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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100901022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910090102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910090102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-01
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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Amtsblatt des Aales und -es Nolizeiamtcs -er Ltavt Leipzig. Anzcigen-PreiS sttr Inserat, au» Leipzig und Umgebung du ggrspafftne SO mm breite Petitzeil« 2S 2z, die 7« mm breit« bieNamegril« l von au»wtrt» liv Reklamen 1.20 ^gsz Inserate van Behärden m amtlichen lest die 7« mm breite Petitzeile M «eschäst»anze,gen mtt P agvorschrtsten und in der Adendaudgad« im Preise erbbht. Nabatl nach Taris, «e,lag «gebühr b p. Tausend egkl. Postgebühr. Festerteilte tlusträge kinnen nutzt zurüit- ge»ogeu werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« iilaranti« übernommen. Anzeigen-Annahme, August»»pl«tz 8^ bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- itrpeditionen de« Ja- und Lu» la ade«. Haupt-Filiale Berlin: A«rl Luncker, Herzog!. Bohr. Hostnch» Handlung, Lützowftiahe 10, (Telephon VI, Nr. 4M3). Haupt-Filiale Lresdcm Seeslrahe 4,1 (Telephou <6211. klr. 24t. Vannerstsg, ücn l. September ISIS. 104. Jahrgang. Zur Frage der Fleilchteuerung verbreitet das Wolffsche Telegraphenbureau folgenden zweifellos offiziös inspirierten Aufsatz, den wir hier wiedergeben, ohne uns indes mit seinem Inhalt in jedem Punkte zu identifizieren. Der Artikel lautet: Gegenüber den zahlreichen Ausstellungen und Hilfsmitteln, auf die öffentliche Versammlungen und Resolutionen Hinweisen, um einer Erhöhung der Fleischpreise vorzubeugen oder sie abzuschwächen, möchten alle Kreise sich zunächst einmal die tat. sächlichen Verhältnisse klarmachen. Sie werden dann etwas weniger geneigt sein, ohne nähere Prüfung Maßregeln zu empfehlen, von denen eine Besserung überhaupt nicht zu erwarten steht. Wie steht es in erster Linie mit der Einfuhr von Vieh und woher ist eine solche möglich? Die Einfuhr von Schlachtvieh ist grundsätzlich gestattet aus: Oesterreich-Ungarn: Rinder und Schafe, Schweine bis zu 80 000 Stück jährlich nach drei Grenzschlacht- häusern in Bayern und Sachsen; Schweiz: Rindvieh (mit Ausnahme einiger vor- überaehend gesperrter Kantone); Luxemburg: Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine; Dänemark: Schafe und Ziegen, Rinder nach vor heriger Tuberkulinprobe in den Seequarantäne anstalten; Rußland: Schweine wöchentlich 2500 Stück nach bestimmten Schlachthöfen des oberschlesischen Jn- dustriebezirks; Amerika: Schafe, Ziegen, Schweine nach vier wöchiger Quarantäne. Die Einfuhr von Schlachtrindern und Schafen aus Oesterreich-Ungarn ist seit 1906 beständig zurückgegangen, vor allem wegen des bestän digen Ansteigens der Vieh- und Fleischpreise auch in Oesterreich-Ungarn. Von den aus Oesterreich-Ungarn zur Abschlachtung zugelassenen Schweinen (80 000 Stück) sind 1906 bis 1908 jährlich nur einige Tausend Stück (im ersten Halbjahr 1910 nur .850 Stücks einge führt worden. Seitdem unterbleibt die Einfuhr einerseits wegen der starken Verbreitung von Schweineseuche und Schweinepest in Oesterreich- Ungarn. anderseits mit Rücksicht auf die hohen Schweinevreise, die in Oesterreich selbst bezahlt wer den. Auch das aus Rußland zugelassene Schweine kontingent wurde in den letzten Jahren nicht voll ausaenutzt. Für die Einfuhr von Nutz- und Zuchtrindern aus Böhmen in die Grenzamtshauptmannschaften be- stehen alle innerhalb des Rahmens des Viehseuchen- Uebereinkommens mit Oesterreich-Ungarn möglichen Erleichterungen; auch wurde eine neue Einfuhrstelle (Wernitzorün) eingerichtet. Die Fleischeinfuhr ist aus allen Ländern gestattet, mit Ausnahme von Belgien (Rindfleisch verboten), Rußland. Hinterländern von Oesterreich- Ungarn und Amerika (Rindfleisch verboten). Auch die Fleischeinfuhr ist in den letzten Jahren namentlich aus Oesterreich-Ungarn zurückge- g a n a e n. Alle die hiernach noch bestehenden Absverrmaß- regeln sind notwendig; denn die schlimmste Ver teuerung des Fleisches würden wir erleben bei Aus breitung von Tierseuchen. Jnfolae der Geschloffenhaltung der mellen Gren zen für die Viebeinfuhr ist es aelunaen, Deutsch land von sibweren Verseuchunaen, na mentlich durch Maul- und Klauenseuche. Schafpocken und Lungenseuche freizuhalten und vereinzelte Ausbrüche, die. infolge Einschleppungen von Maul- und Klauenseuche und von Schafpocken aus Rußland sowie von Maul- und Klauenseuche aus Frankreich oorgekommen sind, auf ihren Herd zu beschränken. Das im Jahre 1911 in Kraft tretende neue Vieh seuchengesetz wird zur Seuchenbekämpfung noch bessere Handhabe bieten. Es steigt daher der regelmäßige Viehbestand im allgemeinen, da ihm Krankheiten serngehalten werden. Mit dem neuen Diehseuchengejetz wird auch gegen die Tuberkulose des Rindviehs intensiver vorgegangen werden, da diese Krankheit in den letzten Jahren zugenommen hat. Indessen ist die Zunahme nicht so beträchtlich, als es nach der Fleischbeschau-Statistik erscheint. Durch diese hat man erst seit isioi einen sicheren Ueberblick über die Häufigkeit der Rindertuberkulose in ganz Deutschland. Infolge Vermehrung der tierärztlichen Beschauer und Verfeinerung der Untersuchungsver fahren sind von Jahr zu Jahr, namentlich auch in Sachsen, immer mehr Tuberkulosefälle gefunden wor den, die früher verborgen geblieben sind. Dabei ist in bezug auf die Verwertung der tuberkulösen Schlachttiere zu berücksichtigen, daß zwar die Fleisch beschau-Statistik jeden Fall von Tuberkulose zählt, aber nur verhältnismäßig sehr wenig Fälle zur Be anstandung des Eesamtfleisches der Schlachttiere führen. Auffallend ist dabei, daß gerade in Grenz bezirken die Statistik höher« Ziffern tuberkulöser Schlachttiere aufweist. Es wird dies nur dadurch erklärt werden können, daß aus den Erenzländern eben nur die schlechtesten Tiere zur Abschlachtung ge bracht werden. Müssen wir die Beibehaltung der Ab- sperrmaßregeln trotz der gestiegenen Fleisch preise als notwendig bezeichnen, so dürfen wir andererseits darauf Hinweisen, daß auch in diesem Jahre das Steigen der Preise ein vor übergehender Zu st and sein wird. Bei der reichlichen Futterernte diese» Jahres halten die Landwirte und kleinen Vieh- mäster ihr Vieh zurück, da sie zur Abschlachtung nicht gezwungen sind und den lückenhaft gewordenen Vieh bestand ergänzen und erhöhen wollen. Kommt ins besondere das auf Weiden noch gehaltene Vieh zur Abschlachtung, so wird ein reichliches Angebot ein treten. Eine erhebliche Rolle beim Verkauf spielt neuer dings die F l e i s ch q u a l i t ä t. Die Ansprüche des Publikum, in bezug auf die Qualität des frischen Fleisches wie der Fleischwaren sind in den letzten 20 Jahren immer mehr gestiegen. Fettes und stärker durchwachsenes Fleisch findet schlechten Ab satz, weshalb die Preise für Magerfleisch und bessere Fleischstiicke unverhältnismäßig gestiegen sind. Eben sowenig finden geringere Wurstwaren guten Absatz, und deshalb können die Fleischer gewisse Eingeweide und geringeres Fleisch nur schwer verwerten, was ebenfalls eine Erhöhung der Preise für bessere Wurst- und Fleischwaren zur Folge haben mußte. Die hygie nisch berechtigten Ansprüche des Publikums und die oft luxuriöse Einrichtung der Fleischerläden, auch die Forderungen der Bedienung in den Läden, nament lich für die Zusendung auch kleiner Fleischquantitäten tragen zur Verteuerung der Ware bei. Gegenüber diesen Tatsachen wird man sich vergeb lich fragen, inwiefern die Oeffnung der Grenzen und die vorübergehende Aufhebung von Zöllen «ine dauernde Einwirkung auf die Gestaltung der Fleisch preise ohne Schaden für die Gesamtheit ausüben sollen. Wenn die Zölle zum Schutze der heimischen Landwirtschaft notwendig sind, die weitere Oeffnung der Grenzen dagegen Seuchengefahr bringt, dann be deutet die Beseitigung dieser Schutzmittel nicht Ab hilfe der vorübergehenden Fleischteuerung, sondern eine Gefährdung der Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft. Einer vorübergehenden und internationalen Erscheinung, wie sie in der Steigerung der Fleischvreise gegenwärtig zu beobachten ist, kann mit solchen Mitteln mit dauerndem Erfolge nicht begegnet werden. Eingriffe der leitenden Stellen erweisen sich als äußerst schwierig, obwohl an diesen Stellen fort dauernd erwogen worden ist, welche Maßnahmen ohne ernsten Schaden für die Gesamtheit möglich sind. Wenn neuerdings sich auch der argentinische Marktder Fleischausfuhr verschlossen hat, muß eine natürliche Regelung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage bei dieser internationalen Erscheiuung abgewartet wcrden. paliMche Nachrichten. Das erwartete Dementi. Wir lesen im „Berl. Lok.-A.": „Das Organ der französischen Protestanten „La Die nouvelle" ver breitet den Inhalt eines angeblichen Handschreibens des Kaisers an den Papst, das er am Tage der Eröffnung des Berliner Kongresses für freies Christentum nach Rom gesandt und in dem er seiner Mißbilligung über die Anzweiflung der historischen Persönlichkeit Jesus' Ausdruck gegeben haben soll. Da diese Erzählung jetzt auch in Deutschland Eingang gefunden hat, so sei hier festgestellt, daß nach unserer Erkundigung an zuständiger Stelle der Kaiser über haupt kein derartiges Schreiben an den Papst gerichtet hat." — Wir deuteten schon in der Morgenausgabe an, daß wir dieses Dementi des Kaiserbriefes erwarteten, nur erscheint es uns sonder bar, daß wieder einmal das Organ Scherls zu dessen Veröffentlichung gewählt wurde. Erkrankung des Reächstagsabgeordneten o. Starzynski. Der polnische Reichstagsabgeordnete Dr^ von Skarzynski hat einen Schlaganfall er litten. Sein Zustand ist sehr ernst. — Der von Skar zynski vertretene Reichstagswahlkreis Kosten-Schmie- gsl-Erätz (Posen 4) ist sicherer polnischer Besitz. Der spanisch« König ans einem deutschen Kriegsschiff. San Sebastian, 1. September. (Tel.) König Alfons stattete gestern vormittag in Begleitung des Ministers des Aeußern dem deutschen Kreuzer „Hertha" einen Besuch ab. Der König, in deutscher Admiralsuniform mit dem Bande der Schwarzen Adlerordens, wurde an Bord von dem deutschen Geschäftsträger und dem Kommandanten der „Hertha" empfangen. Er besichtigte das Schiff und wohnte verschiedenen Hebungen der Besatzung bei. Der Geschäftsträger, der Kommandant und eine Anzahl Offiziere der „Hertha" wurden vom König zum frühstück eingeladen. Morgen gibt der Minister des Aeußern dem Geschäftsträger, dem Komman danten und den Offizieren der „Hertha" ein Frühstück. Die Lage in Bilbao hat sich entgegen anderen Meldungen wieder wesentlich verschlimmert. Uns liegen folgende neuere Drahtmeldungen vor: Bilbao, 1. September. (Tel.) Im Laufe des gestrigen Nachmittags hat sich der Ausstand weiter ausgedehnt. Mehrere Fabriken sind geschlossen. Es ereigneten sich verschiedene Zwischenfälle. Zn zahlreichen Straßen mußte Polizei und Gendarmerie einschreiten. Es fand eine größere Anzahl Verhaftungen wegen Beamten beleidigung und tätlicher Angriffe auf die bewaffnete Macht statt. Ein Teil der Unterstadt ist militärisch besetzt. Bilbao, 1. September. (Tel.) Die Unruhen dauern fort. Gegen Abend erhielten die nach Bilbao kommenden Dampfer die Weisung, nach anderen Häfen zu gehen. Die Setzer einer Zeitung sind ebenfalls in den Ausstand getreten. Die Aviatik im Kriegsdienst. Paris, 1. September. (Tel.) „Matin" berichtet aus Toulon: Der Marineminister hat telegraphisch mitgeteilt, daß man endgültig beschloßen habe, in Toulon eine Luftschi ff Halle für einen Lenk ballon und zwei Flugapparate zu errich ten. Er empfiehlt, sofortige Maßnahmen für die Installierung der Luftschisfhallen zu treffen, da in allernächster Zeit mit Versuchen für Luftschiffs? be gonnen werden soll. — „Matin" berichtet aus Lon don: Im Aermelkanal fanden gestern wichtige und gleichzeitig interessante Versuche statt, die bestimmt waren, festzustellen, welche Verteidigungs mittel ein modernes Kriegsschiff gegen einen eventl. Angriff von Luftschiffen besitzt Der Aviso „Aventure" war zu diesem Zweck auf hohe See hinausgefahren und hatte an Bord eine Abteilung Luftschiffer aus Aldershot und ein Exemplar des neuen Militärdrachenfliegers, mit dem unlängst sehr befriedigende Resultate erzielt worden waren. Es wurden Kanonenschüsse gegen den aufgestiegenen Drachenflieger abgefeuert, um festzu stellen, was ein Kriegsschiff gegen ein Luftschiff aus richten kann, das in großer Höhe und mit großer Schnelligkeit fliegt. Zum griechisch-türkischen Konflikt. Konstantinopel, 1. September. (Tel.) Der grie chische Gesandte Eryparis hatte gestern ein? län gere Unterredung mit dem Minister des Aeußern Rifaat Pascha, worin er sich über verschiedene im Verlaufe des Boykotts vorgekommene Zwischenfälle beschwerte. Der Minister des Aeußern soll, wie verlautet, aus der Verstim mung der Pforte kein Hehl gemacht und auf die durch die Wahlen geschaffene komplizierte Lage hingewiesen haben. Der Gesandte hat demgegenüber klargelegt, daß die Bestimmungen des griechrschen Wahlgesetzes den Wählern vollständige Freiheit bei der Aufstellung von Kandidaten ge währten. Aus Leimig unü Ilmgegenü. Leipzig, 1. September. Wetterbericht der Königlich Sächsischen Landeswetter warte zu Dresden. Voraussage für den 2. September. Südwestwind, Abnahme der Bewölkung, etwas wärmer, vorwiegend trocken. Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel ringsumher, glänzender Sonnenuntergang. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel. * Ordensverleihung. Der Herzog von Sachsen- Altenburg hat dem hiesigen Eroßkaufmann Erdmann Ad. Möbius, Sophrenstraße, in Anerkennung seiner langjährigen, hervorragenden Verdienste in Militärvereins-Angelegenheiten das Ritterkreuz 2. Klaffe verliehen. 17) «MH. Roman von H. Courths-Mahler. „Deine Liebe hilft mir alles tragen, mein Fredy. Und du weißt nun, daß mein Herz dir gehört in alle Ewigkeit, und wirst Geduld mit mir haben." „Du liebes, holdes Geschöpf. Wann darf ich deinem Vater sagen, daß wir uns gefunden haben?" „Einige Zeit mutzt du noch warten. Deiner lieben Mutter wollen wir uns noch heute anvertrauen, aber sonst soll kein Mensch um unsere Liebe wißen. Ich habe erst noch eine Mission zu erfüllen. Bis das geschehen, will ich, daß du nicht zu uns kommst. Wenn es soweit ist, rufe ich dich, ja?" „Das wird mir schwer werden, mein süßes Herz." „Es ist meine erste Bitte, Fredy." „Nun wohl, so soll es sein. Aber erst gib mir noch einen Kuß. Dann will ich versuchen, vernünftig zu jein." Es wurde mehr als ein Kuß ausgetauscht, bis die beiden den Wintergarten verließen. Als sie dann in den Saal zurückkehrten, bat Fredy: „Laß uns tanzen, Ruth, ich muß dich in meinen Armen halten, sonst glaube ich, geträumt zu haben." Sie schmiegte sich mit glücklichem Lächeln in seine Arme und flog mit ihm im Tanze dabin. Als das Fest zu Ende ging, mnd Fred noch einen Augenblick des Alleinsein» mit Ruth. ,Leb wohl, Süße, Liebe, laß mich nicht zu lange in der Verbannung schmachten. Meiner Mutter habe ick mein Glück verkündet, sie kommt nachher noch in dein Zimmer. Gute Nacht, mein geliebtes Mädchen." Sie erwiderte den Druck seiner Hand und sah ihn innig an. Lute Nacht, mein Fredy, auf Wiedersehen." — Waldeck bemerkte den innigen Abschiedsblick der jungen Leute. Lin schönes Lächeln erhellt« sein ver düstertes Gesicht. Er zog Ruths Arm in den seinen. „Ist dir besser, mein Kind?" „Ja, Papa, morgen früh, wenn ick ausaeschlafen habe, ist alle» wieder gut, mache dir keine Sorge." „Gottlob, mein Kind. Schlafe gut." „Du auch. Lieber, lieber Papa!" „Mein kleine» Mädchen!" Sie küßten sich innig, so daß Erna, die eben die letzten Gäste verabschiedet hatte, spöttisch rief: i „Wie «in Abschied auf lange Jahr«. E, ist rührend, euch zuzuseyen." Sie lachte und rief im Hinausgehen: „Gute Nacht, Ruth. Komm, Herbert." Er folgte ihr langsam, und Ruth suchte ihr Zim mer auf. Als eine Weile später die Majorin bei ihr ein trat, saß sie still, mit geschlossenen Augen, in einem Sessel. Sie hatte die Arme hinter dem Kopf ver schränkt, und ein ernster Ausdruck lag auf ihrem jungen Gesicht. Sie sprang aus und warf sich in die Arme der alten Dame. „Mutter, meine liebe Mutter!" Frau von Grotthus hielt sie innig umschlungen. „Sei gesegnet, mein liebes Kind, sei glücklich und beglücke", sagte sie feierlich. Als sie ihrer Bewegung Herr geworden waren, sagte die alte Dame: „Daß du deinen Vater nicht ins Vertrauen ziehen willst, ist aber nicht recht von dir, meine Ruth. „Ich weiß es, Liebe, Beste, und es drückt mich sehr. Noch mehr drückt es mich, daß ich vor euch, haupt sächlich vor meinem geliebten Fred, ein Geheimnis habcn muß. Ach Tantchen, wie »st das Leben so ernst und schwer. Sag, ist es ein Unrecht, wenn ich Fred etwas verheimliche, was anderen Schaden brächte, wenn ich's verriete?" Die Majorin sah gerührt in das ernste Gesichtchen. „Quäle dich deshalb nicht, Kleines. Wenn Fred erst dein Gatte ist, kannst du ihm ruhig anvertrauen, was du ihm jetzt noch verbergen willst. Ich kenne dich, Kind, und mein Junge kennt dich nun hoffentlich auch; wir wißen, -aß du nur in bester Absicht etwas verschweigst, was dich bedrückt. Nun gehe zur Ruhe. Der liebe Gott wird alles zum Besten führen; ibm wollen wir vertrauen. Gute Nacht, mein Herzkino." „Gute Nacht, Tantchen — liebe Mutter; gelt, du bist nun meine Mutter, wie die seine?" „Vom Herzen gern." „Und ist es dir lieb, daß ich seine Frau werde? Bin ich nicht zu unbedeutend für ihn? Die Majorin strich zärtlich über ihr Haar. „So wie du bist, ist es recht und gut, mein Kind. Ich wünsche mir keine andere Schwiegertochter." * * * Einige Tage gingen in gedrückter Stimmung vor über. Ruth ging still und unruhig umher und konnte sich nityt entschließen, mit Erna zu sprechen. Eine mädchenhafte Scheu hielt sie zurück, einzugestehen, daß sie Soltenau und ihre Stiefmutter in einer so gra vierenden Szene beisammen gesehen hatte. Trotz ihrer großen Sehnsucht nach Fred hatte sie sich selbst das Wort gegeben, nicht eher an ihr eigenes Glück zu denken, als bis sie versucht hatte, auf Erna einzuwirken und so für ihren Vater noch zu retten, was zu retten sei. Waldecks Miene wurde auch von Tag zu Tag trüber und düsterer. Wenn seine Frau abwesend war, lief er voll nervöser Unruhe aus einem Zimmer ins andere, und kehrte sie zurück, ruhte sein Blick in heimlichem Forschen auf ihrem Gesicht. Auch Frau Ernas Stimmung war nicht ganz so rosig wie sonst. Heinrich Rehling machte ihr Sorge. Der bleiche, düstere Geselle heftete sich wie ein Schatten an ihre Füße und erschreckte sie durch seine finstere, drohende Miene. Sie gab sich ihm gegenüber den Anschein der Unbefangenheit, aber innerlich war sie doch sehr besorgt, seit sie, auf Soltenau wartend, eines Tages am Fenster gestanden hatte und hinter dem selben Rehling kommen sah. Sie hatte bemerkt, daß der junge Musiker hinter einem Strauch verborgen stehen geblieben war, und erst, als Soltenau sich ent fernte, ging auch er davon. Trotzdem war sie nicht gewillt, ihre Beziehungen zu dem jungen Offizier zu lösen. Ihre Leidenschaft für ihn wuchs von Tag zu Tag und machte alle Be denken zunichte. Die Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellten, trugen nur dazu bei, die Flamme zu schüren. Zwar wagte sie nicht mehr, Soltenau so oft bei sich zu empfangen, teils aus Furcht vor Rehling, teils well sie wohl ihres Mannes Eifersucht bemerkte. Deshalb aber auf die Zusammenkünfte zu verzichten, fiel ihr nicht ein. Sie erfand einen anderen Aus weg und setzte das gewagte Spiel fort. In letzter Zeit ging sie viel aus, um, wie sie sagte, Besorgungen zu macken. Sie ließ sich dann meist in eins der großen Modemagazine fahren und ließ den Wagen manchmal stundenlang warten. Daß sie inzwischen, das Geschäft durch einen anderen Ausgang verlaßend, diese Zeit an einem anderen Orte zu brachte, merkte niemand. Zuweilen sandte sie auch den Wagen nach Hause und kehrte zu Fuß oder in einem Mietswagen heim. Sie war dann immer sehr liebenswürdig zu ihrem Gatten, neckte Ruth in übermütiger Weise wegen ihre» ernsten Wesens und spielte sich ganz als liebe volle Gatrin und Mutter auf. Was dabei in Waldeck oorging, ahnte kein Mensch. Er verstand sich zu beherrschen, zumal wenn Ruths sorgenvoller Blick auf ihm ruhte. Es war ein trüber Februartag. Dichtes Schnee gestöber hüllte alles in ein gleiches weißes Kleid. Erna war trotz des Wetters wieder, wie fast jeden Nachmittag, ausgefahren. Die Majorin war beschäf tigt, den reichen Silberschatz des Hauses nachzusehen und Waldeck saß in Ruths Salon und ließ sich vor singen. Die Lieder seiner Tochter übten einen be freienden, friedenbringenden Einfluß auf ihn aus und lösten seine nervöse Unruhe in wohliges Be hagen auf. Ueberhaupt schloß er sich jetzt mehr an Ruth an, als an seine Frau, und das junge Mädchen war so froh darüber, daß sie aar nicht daran dachte, einen besonderen Grund hierfür zu suchen. Gerade hatte sie Schumanns „Widmung" zu Ende gesungen, als ein Diener eintrat und Waldeck auf einem Tablett einen D ef überreichte, mit dem Be merken, er sei als sehr dringend von einem Dienst, mann abgegeben worden. Waldeck erbrach das Schreiben und las. Ruth bemerkte, wie seine Augen voll Entsetzen auf das Papier starrten und wie seine Hände leise zitterten. Eine unerklärliche Angst krampfte ihr das Herz zu sammen wie eine Ahnung von kommendem Unheil. Als Waldeck geendet hatte, ballte er plötzlich, wie im Zorn, das Papier zusammen und warf es mit einer schnellen Handbewegung in den Kamin, ohne zu be merken, daß es unversehrt zur Seite rollte. Nur Ruth sah, wie der Papierknäuel, seitwärts von dem fast niedergebrannten Feuer liegen blieb. Waldeck hatte sich erhoben. Eine finstere Ent schlossenheit gab seinem energischen Kopf ein mar- kantes Gepräge. Mit ruhiger Stimme sagte er zu Ruth: „Nun muß ich dich doch verlassen. Kind. Ich er hielt da eben eine wichtige geschäftliche Mitteilung. Äoieu, mein lübes Herz." „Mußt du gleich fort, Papa?" „Ja, ich will mich nur zum Ausgehen umziehen." Er küßte sie herzlich. Seine Lippen waren kalt. Sie wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschloffen hatte, dann flog sie, banger Sorge voll, dem Kamin zu und nahm das Papier heraus. Es war schon von der Hitze gelb getönt. Sie glättete e» mit bebenden Händen und las: „Sehr geehrter Herr Konsul! Wenn Sie verhindern wollen, daß Ihre Ehre noch länger in den Staub getreten wird, begeben Sie sich sofort in die Wohnung de» Barons von Soltenau, Z . . . ftraße 45, I. Sollte Sie mein Brief nicht er»
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