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MmfferZagebla Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Leipzig LS 614 Fernsprecher Wilsdruff M. S Dieses Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen -er Amtshauptmannschast Meißen, -es Amtsgerichts Wilsdruff, -es Stadtrats zu Wilsdruff, -es Forstrentamts Tharandt Verleger ««d Drucker: Arthur Zschunke m Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Herman« Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 284. MUtwoch den 8. Dezember 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Brenntorf-Verkauf, LFWS FÄc - Kir biütü PfljW, Inzeigtii ßis 1V Ihr MiniilG ufzzzein. Zentner 16 Mark. Wilsdruff, am 6. D^emb.r 1920. .»2. Ortskohlenstelle. UM Kleine Zeitung für eilige Leser, * Deutschland bat eine Einladuna zur Teilnahme an der am IS. d. Mts. stattfindenden Entschädigung;-Konferenz m Brüssel erhallen. * Der Rcichswirischaftsrat tritt am 10. Dezember zu seiner nächsten Vollsitzung zusammen. * Der preußische Minister des Innern Severing hat auf Bitten des Staatssekretärs Dr. Freund das Disziplinar verfahren gegen ihn wegen der gegen Dr. Freund vom ehe maligen Regierungspräsidenten von Braun erhobenen Vor- wür!e angeordnet. * Die luxemburgische Kammer genehmigte grundsätzlich einen M-Millicmen-Vorichuh an Deutschland wegen der Kohlen- iiejerungen laut dem Abkommen von Spa. * Der französische Ministervräfiöent erklärte, Deutschland müsse im ersten Jahre 16 Milliarden Franken Wiedergut machung zahlen. « Der italienische Kriegs-Minister erklärt, daß die Blockade Mames auf der irrtümlichen Auffassung eines Befehls beruhe. * Die Volksabstimmung in Griechenland ist in Ruhe erfolgt imd zugunsten des Königs Konstantin ausgemllen. * Argentinien ist aus dem Völkerbund ausgetreten, weil sein Antrag, alle Staaten aufzunehmen, abgelehnt wurde. Der erste Riß Daß schon die erste Tagung der Völkerbundversamm- lo«g in Genf zu einer regelrechten Spaltung führen könnte. Haden selbst diejenigen nicht angenommen, die von der Lebensfähigkeit dieses Pariser Gewächses von vornherein nichts weniger als überzeugt waren. Ais es sich darum handelte, dem Völkerbund beizutreten, hat namentlich unter Sv« mittleren und kleinen Staaten der Welt ein förm- Rcher Weltlauf m das Gehege dieser Überstaatengründung ftcktgefundcn. An die Spitze der rückläufigen Bewegung hat sich Argentinien ge!ellt. Der Präsident der Vütlerbunds- versammlung wurde am Sonnabend von der argentinischen Regierung mit der Mitteilung überrascht, daß sie von diesem Tag« an ihre Mitarbeit am Völkerbund einstellen «erde. Eine Mitteilung, die wie eine Bombe in die erlauchte Gesell schaft einschlug. Seinen Schritt zu begründen, brauchte dem Führer der argentinischen Delegation nicht sonderlich schwer zu fallen. Er halte nur darauf hinzuweifen. daß seine Abänderungs vorschläge für die Völkerbundssatzungen gegen die einzige Mgenlinische Stimme abgelehnt, oder jagen wir richtiger «erlagt worden sind, obwohl ihre grundsätzliche Natur keinen Listchub zuließ. Sie gipfelten in der Forderung nach Zu» lafsmrg aller souveränen Staaten, nach Zulassung ferner der kleinen Staaten ohne Stimmrecht, nach Bildung eines Rates durch demokratische Wahl, und endlich «ach obligatorischen Schiedsgerichten und Gerichtshöfen. Diese Forderungen hätten ohne Zweifel den gegenwärtigen Lharatter des Völkerbundes einigermaßen verändert. Statt «ne Kulisse zu bilden, hinter der die eigentlichen Entents- Stoaten unbekümmert um Recht und Billigkeit ihrer Welt- tzeirichaft frönen konnten, wäre der Bund zu einer Gesell schaft einigermaßen gleichberechtigter Genossen umgewandelt, die ihren Ehrgeiz nicht lediglich in der Vergewaltigung der »eine» Mitglieder durch die großen erblicken konnte. Daß die Vülkerbundoersammlung ihr auf diesem Wege nicht folge» will, daran kann die argentinische Regierung nichts änder». aber sie sieht unter diesen Umständen ihre weitere Mitwirkung bei den Aufgaben des Völkerbundes als zwecklos und hat sich beeilt, daraus die nötigen Folgerungen zu An- Genf geht es seitdem zu wie in einem aufgeregten Ameisenhaufen. Die einen behaupt en, auch andere ameri- icmische Staaten würden sich dem argentinischen Beispiel «schließen; andere wiederum wollen wissen, die Vertreter d« meisten südamerikanischen Republiken hätten ihr Be dauern darüber ausgesprochen, daß die argentinische Dele- ackirm es nicht für nötig gehalten habe, sie vorher von ihr«, Absichten zu verständigen. Und es sind starke Be- «Übungen im Gange, eine offene Mißbilligung des argen- ftnhchen Schrittes von Seiten der Vertreter anderer ameri- tmlischer Staaten zu erwirken. Man wird wohl annehmcn ^fv». daß die argentinische Regierung zu ihrem N*khaltW auch noch durch andere als die ange- 2sbe«e« Gründe bewogen worden ist. Möglich. daß wehr als deutliche Verurteilung des Völker- bmrdeS Versailler Prägung durch die Präsidentenwahl des Eerikanischen Volkes den argentinischen Herren die Zunge ««löst hat. Mit unverkennbarer Befriedigung hat auch bereits der Senator Lodge in Washington darauf hinge wiesen, daß jetzt auch andere Nalionen dieselben Einwände gegen den Völkerbund entdeckten, die Amerika bereits vor zw« Jahren gefunden habe. Andere Leute bringen natürlich o««h bei dieser Gelegenheit angebliche deutsche Intrigen «nss Tapet, die überall herhalten müssen, wo irgendwo aus der ganzen Welt etwas passiert, was den Entente-Herren nicht in den Kram paßt. Sie können sich allenfalls darauf be rufen. daß es auch die argentinische Delegation gewesen ist, die gleich zu Beginn der Völkerbundstagung mit Nachdruck betonte, daß sie sich über irgendwelche Verletzungen der Neutralität ihres Landes während des Weltkrieges durch Deutschland nicht zu beklagen, das; Deutschland vielmehr selbst in den schwersten Zeiten des U-Boot-Krieges die argentinische Flagge auch in der Sperrzone respektiert habe. Es ehrt die argentinische Regierung ungemein, daß sie den Mut zu diesem Bekenntnis aufbrachte im Angesicht einer Versammlung, deren ganze Existenzberechtigung auf dem grundverlogenen Dogma von der angeblichen alleinigen Kriegsschuld Deutschlands beruht. Von dieser Lüge hat sich Argentinien sogleich bei seinem Eintritt in den Völkerbund distanziert. Und es hat jetzt die Gelegenheit seines Austritts dazu benutzt, um der ganzen Heuchelei, die da in Genf bet der Arbeit ist. die Maske vom Gesicht zu reißen. Argentinien braucht und erwartet dafür keinen Dank, am wenigsten von Deutschland: aber wo es noch rechtlich denkende und wahr heitliebende Menschen auf der Well gibt, wird man sich von Herzen freuen, daß die Stimme der Ehrlichkeit wieder einmal an so hervorragender Stelle sich erhoben hat. Argentinien ha! Sen Völkerbund verlassen — zur gleichen Zeit mst. als die Aufnahme der österreichischen Republik in L-n Völkerbund jo gut wie beschlossen wurde. Ob Gewinn und Verlust sich in diesem Falle wirklich ausgleichen? Oer postmimsier gegen passive Resistenz. Wachsende Gefahr eines Beamtenstreiks. Unter den Postbeamten macht sich in letzter Zeit eine starke Neigung zur passiven Resistenz, d. h. zur künstlichen Zurückhaltung und Vrrlangjamung in der Arbeitsleistung bemerkbar. Infolgedessen richtete das Reichspostministerium an alle Dienststellen ein Telegramm, in dem es heißt: ..Gegen Beamte, di- streiken oder ihre Unlust zmn Dienst kundgeben, wird das Disziplinarverfahren mit dem Ziel ans Dienstentlassung eröffnet. Hilfskräfte, die sich Nieser Bewegung anschließen, werden fristlos entlassen." Die passive Resistenz unter den Postbeamten greift um sich. Von Südwestdeutschland ausgehend, ist dis Bewegung auf Essen. Düsseldorf, Hamburg, Flensburg, Kiel und andere größere Orte übergesprungen. Die Postbeamten in Süd- wesldentschland verlangen außer einer weitgehenden Erhöhung der Teuerungszulage eine Grenzzuiage und eine Enischul- dungsbeihilfe. Herabsetzung der Lebens», ittelpreise verlangt. In einer Berliner Versammlung der Diätare der Neichs- vost rief am Sonntag die Ablehnung von Teuerungszulagen in Ler geforderten Höhe sowie über das Streikverbot bei der Post große Erregung hervor, die noch durch briefliche Mitteilungen über die passive Resistenz eines Teiles der Postbeamten in Mannheim, Düsseldorf, Franksurt und Essen usw. gesteigert wurde. Ein Vertreter der VerbanüSleitung warnte vor der passiven Resi enz, die er als Feigheit be zeichnete. Der Deutsche Beannenbund hätte beschlossen, an der Forderung der Teuerungszulagen in voller Höhe sest- nrhatzen und, wenn sie nicht erfüllt werden würde, auch vor einem Streik nicht zurückmschrecken. Der Neicksverband der Post- und Telegraphenbeamten hat angesichts des Ernstes der Lage seinen Gesamtvoistand nach Berlin einberu en. Die Versammlung lehnte schließlich -inen Antrag aus Eintritt in die passive Resistenz gegen wenige Stimmen ab und forderte in einer Entschließung bis pniestens Dienstag die Zusammenberufung aller Funktionäre, um gegen das Streikverbot bei der Post Stellung zu nehmen und eine sofortige Aktion einzuieiten. In einer zweiten Ent schließung wurde verlangt, daß die Verdandsleitung sich mit den Gewerkschaften aus Herbeiführung des Generalstreiks zum Zwecke der Herabsetzung der Lebensmittel preise verständigen möge. In Frankfurt a. M. nahm eine von Tausenden von Beamten besuchte Versammlung eine Entschließung an. worin sie ihrer Entrüstung Ausdruck gibt, daß nunmehr auch der Hauptausschuß des Reichstages entgegen den Ver sprechungen der Parteien von einer Erhöhung der Teuerungs« zuiagen für alle Beamten abgesehen hat. Um .den unbeug samen und festen Willen der gesamten Beamtenschaft" zu bekunden, wurde dir BundeAeitung aufgesordert, sofort eine Urabstimmung darüber vorzunehmen, ob die Beamtenschaft noch weiterhin den Maßnahmen der Regierung tatenlos zu» lehrn soll. Das ErgsÄKis Ser Londoner Konferenz. Boykott Griechenlands. — Die Wiedergutmachung. Das Ergebnis der Konferenz der Ministerpräsideni-n der Entente in London hat folgendes Ergebnis gehabt: 1. Der Beschluß des finanziellen Boykotts Griechen lands für den Fall, daß Konstantin den Thron besteigt. 2. Die Vorbesprechung des kleinasiatischen Problems, der zufolge Smyrna den Griechen abgenommen werden dürfte, um unter türkische Oberhoheit zurückzukehren, allerdings unter alliierter Kontrolle. 3. Bezüglich der Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen mit Rußland hält das ! offizielle Frankreich neben dem Veitragsobjekt Englands an ! seiner ablehnenden Haltung fest, wird aber dem Prioat- handelßverkehr mit Rußland keine Hindernisse in den Weg legen. 4. Bezüglich der Wiedergutmachungsfrage herrscht volle Übereinstimmung zwischen den Alliierten. Am 13. Dezember werden die technischen Delegierten der ein zelnen Mächte bestimmt werden, die am LS. Dezember in Brüssel zu einer Konferenz zusammentreten sollen. Ferner wurde auch das Problem Palästinas besprochen. Nach vier Tagen soll eine weitere Konferenz der Alliierten in London oder Paris statt finden. In Parts wird erklärt, daß die Londoner Konferenz einen diplomatischen Sieg Frankreichs darstelle. * Einladung Deutschlands znr Brüsseler Konferenz. Bei dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegatio» in Paris ist folgende Note eingegavgen: .Ich habe die Ehre, Eurer Exzellenz mitzuieilen, daß die technischen Sachverständigen Ler Verbündeten sich am 13. d. Mts. vormittags in Brüssel zum Zwecke eines vor läufigen Studiums der Frage der Entschädigung vereinige» werden, die Deutschland nach dem Vertrage von Versailles zu leisten verpflichtet ist. Die Sachverständigen, die der Zahl nach zwei für jedes vertretene Land betragen werden, werden einen Bericht an ihre Negierungen erstatten, und das Protokoll ihrer Sitzungen wird der Entschäüigungskommission mitgeteilt werden. Da die Sachverständigen der deutschen Regierung mit denen der verbündeten Mächte zusammen tagen sollen, märe ich Eurer Exzellenz verpflichtet, wen» Sie mir die Namen der Bevollmächtigten der deutschen Re gierung mit der größten Beschleunigung mitteilen wollten." poliiische Rundschau. Deutsches Reich. * Das allerncueste Flagverbot. Es bestätigt sich, daß durch eine Note der Entente jetzt sogar die Flüge nach Essen verboten worden sind. Die Entente stützt sich dabei auf den Artikel 180 des Friedensoertrages. der Befesti gungen innerhalb der LO-Kilometer-Zone untersagt. Eie betrachtet also die Anlage von Flugplätzen, selbst wenn diese l ausschließlich friedlichen Zwecken dienen, wie es bei unserm z gegenwärtigen Luftverkehrsbetriebe der Fall ist. als mili» s tärische Anlagen. Es werden zwischen den beteiligte» deutschen Stellen und der interalliierten Luftkontroll- Kommisstön Verhandlungen stattfinden, «m die Aushebung des Verbots herdeizuführen. » Das Verfahren gegen die Kriegsbeschuldigten. Der Oberreichsanwalt in Leipzig hat in den letzten Tagen zahlreiche Offiziere und Mannschaften vernommen, die »ach Mitteilung der Entente sich in Feindesland Kriegsoerbrechen haben zuschulden kommen lassen. Wie man hört, ist aber das von der Entente gelieferte Deweismateria! überaus dürftig. Nach der deutschen Strafprozeßordnung kann ein Hauptoerfahren nur eröffnet werden, wenn die Vorunter suchung einen hinreichenden Verdacht für eine strafbare Handlung ergibt. Es ist selbstverständlich, daß das oberste deutsche Gericht alle wirklich Schuldigen nach der Strenge des Gesetzes bestrafen wird, aber unmöglich wären Tendenz- uiteile, die auf mangelnve Beweise hin gefällt würden. Di- Entente hat sich ja die Hinzuziehung von Vertretern Vor behalten. 4- Bolschewismus in Len deutschen Internierungs lagern. Auf Grund einer deutschnationalen Interpellation beschäftigt sich der Reichstag in dieser Woche mit der Unler bringung der bolschewistischen Truppen in den deutschen Lnternieitenlagern. Es wurden Dokumente vorgeiegt, «ms denen heroorgeht, daß die den bolschewistischen Truppen ge währte Selbstverwaltung zu einem Terror der bolschewistischen Kommissare sich ausgewachsen hat. Die Kommissare ver anlassen ihre Truppen, mit bewaffneter Hand die deutschen Kommunisten zu unterstützen. Die deutschen Lagerkomman danten find diesen Zuständen gegenüber machttos. Gl-otzvmanmen. Frieden mit Irland. Der stellvertretende Präsident Ler irischen Republik. Rev. Flannangan, hat an Lloyd George folgendes Telegramm gerichtet: Sie erklären, daß Sie bereit sind, sofort Frieden zu schließen. Irland ist eben falls bereit. Welchen ersten Schritt schlagen Sie vor?