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MsdmfferTageblatt Statt Amts Wochenblatt für Wilsdruff und Llmgegend. Erscheint seif dem Zähre Inserttoneprei« pfg. für die Ogespaltenr Aorpuüzetle oder deren Naum, Lotalpret« Pfg., ReNamen Pf-., olle« mit Teueningezuschlag. Av »raub und labenarischer «atz Mil 50°/ Aufschlag, »el Wiederholung und sZahreSun. 'tzen entsprechender Nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von ni die Epaltzeile so pfg. bez. Pfg. / Nachweisunas, und Sffertengebühr ro de». pfg. / Telephonische 2r>seraten<Aufgabe schließt jede« NeNamationSrecht au«. / Anzeigenannahme bi« ir Uhr vormittag«. / Beilagcngebühr da« Tausend, Pik., fr die Postauflage Zuschlag. / Für da« Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / «triste platzvorschrtst '/« Aufschlag ohne Rabatt. / Die Rabattsähe und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen ra Tagen Gültigkeit; längere« Ziel, qerichiliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen vcrsch. 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V-mch-ck.»»»,-- N>. -»«u Oa« ,DN«»rufttr Tageblatt* erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Frsttag«, abend« sUhr für den folgenden Tag. / »ezug«prei« bei Selbstabholung »an der Druckerei wächentlich pfg., monatlich pfg., vierteljährlich Mk.; durch unser« «»«träger zugetragen monatlich pfg., vierteljährlich Mk.; »ei den devtßhen Postanstalten vierteljährllch Mk. ohne ZusteNung«gebühr. «lte Postanstalten, Postboten sowie unsere «»«träger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Im Aaste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Stärungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Befärderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung »der Nachsteferung der Zeitung oder aus Rückzahlung de« Bezugspreises. 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Das Ergebnis ans 31 Wahlkreisen: Mehrheitssozialdemokratie 78, Unabhängige 73, Deutsche Volkspartei 52, Zentrum 45 Deutschnationale Volkspartei 44, Demokraten 33, Bayrische Volkspartei 13, Kommunisten 6. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Reichstagswahlen sind tm ganzen Reiche ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen. In Württemberg wurde Erzberger wredergewählt. * Bei einem Zusammenstob in Soest zwischen Reichswehr und aufzulosenden Truppen verlor die Reichswehr drei Tote und sechs Verwundete. 'Neuerdings rechnet man mit einer Verschiebung der Konferenz von Spaa auf den 5. oder S. Juli. ' Nach einer Havasmeldung aus Konstantinopel mutz die türkische Regienmg bis zum 26. Juni ihre Stellungnahme »um FriedenevertraaSentwurf bekanntaeberr. Was wird? W gilt, zu sehen und zu sagen, was ist, nicht, was man von diesem oder von jenem Partetstandpunkt aus, gern sehen und sagen möchte. Die Sprache der Wähler von diesem 6. Juni läßt kerne Mißdeutung ru. War sich so ziemlich das ganze deutsche Volk einig in der Abwehr jeglicher Putschversuche von links oder von rechts, so ist doch die linke wie die rechte Oppo, fltion mit sehr erheblicher Verstärkung aus den Wahlen zum ersten Reichstag der Deutschen Republik hervorgegangen. Das ist eine Tatsache, so unleugbar, daß die beiden leid tragenden Parteien, Mehrheitssozialisten und Demokraten, gar keinen Versuch machen, vor ihrem Gewicht die Augen zu versciMßen. Aber richtig ist auch, daß die rechnerischen Folgen dieses Stimmungsumschlages in der Wählerschaft sich heute noch nicht mit Sicherheit übersehen lasten. Nur das eine steht fest, daß weder die beiden rechtsstehenden Parteien noch die äußerste Linke für sich allein die jetzige Koalition zu ersetzen vermögen. Ob diese selbst im neuen Reichstage noch über eine, wenn auch nur schwache Mehrheit verfüge" wird, läßt sich noch nicht bestimmt sagen. Einige Wahrscheinlichkeit spricht dafür, denn da bei der geringeren Wahlbeteiligung des 6. Juni die Gesamtzahl der Reichstags- Mitglieder hinter dem Bestände der Nationalversammlung zurückbleiben dürste, da ferner die Mandatsinhaber aus den Abstimmungsgebieten zunächst in unveränderter Zusammen- setzung in den Reichstag übernommen werden, so können die Mehrheitsparteien, auch bei erheblicher Reduzierung ihrer Mandate, immer noch eine Mehrheit im Reichstage be haupten, zu der diesmal vielleicht nur etwa 190 Abgeordnete erforderlich seiu werden. So läßt die Lage auffassen, wenn man nur den rein zahlenmäßigen Standpunkt in Betracht zieht. Ader freilich, wer möchte leugnen, daß eine solche Betrachtung an dem Sinn und Wesen des ganz unmißverständlichen Wahl ergebnisses völlig achtlos vorübergehen würde? Dieses Wahlergebnis entzieht der bisherigen Regierungspolttik ihre moralische Grundlage, da die Abwanderung der Wählerschaft aus dem Regierungslager nach rechts wie nach links hin einen stellenweise ganz unerhörten Umfang ausweist. Wan I Muß also, wenn man dem Volkswillen gerecht werden soll, eine andere Art der Regierungsbildung anstreden, so schwer sie auch nach allen inneren Kämpfen, die wir durchgemacht Haden, zu erreichen sein mag. Die Frage ist: Soll die Koalition nach links oder soll sie nach rechts hin erweitert werden? Die Unabhängigen, die nun in Wahrheit als die mehrheitssozialistische Partei auftreten werden, sind anscheinend für ein anderes als ein rein sozialistisches Ministerium nicht zu haben. Ihr Sieg aber ist nicht groß genug, um diese Forderung gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Und selbst wenn sie sich dazu herbei lassen wollten, die Demokraten zur neuen Mehrheitsbildung zuzuziehen, so weiß man nicht, wie diese sich gegenüber einem von den Unabhängigen maßgeblich beeinflußten Kabinett stellen würden. Das Zentrum muß wohl aus einer so ge dachten Kombination von vornherein ausscheiden. Auf der andern Seite: ein Kabinett der Rechten, zu Lem sich Deutschnationale, Deutsche Volkspartei und Zentrum unschwer zusammenfinden würden. Möglich, daß diese drei Parteien für sich allein eine Mehrheit gewinnen, aber das Zentrum wird sicherlich Bedenken tragen, den äußersten linken Flüael in einer solchen Konibination darzustellen. und daher, aller Wahrscheinlichkeit nach, aus weuergehenden An- schluß nach links hinbestehen. Zweifellos aber ohne Erfolg: denn weder die Demokraten, noch die Mehrheitssozialisten würden mit den Deutschnationalen zusammen eine Regie rung bilden wollen. Bleibt also die bisherige Koalition, allenfalls unter Ein beziehung der Deutschen Volkspartei, der sich ja auch die Gunst der Wählerschaft in ganz besonders großem Umfange zugewendet hat. Man weiß, daß die regierende Sozial demokratie diesen Gedanken bis in die letzten Tage hinein mit Entschiedenheft abelehnt hat. Beharrt sie auf diesem, der neuen Lage unstreitig nicht mehr entsprechenden Stand- punkt, so ergäbe sich als letzter Ausweg, daß man alles beim alten läßt, was, wie gesagt, rein äußerlich betrachtet vielleicht gerade noch zulässig sein würde. Bliebe nur der innere Widerspruch zu dem deutlich genug kundgegedenen Voiks- willen, der ja — darüber sind wir wohl alle einig — in Deutschland das oberste Gesetz darstellen muß. Eine verzwickte Situation ohne Frage. Wem daran liegt, die Gegensätze im Volke nicht bis zur Unerträglichkeit zu steigern, wird angesichts dieses Tatbestandes gut daran tun, manchen Widerspruch fallen zu lassen, der vor den Wahlen begreiflich erscheinen mochte. — Mit dem Kopse Lurch die Wand rennen zu wollen, ist auch heute noch ein sehr kurzsichtiges Beginnen. Wir brauchen nicht immer wieder neues Lehrgeld für diese alte Weisheit zu bezahlen. Aufgabe des Reichspräsidenten wird es sein, als der einzigen Instanz, die außer und über den Parteien zu stehen hat, den rechten Ausweg aus den gehäuften Schwierigkeiten des Augenblicks zu ermöglichen. Wir haben die Zusage des Reichskanzlers, daß in jedem Falle, wie die Wahlen auch ausfallen mögen, ungesäumt eine neue verfassungsmäßige Regierung gebildet werden solle. Der Reichskanzler wird, obwohl die Wahlen gegen ihn entschieden haben — darauf dürfen wir vertrauen — fein Wort zu hallen wissen. Vorläufiges Wahlergebnis. Berlin, 8. Juni (tu). Nach dem vorläufigen Ergebnis der Zählung au» 31 Wahlkreisen (Kreis 17 Hannover steht noch au») erhielten an Stimme«: Mehrheitsfozial- demokratie 4721000, Unabhängige 4423000, Deutsche Volkspartei 3178090, Zentrum 2720090, Deutschnat. Bolkapartei 2073090, Demokraten 1996000, Bayrische Bolkspartei 794387, Kommunisten 398282. Bisher er hielten demnach Sitze: Mehrheitssozialdemokratie 78, Unabhängige 73, Deutsche Bolkspartei 52, Zentrum 45, Deutschnationale Bolkspartei 44, Demokraten 33, Bay rische Bolkapartei 13, Kommunisten 6. Die Gesamtzahl der im Reich abgegebenen Stimmen beträgt uach den bis herigen Feststellungen 21584000. Die neue Reichsregierung. Verschiebung der Konferenz von Spaa — Reichstag-« »nsammentritt am SS. Juni — Die große bürgerlich» Koalition — S. P. D. und U. S. P. D. ,. Der deutschen Reichsregierung ist die inoffizielle Mit teilung aus Paris zugegangen, daß die Konferenz in Spaa bis Anfang Juli verschoben werden wird. Die Anregung ,nr Verschiebung des Termins ist von der Entente aus- zegangen, da ihre Vorbesprechungen noch längere Zell in Anspruch nehmen werden. Mit Rücksicht auf die bevor stehende Neubildung de^ Reichskabinetts, die bis zum 21. d. M. nicht vollzogt' sein kann, wird auch deutscherseits die Verschiebung gebilligt. Der Zusammentrftt deS neuen Reichstags ist für den 23. Juni geplant, es ka m aber auch der 24. oder 26. Juni werden, da die Zusammenstellung der Wahlresultate und die Abgabe der Annahmerklärungen der Gewählten an bestimmte Fristen gebunden ist. Verhandlungen über die neue Re gierungsbildung werden bereits in dieser Woche erwartet, zunächst werden die Kabinettsmitglieder mit den Führern der Koalitionsparteien Fühlung nehmen. Von verschiedenen Setten wird bereits Stimmung gemacht zur Bildung eines Negierungsblockes der bürgerlichen Parteien, die anschetneno, soweit bis jetzt übersehbar, die Mehrheit im neuen Reichstag erhalten werden. Ein solcher Block erscheint lebensfähig, da die Unabhängigen jedes Kompromiß mit den bürgerlichen Parteien ablehnen und eine reine Arbeiterregierung, die nach den Resultaten der Wahl auf keine Mehrheit im Parlament rechnen kann, sich nicht halten kann. Sozialdemokraten und Demokraten verhallen sich zunächst abwartend und werden erst Entscheidungen treffen, wenn die genauen Ergebuisse oorliegen. Von rechtssozialdemokratischer Seite wird mitgeteilt, daß die Rechtssozialdemokratie ein Zusammengehen mit den Un abhängigen erwägen dürste, wenn eine bürgerliche Koalition zustande kommt. Die Hoffnung, die alle Koalition halten zu können, hat man auf dieser Seite aufgegeben, weil die Rechts- und Linksoppisttion zu stark ist, um die alte Koalition weiterarbeiten zu lassen, ohne die Gefahr wiederholter Krisen heraufzubeschwören. Ein Zusammenarbeiten mit den Rechts parteien lehnen die Sozialdemokraten ab. In ihren Kreisen glaubt man, daß die Gefahr eines Putsches von links und rechts vor dem Neichstagszusammentritt nicht besteht, die Verhandlungen nach dem 23. Juni lassen Überraschungen jedoch nicht ausschließen. * Das Neichskabiaett tritt zurück. Berit«, 8. Juni vormittags, (tu.) Die Mitglieder de» Reichskabinett» haben dem Reichspräsidenten ihre Portefeuilles zur Verfügung gestellt. Der Reichspräsident hat die Minister gebeten, vorläufig die Geschäfte meiter- zusähren. * Die neuen Männer. Als Reichstagsabgeordnete gewählt können bereits gelten: Deutschnationale: Laverrenz, Malkewitz, Helfferich (zweimal gewählt), Bazille, Vogt, Körner, Haag, Schiele, Riese berg, Düringen, v. Graefe, Dr. Philipp, Biener, Barth, Hemeter, Koch, Jandrey, Adolf Richter, Franz Behrens, Dr. Hartmann, Dr. Oberfohren. Deutsche Volkspartei: Kahl, v. Raumer, Mittel mann, Dauch, Kuhlenkampf, Frau v. Oheimb, Curtius, Pieper, v. Lersner, Tuch, Brüninghaus, Findeisen, Dr. Cremer, Kempkes, Frau Matz, Riefser, Graf zu Dohna, Runkel. Zentrum: Erzberger, Bolz, Feilmayer, Andrä, Fehren bach, Diez, Wirth, Ersing, Daun, Giesberts, Marx, Schwarz, Fleischer, Ulitzka, Herschel, Ehrhardt, BUta, Zawadzki, Seczeponik, Strzoda, Okonsky. Demokraten: v. Siemens, Petersen, Haußmann, Wie land, Schiffer, Dietrich, Brodaus, Delius, Schücking, Siehr, Frau Brünner, Bartschat, Weinhausen, Pohlmann, Wald stein, Blunck, Frl. Baum. Mehrheitssozialisten: Heimann, Clara Bohm-Schuch, Richard Fischer, Körsten, Stollen, Hellmann, Reitze, Keil, Hildenbrand, Bauer, Silberschmidt, Beims, Bender, Feuer stein, Oskar Geck, Schöpflin, Riedmüller, Kröger, Stücklen, Richard Meier, Hermann Molkenbuhr, Minna Schilling, Obermeyer, Scheidemann, Johanna Tesch, Kaiser, Otto Braun, Kähler, Lübring, Wolff, Heinrich Schulz, Kutzbur, Steinkopf, Gehl, Hörsing, Frau Hauke, Löffler, Bias, Becker, Legien, Frohme, Frl. Schröder, Michelsen, Kürbis. Unabhängige: Luise Zietz, Eichhorn, Ledebour, Crispien, Moses, Adolf Hoffmann, Maltzahn, Vdgtherr, Reich, Crispien (zweimal gewählt), Rennate. Brandes, Dittmann, Adolf Geck, Jäckel, Kuhnt, Kunert, Koenen, Düwell, Braß, Frau Agnes, Merkel, Diszmann. Bei keiner Fraktion: Detlev Thomsen. In dieser Zahl sind die Abgeordneten der Abstimmungsgebiete mit enthüllen. Oer Rest der Natwaasversammlung. Für Schleswig-Holstein, wo die Grenzfestsetzung noch nicht erfolgt, sowie in Ostpreußen und Oberschlesien, wo die Volksabstimmung noch nicht vorgenommen worden ist, werden bis für die Nationalversammlung gewählten Abgeordneten so lange ihr Mandat auch in dem neugewählten Reichstag be halten. bis auch in diesen Gebieten Wahlen möglich sind.