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" — ' ' ' » -717^71--MW,77-7 '-»«LUMSSSiqSSS'^.rr^.rL'^S-LrL^L^'S^ '»'7" Großenhainer UilttrhMW- L Anzeigeblalt. Aiiiis^aii äcr Rmnlzk lies Äiligk Aiüisgcciellis »iili i!es Äluitmikis zu Ero^enDlii». 72. Jahrgang Donnerstag, den 17. Juli 1884 Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke sen. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliche- Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Boten in« Hau« l M. 25 Pf., durch die Post l M. 25 Pf., . durch die Post ins Hau« 1 M. 50 Pf. Inserate für die am Abend auszugebende Nummer werden bi« früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht ander« bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Lieferung von Schulbäuke«. Die Lieferung vou 30 Stück zweisitzigen Schulbänken für die hiesigen Bürgerschulen soll an hiesige Gewerbtreibende vergeben werden. Kostenanschlag, Zeichnung und Bedingungen können am 15., 16. und 17. d. M. täglich Vormittags von 8 bis 1v Uhr im hiesigen Stadtbauamte eingesehen werden. Ausgefüllte und unterschriftlich vollzogene Kostenanschläge, an die jeder Bewerber 14 Tage lang gebunden bleibt, sind unter der Aufschrift „Schulbänke" längstens bis ZUM 22. Juli d. I. verschlossen bei uns einzureichen. Großenhain, am 12. Juli 1884. Der Stadtvath. Herrmann. Bekanntmachung, den Verkehr mit Sprengstoffen betr. Unter Aushebung des in Nr. 144 des Amtsblattes vom Jahre 1875 und auch später anderweit bekannt gemachten Regulativs, die Aufbewahrung von Schießpulver betreffend, vom 18. 'November 1875, bringen wir folgende Bestimmungen zur öffentlichen Kenntniß. 1) Wer innerhalb des hiesigen Stadtbezirks explosive Stoffe feil zu halten beabsichtigt, muß dies unter Bezeichnung der Localitäten, welche hierbei zur Benutzung kommen, bei uns anzeigen. 2) Die explosiven Stosse, auf welche sich dies bezieht, find: Schieß- und Sprengpulver; Nitroglycerin ! Sprengöl) und Nitroglycerin ent haltende Präparate, insbesondere Dynamit : Nitrocellulose, insbesondere Schieß baumwolle; explosive Gemische, welche chlorsaure und Pikrinsäure Salze enthalten; Knallquecksilber, Knallsilber und die damit dargestellten Präparate; Pulvermunition, Feuerwerkskörper und Zündungen mit Ausnahme der Zündhütchen, Zündspiegel und Metallpatronen. 3) Die das Quantum von 5 Kilogramm übersteigenden Vorräthe an Pulver, Pulver- munitien, Feuerwerkskörpern und Zündungen sind in dem der Stadtgemeinde gehörigen Pulverhause aufzubewahren und ist von dem Betreffenden zu dem hierfür zu entrichtenden Miethzinse antheilig beizutragen. Wer ein anderes Local hierzu benutzen will, bedarf dazu der Genehmigung des «Ltadtrathes. 4) Der Schlüssel zu dem Pulverhause wird auf der Raths-Expedition verwahrt und der Zutritt zu dem letzteren nur unter Aufsicht eines städtischen Polizeibeamten gestattet. 5i An jedem nicht auf einen Feiertag fallenden Dienstag und Freitag Nachmittags von 3 Uhr ab wird auf Verlangen der betheiligten Lagerhalter der Verkehr im Pulver hause unentgeltlich geöffnet. An anderen Tagen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, geschieht dies jedoch nur gegen Entrichtung einer Gebühr von 50 Pfennigen. 6> Die Bestimmungen der Verordnung, den Verkehr mit Sprengstoffen betreffend, vom 3. 'November 1879 lGes.- und Verordn.-Blatt v. I. 1879 Seite 393 flgd.) sind genau zu beachten und werden Zuwiderhandlungen gegen dieselben nach 8 367 Nr. 5 des Straf gesetzbuchs für das Deutsche Reich bestraft. Die Betheiligten können diese Verordnung an Rathsexpeditionsstelle einsehen. Großenhain, am 15. Juli 1884. Der Stadtrath. —— Herrmann. Montag, den 21. Juli 1882, NachnüHlhr kommt das auf Parzelle Nr. 215 für Biebrach anstehende Korn an Ort und Stelle gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Versammlung ^1 Uhr im Gasthofe zu Biebrach. Großenhain, am 12. Juli 1884. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. Bekanntmachung. Mittwoch, den LS. Juli ds. Js., Wo ß- undWieHrncwkt inWcrö eburg. Der Stadtrat zu Radeburg. Tagesnachrichten. Sachsen. Während Se. Majestät der König bereits am 19. Juli Abends sich zum Schützenfeste nach Leipzig begeben und zwei Tage dort verweilen wird, beabsichtigt, wie der „Dr. A." vernimmt, Ihre Majestät die Königin mit Ihrer königl. Hoheit der Herzogin von Genua am Sonntag Morgen ebenfalls nach Leipzig zu reisen, aber Abends wieder zurückzukehren. Die Mitglieder des deutschen Schützenbundes, welche das 8. Bundesschießen in Leipzig besuchen, erhalten gegen Vorzeigung der von dem Orvnuugs- und Verkehrsausschuß ausgestellten Festkarten vom 18. bis 20. Juli Vormittags nach Leipzig Tagesbillets, welche bis incl. 29. Juli Giltig keit habe«. — Ferner werden an Feuerwehrleute, die an dem 10. sächsischen Feuerwehrtage in Zwickau theilnehmen, gegen Vorzeigung der durch den Centralausschuß ausgestell ten Legitimation vom 8. bis mit 10. August Tourbillets nach Zwickau ausgegeben, welche zur freien Rückfahrt bis mit 12. August berechtigen. Die aus 51 Damen und 3 Herren bestehende ameri kanische Reisegesellschaft, deren Ankunft in Leipzig kürzlich gemeldet wurde, traf am Montag Abend in Dresden ein. Ein in der Dresdner Glasfabrik aushilfsweise beschäf tigter Arbeiter wurde am Abend des 12. Juli infolge der ungewohnten Hitze von einer Ohnmacht befallen und stürzte in die Feuerung auf heiße Kohlen. Hierdurch erlitt der Unglückliche derartige Brandwunden, daß er noch während seines Transportes nach dem Ttadtkrankenhause verstarb. Die Gewerbe-Ausstellung zu Hainichen ist bis zum 12. Juli vou etwa 18,000 Personen besucht worden, ein Erfolg, welcher auch die kühnsten Erwartungen übertrifft. Man hat die Dauer derselben noch um drei Tage, also bis mit 16. Juli, verlängert. In Bautzen ereignete sich vorige Woche der seltene Fall, daß einer armen Zimmermannsfamilie Drillinge beschwert wurden. Merkwürdig ist hierbei, daß die Drillinge, welche sich bisher wohl befanden, verschiedene Geburtstage haben; ein Knabe und Mädchen wurden am 10. Juli Abends und ein weiterer Knabe am 11. Juli früh geboren. Das Dorf Nochten bei Bautzen ist am 11. Juli durch eine große Feuersbrunst verheert worden; 15 Grundstücke mit fast allem Zubehör wurden ein Raub der Flammen, auch sind 30 Kühe und circa 20 Schweine dabei verbrannt. Das Feuer, welches bei der hölzernen Bauart des Dorfes mit rasender Schuelligkeit um sich griff, ist in einem Schup pen zum Ausbruch gekommen; man vermuthet Brandstiftung. Am Sonnabend wollte die 74 jährige Ehefrau des Haus besitzers Mühlheim in Zschopau am Ufer der Zschopau Scheuerfaden reinigen, ist hierbei aber schwindlich geworden, ins Wasser gefallen und, da dies 'Niemand bemerkt, ertrunken. Eine ganze Reihe von Unglücksfällen beim Baden wird wieder gemeldet. So fanden am Sonntag in der Zschopau bei Mittweida ein Mann, bei Zschopau ein 16 Jahre alter Fabrikarbeiter ihren Ted; letzterer soll erhitzt ins Wasser gegangen und vom Schlage getroffen worden sein. Ferner ertranken an demselben Tage ein Bäckerlehrling aus König stein in der Elbe und ein zehnjähriger Knabe aus Walden burg in der Mulde. Auch der gegen 69 Jahre alte, aber noch sehr rüstige Beutler Nestler aus Olbernhau ist am Abend des 12. Juli beim Baden im Flöhaflusse wahrschein lich infolge eines Schlaganfalles ertrunken; nur ein Knabe war bei ihm, welcher nach dem Untersinken Nestler's nach dessen Wohnung eilte und den Angehörigen die traurige Kunde brachte. Beim Auflegen des Treibriemens auf die Riemenscheibe kam am 12. Juli in einem Etablissement zu Reichenbach ein 16 Jahre alter Arbeiter, welcher gedachte Manipulation allerdings auch von der falschen Seite vornehmen wollte, in das Getriebe und ward ihm hierbei ein Stück des rechten Armes völlig vom Leibe gerissen. Der Nest des Armes mußte dem Beklagenswerthen bald nachher amputirt werden. Der 8'/2jährige Knabe des Maschinenschlossers Tiegel in Nerchau bei Wurzen wurde am Abend des 9. Juli von einem umfallenden Schleifsteine dermaßen gequetscht, daß sein Tod sofort erfolgte. Ein scheußliches Verbrechen wird aus Untersachsenberg bei Klingenthal mitgetheilt. Der 19 Jahre alte Harmonika- Arbeiter Müller aus Ouittenbach unterhielt mit einer Witwe aus Untersachsenberg ein Verhältnis, welche aus der Ehe mit ihrem verstorbenen Manne zwei Kinder besaß. Am Sonnabend Nachmittag ging nun Müller mit dem 4jährigen Kinde in den Wald und machte, als er nach einiger Zeit zurückkehrte, der Mutter des Kindes die Mittheilung, daß, wenn sie letzteres wieder haben wolle, sie in den Wald gehen solle, er aber wolle ins Wasser gehen. Später wurde auch richtig das Kind im Walde ermordet und unter Moos verscharrt ausgefunden; anscheinend war dasselbe mit dem Kopfe gegen einen Baum geschleudert worden. Die Motive zu dieser gräßlichen That sind noch unbekannt. Nach tage langem Bemühen der erregten Bevölkerung gelang eö am Sonntag Abend, den Verruchten zu ergreifen. In der Gegend von Sayda sind seit Eintritt der war men Witterung die Kreuzottern in erschreckender Menge aufgetreten; es vergeht fast kein Tag, an welchem nicht solche gefährliche Reptilien beim Heidelbeerensuchen von Er wachsenen wie von Kindern getödtet werden. Auch auf einer zum Rittergute Purschenftein gehörigen Wiese sind am Sonnabend von mit Heuwenden beschäftigten Arbeits leuten mehrere Kreuzottern von außerordentlicher Länge angetroffen worden; eine dieser Ottern hat eine Tage löhnerin, welche barfuß ging, derart in den Fuß gebissen, daß nach dem Ausspruche des sie behandelnden Arztes die größte Gefahr für ihr Leben vorhanden ist. Eine in der 'Nähe von Bad Elster passirte Affaire zwischen einem Grenzaufseher und einem Fleischschmuggler hält die Bewohner der dortigen Gegend noch immer in Aufregung. Der Grenzbeamte, ein ganz junger Mann, hat am Freitag seinen ersten Grenzdienst gethan und mußte gleich so unangenehme Erfahrungen machen. Der Schmugg ler, ein robuster Mann, hatte ihn angepackt, um mit ihm zu ringen, ja er hatte auf die Drohung des Beamten, daß er schießen werde, nur mit Hohn geantwortet. Das Gewehr war nur mit einer Platzpatrone geladen, wovon der Filz pfropfen dem Schmuggler in den Kopf ging. Daß auch die Haare am Hinterkopf ganz verbrannt waren, beweist, daß der Schuß ganz in der Nähe losging. Am Sonnabend früh ist der Verletzte gestorben. Deutsches Reich. Von den großherzoglich badischen Herrschaften bis Lindau geleitet, hat Kaiser Wilhelm am Montag Vormittag die Insel Mainau wieder verlassen, ist kurz nach 6 Uhr in München eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt noch nach Rosenheim weiter gefahren. Die Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen wurde am 14. Juli Nachmittags 2^ Uhr von einem Prinzen glück lich entbunden. Hiermit ist dem Prinzen Wilhelm der dritte Sohn, dem deutschen Kaiserpaare der dritte Urenkel geboren worden; der erste, Prinz Wilhelm, wurde am 6. Mai 1882 und der zweite, Prinz Eitel Friedrich, am 7. Juli 1883 geboren. Der „Reichsanzeiger" vom 14. Juli publicirt die Er nennung des Geh. Raths Bödiker zum Präsidenten des Reichsversicherungsamtes und meldet, daß das Reichs versicherungsamt mit dem 14. Juli in Thätigkeit tritt, veröffentlicht auch eine Bekanntmachung, betreffend die Anmeldung der unfallversicherungSpflichtigen Betriebe, die bis 1. September erfolgen muß. Die Mission des Geh. Raths Ur. Koch in Frankreich erreichte vorige Woche ihr Ende. Derselbe hat am 12. d. Lyon, wo er zuletzt weilte, verlassen und die Rückreise nach Berlin auf dem Umwege durch die Schweiz angetreten. Am Sonntag traf Ur. Koch, einer Einladung des Bundesrathes folgend, in Bern ein, wo er mit der schweizerischen Cholera- Commission eine Conferenz hatte. Dem deutschen Gelehrten ist seitens der officiellen Persönlichkeiten sowohl in Paris, als auch in Toulon, Marseille und Lyon ein durchaus zuvorkommender Empfang zu Theil geworden, während ge wisse Pariser Blätter, an ihrer Spitze der „Figaro", an die Thätigkeit unseres berühmten Landsmanns Bemerkungen geknüpft haben, welche in ihrer 'Niedrigkeit und Perfidie nur von Neuem den unqualificirbaren «Ltandpunkt charakte- risiren, den ein Theil der Pariser Presse allem Deutschen gegenüber einnimmt. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, haben die von der Handelskammer zu Frankfurt a. M. angestellten Er mittelungen ergeben, daß mindestens 15 Mill. Pfd. Sterl. (300 Millionen Mark Nennwerth) der vierprocentigen uni- fieirten egyptischen Staatsschuld sich in deutschem Besitze befinden. Frankreich. Der Cholera im Süden des Landes zum Trotz beging man in Paris am 14. Juli «dem Jahrestage . der Erstürmung der Bastille) das 'Nationalfest in derselben Weise, wie in den vorhergehenden Jahren; neu war eine Revue der Schüler-Bataillone auf dem Platze vor dem Stadthause, welcher eine zahlreiche Volksmenge beiwohnte.