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WEM-GOW Anzeiger Tageblatt für Kohenstein-Ernslthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der .Kohenfieln-Ernfilhaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. l.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Posiansialten und die Landbriefiräger entgegen. Als SUra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatl". — Anzeigengebühr für die kgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklameleil die Zeile 50 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt" Ausnahme. 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Der Kaiser übernahm die aus Mitteln des Reiches und Elsaß-Lothringens mit einem Kostenaufwands von 22K0000 Mk. errichtete Burg mit einer schwung vollen Rede, in der er sie als ein Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht im Westen hinstellte, wie die Marienburg im Osten. Schlettstadt und St. Pilt hatten sich festlich geschmückt und Tausende von Menschen waren auf den Beinen, trotz der Ungunst des Wetters. Der Kaiser, die Kaiserin und die kaiserlichen Söhne trafen bei Sprühregen um die Mittagsstunde in St. Pilt ein und fuhren, vom Publikum stürmisch begrüßt, in Automobilen nach der Burg. Hier verkündeten Böllerschüsse und Fanfarengeschmetter die Ankunft. Nach der Begrüßung hielt der Staatssekretär des Reichsamts deS Innern v. Bethmann-Hollweg eine Ansprache, in der er einen geschichtlichen Rückblick tat, um zu schließen: „Hohenstaufen, Habsburg, Hohenzollern! Was diese Namen in sich schließen, was sie uns find an freudigem Stolz, aber auch an ernster Mahnung, das weht uns in dieser Stunde von dieses BergeS Haupt entgegen, daS grüßt Euer Majestät als den neuen Burgherren. Und wenn sich jetzt auf sein Geheiß diesem Schlüssel das Tor öffnen wird, dann geben deutscher Dank, deutsche Zuverficht und deutsche Treue dem Hohenzollern- kaiser daS Geleit.- Der Kaiser erwiderte u. a.: „Als ich im Jahre 1899 zum ersten Male die Ruine der HohkönigSburg mit ihren gewaltigen Bauresten bewunderte und von der landschaftlich wie historisch so reizvollen Stätte aus meinen Blick über die Rheinebene und die Berge deS Schwarz waldes bis hin zu der in der Ferne schimmernden Alpenkette schweifen ließ, war es mir eine ange- nehme Ueberraschung und hohe Freude, daß die Stadt Schlettstadt mir dieses herrliche Stückchen Elsässer Land zum Eigentum darbrachte. Meinen Dank glaubte ich nicht besser betätigen zu können, als durch den Entschluß, die alte Vogesenfeste wieder in einstiger Schönheit erstehen zu lassen." Der Monarch gedachte der zu überwindenden Schwierigkeiten und fuhr fort: „In hochherziger Weise haben die gesetzgebenden Faktoren des Reiches und des Reichslandes für die Bereitstellung der nicht unbeträchtlichen Baukosten Sorge getragen und dadurch die Durchführung des Planes in seiner- großartigen Gestalt ermöglicht. Meinen wärmsten Dank dafür an dieser Stelle auszusprechen, ist mir Herzensbedürfnis Berechtigter Stolz und freudige Genugtuung erfüllt unS alle angesichts des vollendeten Baues. Auf den Trümmern und Fundamenten vergangener Jahrhunderte errichtet, bietet die Hohkönigsburg in ihrer jetzigen Gestalt — soweit menschliches Können es vermocht — ein getreues Bild der Vergangenheit, wie sie um das Jahr 1500 hier Wirklichkeit gewesen ist. . . Manch edleS Blut ist hier geflossen, manch letzter Seufzer im finsteren Burgverließ verhallt, aber auch manch heißer Dank gezollt von Bedrängten und Verfolgten für ritterlich gewährten Schutz." Der Kaiser kam dann auf das wechselnde Kctegsglück und damit auf die Geschichte der Burg zu sprechen und schloß: „Nun ist die Burg wieder Eigentum des deutsche» Kaisers geworden und wird es — will's Gott — auch immer bleiben. Möge die HohkönigSburg hier im Westen deS Reiches wie dle Marienburg im Osten als ein Wahrzeichen deutscher Kultur und Macht bis in die fernsten Zeiten erhalten bleiben und allen den Tausenden und Abertausen de», die nach uns zu diesem Kaiserfitz heraufpilgern, in pietätvollem Rückblick auf die Vergangenheit zur Freude und Belehrung dienen! Möge der Adler auf dem stolzen Bergfried seine Schwingen stets über ein friedliches Land und ein glückliches Volk breiten!" Dis Tore öffneten sich und bald darauf begann der historische Festzug, Franz von Sickingcns Einzug in die Burg darstellend. Etwa 400 Personen aus allen Ständen beteiligten sich daran. Herolde eröffneten den Zug des KriegS- volkeS, alle in alter Tracht. Alte Büchsen, Schwer ter und Geschütze wurden mitgesührt. Trommler und Pfeifer begleiteten den Zug. Hierauf folgte die Besichtigung der Burg, wobei der Monarch wiederholt seiner Freude und Anerkennung Ausdruck gab. Nach einem Imbiß reiste das Kaiserpaar wieder ab. Der meMenbnrgische Landtag. Auch die beiden Mecklenburg sollen jetzt endlich Versassunasstarten werden, nachdem wiederholt, namentlich auch im Reichstag, dem Wunsch nach Einführung einer Volksvertretung in Mecklenburg Ausdruck gegeben worden ist. Am DienStag wurde im goldenen Saale des Schlosses von Schwerin der außerordentliche mecklenburgische Landtag vom Großherzog eröffnet. Anwesend waren ein Sohn des EcbgroßherzogS von Gtrelitz, Prinz Heinrich der Niederlande, der Herzog- Regent von Braunschweig und mehrere mecklen burgische Fürsten. Der Großherzog verlas die Thronrede, ein Landrat brachte ein Hoch auf den Großherzog aus, dann verlas der StaatSminister die Landtagsvorlagen, und die Herren begaben sich hierauf zur Beratung in den Sitzungssaal. Mecklenburg-Schwerin wird in Zukunft nach der Verfaffungsvorlage 63 Abgeordnete haben, und zwar 38 Abgeordnete, die von besonderen Wahl- körpern, und 25 Abgeordnete, die durch allgemeine Wahlen zu wählen sind. Der Großherzog ernennt außerdem vier Abgeordnete auf Lebenszeit. Für Mecklenburg-Strelch werden aus besonderen neun, aus allgemeinen Wahlen sieben Abgeordnete ge wählt und ein Abgeordneter vom Großherzog ernannt. Sächsischer Landtag. Dre-der», 13. Mai. Heute tagten beide Kammern. Die Erste Kammer verstärkte zunächst ihre Finanzdeputation durch Zuwahl deS Kammer herrn Dr. v. Frege, bewilligte 1 Million Mark als erste Rate für Erbauung eines zweiten Gleises der Umladestelle Gera und den Bahnhof Wünschendorf, und genehmigte Ueberschreitungen bei den Reser vaten des außerordentlichen Etats. Kap. 36, Ober- rechnnngskammer, Kap. 6, Bad Elster, wobei mit der Zweiten Kammer gleichlautende Beschlüsse ge faßt wurden, und Kap. 42, Ministerium des Innern, wurden genehmigt. Zum letzten Punkte entspann sich eine längere Debatte, aus welcher die entgegen gesetzten Meinungen über den Automobilvcrkehr besonders hervorzuheben sind. Standesherr Dr. Nauman» verlangt für die Automobile Erleichterung statt der geplanten Er schwernisse. Die neuen Steuern erschienen ihm ein Rückschritt ins Mittelalter. Nack Ansicht der Sach- verstänvige» werde durch die Geschwindigkeit deS Fahrens erst das Mittel gegeben, Gefahren zu ver meiden. (Große Heiterkeit.) Demgegenüber schildert Geh. Rat Dr. Mach die Ausschreitungen der Automobilfexe. Die Schutz. Vorschriften sollten auch die Automobilfahrer selbst vor Ausschreitungen schützen. Schon durch Reichs- gesetz sei das übermäßig schnelle Fahren durch Ort schaften verboten. Man scheine aber diese Vorschrift ganz vergessen zu haben. * * O In der Zweite« Kammer wurde zunächst in dreistündiger Debatte das Kap. 1, Forsten, behan delt. Die Deputation beantragt, aus dem Etat die Kosten für die Unterhaltung der Försterschule in Olbernhau zu streichen. Abg. Heyman«-Großolbersdorf bringt die niedere Besoldung der Expedienten bei den Ober- forstmeistereien und den Forstrentämtern zur Sprache. Geh. Rat Wahle gibt bekannt, daß für die Privatexpedienten bereits eine den Forderungen des Redners entsprechende Ausbesserung vorge sehen ist. Landforstmeister Winter sagt dem Abg. Grumbt eine vermehrte Anpflanzung von Laubhölzern in kleinen Beständen zu. Minister Dr. v. Rüger bittet, an der gegen- wärtigen Organisation der Forstoerwaltungen mög lichst nicht- zu ändern. Für eine Verringerung der Oberforstmeistereien soll ganz allmählich bei paffenden Gelegenheiten gesorgt werden, um die AufrückungSverhälinisse nicht zu sehr zu beein- trächtigen. Aby. Zeidler-Oberlosa bittet den Staat, sich der Prwatforsten so weit als möglich anzunehmen und die Gemeinde-Waldungen zu fördern. Er be dauert die Ablehnung der Försterschule. Sie würde für unsere Waldkultur von hoher Bedeutung sein. Bus die Beseitigung der Nonnengesahr sei große Aufmerksamkeit zu wenden, ebenso auch auf die Ausrottung der Kaninchen. Landforstmeister Winter erwidert, der Anbau der Kiefern werde in Sachsen nicht vernachlässigt; im Vogtlande allerdings eigne sich der Boden weniger dazu. Bei Ausrottung der Kaninchen ließen die Privatbesitzer zu wünschen übrig. Abg. Andrä ersucht, schon jetzt weniger An wärter für den höheren Forstdienst anzustellen. Abg. Hähnel legt dar, daß die Forstschule zur- zett abgelehnt werden müßte, weil sonst die schon bestehende Ueberfüllung nur noch vermehrt werde. Geheimrat Wahle erklärt, wenn die Regierung sich diesmal mit der Streichung der Forstschule ein verstanden erklärt habe, so behalte sie sich doch vor, sie in den nächsten Etat wieder einzustellen. Hohe Schule. Roman von C. von Dorna». 1») (Nachdruck verboten.) Die Gräfin nickte beifällig, und der Major schlug jovial ans die Schulter seines Neffen. Dann fuhr er sich gerührt mit dem Tuck über die Augen — er war scfir ergriffen von seiner eigenen Großmut nnd über legte zugleich schnell, das; die Gräfin dock mindestens die gröfiere Hälfte zahlen svllic. Lola batte fast erstarrt zngcfiört. Jetzt flog sic auf Hans zu und fasste siebend seinen Arm. „Hans!" ries sie beschwörend mit knlbersticktcr Stimmc, „Ich bitte Dich — ich bitte Dich innig — denke an Georg Radeck! Bedenke, was er gelitten! Lai; Dich nicht —" sie brach in leidenschaftliches Schluchzen aus, das sie nicht weiter ivrccbeu lies;. „Aber Leonore!" sagte die scharfe, kalte Stimme der alten Stift-sdame unwillig malmend; „was soll das keinen, Kind! Hans hat sich sehr vernünftig nnd woblbedackt geäußert — ich halte es für das einzig richtige, das; er Offizier bleibt, nnd Euer Onkel und ich der Familie das Opfer bringen, ihm das zu er möglichen — was sollte er sonst wohl werden?" „Soll ich vielleicht Kaffeebohnen sortieren lernen, wie der brave Georg?" fragte nun auch Hans sehr verstimmt. „Du glaubst doch nicht, daß es mir leicht wird, das — das Opfer der lieben Verwandten hier nnzuuehmcu — ick bringe auch ein Opfer damit, eins, das ich uujcrm Name» schuldig zu sein glaube!" „Das — verstehe ich nicht", sagte Lola tonlos. Sic stand unbeweglich, mit gesenktem Haupte und schlaff bcrabhängcndcu Händen, die groben, grauen Augen von keinen Tränen verdunkelt. „Schlimm genug!" sagte Fannb achselzuckend; - sic hatte bisher völlig geschwiegen, nnd nur ihre klngeu Augen, die von einem zum andern gingen, zeigten, wie eifrig sie zuhörte nnd beobachtete. „Hans bat recht — ich bin vollständig seiner Meinung und der lieben Großtante und Onkel Hugo innig dankbar!" „Dn bist ei» gutes Kiud, Fauuv", sagt die Gräfin freundlich, wenn auch überrascht. Der losc Mund dort hatte nicht oft sc ehrerbietig zu ihr gesprochen — — „Sic ist eben klug, die kleine!" dachte die alte Dame anerkennend. „Ja, das bist Dn, mein Mädel!" sagte auch dcr Major mit erneuter Rührung- Er schncnzle sich heftig und fuhr dann fort: „Dn kannst auch überzeugt fcin, daß Eure verehrte Tante nnd ich alles mögliche ver suchen werden, uni Lola und Dich standesgemäß zu versorgen!" „Ich danke Dir vielmals, lieber Onkel!" sagte Faunv sehr sanft. Sic fakte in ihre Kleidcrtasche und holte einen leicht zerknitterten Brief hervor, den sie sorgfältig glättete. Daun fuhr sie ruhig fort: „Ich selbst freilich habe nicht nötig, von Eurer Gute einen Gebrauch zu machen — ich hoffe auf Deine Ein- will'gnug zu meiner Verlobung mit dem Generalmajor von Küssow!" Fannv blickte trinnivhicrend umher. Dieser Angcu- blick eustchädigte sie für volles — — wie erstarrt der Oukcl sic ansah! Und die andern alle! Es war eigent lich zum Lache», was sie alle sür Gesichter machten! HanS hatte ihr den Brief ans der Hand gerissen und sah fassungslos hinein — dann reickle er ihn dem Oheim, der bedächtig den Kneifer anfsctzte und ans Fenster trat, den Antrag des Generals zn lesen. „Wann hast Du den Brief bekommen, Fannv?" fragte er während dieser Vorbereitungen. „Vor zwei Stuudcn kaum — Herr von Küssow ist sofort nach dem Begräbnis wieder von hier abacreist, und Kat daun zu Hause am selben Abend noch an mich geschrieben." „Der General war gestern bei der Beerdigung Eures Vaters?" fragte die Gräfin mit Interesse. „Gewiß - er war ja unseres guten Vaters direkter Vorgesetzter", versetzte Hans lebhaft; dann faßte er aufgeregt die Hand der jüngsten Schwester: „Fanuv! Mädcbcn! Was hist Du sür eine samose, kleine Kreatur! Eine solche Eroberung fertig zn kriegen! Ha, wenn ich Dich gar erst nächstens als Erzcllcnz be grüße " Er hielt inne und sah fast erschrocken auf Lola, die mit glühenden Wangen zu den Geschwistern trat. „Du glaubst doch keinen Moment, daß Fannv diesen Antrag annimmt?" fragte sie mit bebender Stimme. „Darüber haben doch wohl nur Onkel Hugo und ich selber zu entscheiden", sagte Fannv schnippisch; „ich mische mich ja auch nick! in Deine Angelegenheiten und lasse Dich Körbe austcilen nach Belieben ich bitte Dich, lieber Onkel, dem General mitteilcn zn wollen, daß ich seinen Antrag aunebme!" Herr von Mästungen Katte die Hand mit dem Briefe sinken lassen nnd sah die jüngste Tochter seines Bruders mit aufrichtiger Bewunderung an. Lola abcr faßtc außer sich den Arm der Schwester. „Fannv! Bist Du wahnsinnig?" ries sic leiden schaftlich. ihre Augen sprühten. „Der Mann ist älter wie nnfcr Vater!" „Das weiß ich!" sagte Fannv völlig ruhig. „Aber Du wirst auch nicht leugnen könne», das; er klug, liebenswürdig und ein vollkommener Ehrenmann ist; ich mag ihn sehr gern — —" „Du hast Dich über ibn lustig gemacht!" tagte Lola, zitternd vor Empörung. „Du hast keinen Funken von Liebe für ibn!" „Liebe!" versetzte Fannv sehr erstaun! mit einem kalten Lächeln; „aber ich bitte Dick! Wer spricht denn davon? Du hast immer so überspannte Ansichten. Lola!" „Ein jeder vernünftige Mensch betrachtet diese Partie doch nur voni Standpunkt der glänzenden Versorgung!" sagte der Major mißbilligend. Dann rieb er sich vergnügt die Hände. „Nun brauchen mir also nur noch für Lola einen Platz ausfindig machen!" sagte er schmunzelnd. „Lola werde ich eine Stiftsstcllc zu verschaffen suchen", sagte die alte Dame, die während der lebhaften Unterredung der andern ruhig den Brief des Generals gclefcn Katte. Sic gab ihn jetzt Fannv zurück mit einem Blick, in dem etwas wie Hochachtung lag. Lola war nach FannvS schroffer Zurückweisung auf einen Stuhl gesunken und hatte das Angesicht in den Haneen vergraben. Bei den Worten der Gräfin fuhr sic wieder empor. „Ohne Arbeit, ohne Lebensaufgabe, den kleinlichsten Interessen hingegcbcn, mein Dasein in einem Stute vertrauern?" sagte sie kopfschüttelnd. „Nein, Tante Erdmuthe, das vermag ick nicht!" Die alte Dame saü sie grenzenlos erstaunt au. „Ich habe es doch vermocht!" sagte sic hochmütig. „Und was gedenkst Du sonst also zn werden?" fragte der Major ärgerlich. „Da bin ich denn doch neugierig! Denn daß Dn von den Zinsen Deiner sechstausend Mark nickt leben kannst, wirst Du hoffentlich cinschcn!" Lola atmete tief auf und preßte die Hand einen Augenblick auf das Herz, das trotz all ihres Mutes heftig klopfte. Sic wußte, daß in den nächsten Minuten ein wahrer Sturm der Entrüstung von allen Seiten über sic Kercinbrcchcn würde. „Ich will mir mein Brot selbst verdienen — ick kann nur in einer Stellung leben, die mir das Reckt gibt, selbständig über mein Leben zn entscheiden", jagte sic leisc, aber fett. Die Gräfin sah sie spöttisch an. „Und wodurch willst Du Dir Dein Brot selbständig verdienen?" fragte sie kalt. „Durch das einzige, was ick so gut gelernt habe, daß ich wirklich etwas darin zu leisten vermag — Ihr werdet alle zuerst entsetzt sein, aber ich kann Euch und mir nicht helfen, mein Entschluß stckt ganz fest — ick werde versucheu, eine Stellung als Schulrcitcrm in einem Zirkus zu erhalten!" (Fortsetzung folgt.)