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Dresdner Journal : 16.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-16
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 16.08.1897
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Ver»««»ret»: Gür Dresden vierteljährlich: 2 Mark SV Pf., bei den Kaiser- lich deutschen Postanstaltea vierteljährlich » Mark; autztr- halb de» Deutschen Reichet Post» und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: Täglich mit «utnahme der Sonn- und Feiertage abends. Ferns-r -Anschluß: Nr 1295 Dres-ner M Ilmnml. ^k188 Montag, den 16. AlMst abends. Für de» Nau« einer gespal tene» Zelle kleiner Schm« »o Ps. Unter „Einaeso „di - bi« Zeil« »0 Pf vet Tabellen- »ud Zifferusatz entsprechender Arrfschlag Königlich« Expedition des Dresdner Journal« Dresden, Zwtngerstr 20 Fernspr-Anschluß: Nr. Ist»». 18S7. Amtlicher Teil. Wekanntmachung. Mit Genehmigung deS Ministeriums des Innern werden die Gemeinden Großzschocher und Windorf im Bezirke der Amtshauptmannschaft Leipzig, welche bereits Eine Kirchen- und Schulgemeinde bilden, vom heutigen Tage ab, auch zu Einer Landgemeinde unter dem Namen Großzschocher-Win darf vereinigt. Dresden, den 16. August 1897. Ministerium des Innern. Für den Minister: vr. Bo-el. Münckner. Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1. jede Betheiligung an Vereinigungen, Versamm lungen, Festlichkeiten, Geldfammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubniß er- theilt ist, 2. jede Tritten erkennbar gemachte Bethät gung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebungen 3. das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen und sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich besohlen, von jedem zu ihrer Kennt niß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dienstlekalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen eingezogenen und für die zu Kontrol- versammlungen einberufenen Personen des Beurlaubten standes, welche gemäß 8 6 des Militär-Strafgesetz buches und 8 38. kl l des Reichs-Militärgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlassung bezw. der Kontrolversammlung den Vorschriften des Militär- Strafgesetzbuches unterstehen. Sämmtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekanntmachung ersucht. Dresden, den 14. August 1897. Kriegs-Ministerium, von der Planitz. Wekanntrnachuna. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Civilpersonen mit dem Vertrieb von Druckwerken und Waaren innerhalb von Truppentheilen oder Be hörden — seien dies nun ihre eigenen oder fremde — zu befassen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Civilperson an sie ergehenden Aufforderung zum Vertrieb von Druck werken oder Waaren ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Sämmtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekanntmachung ersucht. Dresden, den 14. August 1897. Kriegs-Ministerium. von der Planitz. LuiiÜ und Wissenschaft. K.Hoftheater. — Altstadt — Am 15.d. Mts: Matinee zum Besten der durch das Hochwasser Geschädigten ErsteKräfte unseres Kunstinslituts vereinigten sich gestern,um dem leider nicht allzu zahlreichen aber um so empfänglicheren Publikum Genüsse von gleichmäßig hoher Vollendung zu gewähren Die feurig beschwingte Ausführung der„Oberon"- Ouverture von Weber, ein bekanntes Glanzstück der König! Kapelle, versagte unter Hrn Schuchs Leitung auch diesmal ihre zündende Wirkung nicht Nach der vor nehmen, Stimmung erweckenden Einleitung ließen sich drei hervorragende Solisten der Hofoper vernehmen Mit wundervoller Noblesse und dramatischer Beseelung sang Frl Huhn eine Arie aus Bruch« „Odysseus", von Hrn Perron hörte man eine Loewesche Meisterballade, „Archibald DouglaS" (am Klavier von Hrn Pittrich begleitet), so stimmprächtig als charakteristisch abgestuft, und al« dritte gesang«künstlerische Erscheinung folgte Frl. Wede kind mit dem virtuo« glänzenden Dortrage der Haupt arie Violettas au» „Traviata" von Verdi im italienischen Originaltext Die Wiedergabe de« musikalisch wertvollen Finale« aus Mendelssohn« unvollendeter Oper „Loreley" führte inmitten der wirksam eingreifenden Geisterchöre Frl Malten al« leidenschaftlich bewegte und durch die unveränderte Fülle dramatischen Temperament« fortreißende Leonore aus dir Szene Diese« Opernfragment ward von Hrn v Schreiner geleitet Zum Abschluß hatte man da« oft gegebene Genrebild „Der Kurmärker und die Picarde" pewählt, da« Frl Grimaldi und Hrn Scheidemantel zu liebenswürdig-humoristischem Spiel vereinigte An Hervor rufen der an der Veranstaltung beteiligten Künstlerinnen und Künstler konnten sich die Besucher kaum genugthun Srnkunuu-eo, verfttzunge« rr. im öffentlichen Dienste. 3« Seschäft-berriche »e« Mtntftert«»« »er -mauzen. Bei der fiskalischen Straßenbau-Berwaltung ist er nannt Worten: Löfsler, zeither Straßenbauausseher, al» Amtsstraßenmeister in Scheibenberg 3« «efchiftSberetche »e« Miniftertum« »e« Kult«» un» -ffentliche« Unterricht«. Erledigt: die Kirchschul- stelle in Wildenhain Kollawr: da« König! Ministerium de« Kultur und öffentlichen Unterrichtes Einkommen vom Schuldienste l000 M., vom Küchendienste L14 M. und Amts wohnung B.werbung-aesuche mit sämtlichen Zeugnissen bi« in die neueste Zeit sind bi« zum 2S August bei dem König!. BezirkSschulinspektor vr Selbe in Großenhain einzureichen Zu besetzen: die zweite Lehrerstelle zu HauSdorf. Kollator: die oberste Schulbehörde Einkommen außer freier Wohnung im neuerbauten Schuthaus: 1000 M Lehalt, öS M für Turnunterricht BewerbungSgesuche sind unter Anschluß der erforderlichen Unterlagen bis zum 28. August bei dem König!. BezirkSschulinspektor Schulrat Schütze in Grimma ein- zureichen; — die zweite ständige Lchrerstelle in Ortmann«- dorf Kollator: das Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht» Einkommen: 1000 M Gehalt, 120 M Wohnungsgeld und bi» auf weiteres 180 M für Überstunden. Musikalische Befähigung de» Bewerbers ist erwünscht. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung- und AmiSsührungs- zeugnisse bi- zum 30. August bei dem Königl. Bezirkeschul- inspektor Schulrat Lohse in Zwickau ernzureichen. Nichtamtlicher Teil. Anarchismus und Tozialdemokratie. Drei in Berlin erscheinende Anarchistenblätter haben sich mit der Ermordung des spanischen Minister präsidenten in Aussätzen beschäftigt, welche der ruch losen That eine große geschichtliche Bedeutung zu erkennen, Canovas einen fluchbeladenen Henker nennen und insgesamt daS in Santa Agueda verüble Ver brechen mit Genugthuung besprechen. Man muß es aufs tiefste bedauern, daß Staat und Gesellschaft »och immer solchen Aufreizungen auSg,setzt sind, und man kann es vollkommen begreifen, daß deutsche konservative Zeitungen die Ermordung Canovas' zum Anlaß ge nommen haben, um den durch die preußische Vereins gesetznovelle bewirkten Streit über die richtige Be handlung der sozialrevolutionären Bewegung zu erneuern. Bei der geringen Verschiedenheit, welche lm Endzweck zwischen Anarchismus nnd Sozialdemokratie besteht, mußte das neue frevelhafte Hervortreten deS ersteren die ganze Frage wieder in Fluß bringen, und es er scheint als zweckmäßig, namentlich auch gegenüber dem Gerede bürgerlicher Parteiblätter, die Mordthat in Spanien habe von neuem die Macht- und Zwecklosig keit aller Polizeigesetze und Polizeipraktiken bewiesen, — eine Ansicht, die den Anarchisten und Sozial demokraten sehr wohl thun wird — einige zu treffende Auslassungen der „Hamb. Nachr." über den Schutz von Staat und Gesellschaft gegen zwei Feinde, die sicherlich auf dem letzten Stück ihres Weges ein ander die Hände reichen würden, nachstehend wieder zugeben. Das gedachte Blatt schreibt: Triumphierend ruft man aus, in Spanien bestehe ein sehr scharfes Anarchistengesetz, und dennoch sei die Ermordung Canovas del Castillos nicht verhütet worden. Darin würde nur Sinn liegen, wenn das Individuum, welches die That beging, neuerding» in Spanien gelebt hätte. Es steht aber fest, daß es erst kurz vorher aus dem Auslande zugereist war In Spanien selbst ist seit dem Erlaß des bestehenden Anarchisten- gesetzes, d. h. seit dem scheußlichen Attentat auf eine harmlose Prozession in Barcelona, ein neuer Anschlag unseres Wissens nicht in die Erscheinung getreten Ob, wa» die jüngste Mord th. t anlangt, die spanische Polizei, wie behauptet worden ist, es an der nötigen Wachsamkeit hat fehlen lasfen, entzieht sich unserer Beurteilung Wäre es wahr, so würde auch das nicht» gegen daS Anarchistengesetz beweisen Die einzige Lehre, die sich aus dieser Mordthat wirklich ziehen läßt, ist die, daß unter den BerkehrSverhältnissen der heutigen Welt gegen eine inter nationale Berschwörerbandc Gesetzgebung und Polizei deS ein zelnen StaateS keinen ausreichende» Schutz zu gewähren vermögen, daß nur ein gemeinsames Borgehen aller Kulturstaaten zum Ziele führen kann. In einem großen Teile der Presse ganz Europas ist denn auch dieser Neue Fortschritte in der Heilserumtherapie. Die Heilserumfrage schien trotz der gewaltigen Be wegung, in die sie die gesamte Ärztewelt versetzt hatte, schon seit längerer Zeit keine sicheren, zweifellosen Fort schritte in der Behandlung menschlicher Krankheiten mehr zu machen, al« sie durch eine Reihe interessanter Versuche, die im Winter 1895 begannen, in ein neues Stadium gerückt wurde. Ein in Gedern in Ober Hessen ansässiger Landarzt, Hr. vr Weisbecker, hatte, wie sich bald zeigte, in erfolgreicher Weise eine von den Wegen Behrings ab weichende Bahn eingeschlagen Das Prinzip Behrings besteht bekanntlich darin, Tieren eine auf sie übertragbare menschliche Krankheit einzuimpfen, das Tier wieder genesen zu lassen, und diesen Vorgang unter steigender Jmpfdosis des Krankhcit«giftes mehr mals zu wiederholen Alsdann haben sich, wie die Wissenschaft annimmt, in dem Blute des Versuchstieres eine solche Menge antitorischer, d h als Gegengifte und Schutzstoffe wirkender Substanzen gebildet, die in dem Blutwaffer, dem „Serum", gelöst sind, daß schon die Ein spritzung geringer Mengen dieses Serums genügt, ,um die wichtigsten Heilvorgänge beim Menschen zu bewirken Es ist klar, daß man bei dieser Methode von vornherein auf die Behandlung der meisten Infektionskrankheiten ver zichten muß Eine große Zahl menschlicher Infektions krankheiten kommt bei Tieren nicht vor, kann man ihnen auch nicht künstlich einimpfen, bei anderen kmnt man bis jetzt nicht einmal die krankmachende Ursache Man hat aber ferner auch gar nicht für möglich gehalten, daß die Menge der nach einmaligem Überstehen einer Krankheit beim Menschen im Blut gebildeten Antitoxine so groß sei, daß eine kleine Dosis solchen Serums zur Heilung eines anderen Kranken genügen sollte E« ist nun da« Verdienst Weisbecker«, durch seine Ver suche zuerst einen neuen Weg eingeschlagen und bewiesen zu haben, daß menschliche« Blutserum eine zweifellose und Gedanke sofort nach der Kunde au» Santa Agueda zum Autdruck gekommen und eine ziemlich allgemeine Entrüstung hat sich namentlich gegen England grwandt, welche» den Anar chisten aller Länder noch immer eine Freistatt bei sich gewähre Diese Entrüstung ist vollauf berechtigt In der Behandlung irischer Verschwörer scheut England vor keinem Polizrimittel zuiück; wa- aber aus seinem Boden gegen andere Staaten aus geheckt wird, kümmert e- nicht, von einer internationalen Soli darität will es nichts wissen, der Glorienschein des „heiligen AsylrcchlS" ist ihm lieber Nebenbei wollen wir übrigen« darauf aufmerksam machen, daß an der Entrüstung über Eng land auch sehr viele deutsche Plätier teilgenommen haben, die soeben noch die Theorie von der Nutzlosigkeit aller Polizei mittel gegenüber revolutionären Bewegungen vertreten hatten WaS verlangen sie denn aber von England anderes, al- daß es mit polizeilichen Mitteln dem anarchistischen Treiben aus seinem Boden ein Ende mache ? Wenn die englische Regierung nun ihr Verlangen mit ihren eigenen Argumcnten zurückwiese? Vielleicht denken sie jetzt ein wenig darüber nach, wie unhalt bar jene graue Theorie ist, sobald es sich um die Harle Wirk lichkeit handelt. Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Aktion wenigsten« der größeren Staaten Europas gegen die anarchistische Gesahr ist in der That niemals so klar ans Licht gestellt worden, wie durch die begleitenden Umstände des Attentats von Santa Agueda. Daß e« aber jetzt zu entsprechenden internationalen Vereinbarungen kommen werde, wagen wir, wie die euro päischen Dinge liegen, kaum zu hoffen. Um so gebieterischer erscheint unS die Pflicht, daß wir wenigstens bei unS zu Hause mit der Politik deS GewährenlassenS, in welche wir seit 1890 mehr oder weniger verfallen sind, vollständig und endgiltig brechen Man sage doch nicht länger, bei unS seien in neuerer Zeit keine Ereignisse vorgckommen, welche eine spezialgesetzliche Abwehr umstürzlerischer Bestrebungen notwendig machten! Mit nur zu gutem Recht hat Hr. v Miquel da- weise „Beuge vor!" in Erinnerung gebracht Vor allem gilt e», die rn Deutschland herrschende Begriffsverwirrung zu beseitigen, unter welcher es dahin gekommen ist, daß ein großer Teil selbst der Gebildeten in der Sozialdemokratie lediglich die Br.tretung der Interessen der Arbeiter erblickt. Es ist das die beklagens werteste Folge de» Wegsalls de- CoziallstengefetzeS, und nur die Rückkehr zu einer ähnlichen Gesetzgebung kann verhüten, daß die bürgerliche Gesellschaft in Deutschland durch ihren eigenen Irrtum allmählich der revolutionären Überflutung unterliegt. Es muß wieder volle Klarheit darüber hergestellt werde», daß die berechtigten Forderungen der Arbeiter von allen Parteien vertreten werden, daß das Charakteristische der Sozialdemokratie aber ihr ausdrücklich erklärtes Streben nach Beseitigung der bestlhenden staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung ist, einfchließlich alles dessen, was wir als die höchsten und heiligsten Güter unserer Kultur betrachten Nur ein Reichsgesetz, wrlches der revolutionären Bethäiigung der Sozial demokratie nicht nur in Versammlungen und Vereinen, sondern namentlich auch in der Presse einen Riegel vorschiebt, wird dem Urteil deS Volkes wieder eine feste Richtschnur geben. Selbst verständlich find in einem solchen Gesetze Sozialdemokratie und Anarchismus durchaus auf gleichem Fuße zu behandeln. Der von soziald.mokrarifcher Seite behauptete himmelweite Unterschied zwischen beiden ist auf die Naivetät der den Deut schen innewohnenden Gelehrtennatur beiechnei; prakti'ch kommt für den bestehenden Staat nur in Betracht, daß Sozial demokraten wie Anarchisten den Umsturz erstreben und sich nur in der Taktik unterscheiden. Schwerlich dürfte auch in Deutsch land jemals ein Anarchist gesehen worden sein, der nicht durch die sozialdemokratische Schule gegangen wäre. Tie im Picußischen Abgcordnetenhause zuletzt gescheiterte Fassung der VereinSgesetz- novelle hatte durchaus recht in der vollen Gleichstellung der revolutionären Bestrebungen von Sozialdemokratie und An archismus. Ihr Fehler war, daß sie wegen der mangelnden Kompetenz in Preßangelegenheiten den« Bedürfnisse nur un genügend entsprechen und daß dies Bedürfnis im Rahmen deS Einzelstaalcs überhaupt nicht ausreichend befriedigt werden konnte. Nachdem aber dos Bedürfnis von der Preußischen Regierung einmal mit solchem Nachdrucke anerkannt ist, dürfte e- nunmehr ihre Pflicht sein, die Berücksichtigung desselben da zu fordern, wo sie vollauf gewährt werden kann, nämlich im Reiche Tagesgeschichtr. Dresden, 16. August. Se. Majestät der König haben Sich in Begleitung des Flügeladjutanten Majors v. Larisch gestern nachmittag 1 Uhr von Pillnitz zu Wagen wieder nach dem Königl Jagdhause Rehefeld begeben und werden bis 19. d. Mis. daselbst verweilen. Der Lberhofmeister v. Malortie ist vom Urlaub zurückgekehlt und hat sich heute nachmittag zur Über nahme de» Dienstes bei Ihrer Majestät der Königin nach dem Königl. Jagdhause Rehefeld begeben. zwar bedeutende Heilkraft für den Menschen besitzt, indem er die verschiedensten Infektionskrankheiten mit Blutserum, daS von rekonvaleszenten Menschen durch mäßigen, un schädlichen Aderlaß gewonnen war, behandelte. Seine erste Veröffentlichung, die sich zunächst auf Behandlung von Masern beschränkte, erschien im Juni 1896 in der von Geh. Rat v Leiden herausgegebenen Zeitschrift für klinische Medizin Wie aussichtsvoll der eingeschlagene neue Weg war, zeigte sich bald Schon dreiviertel Jahre später, im März d I«, war Weisbecker in der Lage, in derselben Zeitschrift neue Veröffentlichungen zu bringen, wonach er in schneller Reihenfolge Typhus, Scharlach und Lungen entzündung nach seiner Methode mit großem, zum Teil in Erstaunen setzendem Erfolg behandelt hatte Inwie weit diese mit exaktester Klarheit von Weisbecker beschriebenen Versuche und Ergebnisse ganz neue Ge sichtspunkte für die gesamte Heilscrumsrage, ja für das Zustandekommen natürlicher Heilung überhaupt gewinnen laßen, muß natürlich der Erläuterung in der wissenschaft lichen Fachpresse überlaßen bleiben Weisbecker selber hat sich ein Eingehen auf die Erklärung der beobachteten Er scheinungen noch vorbehalten Aber seine Arbeiten, namentlich die im März d I« veröffentlichte, zeigen schon in der Anordnung der daroestellten Beobachtungen eine selbständige, von aller bi«herigen Weise abweichende Methode Die Einwirkung seiner spezifischen Heilsera untersucht WeiSbecker nach drei Gesichtspunkten, indem er 1) die Wirkung auf das Fieber, 2) auf die anatomischen Veränderungen und 3) auf da« Allgemeinbefinden be obachtet Im Gegensatz zu Fieber und örtlichen Ver änderungen kann sich nach der Einspritzung des Serum« da« Allgemeinbefinden deS Kranken erheblich günstig ge stalten, und diese« Moment wird nachdrücklich von Wei»- becker betont und hervorgehoben Während die medizinische Fachpreße den wichtigen Ver suchen WeitbeckerS anfang« nicht die gebührende Beachtung zu schenken schien, hat sich erfreulicherweise gezeigt, daß Dresden, 16. August. Gestern, Sonntag, nach mittag 4 Uhr fand bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinzl. Villa zu Hosterwitz Familientafel zu zehn Gedecken statt. An derselben nahmen teil: Ihre Königl. Hoheiten die Frau Groß herzogin, der Erbgroßherzog und die Frau Erbgroßherzogin Karl Friedrich von Mecklen- burg-Strelitz, der Prinz Johann Georg, die Prinzessin Mathilde und der Prinz Albert so wie Ihre Hoheiten die Prinzessin Jutta, der Erb prinz Karl Friedrich und der Prinz Karl Borwin von Mecklendurg-Strelitz. Dresden, 16. August. Gegenüber den verschiedenen zeitherigen, zum Teil irrtümlichen Zeitungsnachrichten über die Folgen der neulichen Wasserkatastrophe für den fiskalischen Bergbau wird unS von zu ständiger Seite folgendes mitgeteilt. Die in die Freiberger Gruben eingedrungenen Wässer sind aus der Grube „Himmelsfürst" bereits vollständig beseitigt und auch auf „Beschert Glück" macht die Bewältigung rasche Fortschritte. Etwas langsamer geht dies jedoch auf „Himmelfahrt" und „Beihilfe Churprinz" vor sich, da sich hier besondere Verwahrungsarbeiten erforderlich machen. Die Mann schaften sind bei „Himmelsfürst" bereits wieder in den Tiefbauen, bei den übrigen Gruben aber, insoweit sie nicht, wie insbesondere bei „Beihilfe Churprinz", zur Beseitigung der über Tage entstandenen Schäden verwendet werden müssen, in den Bauen über dem Rothschönberger Stölln beschäftigt. Bei dem Königl. Steinkohlenwerke zu Zaucke rode ist der durch Austritt der Weißtritz ersoffene Teil des „Carola-Schachtes" bereits soweit entwässert, daß die Mannschaft dieses Schachtes, nachdem sie vorüber gehend in den anderen Schächten untergebracht worden war, größtenteils wieder dort arbeitet. Deutsches Reich. * Berlin Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen am Sonnabend auf Bahnhof Wilhelm«- höhe bei Kaßel ein Daselbst waren die beiden jüngsten Kaiser! Kinder sowie der kommandierende General de« XI. Armeecorps, General der Infanterie v Wittich, zur Begrüßung erschienen Die Majestäten begaben Sich im offenen Wagen nach dem Schlosse und wurden auf der Fahrt von oer Bevölkerung jubelnd begrüßt Heute vor mittag wohnten das Kaiserpaar dem Gottesdienste in der Schloßkapelle aus Wilhelmshöhe bei und unternahmen gegen Abend eine Spazierfahrt — Der Kaiser! Botschafter v Bülow ist gestern hier eingetroffen und hat die Leitung des Auswärtigen Amtes übernommen — Wie haben kürzlich gemeldet, daß im Jahre 1896 von den Anstalten für Invalidität«- und Altersversicherung an weibliche Versicherte, welche eine Ehe ein gegangen sind, 1,4 Mill an Beiträgen zurückgezahlt sind. E« dürfte von Jntereße sein, die Anteile sestzu- siellen, welche die einzelnen Bundesstaaten bez die ein zelnen preußischen Provinzen an dieser Rückzahlung gehabt haben Auf Preußen sind rund 883 000 M entfallen, wovon der Löwenanteil mit 192 000 M von der Rhein provinz gegeben wurde Ihr folgt Berlin mit 107 000 Mark Die Zahlen sind auch charakteristisch für die Häufig keit der Eheschließungen von Arbeiterinnen und Dienst boten, um die es sich in der Hauptsache bei diesen Rück zahlungen handelt Westfalen gab 88 500 M., Schlesien 81000 M , Hannover 74 000 M , Sachsen 67 000 M , Brandenburg 56 000 M, Hessen-Nassau 55 000 M, Ostpreußen 43 000 M, Schleswig-Holstein 41100 M, Pommern 26 700 M, Posen 25 600 und Westpreußen 24000 M. aus. Was die anderen Bundesstaaten be trifft, so entfielen 107000 M auf Bayern, 194000 M auf Sachsen, 42 600 M auf Württemberg, 32 800 M. auf Baden, 36 200 M. auf Hessen, 24000 M auf Mecklenburg, 31400 M auf Thüringen, 12600 M auf Oldenburg, 14 700 M auf Braunschweig, 55800 M auf die Hansastädte und 22 500 M auf Elsaß - Lothringen Unter diesen Zahlen wird hauptsächlich die Summe, welche auf Bayern gekommen ist, auffallen, da sie im Verhält«,S die Klimk des Geh Rats v. Leyven m Berlin die durch Weisbecker gegebene Anregung bald aufgriff Die Ergebniße dieser in Berlin unternommenen Arbeiten liegen jetzt in einem am 2 August d. Js in der „Berliner klinischen Wochenschrift" erschienenen Aufsatz von Huber und Blumenthal vor und bestätigen in allen wesentlichen Punkten die von WeiSbecker bisher veröffentlichten Re sultate. Daß auch für die Nachprüfung der WeiSbecker- schen Versuche die von ihm eingeschlagene Methode der Beobachtung einen wesentlichen Fortschritt bedeutet, erkennen die Verfasser des aus der Leydenschen Klinik hervor gegangenen Aufsatzes ohne weiteres an, indem sie auch in ihrer Arbeit Weisbeckers Methode der Krankenbeobachtung acceptieren Nun, nachdem Weisbeckers grundlegenden Arbeiten die in Deutschland notwendige autoritative Be stätigung der Ergebniße zu teil geworden, dürften auch weitere wissenschaftliche Kreise in gleicher Richtung Versuche anstellen und die Diskussion fördern Wie der „Franks Ztg" mitgeteilt wird, hat Hr. Vr WeiSbecker seit seiner letzten Veröffentlichung in ge meinsamer Arbeit mit seinem ebenfalls in Gedern prakti zierenden Kollegen, dem KleiSassistenzarzt vr Walzer, noch eine erhebliche Fülle neuen Materials zu sammeln vermocht Die genannten Herren verfügen über eine be deutende Zahl neuer Beobachtungen, namentlich über Be handlung von Lungenentzündung und Diphtherie, deren Ergebniße zu geeigneter Zeit der Beurteilung der Fach kreise vorgelegt werden sollen und weitere Fortschritte auf dem für die Menschheit wichtigen Gebiete der Hrilkunst zu versprechen scheinen 8 Ueber Dresden und über die internationale Kunstausstellung schreibt Ludw Pietsch in der „Voß Ztg" u. a folgende«: Die schöne sächsische Hauptstadt an der Elbe hat, besonder« während der letzten Jahrzehnte, ihr ehemalige», lange treu bewahrte» Gepräge gründlich umzuwandeln begonnen Die Stadt, welche ehedem den
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