Parochtalanlage nach Mafigabe der Verordnung vom 4. April 1879. die Aufbringung des Bedarss sür die katholischen Kirchen und Schulen der Erblande mit Ausnahme der katholischen Kirche und Schule zu Schirgiswalde betr. (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1879 S- 160> in Höhe von 22 Pfennigen von jeder Mark des Einkommensteuersatzes für Anlagenpflichtige, welche innerhalb einer Entfernung von 7,5 Kilo Metern, und von 11 Pfennigen nnn jeder Mark des Eink-mmenstruerf-tze« für Anluucnpsiichiige, weiche weiter al« 7,5 Kilometer vom Kirchorte oder einem erblSndtschen Orte, in welchem regelmästig mehrere Male im Jahre Gottesdiensflgehalten wird, wohnen oder ansässig sind, zu erheben. Die hiernach sich ergebenden Bn- lagenbeträge sind von den verpflichteten Parochtanen am 15. Juli dirftS JahrrS an die Orts-Steuerein nahmen unerinnert abzusüheen Die Anlagenkataster werden seiner Zett durch die Rechnungsexpedition des unterzeichneten Ministeriums den betreffenden Sleuerbehörden zugesertigt werden Dresden, am 28. Mat 1898. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Für den Minister: vr. Waentig. v. Welck. Bekanntmachung. Die spanischen Postdampserfahrten nach Cuba und Portorico sind eingestellt. Zur Zeit bieten nur die am 19. jedes Monat« von Bordeaux nach Westindien und die am 21. jede« MonatS von St. Nazaire nach Mexico abführenden französischen Postdampser dle Möglichkeit einer Briefbesörderung nach den genannten Inseln. Die Briefsendungen nach Cuba und Portorico werden daher sortan sämmtlich der französischen Post verwaltung zur Weiterbesörderung zugesührt werden. Berlin V., 31. Mat I8W. Reichs-Postamt I. Abtheilung. Kraetke. Reichstagswahl. Die Bekanntmachung der unterzeichneten Amlshauptmannschast vom 20. v. M., abgedruckt in Nr. 114 dieses Blatte«, wird hiermit dahin abgeändert, daß sür die Leitung der Reichslagswahl in dem den Ort Halbendorf a. d. Spree mit Geißlitz nebst GutSdeztrl umfassenden Wahlbezirke No. 72 Herr Kemeindevorstaud Hetoick tn Gettzlttz al» Wahlvorsteher und Herr Kemeindeältrster Lukas daselbst als Stellvertreter desselben ernannt wird. Bautzen, am 1. Juni 1898. Königliche Amtshauptmannschaft. vr. Hempel. Hpr. Gesperrt für den Fährverkehr auf die Zeit vom 2. bis mit 7. d. M. der Kommunikaltonsweg von Hochkirch nach Wuischke wegen vorzunehmender Schültungsarbeilen in Hochkircher Flur. Der Verkehr wird über Steindörsel gewiesen. Löbau, am I. Juut 1898. Königliche Amtshauptmannfchaft. I. A. von Kirchbach, Reg.-Ass. Zwangsversteigerung. Die im Grundbuche aus den Namen der Christiane Auguste May in AltbernSdors a. d. Eigen ein getragenen Grundstücke al«: 1. das HauSgrundstück mit Garten No. 132 deS Brandkatasters, No. 7 deS Flurbuch« und Fol. 108 de« Grund- und HstpothekenbuchS sür AllbernSdors, belegt mit 38.80 Steuereinheiten, geschätzt aus 4100 Mk., 2. das Feldgrundstück No. 558 deS Flurbuchs, Fol. 158^ des Grund- und Hypothekenbuchs sür Kunnersdorf a. d. Eigen, belegt mit 14,08 Steuereinheiten, geschätzt aus 600 Mk., sollen im hiesigen Amtsgerichisgebäüde zwangsweise versteigen werden und eS ist der S. Aalt 1898, Bormittags 11 Uhr, als Anmeldctcrmln, ferner der 30. Joli 189-4, Vormittags 11 Uhr, al« Vrrsteigerungstermin, sowie der 8. August 1898, Vormittags 11 Uhr, als Termin zu Verkündung des VerlheilungSplauS anberaumt worden. Die Realberechtigten werden ausgesordert, die aus den Grundstücken lastenden Rückstände an wieder» kehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldeiermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus den Grundstücken lastenden Ansprüche und ihres RangverhältniffeS kann nach hem Anmeldelermine tn der Gerichtsschreiberci des unterzeichneten Amtsgerichts eingcsehen werden. Bernstadt, am 28. Mai 1898. Königl. Amtsgericht. vr. Knauf. Bei tem unterzeichneten Stadtrathe ist heule der bisherige Schutzmann Gustav Adolf «Luther als Pollzeiwachlmeister angeslellt und in Pflicht genommen worden. Bautzen, am 1. Juni 1898. DcrStadtrath. vr. Kaeubler, Bürgermeister. S Ter Lackirer Johann Paul Bergman« und der Marktheifer Ernst Traugott Ander- sind von uns als Wachmänner angestellt und heute in Pflicht genommen worden. Bautzen, den 1. Juni 1898. Der Stadtrath. vr. Kaeubler, Bürgermstr. S. Dienstag, den 7. Juni 1898, Vormittag» 9 Uhr gelangen in dem Hose des Schlosses Ortenburg sowie in dem AucttonSlocale an der Petriktrchc 5. parterre, hier, 1 Wagen mit Aufsatzbrcttern, 2 Schlitten, verschiedenes Mobiliar und andere Gegenstände gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Bauyen, den 1. Juni 1898 Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Sekretär Hänsch. Pläne gehegt worden sein sollten, die in der Reichsregierung nicht gebilligt worden sind, so kann das doch der Wähler schaft nur Vertrauen in die Verfassungstreue des Bundes rates einflößen. Spauim und Nord-Amerika. Von kompetenter spanischer Seite werden diejenigen Per sonen fremder Nationalität, welche sich zum freiwilligen Eintritt in das spanische Heer melden, darauf auf merksam gemacht, daß die spanische Negierung bedauert, diesem Wunsche nicht stattgeben zu können, da dies nach den spani schen Gesetzen unzulässig ist, und Fremdenlegionen nicht ge bildet werden. * London, 1. Juni. (Berichtigt wiederholt.) Eine Depesche aus Port au Prince von gestern bestätigt, daß gestern bei Santiago de Cuba ein Kampf stattgefunden hat. Der Kampf begann gegen 2 Uhr nachmittags. Das amerikanische Geschwader, das aus 14 Schiffen, unter denen sich das Schlachtschiff „New-Dark" mit der Flagge des Admirals Sampson befand, und aus zahlreichen Torpedo booten bestand, eröffnete ein heftiges Bombardement auf die Hafenforts, unter dem die Forts Morro, Socapa und Punta- ganda besonders litten. Gegen 3"/. Uhr nachmittags schwächte sich die Kanonade ab, der Kanonendonner entfernte sich mehr und mehr und verstummte endlich ganz, nachdem man noch eine Zeit lang von hoher See her Schüsse vernommen hatte. Ueber Verluste auf spanischer Seite ist noch nichts bekannt. * Madrid, 1. Juni, früh. Der General-Inspekteur de» cubanischen Sanitätswesens erklärt, die Zahl der erkrankten spanischen .Soldaten sei auf die Hälfte zurückgegangen. Der „Jmparcial" meldet, das Ersatzgeschwader des Admiral» Camara mache vor seinem Auslaufen neuerlich Uebung»- manöver. * Madrid, 1. Juni, nachm. Der Marineminister erhielt eine Depesche, welche besagt, daß daS amerikanische Geschwader vor Santiago de Cuba eine Niederlage erlitt. Die spanischen Forts und das Geschwader Cervera» wiesen die Angriffe der feindlichen Schiffe ab. Letztere zog« sich beschädigt zurück. DaS spanische Geschwader hat nicht gelitten. (Die Meldungen aus Washington lass« allerdings