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Riesaer Tageblatt «a Großenhain »«. Jehrg TonnerStag, 30. September 1887, ate«>S Der Abschied des V«ee voo Vertin d«m Mül Teahtanschriftt Tageblatt Ri«s- Fernruf »87 Postfach Nr. LS Postscheckkont« Dresden 1L»0 Etrokasse: «tos. «a « / Mussvltni tEm Rlherr Ein Abschied-telegramm de- Duce au- Kufstein ff Rom. Nrkm verlast«,, de» deutsche» Boden» hat der Da« a» de» Führer von Kufstein au» folgende» Telegramm gerichtet: ,J» der Erinnerung a» die »»vergeblich«» Ta^, di« »ch mit Ihne« «n» inmitten Ihre» Herrliche« B»Ne» v*r« dracht habe, t» der Dankbarkeit für die AnfnaHw«, »i« ich durch »le »»» dl« deutsche Natten Pfunde» Habe, mit einem Herze« »oll de» Schauspieles der »rast, d«r Arbeit «ud d«s »landen», da» Ihr Lau» in seiuer »acht»»»«« Wiedergeburt stolz zeigt, geh«« bei» Ueberschreite» der deutsche« »re«»« »ein« Gedanken «och ei»»al znrück zu Euer Exzellenz. Diese Lage Habe« dl« geistig« Solidarität, H« da» »tttanalsoztalisiisch« DmttfiHla.» ««d da» saschistlsche Jta» lle« verbindet, Habe« dl« Festigkeit ««» dl« «ststracht tHrer Varsätze «ud »le U«l»»»arkeit lHrer Krenndschafi besiegelt Sie Habe« i« «ir selbst «ei«e vewnndernn, sstr Ihr Werk ««» »ei»« Freundschaft sllr Ihre Pers,« «och »er, tlest ««d lebeudiger gestaltet. Empsange« Sie «it de« wiederhatta» A»dbr»ck nwttwr Daxkbarkeit u»«t»« a»frichttgst«« «ch Herzlichst«, «ünsche sllr Sie ««d sllr Ihr große» L«ch. I« der Erwartung, Ei« i« Italien ,« »egrllbe« - in, t»,w«br sttr da» Erscheine« LU bestimmten Tagen und Plätzen wird rncht übernommen. Grundpreis für )( verl 1«. Bald nach 18 Uhr ist der Führer, dem u. a. Ministerpräsident Generaloberst »»ring, RetchSmtni- fter Freiherr von Neurath und Dr. Goebbels folgten, unter dem Jubel der Menge wieder st, Li« Reichskanzlei zurück, «kehrt. Ueber dem Haus« de» Reichspräsidenten ist die Standarte de» Due« niedergegangen. Geblieben aber ist bet ten Berlinern und darüber hinau» im deutschen Bott dl« stolze, erhebende «ud stärkend« Erinnerung an de» Staatsbesuch de» Italienischen Regierungschef» und Duc« Benito Mustoltnt. Je. voetztzett arr die Verlüde V«v-Kr«ms st verll«. Der Gauletter von Berlin, Reich»mtuifter A. Goebbels, erläßt an die Berliner Vevltternng eine Erklärung folgenden Inhalt»: ^>ie Berliner ve»Ilker««g Hat bei de» «taatSbesuch 8 LSL? *** s^chistische« Patte», »or alle» gelegentlich M Wllionemmfmarsche» «nf »«« Maiselde, -in« Disziplin 'W.^sEnHaltmig bewiese«, »le »er HHchfte« veWx»der««g W«t ist. besonder» auch »«»Halb, »eil dies« Demonstratio««» Wch«a-e auAch««», Ke bisher auch i» Berit« uubekaüut »«« »ub t«s»lgedeff-» «.ßerordentlich «H»hte «nfarde- MR« a» de« Ge««i»schaft».««» Ein,rdn««a»»iL«« kbe» üch'VnÄÄmi'g' 2» kr vepötternng Lank ««d A«feiger MtblM Md AuM-erj. und de» Hauvtzollamte» lvretge« Ungarn», ebenso hervorragende Mitglieder der ttalteui. schen Kolonie. Di« Mitglieder der Reich»regierung und di« Reich», letter hatten vor dem für Mussolini persönlich bestimmten Wagen Aufstellung genommen. Kur- vor der Abfahrt de» Zuge« ertönte» vom vor- platz di« lauten Hetl.Rus« der Menge, bi« sich durch die Bahnhofshalle fortpslanztrn und lebhaft von dem Publi kum ausgenommen wurden, da» zur Abfahrt bereit sich auf de» anderen Bahnsteigen aufhielt. Dan« betrateu Mussolini und der Führer die Hall«, gefolgt von ben italienischen Minister«, Ministerpräsidenten Generaloberst Göring, dem ReichSkriegdminister v. Blom- berg, Reichdaudenminister von Neurath, dem Stellvertre ter oe» Führer» Reichsminifter Rudolf Heg, Reich»mtnist«r Dr. Goebbel», R«ich»führ«r F Himmler, ben Botschaftern Attolico und von Hafsel unb andere». Neben de» Führer schellt der Du« Re lang« Reihe »er Erschiene««» ab. Bor der Tür »e» Wagen» «erabschie» bete sich »er Führer non set«e» hohe« Gast. Beide schütt Nach dem Veiuch Der Besuch Mussolini», der tagelang die Welt in Atem gehalten hat, liegt hinter uns. Deutschland hatte diesem Ereignis, das seit Monaten in der internationalen Presse immer wieder an gekündigt und mit wechselnden Bemerkungen versehen worden war, mit Freude und ltz«- nugtuung, aber auch mit der selbstverständlichen Ge lassenheit entgegengeseden, die die deutsche Politik und die öffentliche Meinung in Deutschland vor der Nervosität, Unruhe und Sensationshascherei in den meisten übrigen Ländern vorteilhaft abhebt. Seit einem Jahre Weitz man in Deutschland, datz die Freundschaft mit Italien keine Eintagsfliege ist, sondern datz sie sich auf die starken und jedem einzelnen bewußten Gemeinsamkeiten in der inneren und äußeren Lage unserer beiden Län- der gründet. Wer noch daran gezweifelt hätte, der hätte sich im Verlaufe des lebten Jahres bei allen Entwick lungen und allen entscheidenden Ereignissen in der euro päischen Politik von dem Gleichtakt der deutschen und italienischen Politik und ihrer Methoden überzeugen können: in allen Fragen hat die Diplomatie der beiden Länder in sichtlicher und betonter Uebereinstimmung ge handelt und alle Versuche zurückgewiesen, di« den neuen festen Kern der europäischen Politik auflockern oder zer stören sollten. Der Besuch Mussolinis war deswegen für un» Deutsche keine Sensation in dem Sinne, den man ihm in der internationalen Presse zu geben suchte: niemand erwartete von ihm eine jener „Ueberraschungen", die al» die Methode der deutschen Diplomatie bezeichnet wer den, weil wir uns in raschen Schlägen die Wehrfreiheit und territoriale Souveränität wieder zu sichern wutzten, sondern er wurde als daS betrachtet, waS er sein sollte, al» die persönliche feierliche Bekräftigung und Sicht barmachung eines bestehenden Zustande», der in dem politischen Bewußtsein der beiden ilbegferungen und Völ ker fest verankert ist. Es fällt unter diesen Umständen einigermaßen schwer, die sichtbare Erleichterung ganz zu verstehen, die uns aus dem AnSlande deswegen entgegenklingt, weil die isteden und Trinksvrüche der beiden Regierungschefs die friedlichen Ziele der Achs« Berlin—sitom betonten und den konstruktiven und ausbauenden Sinn der Verbindung au» dem Bewußtsein ihrer europäischen Kulturaufgabe ableiteten. ES ist ein Beweis dafür, wie vollständig der Charakter der nationalsozialistischen und faschistischen Be wegung und ihrer politischen Ideal« verkannt wird, wenn man im Auslande mit nervöser Beklommenheit den Berliner Festtagen «ntgegeniah, wenn die Diplomatie der beiden Westmächte in aller Eile eine Querverbindung mit Italien zu schaffen suchte und wenn setzt ein fast hörbarer Seufzer der Erleichterung durch die Amtsstuben de» Quai d'Orsah und der Downingstreet darüber geht, datz „der Friede noch einmal gesichert wurde". Es mag daher kommen, daß das Gespenst von Versailles in den Köpfen der englischen und französischen Staatsmänner und Diplomaten noch immer umgeht, datz das schlechte Gewissen diese Angstträume erzeugt, weil man sich schwer vorstellen kann, daß das lange mißhandelte und auch jetzt noch mit Mißtrauen angesehene Deutschland wirklich fried lich ist. Nun, für un» existiert diese» Gespenst nicht mehr, seit e» sich unter dem raschen Zugriff unserer Politik als Popanz erwiesen hat, und daS neue Deutschland hat ich so große Aufgaben seine» inneren Aufbaues und einer äußeren Wiederherstellung gesetzt, datz «» ent- chlossen ist, nicht mehr nach rückwärts zu schauen, son- Die Abschiedsstunde H««bertta,se»be ,wische« Wildelwpletz »>d -»Hecker BaHn, Hof — Hitler ««» Mussolini «ms de» Balkan der Reichskanzlei )s Berlin. Benito Mussolini« Staatsbesuch gebt zu Ende. Der Wilhrlmplatz unb die -Linden*. nicht minder aber auch die breiten Straßenzüae zu« SeHrter Bahnhof, SiegeSallee unb SöniaSplatz sind schwarz von Menschen di« ihre» AbschiedSgruß darbringen wolle«. Huch die le-, «e» Mi««te» solle« de« D«ee »och einmal beweise», -aß sei» Besuch sllr Berlt» n»d da» ganze «attomckHststUlstische Deutschland Herzenssache gewesen ist. Bor der RetchSkanzleitft kein Durchkomm««. Jede Minute, die vergeht, läßt ben Wunsch der sich dtängenden un- schiebenden Massen, nun noch einmal, nur «in einzige« Mal noch ben Führer und den Duce gemeinsam auf dem Balkon zu sehen, stürmisch un- stürmischer werde«. Immer wieder hört man die Ruf«: »Führer, Ducet Führer, Duce!" unb den Spruch: -Lieber Duce, laß Dich seh» Und sage un» auf Wiedersehn 1" Keiner läßt ben Blick vom Balkon. In 18 Minuten soll der Zug schon abfahren, jetzt müssen st« kommen. Und in der Tat: Di« breiten Fenster »um Balkon öffnen sich. Schon geht der Jubelsturm lo». Er wird nun zu einem Orkan, al» Benito Mussolini in hellblauer Uni form sich an der Sette Adolf Hitler» noch einmal den Berlinern zei^ und thnen noch einmal für ihre Begeiste rung dankt. Nur wentge mit tiefem Dank ausgenommen« Sekunden sind e», und doch scheinen «» Minuten zu wer- den: so fest prägt sich feder diese» unvergeßlich« Bild ein. Et« letzter Dank, di« Staats«8«»er trete» »«rück. Die Fahri zum Bahnhof Inzwischen hatte« die italienischen Gäste mit Au», nahm« de» Duc«, die einer Einladung de» Stellvertreter» de» Führer» tn -essen Amtsräume gefolgt waren, un sämtliche Gauleiter di« Fahrt zum Bahnhof ««getreten. Wenig« Minuten später schlägt bi« Welle einer au» tiefen Herzen nun »um letzten Mal auSbvechen-e« Begei sterung dem Duce und dem Führer entgegen, die nun ebenfalls ihren Wage» zur Abfahrt besteige«. Nach alle« Seit«« grüßend, dankte» d« Dnea «ch der Führer für di« Ld-rwÜtig««de» Huldignngen. Auch nachdem die Wagenkolonne vorübergefa-reu war, verharrte die Menge «och auf ihren Plätze», um den Füh- rer auch bet feiner Rückkehr noch einmal sehe« zu könne». Nach -er Fahrt durch ein vtelgliedrige» Spalter winken der und grüßender Menschen tn de» .Linde«* ««- in der SiegeSallee langten die Wagen vor dem Lehrter Bahnhof an. Da» Hauptportal, da» sonst nicht geöffnet ist, war mit dem HoheitSaLler, LiktorenbünLel und deutschen und italie nischen Fahnen geschmückt. Auf dem Platz vor dem Bahn- Hof standen SS -BerfügungStrupp«, Hitlerjugend und Inna- voll un- weiter zurück «in« nach Zehntausend«» zählende Menschenmenge, die -em Due« die letzten herrlichen Ab- schiedSgrüße zurief. Fascio und vallila hatten vor -er Absperrung ihre Plätze. Sn -er Seite de» Bahnhof» mar- schiert« -a» Ghren-Batatllon mit klingende« Spiel anf. Brausend« Heil-Rufe empfingen die italienischen u.r- deut schen Staatsmänner bet ihrer Anknnst vor pä» BaHnhaf. Bal- kündete dann lauter Jubel bi« Ankünft de» Füh- rer» unü -«» Duce an. Nachdem sie ihre« Wage« »erlas sen hatten, schreiten sie unter -en Klänge« dtt National. Hymnen beider Nationen bi« Front de» Ehrenbatatllon» ab. Bor dem Sauptportal bleiben Duce und Führer noch einmal stehen, st« wenden sich -er Meng« ,« und banken für -t« großartige un- herzliche Abschieb»kundgebung. Dann begeben sich die Führer zweier großer vötter in die Bahnhofshalle. Bewegter Abschied Mussolini- vom Führer und von Deutschland Lang« schon vor der Abfahrt de» Duo« hatten sich auf dem prächtig geschmückten Bahnsteig die Mitglieder der Reichsregierung, die RetchSleiter, die Staatssekretär«, die in Berlin anwesenden Gauleiter, die hohe Generalität und Admiralität, bi« Spitzen von Staat, Partei, und Wehrmacht -Bmgen versammelt. Bon fremden Diplomaten sah knan -en Bot- EinM» schäft« Spanien» un- di« Gesandten Oesterreich» und > «eßMn Fenster. Ueber seine anfang» ernsten Züge« spielte «in Lächeln. Der Führ«« trat jetzt ebenfalls a» da» Fenster Her«», nnd mm spielte sich ein« für «le Anwesend«» «eßermtbenttich eindrnckSvolle Szene ab, al» der FüHrer and Mussolini bte letzten Worte wechselte« «n» nm» an« de» Züge» Mussolinis b«. Herzlich«, nnd imfrlchtta«« Dank für die sicherlich anch ihm »nveraeßliche« Sttmten i» Dentschland la». Jetzt wurde da» Abfahrtssignal ae- geben. Der mitreißende Rhythmus der italienischen KLntgShymn« und der Giovinezza erfüllte bte vaknbof». Halle, al» der Zng langsam den Bahnhof «erließ. Mnffm lini winkt« »o» Fenster ans, erregt nnd bewegt bei« An blick »er iH» -»jnbelnben Anwesende«, bi« ih, ergriffe» fistet»«« sahen. Mussolini- Fahrt durch Oesterreich tt Innsbruck. Der Sonder,»g mit dem italienischen Regierungschef Mussolini und seiner Begleitung »erließ bmüeDmuwrRag früh «»»ZSUstr mit 1» «tmtte» verfpä, üma bei Küsstet« »,» ReichSgÄR. In Kufstein war et» Aufenthalt notwendig, um da» Sicherheit», unb Fahrper- sanal vor dem Uebergang nach Oesterreich au»zuw«chs«ln. McherHeitSdirektor Dr. von Moerl bestieg al» Leiter der gesamte» österreichischen Sicherheitsmaßnahmen de» Zug. Un, S^I Uhr früh erreicht« »er Zn« Innsbruck, um nach 2 Minuten Aufenthalt di« Fahrt über den Brenner fort- »«setzen. Im Innsbrucker Hauptbahnhof war der Staat», sekrttär für da» Sicherheit»»«?««, der früher« Polizeiprä sident von Sk«bl anwesend. Um US wnrbe di« italienische Grmze am Bremwr fahrplanmäßig passiert. Di« gesamte Durchreis« de» italieuischen Regierungschef» durch Oester- rtich vollzog sich vollkommen planmäßig und reibungslos. vern nur noch nach vorwärts zu leben. Eine Lehre scheint allerdings das Ausland aus Verlaufe und den weithin hallenden Erscheinungen der Berliner Glanztage zu ziehen, und insofern können sie auch für unsere beiden Länder eine zusätzliche praktisch- politische Bedeutung gewinnen: Das Gerede, daß die Achs« Berlin—Rom ein diplomatische» Kunstprodukt sei, daS eine» T^ge», vielleicht schon in Bälde, von der Realität der entgegengesetzten Interessen Deutschlands und Italien» weggefegt würde, ist verstummt und hat dem kleinlauten Geständnis Platz gemacht, daß die enge politische, von den Völkern getragene Freundschaft »wischen Deutschland und Italien ein fester nnd unzerstörbarer Bestandteil der europäischen Politik und der Weltpolitik geworden ist, auf den sich die übrigen Mächte einzustellen haben, wenn ihnen an einer europäischen Gemeinsamkeit der Inter essen und Aufgaben, an der europäischen Zukunft schlecht hin noch etwas gelegen ist. Bon dieser langsam wachsen den Erkenntnis, an deren Verzögerung weder Deutsch land noch Italien eine Schuld trifft, kann tn der Tat ein neuer Start der europäischen Politik besinnen. Diese kann nicht antifaschistisch oder antinationalsozialistisch sein: sie braucht auch nicht antidemokratisch zu sän, am we- nigsten nach unserer Auffassung von Demokratie, deren rerne und tragende Idee Mussolini in feiner Rede auf dem Maifeld mit Stolz für da» faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland in Anspruch genom men hat. Aber sie kann weder offne, noch durch Hinter türen der bolschewistischen Weltrevolution Eingang zu Europa oder zu einem mit der europäischen Kultur ver bundenen Lande gewähren. Darüber haben die Berliner ---- - , um hjgse n und diploma- geführt werden ^-228 die Nummer de» Ausgabetage» sind bi» 1l> Uhr vormittag» aufzugeb«n: eine gewähr kür da» Erscheinen «, beftimmten T^gen