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Z-MM Anzeiger für das Erzgebirge f-rnspi-ch. Nagsioß a». t» - 1/ x-n,m».p«««»al,»»o,l»»f»»>>t«,, , SMtUchG AGßlT PA OPlAP^AAlAIo I,><««»«« I«,<U»I, ->»«««,. <«hali«a» -t- amtliche«v--omu»oA«-s-» te» ttote« -« S<a-I aa- -er stackryeelchlr flae. »em»«,.,.»», «»I a,.,«, Nr. 127 Montag» äen 2. Zuni 1924 19. Jahrgang Vergarbeiterbewegung unä Vesfentlichkeit. Mu» llnternehmerkreisen de» Bergbau» wird uw» geschrieben: Als im Jahre 1918 nach der Staatsumwälzung die Macht in ^>te Hände der Partei des ZukunstSstaateS ge- «eben war, Gourde bekanntlich als erst« und grüßte Er» rungenschaft in Deutschland aus der ganzen Linie die Arbeitszeit Üerkürzt. Gleichzeitig erzwangen die all mächtigen Gewerkschaften eine Erhöhung sämtlicher Lohnzisfern. Das goldene Zeitalter war angebrochen. Leider wirkten die ehernen Gesetze der Wirtschaft unbe kümmert weiter. Der Ausfall an Arbeitszeit brachte trotz der Behauptungen Brentanos eine entsprechende Verringerung der Gütererzeugung. Tas Volkseinkom- men. .das bei einem verarmten Bolle nie größer sein kann als die Gesamtheit der erzeugten Güter oder ihr! Tauschwert, wurde erheblich geschmälert. Ten höhe ren Löhnen stand ein geringeres Angebot von Ware ge genüber. Die Teuerung begann. Durch Lohnerhöhungen über Lohnerhöhungen glaubten die Gewerkschaften die steigenden Preise einholen zu können. Vergebens! Ge lang LS vorübergehend wirklich einer Gruppe, .so nur zum Schaden aller übrigen Arbeiter und der Allgemein-! heit. Die Warnungen der Führer der Wirtschaft blieben ungehört. Der Wahn sozialistischer Wirtschastsanschau- ung hielt das Volk in Fessel. Als im Vorjahre dieser Wirbel von Ursache und Wirkung bei gleichzeitigem ständigen Absaugen des BolksvermögenS durch den Feind infolge des Ruhr- Wirtschaftskrieges zum Orkan wurde und alles zu ver nichten drohte, begann das Voll zu begreifen. Tie Schleier zerrissen. Mit der ArbeitSzettverordnung vom 21. Dezember 1923, die zwar unter den schwersten Ge- Hnrtswehen zustande kam, konnte der Ansang zur Um kehr gemacht werden. Tie Zeit war reis geworden. Die Rentenmark konnte sich auf eine gesteigerte Gütererzeu gung stützen. Die Preise sanken. Die Arbeitslosigkeit wurde rückläufig. Die Arbeiter wurden mit Pfennigen wieder zufrieden. Der Milliardentaumel war vorüber. In dieser Zeit kehrte der Steinkohlenbergbau durch Ab schlüsse tariflicher Mehrarbettsabkommen zur Achtstun denschicht unter Lage zurück. Dio hierdurch gewonnene Arbeitsstunde ist Feine produktive Arbeitszeit, .da die Zeit für die Gin- und Ausfahrt te Schicht die gleiche bleibt. Es hob sich infolgedessen die unter der Hälfte der Vorkriegsleistung beruntergesunkene Leistung des Mannes je Kopf.und Schicht in Sachsen auf.70 Protz, der Friedensleistung. Am 1. Januar 1924 konnten in folgedessen die Kohlenpreise im Durchschnitt um 10 Protz, und ab 4. Februar um weitere 6 Proz. abgebaut wer den. Es waren sich aber alle an dem Mehrarbeitsab- kvmmen Beteiltaten einig, daß eine weitere Hebung der Leistung^ bis nahe an die der Vorkriegszeit notwendig sei, um zu einer weiteren Verbilligung kommen zu kön nen. Durch eingehende Untersuchungen unter Mitwir kung der Wissenschaft wurde festgestellt, was unter Be rücksichtigung aller Verhältnisse vom Leistungswillen der Arbeiter noch verlangt werden.könne und müsse. So lagen die Verhältnisse Anfang Mai, als der große Streit im Bergbau begann. Beim Ablauf des Mehrheitsabkommens am 30. April verlangten die Gewerkschaften Lohnerhöhung und kürzere Arbeitszeit. Die alte wirtschaftsverderbende Forderung von 1918! — Daß eine Verkürzung -er Ar beitszeit ernstlich nicht in Betracht Kimmen konnte, war vielleicht auch den Führern der Gewerkschaften klar. Aber hat es Zweck, den Kopf in den Sand tzu stecken?! — Ist e» nicht viel besser, offen zu sagen, daß eS ohne Achtstundenschicht in der Steinkohle auf absehbar« Zeit wirtschaftlich nicht mehr weitergehi? Sehr beachtenswert sind in dieser Beziehung die Ausführungen des Reichs minister» a. D. Dr>Jng. Goth ein über die Arbeits zeit im Bergbau, die am 19. Mai im 8-Uhr.Abendblatt erschienen sind. Tort heißt e» u. a.: „Wer dem Volke vorredet, daß wir aus dem entsetzlichen Glend, in da un» der Krieg gestürzt hat. ander» al» durch intensivste Arbeit herauskommen können, der ist ein Volksbetrüger und Volksverführer." La» erstaunlichste bei dem gegenwärtigen Kampfe ist. daß sich nahezu die gesamte Öffentlichkeit auf die Seit« der Bergarbeiter gestellt hat. Die Gemeinden und Be- zirksverbände unterstützen sogar au» öffentlichen Mitteln „nach armenrechtlichen Grundsätzen" die Streikenden mit teilweise erheblichen Beträgen, die die Sätze der Erwerb»losensürsorge erreichen, obwohl der ReichSmt- nister de» Innern in seinem Erlaß voni 18 Februar ausdrücklich daraus.hinweist, daß eine Unterstützung einer Partei bei WirtschastEmPfen auch mittelbar nicht erfolgen darf. Was hätte denn sonst auch der in der Verordnung LLev di« ErwerbslofenfÜrsorg« aufgestellte Gmnvsatz, paß -n «tret«» und «uäsverrungen Unter» stützungen nicht gewährt werden dürfen,.Ur einen Ginn, wenn diese aus anderen öffentlichen Kassen kommen dürften? Eine HtlfSbe-ürfttgkett im armenrechtlichen Ginne kann doch auch wirklich! nicht angenommen wer den, wenn jemand di« Annahme der Arbeit suchen Be dingungen des Tarifvertrages — und das ist ein ver bindlich erklärter Schiedsspruch ! — verweigert, wie das fetzt im Steinkohlenbergbau der Fall ist. Bedauerlicher weise wird durch diese Unterstützungen der.Kampf.endlos in die Länge gezogen, wo 'doch wirklich! im Interesse der Allgemeinheit eine baldige Beendigung wünschens wert ist. Was will die Oesfentlichkeit auf Seiten der Berg arbeiter?! Will sie sich höhere Kohlenpreise und -da mit den Beginn einer neuen Teuerungswelle erzwingen? Will sie. -aß die aufopfernde Pflichterfüllung der Be amten der Kohlenbergwerke, die arbeitssrohe Hilfe der Bergschüler und Bergstudenten bei der Ausführung der von den Arbeitern verweigerten Notstandsarbeiten um sonst gewesen sein soll? Will sie, -aß -ie Arbeitsstätten durch verlängerten Kamps .soweit verwüstet werden, -aß eine größere Anzahl von Arbeitern ihre Berdienstmög- lichkeit für lange Leit oder immer verlieren? „Der Lohn der Bergarbeiter ist zu niedrig." Das ist das Argument -er Oesfentlichkeit. Wie hoch ist der Lohn der Bergarbeiter'? Im Gesamtdurchschnitt steht er mit 4.45 Mark fe Schicht einschließlich! aller Abzüge im April aus -em Vorkriegsstand. Daß die Abzüge mit etwa 18 Prozent hoch sind, wird nicht bestritten, liegt aber in den wirtschaftlichen Unmöglichkeiten des Reichsknapp- schaftSgesetzeS begründet, vor dem die Arbeitgeber ge nug ^.gewarnt haben. Andererseits erhält der Bergar beiter hierdurch eine Anwartschaft auf eine Rente von 40 Prozent des Häuerdurchschnittslohnes, auf die er bereits mit dem vollendeten 50. Lebensjahr Anspruch hat, ein den Arbeitern der übrigen Industrien gegenüber recht erheblicher Vorteil. Häufig hört man die Be hauptung. -aß.alte Bergarbeiter, Familienväter, mit 16 Mark Wochenlohn nach, Hause gehen müßten. Bei nähe rer Untersuchung stellt sich aber dann heraus, daß in dieser Woche zufällig ,etn Feiertag gelegen war. Ein Hauer verdiente im Durchschnitt des April rund 5 Mark fe Schicht. Dieser Lohn kommt in wöchentlichen Ab schlägen von etwa 20 bis 22 Mark für den Hauer zur Auszahlung, während der Rest monatlich einmal am Reinlohntag gezahlt wird. Die Bergarbeiter nennen in der Oesfentlichkeit meist nur ihre Abschlagssätze, wäh rend die monatlichen Restbeträge verschwiegen werden. Niemand wird behaupten wollen, daß die gegen wärtigen Verdienst« der Bergarbeiter im Verhältnis zu den Löhnen in den anderen Industrien als hoch ange sehen werden können. Der Bergbau, der selbst das größte Interesse hat. .seine Leute so zu bezahlen, daß sie nicht in andere Gewerbe abwandern, kann nun aber einmal nicht höhere Löhne tragen, ohne daß -ie Kohlenpreise erhöht werden, was volkswirtschaftlich nicht vertretbar ist und vom Reichskohlenverband nicht genehmigt wer den wir-, oder daß andererseits die Leistung gesteigert wird. Daß eine Lohnerhöhung aus den eigenen Mitteln der Werke bestritten werden könnte, istgusgeschlossen, wto auch von den Organen der Kohlenwirtschaft in Berlin seftgestellt worden ist. „Erst mehr Lohn und dann mehr Leistung" behaup ten die Bergarbeiter. Die Erfahrung Lat gelehrt, .daß eine höhere Leistung nur erzielt wird, wenn die Lohn erhöhung durch entsprechende Gedingestellung /Akkord) verdient werden muß. Deshalb haben auch die Berg werke in dieser Beziehung -aS weitgehendste Entgegen kommen bewiesen, ohne daß leider die Gewerkschaften hierfür Verständnis gezeigt hätten. Daß -te Löhne der Bergarbeiter heut« eine geringer« Kaufkraft besitzen als im Januar und Februar liegt hauptsächlich! daran, daß andere Industrien, vornehmlich das Baugewerbe und die Bekleidungsindustrie, dem Drängen der Gewerkschaf ten auf.neue Lohnerhöhungen nachgegeben haben. Bei diesen Gewerkschaften mögen sich -ie Bergarbeiter hier für bedanken. Auch die Unternehmer tragen eine schwere Verantwortung, die au« kurzsichtigen Konfunkturgrün den nachgegeben haben. Gegen sie mag sich die Stimme der Oesfentlichkeit erheben, nicht aber gegen -en Berg- bau, -er es verantwortungsbewußt abgelehnt hat, auf. die schiefe Ebene nachzufolgen. Wenn man bedenkt, daß 1 Pfennig Lohnerhöhung der. deutschen blutleeren Wirtschaft monatlich nahezu 40 Millionen Mark Be triebskapital entricht, dessen sie so dringend bedarf, so wird ein Urteil darüber nicht schwer fallen, wer von bei den Recht hat: der Industrielle der Bekleidungsindustrie, der -ent Bergdirektvr am.seine Klagen, daß er ihm durch die Lohnbewilligungen die Leute wegnähme, erwidert: .^Bezahlen Sie gefälligst Ihre Leute anständig!" oder der Bergdlrektor. der daraus antwortet: „Setzen Sie doch gefälligst Ihr« Preise herunter, -amtt nicht nur Ihr« Arbeiter, sondern auch alle anderen und di« All- aemeinheit etwa* dckkm hat!'. Wer da» Volkswohl im Auge hat. mutz daran sc halten. daß eine Erhöhung der Lohnziffern dem Ar beiter nichts nutzen kann, wenn nicht gleichzeitig eine höhere Gütererzeugung eine bessere Lebenshaltung er möglicht. Wenn dem Arbeiter aber mit einer Lohne»- Höhung -och nicht gedient ist, so fordert es letzten Endes auch das Interesse der Arbeiter, daß.ihre Forderungen äbgelehnt bleiben. Verbilligung -er Produktion, Er weiterung des Absatzgebietes, Verringerung -er Arbeits losigkeit »Erhöhung -er Kaufkraft des Lohnes durch Preisabbau ist das Ziel, für das der Bergbau kämpft. Die Oesfentlichkeit aber stellt sich gegen ihn. Werden wir Wohl jemals etwas lernen!? Ausweg aus äer Areäitnot. Die Kreditnot nimmt in Sachsen immer beängstigen dere Formen an und läßt für die nächsten Wochen Schlim mes befürchten, wenn nicht bald durchgreifende Abhilfe geschaffen wird. Eine erhebliche Zunahme der Arbeits losigkeit ist fast unvermeidlich, da auch -ie Golddiskont bank das Kreditbedürinis' der für das Inland arbeiten den Industriellen nicht befriedigen kann, die von ihr ge schaffenen Erleichterungen also nur in beschränktem Umfange merkbar sind. Ohne Aufrechterhaltung des JnlandsgeschäfteS wird aber schließlich auch der Export zurückgehen, da beide Gruppen der industriellen Tätig keit miteinander eng verknüpft sind. Schon jetzt müssen Auslandsaufträge zurückgewiesen werden, .da sie nicht finanziert werden können. Ter Verband Sächsischer In dustrieller hat durch die täglich! bei ihm eingehenden Klagen und Beschwerden reichhaltiges Material über den Ernst -er gegenwärtigen Situation gewonnen und sich nach! jeder Richtung bemüht, Erleichterungen her- beizusühren. Er ist auch beim Reichsbankdirektorium wiederholt in schriftlichen Eingaben und mündlichen Vorstellungen dafür eingetreten, daß.mit Rücksicht auf die ohnehin schwierigen sächsischen Verhältnisse mög lichstes Entgegenkommen gegenüber den Wünschen und Anträgen sächsischer Industriebetriebe geübt wird. Die Reichsbank hat sich! leider nicht in der Lage gesehen, ihre gegenwärtige Kreditpolitik zu ändern, .da Le deren oberstes Ziel, die Erhaltung -er Rentenmarkwährung, nur dann erreichen kann, wenn jede Möglichkeit einer neuen Inflation unterbunden wird. Leider ist in der gegenwärtigen Situation .eine fühlbare Erleichterung der Krediwerhältnisse durch die Reichsbank mit der Ge fahr einer neuen Inflation unvermeidlich verbunden. Eine Lösung -er Krise kann deshalb nur erreicht wer den, daß die Bildung -er neuen Regierung nach Mög lichkeit beschleunigt wird, damit das neue Kabinett sich nach s.einer Konstituierung zuerst mit dieser Frage be saßt und ohne Zögern die Voraussetzungen schafft, um in Deutschland einen normalen Geld- und Kredttoerkehr wieder herbeizuführen. Nur so kann den jetzigen un haltbaren Zuständen ein Ende bereitet werden. — Der Verband hat in Berlin entsprechende Anträge gestellt und die verantwortlichen Stellen, auch die Parteien, darauf.Angewiesen, .daß in dieser Frage größte Eile vonnöten ist, wenn nicht aus der weiteren Steigerung der Kreditnot die schwersten volkswirtschaftlichen Schä den entstehen sollen. Um Strefemann. In der Fraktionssitzung der Deutschen Volkspartei wurde eine Entschließung angenommen, in der die Irak- tton die gegen den Retchsaußenmtntster Dir. Stresemann erhobenen Angriffe auf das schärfste , zurückweist. Tie billigt seine politische Tätigkeit und seine Arbeit al» ReichSautzenminister. ES sei aus sachlichen Gründen geboten, nicht durch! einen Wechsel der Person den An- schein einer außenpolitischen Kursänderung Hervorzu rusen. vor der „Kleinen Koalition". Nachdem die Verhandlungen mit den Deutschna- ttonalen abgebrochen worden sind, steht im Vorder gründe der Erwägungen ein« Regierung der „Kleinen Koalition" aus Demokraten, Zentrum und Deutscher VolkSpartei. Liese» Kabinett wollen Pi« Sozialdemo kraten unterstützen, um die Annahme de» Sachverstän digengutachten» zu sichern. Die Einigung mit den mit den Teütschnationalen ist an ihrer Gegnerschaft ge gen den Sachoerständtgenbertcht gescheitert. Die Re gierung der „Kleinen Koalition" hätte kein« eigene Mehr heit, sondern würde von dem Wöhlwollen der Sozial- demokraten abhängen. Vlr Gewaltpolitik -e» General» -e Metz zum Schutz« drr Separatist««. Die beiden Noten de- Provinzdelegtertrn für die Pfalz. General de Metz, in denen dieser die Zahlung von L000V Goldmark an den Separatisten und früheren Münchweiler