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Nr. 172 21. Junius 184«. Sonntag Schweiz^ Italien. Krakau, zewski. Der große Rath von Luzern. *Aom. DaöCvnclave. **Ram- Der Papst. — Das Conclave. Sendung an den Fürsten v. Metternich. — Hr. v. Mecis- Uevtrvlitk. Deutschland. «Dresden. Festmahl. Karlsruhe. Landtag. **Klar burg. Die Studenten. Lichtfreunde und Deutsch-Katholiken. Jordan. Kreutzen. OLerlin. Die Freimaurer. fDerlin. Stadtverordnetenwahl. — Nachrichten aus Posen. — Entlassene Gefangene. Oesterreich. Kaiser Franz. — Die galizischen Bauern. Portugal. Spanische Intervention. Anleihe. Eine Circularnotc. Spanien. Der Hof. Die Intervention in den portugiesischen Wirren. Das Eco del Comercio. Geschwader nach dem Tejo. Desertion. Großbritannien. Sir R. Peel. Die parlamentarische Woche. Frankreich. Parlament. Die spanische Vermählungsfragc. Der Freihan delsverein in Bordeaux. Der Herzog von -Aumale. Der General Lamo- ricierc. -/-Paris. Die Session. Hr. Olozaga. Ibrahim-Pascha. Die Eröffnung der Nordbahn, k Paris. Das Sklavenwesen. Wissenschaft und Kunst. " Leipzig- Leibnitz. Handel und Industrie. *Rus dem Erncstinisehen Sachsen. Die Anleihe der Sächsisch - Baicrschen Eisenbahncompagnie. * Leipzig. Börsenbericht. — Berlin. Wnründtgungr«. Deutschland. «Dresden, Id. Jun. In dem Dresdener Anzeiger wat wieder holt von dem vr. Herz zu einem Festmahl eingeladen niorden, welches am 18. Jun. zu Ehren des Bürgermeisters Todt und seiner Freunde in Rcisewitzcns Gartengrundstück aögchalten werden sollte. Referent ging mehr aus Neugierde als aus Interesse für die dabei agirende Partei zu dem Mahle, und fand, worum cs ihm am meisten zu thun war, dort Gelegenheit, ruhig und unbefangen die Triebfedern wie den Gang des Festes zu beobachten. Die Tendenz solcher Feste scheint mir freilich oft reine andere als eine öffentliche Demonstration für die Partei, welcher die Gefeierten angrhören, gegen die Regierung und deren Anhänger. Man verlangt nicht einen wohlüberlegten Fortschritt, der sich aus dem natürlichen Gange der Dinge entwickelt, sondern einen reißenden , der sich selbst überspringt und sich von einem Gegensatz zu dem andern ver irrt, und in solchem Alles zerstörenden und doch Nichts wieder aufbaucn- den Wahne sucht man durch alle mögliche Mittel auf das Volk cinzuwirkcn, man setzt den Liberalismus lediglich in die Opposition, vir Pflicht der Volksvertretung in bloßen Widerstand, den Vorschritt in Umwälzung des Bestehenden, dessen Lichtseiten man nicht kennen will. Anhänglichkeit an das Bestehende gibtMN für Rückschritt, Mäßigung für Schwäche aus. In die sem Sinne begnügt Man sich nicht Mehr, durch die Presse allein auf das Volk einzuwirken, sondern man will auch in öffentlichen Versammlungen entspre chende Reden halten, damit glänzen und dann im größern Kreise Daß für Vic Volksstimme ausgebcn, was man in einer kleinen Versammlung ausge sprochen und was bei einem noch kleinern Theil Anklang gefunden hat. Belehrung ist da nicht zu finden, wo Alles nur in einseitigem Lichte dar gestellt wird, und patriotisch ist es nicht, die Ehrfurcht vor den Autori täten des Staats und die Achtung vor den Grundlagen der bestehenden Ordnungen, die der Geist des Volks aus seinen Tiefen erzeugt hat, zu un tergraben. Doch vielleicht sehen wir zu schwarz, und cs handelt sich nur um die Absicht Gleichgesinnter, sich gegenseitig im Austausch derselben Meinungen zu erwärmen. Gewiß gibt cs unter den Gefeierten Männer, welche Verdienste um das Vaterland haben; wir sprechen sie ihnen nicht ab und ehren ihre Un erschrockenheit und Ausdauer bei Verfolgung ihres Ideals, selbst wenn wir nicht im Stande sind, mit ihnen in einen Enthusiasmus cinzustim- mcn; aber wir billigen cs nicht, daß sie Gelegenheiten nicht auswcichcn, wo die Verdienste ihrer Kollegen in Schatten gestellt werden, und jeden falls halten wir es mit Denjenigen, welche, nur ihrer inncrn Uebcrzeugung folgend, lediglich der guten Sache dienen wollen, unbekümmert darum, ob sie der einen oder andern Partei gefallen. Es ist bekannt, daß mehre der Ständemitglicder, welche entschieden liberal gesprochen und gestimmt haben, die an sic ergangenen Einladungen zu Festessen zurückwiescn, in dem sie sich mit der Uebcrzeugung, das Gute gewollt zu haben, begnüg ten. Ihnen folgt deshalb nicht weniger der Dank einer großen Anzahl im Volke nach, wenn er sich auch nicht so geräuschvoll ausdrückt. Ich habe nicht unterlassen können, diese Betrachtungen vorauözuschicken, um meine persönliche Stellung zu dem Feste darzüleaen. Was nun dieses Fest specicll anlangt, so hat das Fcstcomite, bestehend aus vr. Herz, vr. Köchli, vr. Naumann, vr. Schulze, Adv. Blöde, Stadtrath Gruner, Lithograph Fürstenau, Maler Meyer und Kürschnermeistcr Klette jur»., die Einladung nur an den Bürgermeister Todt gerichtet und Diesem über lassen, wen er von seinen Freunden der II. Kammer milbrinaen wolle, um nicht nöthig zu haben, den Einen oder Andern auszuschließcn und durch, ein Uebersehen zurückzusetzen. Ob, wie versichert wird, noch nähere Ver ständigungen über die mitzubringenden Personen staltgcfunden haben, lassen wir dahingestellt sein. Im festlich geschmückten Saale, in welchem hinter' der geschmackvoll decorirtcn Rcdnerbühnc die Büste des Königs ausgestellt war, hatten sich circa 25V Personen eingefunden, also nicht einmal so viel, als im Saale bequem Platz gefunden hätten. Diese Zahl scheint den Erwartungen der Festgeber nicht entsprochen zu haben; denn in der öffentlichen Einladung war gesagt: „die durch den Raum gebotene Be schränkung" mache es nothwendig, daß die Unterzeichnung den 16. Jun. geschlossen werde, die Subscriptwnslisten lagen aber noch am 18. aus. Auch haben einige im Dresdner Anzeiger gegen die Einladung erschienene Erklärungen aus bas größere Publicum vielen Einfluß geübt; die Gesin nung der Stadt Dresden darzulcgen, scheint man gar nicht beabsichtigt zu haben, denn der eigne Abgeordnete Dresdens, den die Commun iNr Vertrauen zu seinen Ansichten und Gesinnungen gewählt hat, war weder direct noch indirect eingcladen. Die Gesellschaft bestand zum größten' Theil aus Gcwerbtrcibenden, einigen Acrztcn und Advocate», Künstlern, Lehrern und einem Geistlichen. Aus Leipzig, Meißen, Pirna, Tharand waren mehre Gäste cingetroffcn. So wenig wir aber auch die Tendenz des Festes billigen können und so weit entfernt wir auch sind, die von den einzelnen Festrednern ausgesprochenen Ideen zu theilcn, so erkennen wir doch willig an, daß dem Anstand in keiner Beziehung zu nahe gctrc- ten worden ist. Nachdem die von dem Comite eingeführten Äbgg.. Todt, Schaffrath, Tzschucke, Hensel ll.. Gehe, Metzler, Rcwihcr, Heu-' berer, Kleeberg, Oehmigen, Müller, Joseph, Wolf, Hauswald, Ha den mit einem Hoch begrüßt worden waren, eröffnete die Reihe der Festreden vr. Herz: Wenn der deutsche Maler die deutschen Volksstamme ma len und ihre Vvlkscharaktere schildern will, so nimmt er, kommt er an un sere Landsleute, in sein Bild vor Allem die Liebe zum Fürstenhause auf. Woher kommt diese Erscheinung? Sind es die persönlichen Vorzüge unserer Fürsten allein, die diese Liebe so tief in unserm Volke begründet haben? Gewiß nicht, denn die sächsische Geschichte weist auch manches schwarze Blatt, in dem Regentcnbuch auf; vielmehr hat sie erzeugt und genährt die Achtung vor der Majestät, welche die Person und der Name pes , Königs vertritt, die Achtung vor Recht und Gesetz. Darum können wir.auch freudig nach alter Bolkssitte das erste GlaS dem Könige weihen! Vdvocat Blöde: Nicht ein Fest der Freude über Befriedigung erfüll ter Wünsche versammelt uns heute. Ucberall sehe ich Ernst auf den Gesich tern; es ist der Ernst der getäuschten Hoffnung, welche wir auf den letzten Landtag setzten, und von dem wir uns nicht verhehlen können, daß er weit hinter ven Erwartungen des Volks zurückgeblieben ist. Dennoch begrüßen wir mit Freude-Beweisen die Männer, welche auf ihm kämpften und wirk ten, und dies ist ein Beweis dafür, daß das. Fest ein Fest des Dankes für sie ist, ein Beweis dafür, daß, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt wor den sind, wir den Männern, welche unerschrocken für uns kämpften, nicht die Schuld beimeffcn können, sondern unserer Verfassung selbst. Die Ver fassung ist noch nicht der schützende Baum, unter dessen Besten wir ausruhen können, nicht der Schild, mit dem wir uns wahren können, nicht das mar morne Grundgesetz, welches die Rechte der Völker verbrieft, nicht die bele bende Sonne, welche uns erwärmt, nicht der Tempel, in dessen Hallen wir Trost finden, wenn wir ihn gebrauchen; sic enthält nur die Grundlage zu diesem Tempel, sic ist nur das erste Morgenroth zur Sonne, sie ist nur eine papierene Rolle mit tobten schwarzen Buchstaben, ein hölzerner Schild, eine Pflanze, welche noch nicht erwachsen ist, die noch keinen Schatten gewährt, daß unter ihm die Freiheit wohnen könnte. Darum fcire ich die Verfassung nicht als Das, was sie ist, sondern als Das, was sie werden kann, nicht wegen Dessen, was sie gewährt, sondern was sic trotz aller Ministerialver- ordnungen mit der Zeit gewähren wird und gewähren muß. Und in diesem Sinn und mit dem Wunsche für ein kräftiges Gedeihe» derselben bringe ich der Verfassung ein Hoch! vr. Herz: Viel ist schon gesprochen und geschrieben worden von ge täuschten Hoffnungen, viel von der Opposition und deren Wesen, viel von den Parteien und deren Nothwendigkeit. Darum schweige ich hierüber. Was soll ich aber sprechen? Wende ich meine Blicke auf Sie, anwesende Stände mitglieder, so weiß ich, was ich zu sagen habe. Was war denn Ihr Pa nier? Fortschritt, Licht, Wahrheit, Freimuth und Vaterlandsliebe! Was war Ihres Führers Losung: „Beharrlich im Streben nach Licht und Wahr heit, dann ohne Furcht!" Damit traten Sie ihren Gegnern entgegen, damit hielten Sic die geistige und geistliche Zuchtruthc von uns entfernt. Dazu aber führte Sie nicht Egoismus, sondern nur die Liebe zum Vatcr- lande. Was würden Sie ihm auch genützt haben, wären Sic zur ängstlichen und trägen Masse getreten? Darum crmuthigt uns aber auch der Hinblick ans Sie so sehr! Darum tröstet uns der Hinblick auf Ihre Ausdauer bei NM Deutsche Allgemeine Zeitung. rtzM Auslandes. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»