Volltext Seite (XML)
Die .Weißeritz. Zeitung" «escheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eimnonatlrch 42 Nig- Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- staltim, Postbotm, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-ZÄM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet d» bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den, Aufschlag.—Einge sandt, in, redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmtshaupimannschasi, das Königliche Amtsgericht und den StadtratH zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Redactmr: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Jllustrirtex UntrrhallmrgSblatt". Mit land- mW haxSwirthschasllicher MexatSbeilagr. Nr. 38. -Fokales und Sächkfches. Dippoldiswalde. Eln tief erbaulicher und zu gleich hochinteressanter Vortrag war eS, den Herr Missionar Just aus Dresden am Dienstag im Rath- hauSsaale einer sehr zahlreich erschienenen, aufmerksam lauschenden Zuhörerschaft darbot. Durch sympathische, eigenartige Vortragsweise verstand es der geschätzte Redner sein Auditorium zu fesseln und auf dasselbe das ihn selbst beseelende tiefe Empfinden zu über tragen. Das Ziel seines dankbarst aufgenommenen Vortrags bestand darin, die Anwesenden einzuführen in das Seelenleben des alten Ariervolkes, der Inder, und zu zeigen, was auch wir Christen in religiöser Hinsicht noch von den allen Hindus lernen können. Zu diesem Zwecke führte er zunächst aus, wie auch bei diesem Volke Ostastens das Suchen nach einem höchsten Wesen, das Ergründen dessen Seins und dann die Sehnsucht nach einer Erlösung gerade so und in noch höherem Maße vorhanden gewesen sei, wie bei jedem Volke. Wie sie, die alten Inder, analog den anderen heidnischen Völkern dabei aber aus den Ab weg geriethen, die Naturkräfte zu Göttern ,u stempeln und diese sogar nach und nach mit irdischen, mensch lichen Schwächen und Fehlern auszustatten. Wie sie dann ruhelos immer weiter nach dem forschten, der auch über all diese Götter noch ein Herr ist, dem „Allschöpser", „dem unbekannten Gotte", dem sie so gern opfern möchten und von dem ihnen doch noch kein Mensch etwas gesagt Halle. Wie sie weiter aber trotz ihrer hochentwickelten Philosophie, doch nicht zum Ziele gelangt sind, sondern durch die zur Geltung kommenden Sektirer, besonders aber durch die Tyrannei der Buddhapriester, die sich als über alle Menschen «rhaben hinstellten, zu den elendesten und gemeinsten Götzendienern herabgesunken sind. Wie sie, die in den Ketten eines solchen Götzendienstes Schmachtenden, aus Erlösung hoffen und dies Sehnen die christliche Mission unter ihnen rechtfertigt, der Mission, welche kehrt, daß die christliche Liebe vas Höchste ist, während die Buddhisten jetzt noch jede Liebe verdammen und M der Verachtung des Lebens überhaupt, im Ab stumpfen und Absterben, in der Nirwana, dem Nichts, ihr Heil suchen. Und nun führte er zu Gemüihe, daß wir von diesem Volke gerade so recht lernen können, auf welchem Irrwege diejenigen Propheten, die auch jetzt unter uns Christen immer wieder auf treten, sich befinden, welche meinen, daß nur im Tempel der Natur unser Gott gesunden und erkannt werden könne und so am liebsten die Gotteshäuser geschloffen sehen möchten. „Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden!" Nicht durch die Philosophie ist Gott zu erkennen und zu ergründen; es geht nicht ohne Religion und diese und der wahre Gott, sie sind zu finden in der Schrift und durch den Glauben an dieselbe. — In bereitwilliger Weise be antwortete nach seiner Rede noch Herr Just die Fragen »Wie gelingt es dem Missionar bet dem Buddha anhänger Interesse fürs Christenthum zu wecken?" und »Wie steht eS mit dem Familienleben der Hindus?" durch interessante Schilderungen eigener Erlebnisse und schloß mit dem Vortrage eines indischen Gesanges, der ja eine so magische Macht über den Inder ausübt und über ihn bringt die weltentfremdenve Apathie, die traumhafte Dämmerung. — Unser hochverehrter Herr Superintendent Meier aber mit dem hiesigen Kirchen vorstand, welche uns den Vortrag vermittelten, wie Herr Missionar Just selbst können des Dankes ver sichert sein, den ihnen die Anwesenden für die berei teten weihevollen Stunden schulden. — Der hiesige Frauenverein berichtet über das verflossene Jahr, daß unsere Kinderbewahr-Anstalt im Jahre 1897 in Summa von 10982 Kindern an 271 Tagen besucht worden ist. Die betreffenden Kinder bestanden aus öl Mädchen und 40 Knaben, darunter 62 schulpflichtige Kinder und 39 Kinder unter 6 Jahren und gehörten 80 verschiedenen Familien an. — An Donnerstag, -en 31. März 1898. Verpflegungsbeiträgen wurden in Summa 1147 Mk. 50 Pf. und aus Nutzungen des Gartengrundstücks 44 Mk. 83 Pf. vereinnahmt. Dank der freundlichen Unterstützung seitens der Mitglieder floffen der Kaffe 260 Mk. 40 Pf. an Beiträgen und an Zinsen und Legaten einschließlich der „Jäkel-Stiftung" die Summe von 489 Mk. 50 Pf. zu; 75 Mk. hat die hiesige Stadt und 50 Mk. Ihre Majestät die Königin Carola als gütige Beisteuer gewährt. Für die Chrtstbescheerung waren an baarem Gelbe 180 Mk. 33 Pf. cingegangen. Dagegen sind verausgabt worden: 952 Mk. 97 Pf. zur Bestreitung des Wirthschaftsaufwanves; 389 Mk. 60 Pf. für Gehalte und Löhne, darunter 270 Mk. Remuneration einschließlich Beitrag zur Schwssternkasse für Leistungen einer Schwester an das Diakoniffenhaus zu Dresden; ferner wurden gebraucht: 8 Mk. 85 Pf. für bauliches Wesen, 88 Mk. 55 Pf. zur Beschaffung des Brennmaterials und 102 Mk. 97 Pf. für ver schiedene Ausgaben, in Hauptsache die Instandhaltung des Inventars betreffend. Weiter hat die Kaffe 150 Mark 80 Pf. für Freistellen an 15 Kinder gewährt und 192 Mk. 33 Pf. betrug die Ausgabe für die Christbefchecrung, welche am 2. Weihnachtsseiertag unter Betheiligung von 66 Kindern in den Anstalts räumen abgehalten wurde. — Der Gesundheitszustand der Kinder war das ganze Jahr ein durchaus be friedigender. Seit mehreren Jahren ist der hiesige Frauenverein auch mit der Beaufsichtigung des hies. Ziehkinderwesens betraut worden. In dem Vorstand des genannten Vereins hat insofern im verflossenen Jahre eine Aenderung stattgesunden, als Frau Kauf mann Näser und Frau Apotheker Rottmann in Folge Wegzugs mit Schluß des Jahres 1897 auSgeschieden und an deren Stelle Frau Bezirkssteuer-JnspektorC on, sowie Frau Baumeister Schmidt als neue Mitglieder des zwölfgliederigen Vorstandes gewählt worden sind. Zum Schluß sei unsere Kinderbewahr-Anstalt auch fernerhin der barmherzigen Liebe anempfohlen; möge sie nicht müde werden, dieses Liebeswerk zu tragen und zu erhalten. — Die Saatzeit für die Natur ist die Erntezeit für die Schule, in deren geschmückte Räume das junge Volk der Schüler fliegt, um die Garben voll Könnens und Wissens zur allgemeinen Abschätzung auszubreiten. Wie die Saat und die Pflanze und Güte des Bodens, so die Ernte. Nach diesem Maßstabe zu schließen konnte die Handelsschule mit dem Resultate ihrer Prüfungen, die am Sonntag von 11—12 Uhr Vor mittags'stattfanden und Buchführung, Geographie über Afrika und französische Uebungen umfaßien, sehr zu frieden sein, ja einer von den 10 Abgehenden, Otto Köhler, Handelslehrling in der Strohhutsabrik von H. H. Reichel, halte so erfreuliche Lernsrüchte auf- zuwetsen, daß ihm ein L.sebuch für Handelsschulen als Prämie eingehändigt werden konnte. Als Grund gedanke der Entlaffungsrede benutzte Herr Direktor Rasche Goethes Wort: „Willst Du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah." — In der Stadtschule begannen die Prüfungen am Montag Nachmittag mit der 7. und 6. Mädchenklaffe und wurden am Dienstag fortgesetzt, aussteigend nicht nur in den Klaffennummern und in der körperlichen Größe der Schülerinnen, sondern auch ganz naturgemäß im Wissen und Könne». Aber in allen Klassen wehte ein liebewarmer Frühlingshauch, der die Geister zu regem Schaffen und Verweben der verschiedensten Ge danken ermulhigte und die schönsten Früchte der Jahresarbeit sich entfalten ließ, wobei gewiß auch der theilweise sehr starke Besuch von Seiten der Behörden und Ellern den berechtigten Ehrgeiz der Kinder zum Reden ermunterte. Den Schluß bildete die Vor führung der zwei ersten Mädchenturnklaffen, welche diesmal keinen eigentlichen Reigen, sondern an Rund laus, Barren und Stangen anmuthige Uebungen nach dem Takle der Tanzweisen eines Streichquartetts zu allgemeinem Wohlgefallen ausführten. Werfen wir 64. Jahrgang. ! ' noch einen prüfenden Blick aus die ausgel.gten Zeichnungen und Nadelarbeiten, so erfreut unS die Sauberkeit und Sorgfalt, mit der beide angefertigt worden sind. Da letztere Arbeiten den ersten Lehr erfolg der Handarbeitslehrerin Frl. Seycich nachweisen, so freut es uns um so mehr, dies günstige Urtheil auS- sprechen zu können. — Herr Reg.-Aff. vonKiesevwetter wird eben falls in nächster Zeit unsere Stadt verlassen und zur kgl. Amtshauptmannschast Leipzig versetzt werden. — Vom nächsten Freitag, 1. April, an werden die Postschalter zum Verkehr mit dem Publikum wieder um 7 Uhr früh geöffnet werden. — Nachdem der Weg in der Eichleithe am Stein bruch mehrere Wochen infolge der Nsuanlage gesperrt war, sind nunmehr die nölhigen Arbeiten beendet und die Passage wird hergestellt worden. — Leider werde« unsere schönen Anlagen und Spaziergänge von de« Bewohnern viel zu wenig geachtet und benutzt. Glashütte. Zu den vom 23. bis 24. April Katt» findenden Jubiläumsfeierlichkeiten Sr. Maj. des Königs Albert ist für Glashütte vom hies. Sladt- gemeinderath in seiner Sitzung am 28. März folgende- Programm ausgestellt worden. Sonnabend, den 23. April: Früh 3 Böllerschüsse als Einleitung, hierauf Reoeille unter Anführung der Gewehrsekiion deS K. S. Militäroersins; die Sektion gtebt vorher noch 3 Salven ab. 9 Uhr Aktus in der Deutsch n Uhr macherschule. 10 Uhr Aktus in der Volksschule. 12 Uhr Festtafel. Abends Fackelzug sämmtlicher Vereine und solcher Patrioten, die keinem Vereine angehören. Illumination während deS Festzuges. Zum Schluß großer Festkommers im „goldnen GlaS". Sonntag, den 24. April: Kirchenparade sämmtlicher Vereine und Korporationen Auch wird der Stadtgemeinderath zur allgemeinen Beflaggung der Häuser auffordern. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte am 28. März vom ordentlichen Staatshaushaltsetat für 1898/99 Kapitel 5, Hofapotheke, Kapitel 6, sowie Titel 7 des außerordentlichen Etats, Elsterbad und die baulichen Veränderungen daselbst, sowie Kapitel 7, „Leipziger Zeitung" und Kapitel 71 a, „Dresdener Journal". — Die Erste Kammer beschäftigte sich am 29. März mit der Berathung über Kapitel 8 bis IS und 77 a des ordentlichen Staatshaushalt für 1898/99, den Berg-, Hütten- und Münzetat, sowie allgemeine Ausgaben für den Bergbau betreffend und genehmigte denselben nach den Deputalionsanträgen. Die Zweite Kammer beschäftigte sich mit der Schlußberathung über den schriftlichen Bericht der Ge- setzgebungSdepntation über die mit dem Kgl. Dekret Nr. 23 vorgelegten Gesetzentwürfe l. dis Einführung einer allgemeinverbindlichen Schlachtvieh- und Fleisch beschau betreffend, II. die staatliche Schlachtvieh versicherung betreffend und III. die Bekämpfung der Tuberkulose der Rinder betreffend, sowie über die Resolution der Abgg. Steiger, vr. Mehnert und Gen. und den Antrag des Vizepräsidenten Georgi und Gen. hierzu. Der Gesetzentwurf I wurde in seinen einzelnen Bestimmungen nach kurzer Debatte, die sich auf die 2, 4, 12 und 13 beschränkte, nach den Deputations anträgen angenommen, die Schlußabstimmung über das ganze Gesetz aber bis zur Beschlußfassung über das Gesetz II ausgesetzt. Der Antrag der Mehrheit der Gesetzgebungsdeputation, dem Gesetzentwürfe III die Zustimmung zu versagen, wurde schließlich mit 46 gegen 24 Stimmen angenommen; Gesetzentwurf II wurde mit einigen Aenderungen ebenfalls angenommen — Der Zweiten Ständekammer liegen nunmehr die Anträge der Gesetzgebungsdeputatton über die Ab änderung des Gesetzes über das Vereins- und Ver- sammlungSrecht vom 22. November 1850 vor. Die Gesetzgebungsdeputation hat sich nicht zu einem ein heitlichen Votum einigen können. Die Mehrheit, be-