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Pulsnitzer Tageblatt WALLLkL Vezirksanzeiger Bank-Konten: Pulsnitzer Bank, Pulsnitz und LUI-L Commerz- und Privut-Bank, Zweigstelle Pulsnitz Nummer 36 Freitag, den 12. Februar 1932 84. Jahrgang Amtlicher Teil Noch 40 Webner in Genf Auzeigen-Gruudzuhlen in O/: Die 41 rum breite Zeile (Mosse s Zeilcnmesser 14) 1 mm Höhe 10 Ä-/, in der Amtshauptmannschaft Kamenz 8 amtlich 1 mm 80 M und 24 M; Reklame 25 M. Tabellarischer Satz 50 "/. Aufschlag. — Bei zwangsweiser Einziehung der Anzcigengebühren durch Klage oder in Konkursföllen gelangt der volle Rechnungsbetrag unter Wegfall von Preisnachlaß in Anrechnung. Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Martha Else vhl. Gentsch geb. Widermonn, Inh. eines Wäschegeschäfts in vberlchtena«, ist zur Abnahme oer Schluß rechnung des Verwalters zur E-Hebung oon Einwendungen gegen das Schlußoe-zeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur B-schlußsass^ng d°r Gläubiger über die nicht verwertbaren Drrmögensstück- — lowiezur Anhörung der Gläubiger über die Erstattung der Auslagen und die Gewährung einer Vergütung an die Mitglieder des Bläubigerausschuffes Deutschlands Memelforderungen. Die Reichsregiciung diirstc im Völkerbundsrat fol gende Forderungen an die litauische Regierung stellen: Nichtigkeitserklärung sämtlicher von der Manischen Regie rung während der letzten Vorgänge in Memel ergriffe nen Maßnahmen. Sofortige Absetzung des gewaltsam ge bildeten Direktoriums und Wiedereinsetzung des bisheri gen verfassungsmäßigen Direktoriums. Eine amtliche Er klärung der litauischen Regierung auf stiiengstes Einhalten der Mcinclkouvcuiion und des Mcmclstatuls für Sie Zu kunft. Sofortige Absetzung des Gouverneurs Mcrkvs Uber die Maßnahmen, die im Falle einer Weigerung der litauischen Regierung, die deutschen Forderungen an zunchmen, durch den Völkerbundsrat ergriffen werden müßten, sind die Verhandlungen noch im Gange. Oie deutschen Abrüstungsvorschläge. Die Einreichung der deutschen Abrüstungsvorschlägc steht unmittelbar bevor. Die deutsche Abordnung hat be reits den Präsidenten Henderson ersucht, auf die Tages- ordnung der nächsten Tage eine diesbezügliche deutsche Erklärung zu setzen. Die Vorschläge stellen ein umfangreiches Programm dar, das in einzelnen Punkten die praktischen Vorschläge zu den einzelnen Rüstungskategorien enthält. Sie sind grundsätzlich auf die Deutschland im Versailler Vertrag aufcrlegtcn Entwasfungsbestimmungen ausgebaut, enthalten jedoch eine Reihe elastischer Bestimmungen, die eine Berücksichtigung der Interessen der kleineren neutra len Staaten ermöglichen. So dürfte die vollständige Ab schaffung der Hauptangriffswaffe, insbesondere der Grob kampfschiffe, Tanks, Unterseeboote, Bombenflugzeuge, Gas- und chemischen Angriffswaffen gefordert werden, ferner die Abschaffung der allgemeinen Dienstpflicht, Herabsetzung des Rüstungsstandes auf ein Mindestmaß, Erfassung der ausgebildeten Reserven, wesentliche Ein schränkung des gesamten aktiven und lagernden Kriegs materials. Die bisher im englisch-französischen Abkommens- entwurf vorgesehene Herabsetzung der Rüstungen auf dem Wege der .Herabsetzung der Heeresausgaben wird als völlig ungenügend abgelehnt. Ferner wird erklärt, daß die deutsche Regierung grundsätzlich bereit fei, alle Vor schläge auf dem Gebiet der Luftfahrt zu prüfen, Bestim mungen politischen Charakters sind in dem Programm nicht enthalten, da der Reichskanzler bereits in seiner Rede den deutschen Rechtsanspruch auf Gleichberechtigung vorgcbracht hat. In dem Programm wird ferner auf die Während der Versailler Verhandlungen 1918 von den alliierten Mächten übernommene Verpflichtung hinge wiesen, nach der Abschaffung der allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland auch ihrerseits ihr Dienstpflichtsvstem zu ändern. Erscheint an jedem Werktag Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger irgend welcher Störung der Betriebes der Zeitung oder der Vefördcrungseinrichtungen, hat her Bezieher keinen Anspruch ans Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rück zahlung des Bezugspreises. — Wöchentlich 0.60 E- bei freier Zustellung; bei Abholung wöchentlich 0.50 E; durch die Post monatlich 2.40 E freibleibend der Schlstztermi« aas de« 5. März 1932, vormittags 9 Ahr vor dem Amtsgerichte Pulsnit bestimmt werden. In diesem Termin sollen auch dke nachtröglich angemelberen Forderungen geprüft werden. Amtsgericht Pulsnitz, den 10 Februar 1932. Das Wichtigste In Berliner politischen Kreisen rechnet man nunmehr damit, baß eine Entscheidung über die Annahme oder die Ab lehnung der Acichspräsidentenkandidatur durch Hindenburg bis zum Sonnabend abend oder Sonntag endgültig gefallen sein wird. 2n Cherbourg stieß am Donnerstag der deutsche Dampfer ..Orinoko" mit einem Kohlendampfer zusammen. Die „Ori noko" ist dabei schwer beschädigt worden und wird voraus sichtlich in das Trockendock in Cherbourg eingeschleppt und dort repariert. t Grus. Auf Grund energischer Vorstellungen des Staatssekretärs von Bülow war der Generalsekretär des Völkerbund«» gezwungen, eine Bölkerbundsrats- sitzuug über die Memelfrage für Freitag nachmittag an zusetzen,' gleichgültig, ob ein Vertreter Litauens an dieser Sitzung teilnimmt oder nicht. In Ratskreisen wurde ei« weiteres Hinauezöger« der Sitzung für das Ansehen des Völkerbundes als untragbar angesehen. Der „erkrankte* litauische Außenminister Zauniusist darauf schnell gesund geworden und hat schleunigst telegraphisch dem Völker- bundsrat mitgeteilt, daß er in der Nacht zum Sonnabend in Genf eintreffen werde. Die S'tzung des Bölkerbundsrats »urd« daher auf Sonnabendnachmittag verschoben. „MarsA aus Memel." Am 1«. dieses Monats soll eine große litauische Kund- gebnng in Memel stattfinden. Dieser Marsch auf Memel am sogenannten litauischen Unabhaulstgkcitstag soll scheinbar die endgültige Beseitigung der memellanbischen Selbstverwaltung einleiten. Es heißt, der litauische Gouver neur Merkys wolle diesen Tag benutzen, um die Auf lösung des memelländischen Landtags zu erklären, ganz gleich, ob er zusammentrete und Tolischus das Vertrauen ausspreche oder nicht. Der Führer der Memeler „Schauluso- junga", Bnwoleitis, hat eine Reise durch das ganze Memelgebiet unternommen, um die Iungschützen zu in spizieren. Man sieht noch immer bewaffnete Iungschützen auf der Straße. Bezeichnend für die Stimmung der Be völkerung ist, daß ein mcmellöndischer Bauer einem 16jährigen Iungschützen, der aus der Fürsorge entlaufen ist, trotz seiner Bewaffnung eine ganz gehörige Tracht Prügel verabfolgte, da der litauische Junge sich unverschämt und herausfordernd benommen hatte. Das abendliche Bild in Hcydekrug wird durch militärische Patrouillen mit auf- gepflanztem Bajonett beherrscht. Inzwischen hat der litauische Memeldiktator Toli schus die festgesetzten Kreistagswahlen in Memel auf un bestimmte Zeit verschoben. Wie aus Memel berichtet wird, ist durch die litauischen Verbände der Umsturz im Memelgebiet seit Monaten vorbereitet worden. Die Land bewohner wurden verhetzt, und es fanden Versammlungen des litauischen Verbandes der Landwirtschaft statt, zu denen Beamte von der litauischen Behörde kommandiert wurden. Bereits Ende Januar hatten sich 5000 im Innern Litauens wohnhafte litauische Schützen dem Kriegs rommandanten zur Beseitigung der Verwaltung im Memelgebiet zur Verfügung gestellt. Keine Beweise sür Landesverrat Böttchers. Die Staatsanwaltschaft litauischen Militärgerichts, das sich auf Antrag des ^o^f>reurs mit der Frage be- schäftigte, ob Landcsprastdent Böttcher wegen der Reise nach Berlin wegen Landesverrats vor das Kriegsgericht gestellt werden könne, hat festgestellt, daß das bis jetzt unterbreitete Material für die Einleitung eines solchen Verfahrens vor dem Kriegsgericht nicht ausreichend sei, da ihm keine triftigen Beweise für Hoch- bzw. Landesverrat zugrunde lägen. Gouverneur Merkyshat den Präsidenten des Memel- ländischen Landtags, v. Dreßler, aufgefordert, in Ver handlungen über die Bildung eines Direktoriums einzu treten. Darauf haben die Mehrheitsporteien beschlossen, an den Gouverneur ein Schreiben zu richten, in dem es heißt: Wir sind nicht, in der Lage, Vorschläge für die Besetzung des Postens des Präsidenten oes Direktoriums zu machen, so lange die Angelegenheit des Präsidenten Böttcher nicht völlig geklärt ist und solange der Völkerbund in Genf darüber verhandelt. die bisherigen Sicherheitsverhandlungen des Völker bundes nur zu einer Verschärfung der internationalen Lage geführt hätten und selbst den Ausbruch des Krieges im Fernen Osten nicht hätten verhindern können. Der Russe sagte, die Moskauer Regierung habe vom ersten Tage an den Krieg als Instrument der nationalen Pali- tik abgelehnt, alle territorialen Annexionen und Reparatio nen verworfen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker verkündet. Es sei bezeichnend, daß die Abrüstungskonferenz unter dem Kanonendonner im Fernen Osten begonnen I)abe. Zwei Völkerbundsstaaten führten dort einen erbitterten Kampf. Litwinow befürchtete sodann, daß der Lhinakrieg nun den Beginn eines neuen Krieges darstelle, der sich auf andere Erdteile ausdehnen könnte. Es gäbe nur einen einzigen Ausweg: Sicherheit gegen den Krieg durch Abschaffung aller Rüstungen. Scharf setzte sich Litwinow mit dem „Abrüstungs"-Dor- schlag des französischen Kriegsministers Tardien auseinander. Wenn man hier von Sicherheit spricht, so meint man nur die arSsschn Chancen, einen Krieg zu gewinnen." Er sagte wetten die französischen Vorschläge könnten nickt zu Rüstungsein- schränkungen führen und würden aus dieser Konferenz, wenn sie bchandett werden würden, wieder eine Vorbereitungs- konferenz einer zukünftigen Abrüstungskonferenz machen. Litwinow bespöttelte die von Frankreich vorgeschlagene Schaffung einer Völkerbundsarmee. Er fragte, was die paar hunderttausend Mann gegenüber einer schwerbewaffneten Großmacht ausrichten sollten. Wer garantiere, daß eine internationale Armee nicht im Interesse eines bestimmten Staates eingesetzt werde? Rach Litwinow sprach der schwedische Außenminister BarouNamel. Er hob hervor, daß die schwedische Re gierung den Abkommensentwurf des Abrüstungsausschusses nur als Berhandlungsgrundlage annehme. Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften der Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S„ Großröhrsdorf, Bretnig, HnuSwaldc, Ohorn, Oberstem», Niederstem», Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedcrsdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Förster» Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in Pulsnitz Genf. Viele Zentner von mit Reden bedrucktem Papier Ind bereits aus der Abrüstungskonferenz verteilt wor- >en, und einige 40 Reden stehen noch aus. Da nimmt es nicht vundcr, wenn das Interesse allmählich nachläßt. Immerhin einiges Interesse besteht noch. Am Donnerstag eröffnete die Reihe der Redner der belgische Außenminister Hymans. Er reihte sich in die französisch-polnisch-japanische Front ein und schloß sich im allgemeinen den französischen Vorschlägen an. Hymans führte u. a. aus, daß Belgien der Schauplatz großer Kriege gewesen sei. Deshalb sei Belgien gezwungen, seine Wehrkraft zur Verteidigung seiner Unabhängigkeit aus rechtzuerhalten. Die beigisclst: Regierung sei jedoch überzeugt, daß ein Wettrüsten zum Kriege führen muffe. Belgien fordere daher Abschaffung der großen Angriffs- Waffen, Schutz der Zivilbevölkerung lind Internationalisie rung der zivilen Luftfahrt. Hymans erwähnte mcht die Haupt- wafse Frankreichs, die Tank s. Der Belgier forderte weiter internationale Kontrolle der Rüstungen und eine enge Verbindung zwischen der Abrüstung und S i ch e r h c i t s f r a g c. Während man auf der einen Seite für den Frieden ein- trete, würden auf der anderen Seite planmäßig Wirt schaftskriege organisiert. Ein derartiger Zustand beunruhige die Welt. Sehr beachtet wurde die folgende Rede des russischen Außenkommissars Litwinow. Er hielt eine große Propa gandarede, die allerdings, durch ihre Weitschweifigkeit und weil sie in ziemlich unverständlichem Englisch vorgetragen wurde, mit der Zeit ermüdend wirkte. Litwinow unterzog die französische Forderung nach Sicherheit einer vernichtenden Kritik. Er stellte die Forderung nach Sicherheit gegen den Krieg auf und verlangte sofortige vollständige und allgemeine Abrüstung. Ferner führte er den Nachweis, daß Mei MM M KU »MW - Mml Noch in dieser Woche Völkerbundsratssitzung über den Memelputsch Deutschlands Mcmelsorderungrn — Die deutschen Abrüstungsvorschläge