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s,scheint 0 mal «SchenINch. Monatlicher Bezugspreis durch Trüge» elnschl. 10 Psg. dz». » Psg. Irügerlohn l,70; durch die Post 1,7V etnschliegllch poltiiderwelsungsgebllhk, zuzüglich Psg Post-Bestellgeld. Miuelnummer 1v Psg., di« Eonnabend-, Eonntag« mch Festtagnumm« 10 Psg. ft Nummer 1V8 —35. Iahrg W M W «e-lag.ort DD di« lipalllg« rr mm geil« d Psg 1 W ill- gamilienanzeigen s Psg. Siir Platzwlinsch« »nn«, kein« Gewähr leisten volkssettuna LchrisNeitung: Drerden-A.. PoNerstr. 17, Fernruf «711 «.voll Seschüstostell«, Druck und ««lag! Germania «uchdrnckerei «ad «erlag I». und <S. Wink«», Polierstrah« 17, Fernruf I1VU, Postscheck: Rr. IVIS, van«: Etadtbanl vr«ed«, Rr. «7«7 Donnerstag, 7. Mai 1S3K ! !-- - - ft Im Falle von HSHerer Gemalt, «erbot, etrUretender ««Irled» stürungen hat der Bezieher oder Werbungtretbend« tetn« «» jpriiche, fall» di« Zeitung in beschränktem Umsange, uerfpütet «der nicht erscheint. — Trsiillungsort Dresd«». — — — Das pwgramm »n nächsten Ratssitzung Beratungen tzber die Rhelnlandsrage - Die Lage Adesflniens nach der Flucht des Aegus - Die Zulunst der Sanltionen Gleichzeitig Zusammenintt der Locarnomächte Lleberreichung -es englischen Fragebogens erst Donnerstag oder Freitag London, 6. Mai. lieber die in Form eines Fragebogens an Dcuischiand ge- richiete Denkschrift erfahrt der diplomatische Berichterstatter der „Times", das; er entgegen den gestrigen Mitteilungen erst Donnerstag oder Freitag dem britischen Botschafter in Berlin zur Weilerleitung an die deutsche Regierung zugestellt werden wird. Die Rückfragen beziehen sich sowohl auf die Vorschläge des Neichsbanzlers vom 7. März wie aus die deut schen Denkschriften vom 2-1. und 31. März. Der Text des bri tischen Fragebogens wird vorläufig nicht veröffent licht werden. Gleichzeitig mit der Ratstagung werden in Genf die Locarnoinnchte anher Deutschland zusammentreten. Bor drei Wochen hat der Generalsekretär des Völkerbundes die deutsche Negierung davon verständigt, daß die Rheinland ¬ frage auf die Tagesordnung der nächsten Rats tagung gesetzt werden würde und das; Deutschland einen Vertreter nach Gens entsenden möge. Der Rat wird jedoch, wie der diplomatische Berichterstatter der „Times" meint, so wohl die Lage in Abessinien nach der Flucht des Kaisers wie auch die Zukunft der Sanktionen zu beraten haben, so das; das Programm in Genf noch mehr als gewöhnlich dunkel bleibe. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" schreibt, daß Großbritannien bemüht sei. die Gelegenheit, von Deutschland ein wirkliche Aufklärung über eine Anzahl von Fragen in bezug aus den deutschen Vorschlag zu erhalten, nicht durch eine rücksichtslose öffentliche Erörterung von vornherein zu gefährden. Die Regierung habe deshalb beschlossen, das Schriftstück nicht zu veröffentlichen. Nach dem Einmarsch der Italiener in Addis Abeba Rom huldigt Mussolini und dem König Am Nachmittag des Dienstag, 2.4K Uhr MEZ., sind die italienischen Truppen unter Führung Marschall Badogllos in Addis Abeba elngeriickt. Eine volle Stunde haben aus diesem Anlass, den man seit zwei Tagen erwartete, Glocken und Sirenen das italienische Volk zum Generalappell gerufen, der am Abend statt sand und auf dem Mussolini, von der Bevölkerung ge feiert, verkündete, das; der Krieg in Abessinien mit dem ita« lieniscl)«n Sieg beendet sei. (Die Rede Mussolinis vgl. aus S. 5 dieser Ausgabe.) Nach dem großen Generalappell zog die begeisterte Menge zum Platz Quirinal, wo sie auch dem König eine große Kundgebung gebracht hat. Der König, die Königin und die Prinzessin Maria mußten sich mehrfach auf dem Balkon zeigen. Mussolini und der König richteten anläßlich des Ein marsches in Addis Abeba an Marschall Badoglio und an die siegreichen Truppen Glückwunschtelegramme. Auf Befehl des Dure wird die ganze Nation während dreier Tage slaggen. Oie Neuordnung des abessinischen Reiches Voltai zum Zlvllgouverneur von Addis Abeba ernannt R o m, 6. Mal. Marschall Badoglio hat den Gouverneur von Rom, Dottai, der den abessinischen Feldzug als Kriegsfreiwil liger mltgemacht hat und Dienstag an der Spitze des Italienischen Heeres kn Addis Abeba einzog, zum Zivil gouverneur von Addis Abeba ernannt. Mit dieser Matz nahme wird die verwaltungsmätzige Neuord nung des abessinischen Kaiserreiches ein ge leitet. Asmara, tz. Mai. Der Einmarsch der Italienischen Truppen in Addis Abeba vollzog sich, soweit bisher bekannt wurde, ohne Zwischenfall. Marschall Badoglio hat in der italienisclren Gesandtschaft Quar tier lvzogen. Den einmarschicrenden Trupzwn zag die Geistlich keit von Addis Abeba entgegen und erklärte Marschall Badoglio ihre Unterwerfung. In Asmara hat die Nachricht von dem Einmarsch der Truppen in der abessinischen Hauptstadt eine» Freudentaumel nusgelöst Die ganze Stadt war lwflaggt, die Glocke» läuteten, und die Menge zog unter patriotiscl»en Gesängen durch die braßen Vor dem Verwaltungsgebäude der Ftaliener kam es beim Hissen der Flagge zu Freudenkundgebungen. Bereits ist Kilometer vor der abessinischen Hauptstadt, wäh rend Marschall Badoglio und sein Stab sich gerade zum Einzug auichickten, kamen den italicnisck^n Truppen zahlreiche Bewoh ner entgegen, die den Soldaten unter Freudenkundgebungen Blumen überreichten, in die Hände klatschten und alxssinische Trommeln schlugen. Die Bevölkerung begleitete den Marschall dann unter Freudenrusen bis zur italienischen Gesandtschaft, wo Badoglio Wohnung nah:». Der Marschall wurde bei seinem Einzug von italienischen und ausländischen Pressevertretern begleitet, denen er seine Ge nugtuung über die Erreichung des Endzieles zum Ausdruck brachte. Nach einer Würdigung der Leistungen seiner Trupzx'N erklärte Badoglio n. a., es beginne fetzt eine harte Arlreit. Mussolini wünsclu! jetzt Frieden und Rul-e, um die Zivilisation unter den Völkern Abessiniens zu verbreiten. Er iverde bei dieser Aufgabe sickrerlich Erfolg haben. Der Einzug der italienischen Truppen hat dem Räuberunwe- sen, unter dem die Bewohner seit Tagen zu leiden hatten, ein sofortiges Ende gesetzt. Es gelang ülrerraschcnd schnell, die Nul>e und Ordnung wieder herznstellen. Auch die zahlreichen Brände konnten zum größ ten Teil gelöscht werden. Am Dienstagabend brannte noch das Melmude der katholischen französischen Mission. Die Nachricht von dem Aufruhr in der abessinischen Hauptstadt Halle Marschall Badoglio veranlaßt, kurz vor der Stadt die große Kraflwagenkolomic, die ivegen der aufgcmeichten Wege nur langsam vorwärtsknm, zurückzulassen und in Eilmärscl/en in die Stadt einzurücken. lieber den Umsang der durch die Plünderer ungerichteten Verheerungen kann man sich noch kein abschließendes Bild machen. Sicl>er ist. daß die Amerikanerin Stad in bei dem Ausruhr den Tod gesunden hat. doch sck>eint die Kahl der Todesopfer auch unter den Europäer» n o ch g r ö ß e r zu sein. Kurz vor dem Einzug Baüoglios drangen bereits ita lienisch^ Pioniere in die Stadt ein, um die lebenswichtigen Be triebe sich>erzustellen. Sie scheinen jedoch große Verwüstungen augetroffcn zu haben. Auch die große Rundfunkstation, die el>enfalls von italienischen Trupivn besetzt wurde, ist vorläufig noch außer Betrieb. Nach dem Einmarsch in die abessinischen Hauptstadt besetzten die Italiener nm Spätnachmittag des Dienstag die italienische Gesandtschaft. Dort fand unter militärischen Ehren die feier liche F l a gge n h i s s » n g statt, wobei Marschall Badoglio große Kundgebungen bereitet wurden. Gleichzeitig traf der frühere italienische Militärattache Ealderini in Addis Abeba ein, der seinerzeit mit dem Gesandten Vince vor seiner Abreise aus der Hauptstadt die Haft geteilt hatte. Nach der Flaggenhissung wurden von den italienisckx'N Truppen die beiden kaiserlichen Paläste, der Flug platz sowie die Eisenbahn- und Funkstation be setzt. Fast alle Häuser der Stadt zeigten weiße Flaggen. Die Bevölkerung lregriißte die einmarschierenden italienisckien Ab- teilnmPM mit dem Faschistengruß. Vereinzelt sielen einige Schüsse. Einige Mitglieder der deutschen K o l a n i e kehrten noch am Dienstagabend In ihre Häuser zurück, soweit diese nicht der Zerstörungswut der Plünderer zum Opfer gefallen sind. Allgemein herrscht unter den Deutschen dgs Gebiß! der Dank- barkeit für die Hilfe die sie in den letzten schweren Tagen aus der Gesandtschaft gefunden hal>en. Auch Ras Seyoum in Dschibuti Dschibuti, 0. Mai. Als letzter der nach dem Zusammenbruch des abessinischen Widerstandes geflüchteten Heerführer ist Ras Seyonm am Dienstag in Dschibnti eingetrofsen. Ras Desto. Ras Kassa und die ausländischen Offiziere. die in der abessinischen Armee dienten, befinden sich bereits seit Anfang der Woche in Dschi- buU Sir Austen Chamberlain Das Ende des italienischen Kolonialkrieges in Abessi« nien läßt die Bedeutung Südosteuropas im politischen Sviel der Kräfte und der Diplomatie wieder starker hcrvortrccen« Dieser Tage kam der ehemalige englische Außenminister Sir Austen Chamberlain von seiner großen Reise, die ihn in die Hauptstädte Oesterreichs, Ungarns und der Tschecho slowakei gcsiihrt hatte, wieder nach London zurück. Ueber den Zweck seiner Neise, die als Privatbejuch bezeichnet wird, liegen verschiedene Lesarten vor. Die eine gibt ihr eine anti-italienische und eine gewisse anti-katholische Spitze. Dis andere begnügt sich damit, sie in anschlußfeindlichcm Sinns auszulegen. Cs mag vorerst dahingestellt bleiben, we'chs dieser Deutungen richtig ist; fest steht jedoch, daß England sich dadurch wieder stärker sür die Probleme des Balkans interessiert. Der Name Chamberlains weckt bei uns keins angenehmen Erinnerungen, und seine erhöhte politische Be tätigung ist nicht geeignet, die bestehenden internationalen Schwierigkeiten zu verringern, wissen wir doch nur zu gut, daß der ehemalige britische Außenminister zu alt geworden ist, um noch umzulernen. Chamberlains Einfluß daheim ist ungeheuer gewesen in den Jahren des nationalen Regimes seit 1931 Größer als je zuvor in den fast fünfzig Jahren seiner politischen Laufbahn. Ohne den Ministerstürzer (Sir Samuel Hoare!) dramatisch zu beleuchten, ohne den Mann herauszustreichen, der im ehrerbietig lauschenden Unterhaus den Premiermini ster maßregeln darf (Nüstungsdebatten!), möchten wir die- sen Einfluß mit einem weniger augenfälligen Beispiel er läutern. Sir Austen Chamberlain ist, den Beteiligten be« wußt oder unbewußt, der Mentor des konservativen Rach wuchses geworden. Er und kein anderer hat dem Entwick lungsgang der „kommenden Männer", diesen einst so origi nellen, dem Neuen aufgeschlossenen „Junglonservativen", den Knick gegeben, der sie auf die alte Linie der west lichen Orientierung festlegte. Es ist eine Linie, die innen« und außenpolitisch, weltanschaulich und kulturell zugleich verstanden werden muß. Man hört heute nichts mehr vow dem „kommenden Premierminister" von 1932 33, dem Schot ten Elliot; seine Reden zur Ueberwindung des Liberalis mus sind vergessen, obwohl er noch immer Landwirljchasts« Minister der nationalen Negierung ist (vielleicht gibt man auch in England niemandem das Landwirtschastsministe- rium, mit dem man es gut meint). Die Duss-Looper und Eden aber sind Bewunderer Austen Chamberlains und iüh- ren seine Tradition fort. Der Spott, der sich gegen Ende seiner letzten Außenministerschast (1921—29) auf Konen seiner Intelligenz und Charakterstärke breit machte, ist un-, denkbar geworden. Harold Nicoljon, ein anderer Geist von selbständiger Prägung, der heute einen llntcrhaussitz der Nationalen Labour-Party (Gruppe MacDonald) ziert, nannte ihn unlängst ohne alle Ironie „einen gerechten und weisen Mann". Alan muß sein eigenes Empfinden gewaltsam zurnck- drängen, um nicht die Wärme dieser Beziehungen zwischen dem allen Staatsmann und dem konservativen Nachwuchs zu unterschätzen, Beziehungen, die sich übrigens gleicher weise auf Träger (und Macher) der volkstümlichen Meinun gen zur Außenpolitik, wie die Bölkerbundsvereinigung, er strecken. Für uns ist Austen Chamberlain der schwer er trägliche Moralist geblieben, der nie in Verlegenheit kommt, weil er nur seine eigene Seite sieht. Dessen enge Sicht zur Verzweiflung treibt, weil sich nie ausmachen läßt, ob sic Eigensinn oder Berechnung ist. Die Engländer, auch der Nachwuchs, hören diese Zweideutigkeit des Tones nicht. Man wird am Ende zu der Vermutung getrieben, daß ihre Vorliebe sür den Gladstoneschen Typ — immer eins mit der moralischen Weltordnung und immer ein Atout im Aermel versteckt — unsterblich ist. Aber wir sind weit von dem Glauben entfernt, damit die Bedeutung Sir Austen Cham berlains im heutigen England „erklärt" zu haben. Im Be wußtsein des Unbegreiflichen schlagen wir den letzten Band auf, den er veröffentlicht hat (l)ocvn iiw Ve»>». i c>n<io„ einen von einer ganzen Neihe. Er besteht aus Zeitungs aussätzen: Jugcnderinnerungcn, Streiflichter zu vergange nen parlamentarischen Epochen, eine Verteidigung des Locarnovertrags unter anderem Hochpolitischen, Federpor-- Iraits von Stresemann, Vriand nnd Poincarö, Liebhabe reien einiger Mußestunden. Wie alt dieser Mann schon ist! Die Franzosen, bei denen er als Student in Paris einge führt wurde, waren Taine, Nenan, Cb menceau noch als Chefredakteur der „Justice". In Berlin saß er ein Jahr darauf (1R37) an der Tafel Bismarcks, den er ehrlich be wundert. Freilich, wenn es genügte, eine gewinnende Be« fkheidenheit, einen schalkhaften Hnmor, eine unaufdringliche Bildung und nichts von der öden Nüchternheit zu besitzen, die man aus Chamberlains Vaterstadt Birmingham er wartet — wenn das genügte, dann wäre die englische Ver ehrung für d«, nun im Patriarchenalter angelangten Mann