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Zrankenberger Tageblatt Bezirks- !M Anzeiger -Ms»lt für -it LömgWk AmlrüiiliptmaiinfOst und den Mrnl zn Iranüenüerz i. Z«. »...»w«Nch., R.d.,,-U-I ---» R.di»° 8--°'-"°--- > Sa. - D-u- °»d °<m L » R-,b„« In I. Sa. 189 Sounaveuv, »e« 1k. August 1913 72. Jahrgang S»Ist«Askb«ucdsu d°"n,ng Ist nnnmchr d«l M,d«n in Bularist ,nd. MNg geschlossen wordrn, und di« Demobilisierung der ver- Truppenkontingente hat bereits begonnen. DaS Wwere Werk ist nun glücklich unter Dach und Fach gebracht ob frellich dieses Dach von langer Haltbarkeit sein wird, ist ein« andere Frage, und manche Anzeichen deuten auf «neu neuen Sturm, der leicht neue schwere Schäden mit sich dringen könnte. König Ferdinand von Bulgarien hat an seine Armee eine Proklamation erlassen, die eine sehr eindeutige Drohung enthält, bei gegebener Gelegenheit Revanche zu nehmen So schnell dürfte das allerdings kaum vor sich Achen, denn die Wunden, die der Balkanstaat geschlagen hat, sind sehr schwere, und es wird lange dauern, ehe sie ver narben, und eine militärische Schwächung läßt sich angesichts der hohen Verluste, die die bulgarischen Truppen in den vluttgen Kämpfen erlitten, nicht ablrugnen, und ebenso dürfte - W vergehen, ehe aus wirtschaftlichem Gebiete wieder ''"Erholung eintritt, dir dem Lande sehr notwendig sein dürfte. Für die anderen Balkanstaaten ist die Lage bei weitem günstiger, denn ein siegreicher Krieg mit so großen Erfolgen, wie sie jetzt am letzten Ende Serbien und Griechenland er zielt haben, pflegt zumeist eine Aera des Aufschwunges rin- zuleiten, und überdies waren die Verluste der Serben und Griechen keine so großen, wie die Bulgariens, und die wirt schaftliche Erstärkung wird nicht auf sich warten lassen, da den Siegern auch der Geldmarkt bereitwillig offen steht. Aber auch insofern hat der Krieg eine völlige Aenderung der Situation auf dem Balkan gebracht, als mit einem Schlage Rumänien die Führung übernommen hat, ein Moment, das auch von den übrigen Staaten anerkannt wird; hat doch der serbische Ministerpräsident Pasttsch bet dem Festmahle der Delegierten dies offen ausgesprochen und dem Wunsche Aus druck gegeben, Rumänien noch recht oft an der Spitze der in Bukarest vertretenen Staaten zu sehen. Des weiteren ist als ein erfreuliches Moment der Um stand zu verzeichnen, daß Deutschland mit einem Schlage einen großen moralischen Erfolg errungen hat, den wir Kaiser Wilhelm zu verdanken Haden. Niemand hatte eine Ahnung von dem Eingreifen des Kaisers, das völlig unerwartet durch die Veröffentlichung des Depeschenwechiels zwischen Wilhelm 2. und König Karol von Rumänien bekannt geworden ist. In schwerer Stunde, als das Frirdenswerk zu scheitern drohte, hat sich der Herrscher Rumäniens an den Kaiser um seine Vermittlung gewandt, und Wilhelm 2. hat seinen ganzen Ein fluß bei seinem Schwager aufgeboten, daß Griechenland in der Frage von Sawala insofern einlrnkte, als den Bulgaren das Hinterland zugesprochen wurde. Gerade diese Frage war die schwierigste, und sie hat auch sogar zu internationalen Komplikationen geführt. Im Zweibund wir im Dr^bund hat es darüber Verstimmungen gegeben, da sowohl Rußland wie Oesterreich-Ungarn eine von Ihren Verbündeten abweichende Haltung einnahmen und eine Revision des Friedensvertrages auf Grund der Beschlüsse des Berliner Kongresses verlangten. In Frankreich war man über diesen Schritt der Russen außer sich da man an der Newa wissen mußte, daß Frankreich von Anfang an in dieser Frage auf Seiten der Griechen stand, und über die Stellungnahme Deutschlands besagte der er wähnte Deprschenwechsel, sowie die hohe militärische Auszeich- nung, die König Konstantin durch Kaiser Wilhelm zuteil wurde, mehr als genug. Augenscheinlich war man bei diesem Schritt bestrebt, das Prestige der Donaumonarchie auf dem Balkan wieder zu heben, nachdem Oesterreich-Ungarn mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt worden war. Man glaubte am Ballplatze einen ungemein geschickten Schachzug zu tun, wenn man sich bei Rußland anbtedrrte, schließlich mußte man aber sehen, daß man sich zwischen zwei Stühle gesetzt hatte, denn Rußland lenkte schließlich ein und gab obendrein den Wiener Herren einen Fußtritt, indem betont wurde, daß dieses Zusammengehen rin rein zufälliges gewesen fei, und daß die russischen Absichten sich keineswegs mit denen der Donaumonarchie gedeckt hätten. Auch von England kam in der Rede Sir Edward Greys über dir Balkansrage eine Absage, die an die Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ, so daß Oesterreich-Ungam völlig isoliert ist, und sich eine neue Schlappe geholt hat. Nach solchen Ruhmestaten dürsten wohl die Tage des Grafen Berchtold als Leiter der öster reichischen Außenpolitik gezählt sein. Freilich ist durch den Bukarester Frieden die Balkanfrage keineswegs völlig gelöst, wenn auch eine Reihe großer Schwierigkeiten damit behoben ist. Auch die noch ausstehende Erledigung der albanischen Frage dürfte keine allzu großen Schwierigkeiten mehr machen, nachdem Frankreich hinsichtlich der Festsetzung der Südgrenze sich zu einem Entgegenkommen bereit erklärt hat. Auch die Frage des Besitzes der Aegäischen Inseln wird kaum noch ein Streitobjekt bilden, nachdem auf Vorschlag Englands diese Angelegenheit durch die Großmächte selbst ihre Regelung finden soll. Ein Problem bleibt aber nach wie vor die Adrianoprler Frage, deren Ausgang sich auch jetzt noch nicht übersehen läßt. Die Türken sitzen nach wie vor in Adrianopel und fahren fort zu erklären, daß sie gar nicht daran denken, wieder herauszugrhen. Wie man sie dazu zwingen will, ist wenig erfindlich, denn Gewalt möchte niemand anwenden. Höchstens daß man die Türkei an der Stell« treffen kann, wo sie am empfindlichsten ist, auf finan ziellem Gebiete, indem man der ottomanischen Regierung die ausländischen Geldquellen abschneidrt. * * König KoustanttaS Eitting in Saloniki Saloniki, 14. August. König Konstantin ist heut« in Begleitung der Flotte, von Kawala kommend, an Bord des Panzerschiffes „Aweroff" hier ringetroffrn. Der König ging um 9 Uhr vormittags an Land und wurde mit Geschätzsalut empfangen. Die Menschenmassen, die sich überall angefammelt hatten, jubelte« dem Könige begeistert zu. Nach der offiziellen Begrüßung begab sich der König nach der Hagia-Sofia-Kirche, wo ein Tedeum gefeiert wurde. Nach dem Tedeum begab sich der König nach der Residenz. Die Abreise nach Athen dürfte morgen stattfinden. Der Streit am Adrianopel Wie», 14. August. In Konstantinopeler diplomatischen Kreisen wird erklärt, daß die Großmächte entschlossen sind, den bekannten Standpunkt in der Adrianopelfragr unbedingt durchzuführrn. Eine gemeinsame Aktion ist nicht vorgesehen, vielmehr bleibt die Beteiligung an dem aktiven Vorgehen, sowie die Wahl geeigneter finanzieller oder anderer Mittel jeder Großmacht überlassen. Der Verzicht Russlands ans ei« Revision Wie«, 14. August. Die „Reichspost" erfährt, daß der russische Botschafter Giers gestern den Grafen Berchtold vom Verzichte Rußlands auf eine Revision amtliche Mitteilung gemacht habe. Die Revisionsidee sei also aufgegeben. ES sei aber ein Trugschluß, daß damit auch Oesterreich-Ungarn auf dir Wahrung seiner Interessen bet der Neuordnung auf dem Balkan verzichtete. Et« Kampf zwischen Türke» und vulgare« Ko«sta«1iaopel, 14. August. Laut Blättermrldungen hat an der türkisch-bulgarischen Grenze bei Koschikävak ein heftiger Kampf zwischen einer türkischen Truppenabteilung und einem bulgarischen Detachement, das gegen 8V Munn zählte, stattgefunden. Es gab auf beiden Seiten eine ganze Reihe von Toten und Verwundeten. Die Bulgaren sollen von den Türken fast sämtlich gefangen genommen wordm sein. Die Heimkehr Per bulgarische« Truppe« Sofia, 14. August. Die gesamte Presse begrüßt die Heim kehr der bulgarischen Armee und sagt, das bulgarische Heer kehre ungebrochen und guten Mutes zurück. Dir Stimmung sei trotz aller Schicksalsschläge ungebrochen, denn das Heer habe keine Niederlage erlitten, da es heldenmütig gegen fünf Fronten kämpfen mußte. s» Auf dem Heimweg nach Heidegg dachre Diez über Nika nach: Da hatte die alte Gräfin doch noch in ihrer Sterbe stunde etwas Gescheites zustande gebracht mit Nikas Zwangs verlobung. Listig war sie stets gewesen, die alte Dame, und hatte es verstanden, andere Leute zu ihrem Vorteil auszu nutzen. Wie gut es Sergius Lansky gelungen war, den kleinen Wildfang Nika zu erziehen. Klug war sie von jeher gewesen — ohne Vorurteile, gerecht und freimütig. Sie sagte immer nur das, was sie empfand. — Aufrichtigkeit lag ihr übrigens im Blut, von der Großmutter her. Aber Nika würde Wehrlosen niemals wehe tun. Klaus Heidegg, der sich Nachurlaub erwirkt hatte, um seiner Mutter während der ersten schweren Zeit nach dem Verlust des Vaters nahe zu sein, war nicht wenig erstaunt, als Edtthä ihm die Einladung ihrer zukünftigen Schwieger mutter zu einem Tee überbrachte. „Wie kommt Frau von Helmrring darauf, mich einzu- ladrn?" meinte er kopfschüttelnd; „ich kmne die Dame ja überhaupt nicht." „Sir scheint dich aber doch kennen lernen zu wollen — Fabi ist immer so abweisend gegen Gastons Mutter und Schwester —, sie hofft mehr von deiner Liebenswürdigkeit, Klaus", antwortete Editha ficeudig erregt. Elisabeth hatte so verbindlich geschrieben. Ach, sie, Editha, hatte sicher oft nur Gespenster gesehen, und nun wurde noch alles gut. „Fahre nur zu Helmerings, Klaus", flüsterte Erika, als die Schwester außer Hörweite war, — „glaube mir, die führen etwas im Schilde gegen uns — ich habe Elisabeths Brief gelesen; er ist viel zu katzenfreundlich, um aufrichtig zu sein." So fuhren denn Klaus und Editha. . Durch Erikas Worte mißtrauisch geworden, beobachtete er scharf, und war sich alsbald klar darüber, daß Frau von Hrlmering und ihre Kinder ihr. heutigen Rollen mit allen Stichwörtern genau und gut etnstudiert hatten. Gaston markierte einen leidenden Eindruck so auffällig, dvß Witha ihn besorgt fragte, was ihm fehle. ... „Kopfweh", erwiderte er kurz. Er richtete kem einziges Mal direkt an sein. Braut daS Wort, blickte über st« hinweg und stand als erster, Nachdem er die Erlaubnis seiner Mutter Haus Heidegg Von Hedda v. Schmid »— " Nachdruck orrdot«. dazu eingeholt, vom Teetisch auf. „Ich wußte nicht, daß du heute Besuch erwartetest, Mama — verzeih', aber meine An wesenheit auf den Feldern ist gerade heute dringend von nöten." Er küßte Editha wortlos die Hand und verließ das Zim mer. Starr blickte ihm diese nach. Es wär alles so seltsam heute hier, und die Augen der alten Dame ruhten scheinbar voller Mitleid auf ihr. Elisabeth forderte sie zu einem Gang durch den Garten auf. Mechanisch folgte sie und hörte kaum auf dem Nebensächliche, das ihre Schwägerin ihr erzählte. Frau von Hrlmering und Klaus, der überzeugt davon «ar, daß dieses tele-L-tete abgekartet war, blieben allein im Salon zurück. „Mein lieber junger Freund — als Bruder unserer Editha darf ich Sie doch wohl so nennen — ich preise den Zufall, der es mir ermöglicht, ein offenes Wort mit Ihnen zu reden. Sie sehen mich tiefgebeugt — tiefbetrübt — ich leide mit meinem Sohne." Frau von Helmrring machte einr kleine Pause, die sie mit einem schweren Seufzer ausfüllte. Klaus, ihr gegenübersitzend, verzog keine Miene. Sein kalter, offener Blick war der alten Dame unbequem. Sie schlug die Augen nieder und flüsterte: „Mein armer Gaston hat solch ein zartes Gewissen — aber wer ginge wohl ohne Selbsttäuschungen durch diese W'lt? Verstehen Sie mich, Herr von Heidegg?" „Nicht ganz, gnädige Frau — aber ich ahne, wo Sie hinaus wollen. — Bitte, machen Sie es doch kurz." Frau von Helmrring schoß einen hohritsvollen Blick auf den mit höflichster Miene dositzrnden Klaus. Nahm sich dieser Grünschnabel etwa heraus, sich über sie lustig zu machen? „Also — mein Sohn hat sich geirrt in seiner Zuneigung zu Ihrer Schwester Editha — sein Zartgefühl verbietet ihm jedoch, die Verlobung aufzuheben", sprach Frau von Hel- mering sehr sanft. „Sie haben vorhin bei Tisch vielleicht bemerkt, wie sehr er litt — ihm ist jede Heuchelei zuwider, — und doch will nicht er es sein, der mit Editha bricht — es muß von ihr ausgehen. Mein Gott, ich habe ihm zu- grredet: „Offenheit wird hier zur Pflicht, mein Kind. Eme Ehe ohne Liebe ist Sünde, ist Unmoral —; o, Herr von Heidegg, Sie, als der Bruder Edithas, könnten vielleicht — mir ist eS so schwer, alles in Worte zu kleiden — aber nicht wahr, Sie verstehen mich schon? Offenheit ist hier Pflicht, — und Sir als angehender Diplomat " „Ich verstehe Sie vollkommen, gnädige Frau", entgegnete Klaus und erhob sich rasch. „Sie gestatten, daß ich mich Ihnen empfehle!" Er verneigte sich und verließ rasch das Zimmer. Im Garten fand er Editha, die, wie geistesabwesend fast, neben Elisabeth vor einem Stachelbeerstrauch stand. „Komm, Editha", sagte er bestimmt, „wir gehen ein Stückchen zu Fuß; ich habe bereits angeordnet, daß der Wagen uns nachfolgt." „Ja, aber warum denn schon nach Hause?" fragte Editha — „und zu Fuß? — Ich möchte Gaston und Mama Adieu sagen." „Du brauchst dich hier'von niemandem zu verabschieden ". Eine stumme Verbeugung, die der vor Wut er bleichenden Elisabeth galt — und Klaus zog die widerstre bende, dem Wunen nahe Editha mit sich fort. Unterwegs wiederholte er ihr fast Wort für Wort seine Unterredung mit Frau von Helmrring. Der Wagen hatte sie eingeholt, und Klaus hatte dem Kutscher befohlen, ein möglichst schnelles Fahrtempo zu nehmen. Editha verfiel beinahe in einen Weinkrampf. „Nein, ich glaube es noch nicht", rief sie verzweifelt, „es sind nur In trigen von Gastons Mutter. Erst wenn er es mir selbst sagt, daß alles aus ist, will ich es glauben. Laß uns beide nach Eldenau zurückkehren, Klaus, ich will ihn gleich fragen." Sie war wie von Sinnen, öffnete die Tür der Kutsche und machte Miene, hinauszuspringen. Klaus zog sie mit sanfter Gewalt auf ihren Sitz zurück. Schließlich war sie wie gebrochen und weinte herzbrechend. „Du mußt mit Editha reden, Mutter", sagte Klaus, „oder du, Erika." Die drei hielten Familienrat in Frau Christas Wohnzimmer. „Ach ich", meinte Erika, „auf mich hört ja Editha am allerwenigsten. Vielleicht ist es das beste, du redest mit ihr, Christa." „Ihr Stolz muß ihr doch zu Hilse kommen", bemerkte der sonst so ruhige Klaus erregt „Wir Heidegger dürfen uns von diesen Leuten unmöglich so viel bieten lassen. Welch eine ekle Kemödie das heute war, könnt ihr euch nicht vor stellen." Editha wollte niemand sehen. „Sie hätte zu schreiben, und bäte, sie nicht zu stören", ries sie durch dir Türspalte, als Frau Chiista etwas ängstlich bet ihr anpochtr. Dann ritt rin Bote mit einem Schreiben nach Eldrnau. Aortletzung folgt