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Weißerih-Zeitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstag« undtzßM Freitag«. Zu beziehen durch alle Poft- * anstalten. 10. Januar 1860. »Wi pro Quartal lv Ngr. Inserate die ^Spalten-Zeile 8 Pfg. Amt«- md Mkigk-Ml d-r Mi,licht» Gerichts-Amlrr »»d SlÄlrüthe M DiMldiswaldc, /rmt»M md Moder,. LageSg-schikht«. Dippoldiswalde. Am 5. Januar Abends ver- uuglückte der Gutsbesitzer Stcrl auS Höckendorf durch «inen Schliß in die rechte Brust. Er war Jagdfreund und an diesem Abende im Ruppendvrfer Jagdrevier, bart an der Reichstädter Grenze, auf den Anftand gegangen, hatte dort das Gewehr in ein Dickicht ge schoben und es war jedenfalls, als er dasselbe hervor und, mit der Mündung nach vorn, an sich hat ziehen wollen, daS eine Rohr dadurch entladen worden, daß ein Aestche» den rechten Hahn anfgezogen, ohne ihn in die erste Rnhc zu bringen. Der entseelte Körper wurde an diesem Abende zufällig noch gefunden, in den Gasthof nach Ruppendorf gebracht und ist am 7. Vor mittags gerichtlich aufgehoben worden. — Am 7. Januar verunglückte ans der „Edlen Krone" bei Höckendorf der 18jährige Bergmann Gutte aus Klein-Dorfhain. Ein herabgestürzter Felsblock hat ihn vollständig zermalmt. Er ist zwar unverhcirathet, hinterläßt aber einen alten Vater, der des Sohnes Hülfe bedurfte. Dippoldiswalde, den 8. Jan. Ein Glück für uns, daß die gelinde Witterung, welche seit ungefähr 14 Tage» herrscht und zu manchen Krankheiten Ver anlassung gegeben hat, jetzt wieder einer kälteren, ge sünderen Temperatur Platz zu machen beginnt. Die Elbe hatte sich ihrer Eisdecke bereits schon entledigt und ein reges Lebe» wieder entfaltet, indem täglich Kähne, mit Holz, Kohlen und anderen Producten beladen, den ziemlich hvchgehenden Strom hinabsuhren. Aber daS Alles kommt »och zu früh, denn „wenn der Tag anfängt zu langen, kommt die Kälte erst gegangen." Wir sind noch mitten im Winter und können uns immer noch auf anständige Kältegrade gefaßt mache». Wohl Dem, der Holz und Kohlen genug bat, um warm zu sitzen. Lei dem Worte Kohlen fällt uns ei», baß »ran dieser Tage aus Zwickau schrieb, die dortigen Kohlenvorräthe wollten gar nicht so recht ab gehen, weil an manchen Orten jetzt statt Zwickauer englische Kohlen gebrannt würden, und es seien deshalb auch die Preise schon herabgesetzt worben. Hier zu Lande bat man von einem solchen Sinken der Presse in Folge cingetretencr Concurrenz noch nichts gehört. Dippoldiswalde. Im 4. Quartal 1859 wurden bei hiesiger Sparkasse ans 548 Einlagen 8859 26 — o». einaerablt - 293 Rückzahl. 9284 - 6 8 - abgehoben, 103 neue Bücher auögegeben. Aus Pirna tbeilt der dortige Anzeiger mit, daß seil Eröffnung der dortigen Gasanstalt am 2. Jan. der erste Betrag für die halbmonatliche Benutzung de- Gases erhoben worden sei. DaS Resultat der betreffen den Zusammeurechuung habe sich im Allgemeinen außer ordentlich günstig herausgestellt im Verhältniß zu dem Aufwand, der geringeren Bequemlichkeit und der Un reinlichkeil der früheren BeleuchtungSmethobe durch Ocl oder Talglicht. So sei z. B. in einem Hause, wo täglich 5 Flammen brennen, für in 15 Tagen ver brauchte 800 Kubiksuß Gas ein Beitrag von 2 Thlr. 8 Ngr. bezahlt worden, was auf den Tag circa 4^/2 Ngr. ausmache, während früher die Kosten für die schlechte Beleuchtung der gewöhnlichen Art in demselben Hause sieb auf 6'/L Ngr. belaufen hätten. Allerdings komme bei der Neuheit der Einrichtung eine Störung bisweilen vor. Sv sei am NcujabrSabend bei zahlreicher Ball gesellschaft im Saale des Gasthofs zum Adler daS Gaslicht plötzlich verschwunden und die ganze Gesellschaft habe ungefähr eine halbe Stunde lang in ägyptischer Finsternlß dasitzen müssen, ehe daS Licht zurückgckehrt sei. Wir erinnern uns bei diesem Vorfall, daß Aehn« liches auch in Leipzig seiner Zeit geschah, und hier wurde nicht bloS ein Ballsaal, sondern der größte Theil der Stadt in Finsterniß versetzt. Aus Maxell höre» wir vom Pastor Fränzel folgende Klage: Daß hier, wie fast überall, die Zahl der Communlcanlcn jährlich ab nimmt, die Zahl der nnehelichen Geburten aber jährlich zu nimmt, auch Selbstmorde gar nicht mehr unter die seltenen Fälle gehören, darf Niemand Wunder nehmen, der mit Auf merksamkeit liest, wie aller Orten, selbst in den kleinern, neue und immer schönere con cessio nirte Tanzlocaie wie Pilze ans der Erde wachsen und welche Unzahl von öffentlichen Tanzvcrgnügnngen zu allen Jahres zeiten und unter den verschiedensten Benennungen angekündigt werben. Wo und wie sollen da Sittlichkeit, Sparsamkeit und kirchlicher Sinn gedeihen? Wer hat noch Lust und Zeit dazu? — ES ist gewiß viel Wahrheit in dieser Klage; aber wie ist dem Üebelstande abzuhclfen? Hannover. Aus diesem Lande hört man schon seit längerer Zeit immer wenig Erfreuliches. Die Regierung zeichnet sich durch reaktionäre, bas Volk bedrückende Maßregeln vor allen andern deutschen Regierungen aus. Deutsch zu denken »nd deutsch zu fühlen, gilt im Königreich Hannover für ein Staats verbrechen, und diejenigen Männer, welche offen ihren Beitritt zu den in Folge des vorjährigen italienischen Krieges erwachten Bestrebungen, eine größere Einheit und Einigkeit im deutschen Vaterlanbe herbeizuführen, erklärt hatten, werden von der Negierung mit einer