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Dresdner Journal : 08.05.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187905087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790508
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-05
- Tag 1879-05-08
-
Monat
1879-05
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 08.05.1879
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W1VS Donnerstag, den 8. Mat. 1879. l» x,— drntici»«» iLürlicb: . . 1- ^Mrlicd: 4 L0?f. L1or«Io« X tEivorv: 10 d»»d«ot»eL«» k«icke« tritt kost- iu>d Atempottllsctdi»^ tuoro. luveriiteuprel»«: kür d«o kLiun eiosr ^vspoitsaeo kotitsoile 90 kk Vater „Li»8«»odt" dis Leit« üv kk. ki^elvsl»«»: iL^lieb wit XoeaLtiwe <ter 8oa» nod kei«rt»8^ ^bead» für den sot^eadev ^»8 DresdnerIournal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. los««»t«»»»»k»« »o,MLrt», LetxiiU: Ur Vommi«ioaLr de» l)r«»dver doera^t»; «SMd«-»sttt» Vi— L«ip«ir >»"i->r««i»« r ». ».: La—sto" L ko-ier, N«rUs Vi«»-«»mdi»r8- kr»U-Le<p»iU Vr»»Kler1 ». N. Uü»ek»»t Lad ä/o««,' «srU»: S. Lor—ct, /Avatid—da»t, >r»»»» : L Schotte,- >r»»I»»: L. Stan-«,'« Lürssu; 0d«auuu: F>. koi-t; «r—klvrc ». N.: L u. F V Lerrma»»»- «cüe tjuctitl»r>dluii8> OÄrUt«: 6 L»üirr. «»wo,«! v Sc^M»»trr, k«ri» L«rU»-^r»a^t»r» «. «>:»«,»<: La-ä« L vo.,' »»»der,: L Lt—d-—, dd Lte>»«r. Her»«»,«der: Lvoiet. Lrpeditioo de« vresdoer Jounud«, tiresdeo, LMiv8erstrs«« kno 90. Amtlicher Theil. Die Eröffnung de- Betriebes der St. Egidien- Stollberger StaatSeisenbahnlinie mit der Ab zweigung Höhlteich-Lugau betreffend. Nachdem der Bau der StaatSeisenbahnliuie St. Egidien-Stollberg mit der Abzweigung Höhlteich-Lugau vollendet ist, hat da» Finanzministerium beschlossen, dieselbe am 1S. Mai diese» Jahre» dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An der neuen Linie befinden sich die Stationen Lichtenstein, Oeltnitz bei Lichtenstein und Stollberg, sowie die Haltestelle Höhlteich. Die Leitung de» Betriebe» ersolgt durch die Gc- neral-Direction der Staat-eisenbahnen, welche die Tarife und Fahrpläne bekannt machen wird. Dagegen ver bleibt die Erledigung der auf Bauangelegenheiten und die Regulirung der Besitzvrrhältnisse sich beziehenden Geschäfte im Bereiche der neuen Bahnstrecke bi» auf Weitere» noch dem für den Bau derselben bestellten Lommissar, Finanzrath Opelt in Dre»den. Dresden, am 6. Mai 1879. Finanz-Ministerium. von Kö««eritz. Müller. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TaaeSgeschtchte. (Dresden. Berlin. Wien. Paris. Bern Rom. St. Petersburg. Odessa. Washington.) Zur Orieatfrage. Dresdner Nachrichten. provinzialnachrichtea. (Erimmitschau Mügeln. Schneeberg.) Lermischte». Beilage. Deutscher Neick»tag. (Sitzung vom 6. Mai.) Börseunachrtchtru. Telegraphische Nachrichten. London, Dien»tag, S. Mai, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Uvterhause» erwiderte auf eine Anfrage Monk» der Unter- staatösecretär de» AeuHern, Bourke, die von de» französischen Minister de» Auswärtigen bezüglich der Mediation in der griechischen Krage gemachten Vorschläge seien angenommen worden; die Details derselben seien noch Gegenstand von Unterhand lungen. Eine Mittheiluvg der bezüglichen Corre- spoudenz sei daher unthuulich. Wie „Reuter'S Office" au» der Capstadt vom rr. April gemeldet wird, haben die Vorbe reitungen »um Einmärsche der englischen Truppen in da» Gebiet der ZuluS begonnen; 4 Regimenter rücken auf Dörnberg» vor. Der Einmarsch dürfte in etwa 14 Tagen erfolgen. St. Petersburg, Mittwoch, 7. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „ Agence ruffe" meldet, da» vom General Obrutschew dem Sultan über reichte Schreiben de» Kaiser» Alexander (vgl. die Rubrik „Zur Orieutfrage* unter Konstantinopel) und die Proclamatio« de» Zaren an die Numelier seien in Konstantinopel sehr günstig ausgenommen worden. Der Sultan habe infolge dessen de« Ge neral Obrutschew beauftragt, der Commission in Philippopel anzuzeigen, er (der Sultan) beabsichtige, von den ihm durch den Berliner Vertrag jetzt zu- stehenden Rechten keinen Gebrauch zu machen. Deutschland, Oesterreich, Aravkreich und Eng land haben der Wahl de» Prinzen Alexander ». Battenberg zum Kürsten von Bulgarien ihre Zustimmung ertyeilt. Washington, Dienötag, ». Mai, Nachmittag». (W. T. B.) DaS Repräsentantenhaus hat heute die gestern von den Demokraten eingebrachte Bill angenommen, wonach bei der Präsidentenwahl die Anwesenheit von BuvdeStruppen in deu Wahl- orteu verboten ist. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Ma». Se. Majestät der König hat heute Vormittag auf dem Eavallerieexrrcirplatze eine Besichtigung des 2. Bataillons des 1. ^Leib-) Grena dierregiments Nr. 100 abgehalten, und nach deren Verlauf den anwesenden Offizieren Allerhöchstseine Zufriedenheit auszusprechen geruht. Se. Majestät ge denkt dottselbst auch morgen und übermorgen Batail- lonSbesichtigungen, und zwar über das 1. Bataillon de» Schützen-(Füsilier-)Regiment» „Prinz Georg* Nr. 108 und das 2. Bataillon des 2. GrenadierregimentS „Kaiser Wilhelm, König von Preußen* Nr. 101 ab zuhalten. * Berlin, 6. Mai. Au» Wie»baden kommt beute die Meldung, daß S«. Majestät der Kaiser noch im Lause dieser Woche daselbst abzureisen gedenkt und voraussichtlich schon am Freitag (9. Mai) in Berlin eintreffen wird.— Ihre Majestät die Kaiserin wird am Schlüsse ihrer FrühjahrScur von Baden-Baden aus Ihrer Majestät der Königin Victoria in Schloß Wind sor einen Besuch abstatten und von dort Ende Mai nach Berlin zuruckkehren. — Se. königl. Hoheit der Prinz Karl ist heute Mittag von Venedig nach Flo renz abgereist und dürfte am 13. Mai in Wiesbaden zum Gebrauch der Lur eintreffen. — Der Ausschuß d«S BundeSratheS für Justizwesen trat heute zu einer Sitzung zusammen. — Zur Erläuterung de» Beschlusses deS BundeSrathe» über die Vermehrung der ReichS- kassenscheine ü 50 M. ist darauf hinzuweisen, daß vor einiger Zeit auf Veranlassung des ReichSkanzler- amt» die Handelskammern ersucht worden sind, sich gutachtlich darüber zu äußern, ob es sich nicht empfehle, die Reichskassenschelne zu 5 und 20 M. theilweise ein zuziehen. Der in Reichskassenscheinen zu 5 M. aus gegebene Betrag von über 64 Millionen M. könnte allmählich auf 50 Millionen, der in 20-Markscheinen auSgegebene Bettag von über 50 Millionen M. um 5 bl» 10 Millionen M. vermindert werden. Als Ver anlassung zu dieser Umfrage wurde die erhebliche An sammlung der Kassenscheine in den Kassen der Reichs- dank bezeichnet. Dementsprechend hat nun der Bundes- rath, wie auswärtigen Blättern von hier gemeldet wird, beschlossen, daß bei Einziehung vou je 10 Millionen Reichskassenscheinen zu 5 und zu 20 M. eine Ver mehrung der 50 - Markscheine um 20 Millionen M. eintteten soll, so daß der Gesammtbetrag de» Papier gelde» unverändert bleibt. U. Berlin, 6. Mai. In der heutigen Sitzung des Reichstag» wurde die erste Lesung des Zolltarifent wurfs fortgesetzt. Die Debatte eröffneten der k. bayrische BundeScommissar, Ministerialrath Mayr und Abg. vr. Löwe (Bochum) mit einer Verlheidtgung der Vorlage, worauf sich Abg. Frhr. v. Maltzahn-Gültz zwar sür die Finanzzölle, jedoch gegen die Schutzzölle der In dustrie und nur für den Fall, daß letztere bewilligt werden sollten, für die landwirthschaftlichen Schutzzölle erklärte. Abg. Frhr. v. Varnbüler entwickelte die Ge sichtspunkte, von welchen sich die Tarifcommlssion bei ihrer Arbeit hat leiten lassen; Abg. Sonnemann pole- misirte insbesondere gegen die vorgeschlagenen Zollsätze sür Baumwollrngarne. Zum Schluß erklärte sich Abg. v. Bennigsen, zugleich im Namen eines Theil» der nationalliberalen Partei, für al» zweckmäßig nachge- wiesene und erheblichere Interessen nicht gesährdende Schutzzölle, sowie unter der Bedingung, daß dem Reichs tage ein Ersatz sür das Einnahmebewilligungsrecht ge währt werde, für die vorgeschlagenen Finanzzölle stim men zu wollen, ebenso unter gewissen Voraussetzungen für da« TabatSsteuergesetz, dessen Berathung er jedoch am liebsten bis zum nächsten Jahre hinausgeschoben wissen möchte, wogegen er eine Lösung der Brausteuer- frage nur im Zusammenhänge mit einer Lösung der Branntweinsteuerfrage für möglich hielt (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Zu dem Anträge de« Aba. l)r. Löwe (Bochum), betreffend die geschäft liche Behandlung der Zoll- und Steuervorlagen, hat Abg. Rickert, unterstützt von einer Anzahl Mit glieder der natwnalliberalen und der Fortschrittspartei, das Amendement eingebracht, der auf 28 Mitglieder zu verstärkenden Brausteuercommission auch die Fmanz- zollpositionen der Zolltarifvorlage zu überweisen. * Wie«, 6. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat in Begleitung der Erzherzogin Gisela und des Prinzen Leopold von Bayern heute Vormittag in Buda-Pest die FrühjahrSrevue über die gesammte Garnison der ungarischen Hauptstadt abgehalten. — Der Kron prinz von Schweden und NorweAen ist heute Nach mittag au» Bukarest hier eingrtroffen. — Wie der Telegraph aus Madrid meldet, ist der Kronprinz Rudolf nach der Provinz Valencia abgereist, um auf den Teichen von Alfaques zu jagen. — Im Abgeord netenhause wurde heute die gestern begonnene De batte über die zum Staatsvoranschlage beantragten Reso lutionen beendet. Das Haus erledigte hierauf die dem Budgetausschuß zugewiesenen Petitionen, welche der Regierung theils einfach, theilS „zur eingehenden Wür digung* abgetreten werden. Wie allgemein verlautet, soll die Session längstens zu Ende der künftigen Woche geschlossen werden. — Wie die „Neue freie Presse* be kannt giebt, übernimmt vr. Eduard Bacher, welcher wiederholt in Fällen der Abwesenheit oder Verhinde rung des vor Kurzem verstorbenen Etienne mit der Leitung diese» Blatte» betraut war, von heute an die Ehefredaction de: „Neuen freien Presse". — Der Wiener Gemeinderath hat die FestzugSbilanz pu- blicirt. Danach kostete der Festzug einschließlich der geprägten Medaillen 66 607 Fl^ die Einnahmen aus dem Festzug betrugen 77 769 Fl., worunter aber der vom Gemeinderath bewilligte Credit von 60000 Fl^ von letzterem wurden also 11162 Fl. erspart. 2. Wie«, 6. Mai. Die Frage des Eintrittes der Tschechen in den Reichsrath beschäftigt mehr oder minder alle unsere politischen Kreise. Graf Taaffe hat kürzlich einem Tschechenführer, vr. Sladkowsky, erklärt, daß die Regierung außer Stande sei, den Tschechen Loncessionen für einen derartigen Schritt zu machen. Dieser so ganz correcte Ausspruch des Minister» findet den ungetheilten Beifall Aller, welche auf dem Boden der Verfassung stehen. Die tschechischen Blätter hin gegen nehmen diesen Ausspruch zum Anlaß, um erneut zu betonen, daß ohne die Annahme der Forderungen ihrer Partei der Eintritt der tschechischen Abgeordneten in das Parlament nicht stattfinden werde. Es scheint, ja e» ist gewiß, daß diese Blätter den Eintritt der ge nannten Abgeordneten in den ReichSrath, ohne daß ihnen vorher eine Prämie hierfür gewährt wird, als eine Niederlage ihrer Partei, al» eine Unmöglich machung ihrer Führer bei den respectiven Wählern an sehen, und daß sie sich deshalb mit Händen und Füßen gegen einen derartigen Schritt stemmen. Nun möchten wir denn doch darauf Hinweisen, daß Niemand ein Auf geben ihrer Grundsätze und Aspirationen von den Tschechen verlangt, daß man ihnen vielmehr sagt: stellt euch auf den Boden der Verfassung und versucht eS da mit eueren Bestrebungen! Man erweckt dabei weder Hoffnungen, noch zerstört man solche. Die Neuwahl des Abgeordnetenhauses erleichtert außerdem noch sehr bedeutend den Tschechen ihren Schritt. Sie würden, gleich allen anderen Abgeordneten, bei der Einberufting deS Reichsrath« zum ersten Male im Hause erscheinen und könnten, eben weil sie, ohne eine Loncession in der Tasche zu haben, kommen, des freundlichsten Ent gegenkommen» aller Kreise sich versichert halten. Wür den sie eine solche Concession besitzen, so ist e» doch sicher, daß sie alle Jene, die sich durch diese Abmachung al» benachtheiligt ansehen würden, sofort al» Feinde gegen sich hätten. Ist dem nicht so, so bilden die Tschechen — setzen sie sich nun auf welche Seite immer — eine Gruppe, mit welcher im Hause stet» gerechnet werden muß. Ueberlegen sich'» also die Tschechenführer noch und kommen wirklich in den Reichsrath, so ist die» wohl für alle Theile gleich erfreulich, bedeutet aber durchaus keinen Sieg über dieselben. Sie haben dann einfach ihre Taktik geändert. Dies möchten wir allen Jenen zu bedenken geben, die über den Eintritt der Tschechen Worte deS Jubels über den „Sieg der VerfaffungSpattei * etwa anstimmen sollten. 1^7 Pari», 5. Mai. Im Palais Bourbon, der Versammlungsstätte der parlamentarischen Aus schüsse, ist eS heute wieder lebendig geworden. Die Budgetcommission und die Tariscommission haben ihre Berathungen wieder eröffnet; die Mitglieder der letz teren zeichneten sich dcchei durch größere Pünktlichkeit au», denn man zählte ihrer 28 (von 33). Die Bud getcommission hat dagegen mit ihren Arbeiten noch nicht ernstlich beginnen können, da beinahe die Hälfte ihrer Mitglieder fehlte. Man unterhielt sich in der heutiaen Sitzung hauptsächlich von dem diesjährigen tHigrbniß der Steuern, welche» ein sehr günstige» ge nannt werden kann, und von den Steuervermindcrun- gen, auf welche die Ueberschüsse de» nächsten JahreS angewendet werden sollen. ES scheint, daß die Mit glieder der Budgetcommission allgemein der Meinung sind, endlich auch die sehr drückende Papiersteuer, wenn nicht ganz aufzuheben, so doch bedeutend zu vermin dern. Jedenfalls wird die Deputittenkammer den Schauplatz der ersten interessanten Ereignisse der kom menden parlamentarischen Session bilden; die Kammer nimmt ihre Verhandlungen am 15. d. wieder auf. Der Senat, der schon am 8., also nächsten Donnerstag, zu- sammenttitt, wird sich bis zum 15. d. vertagen. Bern, 6. Mai. (Tel.) Der „Bund* bestätigt, daß der Unternehmer deS GotthardbahntunnelS, Favre, seine Einsprache gegen die Verpfändung der Bahn zurückgezogen und die Arbeiten wieder ausge nommen hat. Der Richtungstollen wird bis zum Schluß dieses Jahres vollendet, und beabsichtigt Favre bis dahin, wo die Zufahrtslinien eröffnet werden, den Betrieb der Strecke Göschenen-Airnlo durch comprimirie Lust einzuführen. Rom, 28. April. Einer Lorrespondenz, welche der „N. ft. Pr.* von hier zugeht, entnehmen wir Folgen des: Gar.ibaldi ist gestern Vormittag zu Wagen nach Albano, respective Ariccia abgereist. Das Volk, welche» namentlich in Rom, da» Garibaldi im Parlamente ver tritt, stets bereit war, zu vielen Tausenden an den Ovationen für den hier so populären General Theil zu nehmen, hat sich abseits gehalten. Der Garibaldi, der heute weit mehr unter dem Drucke seiner Freund«, al» aus eigenem Antriebe einer Agitation Vorschub leistet, welche offen auf die Republik hinsteuett, ist für das Volk nicht mehr derselbe Mann, welcher emst nach Sicilien zog und die Ereignisse von Aspromonte und Mentana yerbeiführte. DaS Bolksbewußtsein ist eben in Italien keineswegs so empfänglich für die Bestre bungen der Italia irrvcienta, wie die Förderer derselben so gerne behaupten. Man denkt viel mehr an die hohen Lteuern und sonstige Uebelstände; für ihre Ab schaffung und Verminderung hat man ein weit größeres Feuilleton. Stedigitt von Ott» Baue». K. Hostheater. — Neustadt. — Am 6. Mai: „Ultimo*, Lustspiel in 5 Acten von G v. Moser. (Frl. Klinkhammer, al» Debüt.) Ganz speciell für die, auf der lange schon sehr schwach bewachten Grenze zwischen Schwank und Lust spiel ihr Wesen treibenden Moser'schen Stücke ersreut sich da» Neustädter Theater eine« sehr getreuen Pu blicum«. Diese «»«dauernde Reiauna für ein bestimmte» Genre, für da» ein unerschöpflicher Trivialfond der alltäglichen Wirklichkeit immer neuen Stoff zu behag licher Bearbeitung bietet und den Bescheidenen getröstet in die Zukunft der deutschen Bühne blicken läßt, kann die Schauspieler nur angenehm berühren. Selbst durch eine interimistische Nothbeschung einzelner Hauptrollen wird der anspruchslose Genuß an diese« Gaben einer gar eigenthümlichen Muse nicht zerstört, obgleich der Reiz der Neuheit hierbei kein helfender Factor mehr sei« kann. Frl. Klinkhammer, die mit Recht infolge ihre» kürzlich stattgefundenen längeren Gastspiel» ein Enga gement an unserer Bühne gefunden hat, führte al» Debüt die Rolle der Therese vor, der Tochter de« Herrn Schlegel, wie in dieser Moser'schen Comödie der unvermeidliche Commerzienrath zufällig heißt. Die Partie ist keine ganz undankbare Ausgabe, aber auch keine solche, die den Ton zu einer besonder« individuellen Färbung aagiebt. E« ist eben eine von de« Verfasser» abprobitten Schablonengestalten, wie er sie den Erfindern einiger moderner Backfischrollen m allgemeinen Umriffen praktisch nachgezeichnet hat. Dieser Mangel an innerem Impuls wird sich für jede Darstellerin fühlbar machen, und so traten denn auch hier vorwaltend allgemeine Linien und Färbungen in die scenischc Erscheinung. Ueberall zeigte sich indessen al» eine für jede Bühne willkommene Erscheinung, daß e» der jungen Schauspielerin nicht an frisch lebendigem Naturell und an der Fähigkeit fehlt, die jedesmalige Situation möglichst richtig aufzufaffen und ihr eine treffende Stimmung zu geben. Daß bei der Jugend lichkeit deS Empfinden- und bei der Vorschule durch ein zweites Theater hin und wieder ein wenig grelle Effecte hervortteten, ist viel weniger bedenklich, als eS die so häufig an den Bühnen grassirende abgeschliffene Glätte der unerträglichen Mittelmäßigkeit sein würde. O. B. Stille» Glück. Rovrllr von Ldolf Stern. (Fortsetzung zu «r 104.) Der Obersorstmeister gewann eben noch Zeit zu eiuem bejahenden Ricken, dann mußte er die erschütterte junge Frau, aus deren dunklen Augen krampfhafte Thränrn strömten, umfassen und halten. Er selbst war über die Aufnahme, welche seine Nachricht fand, einen Augenblick bestürzt und erst al» er die erschreckende Blässe au» dem Gesicht seiner Frau wieder verschwinden sah, saßte er sich zu beschwichtigend zärtlichen Worten: „I^>e»I — liebste» Herz! wie kannst Du mich so erschrecke«? Wie kannst Du Dir und un» so große» Unrecht thun! Es ist peinlich, daß wir Deinen ehe maligen Herrn Bräutigam als nächsten Nachbar erhalten — aber e» liegt in unserer Hand, den Verkehr auf das Allernothwendigste, was von der Sitte streng geboten ist, zu beschränken. Bei unserer Begegnung benahm er sich durchaus gut, that eine Frage nach Dir, wie nach einer entsernt befreundeten Dame — und zeigte in seinem kalten gleichgiltigen Wesen, das unverändert geblieben ist, viel Haltung!* „Ich hatte gehofft, ihm niemals wieder zu be gegnen* erwiderte Frau Agnes, ihre Thränen mühsam bezwingend. „Mir wäre wohl in dem Gedanken ge wesen, daß eS ihm gut und glänzend ergehe, wir aber sür immer vor ihm geschützt blieben!" „Bor ihm geschützt?" fragte der Oberforstmeister mit einem leisen Anflug von Ironie. „DaS sind und bleiben wir, liebste AgneS! Deine Hoffnung habe ich nie getheilt. Unser Land ist so klein und die Menschen in ihm drängen und drücken sich so, daß ich mich trotz der Einsamkeit diese- Schlößchen- schon gewundert habe, daß wir ihm niemal- und nirgend- beaegnet sind, seit ich Dich heimgesührt. Daß er uns so nahe gerückt ist, macht auch mir keine Freude — aber wa« nicht zu ändern ist, laß uns wie em paar tapfere Menschen überwinden. Ich scheue ihn nicht und ich denke, wir haben ihm gegenüber die Augen nicht niedcrzuschlagen!" „Nein, nein, gewiß nicht!* rief die junge Frau mit leidenschaftlicher Aufwallung und schmiegte sich in die Arme de» Gatten. Au» ihren Zügen sprach in diesem Augenblick süße Zärtlichkeit und fteudiger Stolz aus den Ge iebten! Und doch verschwand dabei der Ausdruck banger Besorgniß nicht, der sie seit der ersten Nennung de» neuen AmtSrath» überkommen „Ich würde heute und tausend Mal wieder thun, was ich thun mußte, aber ich scheue ihn wiederzusehen und — bitte lache nicht über mich, Rudolf — ich habe Furcht vor ihm * Der Obersorstmeister lachte nicht, denn seinem Blick, der so innig und warm auf dem schönen Gesicht ruhte, da» »u ihm emporsah, entging die tiefe Unrube nicht, die sich in Agnes' Augen spiegelte. Und obschon ihm die Empfindung seines Weibe» nur halb verständlich war, so erfaßte auch ihn jetzt eine dunkle Sorge, daß diese Stund« die erste von vielen bangen Stunden sein möge. Er wollte aufwallen und Agnes zurufen, daß der Mann, den sie fürchte, niemals ihren Weg kreuien solle. Dann aber schüttelte er nur leicht den Kops über sein Weib und sich selbst und sagte mit Ruhe: „Wir haben gegen Jsserstädt von früher keine Schuld, Agnes — jetzt aber lhust Du ihm Unrecht. Ich rufe mir inS Gedächtniß zurück, wie er sich bei der Auflösung Deiner thörichten Verlobung mit ihm, die alte Basen und Dein Vormund zu Stande gebracht hatten, gezeigt hat. Ich muß ihn durchaus loden. — Daß er empfindlich gekränkt war, ist natürlich. Aber er trat in würdiger Form zurück, sobald er gewiß wußte, daß Deine Neigung nicht ihm, daß sie mir ge höre. Wie dürfen wir annehmen, daß er nach fünf Jahren noch irgend einen Groll gegen Dich oder mich hege? Ich glaube im Gegentheil, je unbefangener wir un» zeigen, um so mehr zwingen wir auch ihn, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Ich habe ihn den Förmlichkeiten de» ersten Besuch» enthoben, ihn für morgen zu Tilch gebeten Wenn Du willst, lassen wir noch den Pfarrer in Maurach und meinen alten Hom-
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