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Amts- M Anzeizeblutt für den Vbo»«em»«t viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Bolen sowie bei allen Reichspostanstalten. «I Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock. - 48. Jahrgang. Donnerstag, den 23. Mai Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. Den Verkehr mit Fahrrädern und Ärastsahrzeugen ans öffentlichen Wegen betr. Alle Radfahrer und Besitzer von Kraftfahrzeugen «Automobilen und Motor rädern) werden darauf hingewiesen, daß am 1. Juni dieses Jahres die Verordnungen der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen vom 2. und 3. April d. I., den Verkehr mit Fahrrädern und Kraftfahrzeugen auf den öffentlichen Wegen betr., in Kraft treten und daß hiernach jeder Radfahrer eine von der Polizeibehörde seines Wohnortes (Stadtrath, Bürgermeister, Gemeindevorstand oder Gutsvorsteher) aus zustellende Radfahrkarte bei sich zu sichren hat. Für Kraftfahrzeuge wird von diesem Tage ab der Rummernzwang cingeführi. Die Erthcilung einer Nummer, die erst nach vorgängiger, rechtzeitig zu bean tragender Prüfung des Fahrzeuges erfolgen kann, ist bei der zuständigen Behörde (Amtshauptmannschaft oder Stadtrath) nachzusuchcn. Schwarzenberg, am 17. Mai 1001. Königliche Amtshlmptmailnjchast. I. V von Loeben. B. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Hundshübel Blatt 36 auf den Namen drrens <»ll« Hstnkslet eingetragene Grundstück soll am 11. Inti 190 l, Wormiltag 9 Mr — an der Gerichtsstclle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 1 Hektar 82,» Ar groß und auf 30,500 Mk. — Pf. geschätzt. Es wird zur Zeit darin Gastwirthschaft, sowie Groß- und Kleinvieh schlächterei betrieben; zur Brandkasse ist es mit 23,010 Mark eingeschätzt. Die Einsicht der Mittheilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintrag ung des am 20. April 1901 verlautbarten Vcrsteigerungsvcrmerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Vcrsteigerungslermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berück sichtigt und bei der Vertheilung des Versteigerungscrlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesctzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung cntgegenstehendes Recht haben, werden ausge fordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Verstcigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Eibenstock, den 21. Mai 1901. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Nachstchends wird ein Auszug aus der Verordnung, den Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen betreffend, vom 2. April 1901 mit dem Bemerken veröffentlicht, daß die Ausstellung der Radfahrkarten in der Raths-Registratur zu beantragen und für 1 Karte eine Gebühr von 25 Psg. zu bezahlen ist, und daß diese Verordnung am I.Juni 1901 in Kraft tritt. Hierbei wird erneut daraus hingewiescn, daß zum Lernen des Radfahrens nur die hiesige Nordstraßc frcigcgeben ist. Zladtratti Eilicnstoü, am 21. Mai 1901. Heff«. Lpm. Auszug. 8 12. Es müssen bei sich führen und den Aufsichtsbeamtcn auf Verlangen vorzcigen: . Radfahrer, welche in Sachsen einen Wohnsitz haben, eine aus ihren Namen lautende, von der Polizeibehörde des Wohnortes ausgestellte, für die Dauer deS Kalenderjahres gültige Radfahrkaric. Für Personen unter 14 Jahren ersolgl die Ausstellung aus Antrag des Vaters, Vor mundes oder sonstigen Gewalthabers. Für die Ausstellung kann eine Gebühr von 25 Psg. re. erhoben werden :c. 8 3 ,'c. Wettfahrten sowie alle Veranstaltungen von Radfahrern, welche ihrem Wesen nach als Wettfahrten sich darstellen, sind aus öffentlichen Wegen verboten, rc. 8 14. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden, insoweit nicht allgemeine Slrasvorschriften Anwendung finden, mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Hast bis zu 14 Tagen für jeden Fall bestraft. Bekanntmachung. Diejenigen unbemittelten Einwohner hiesiger Stadt, welche die Erlaubnih zum Lefeholzfammeln in den Staatsforstrevieren Auersberg und (sibenstock für nächstes Jahr nachsuchen wollen, werden hiermit aufgesorderl, sich längstens bis ;u»,l 22. Juni i901 in unserer Rathsregistralur zu melden. Später eingehende Gesuche finden keine Berücksichtigung. Im Nebligen wird bemerkt, daß nur bedürftige und unbescholtene Personen Lcscholzscheinc erhalten können. Eibenstock, am 21. Mai 1901. Tcr Ralh dcr Stadl. Hesse. Lpm. Die böhmische Wersöhnungsreise. Während im Norden Deutschland- die Kanalvorlage zum Zankapfel zwischen der Regierung und ihren sonst getreuesten Anhängern geworden ist, hat ein ähnliche- Projekt in Oesterreich — nämlich die Kanalverbindung zwischen Donau und Oder — politisch wahre Wunderdinge bewirkt. Nachdem Graf Taaffe und seine Nachfolger bis auf Baden! den Nationalitätenhaß in Oester reich so stark angefacht hatten, daß der Kaiser Franz Joseph fürchten mußte, die Geister nicht wieder lo« zu werden, die er gerufen hatte, betrachtete c» der gegenwärtige Ministerpräsident v. Körber al- seine vornehmste und dringendste Ausgabe, ver söhnend zu wirken und den Reich-rath (die Vertretung aller Länder und Völker Oesterreich») wieder arbeit-fähig zu machen. Nach unendlichen Mühen ist ihm die« gelungen und c« klingt fast wie ein Märchen, daß der Reich-rath da- nächstjährige Budget fast ohne jede Debatte angenommen hat. Die in Aussicht gestellte große Kanalverbindung, zu der noch eine Reihe zuführender Eisenbahnen treten soll, hatte mit einem Schlage die politischen Gegner de» Reich-rath» auf wirth- schaftlicher Grundlage geeinigt und diese Einigung hat auch ihre erhoffte Rückwirkung auf da« politische Verhallen der Parteien zu einander nicht verfehlt. Dem Staat Oesterreich sind große wirthschaftliche Aufgaben gestellt worden, deren Lösung von segen-reichen Folgen sein wird und an der alle Parteien und Nationalitäten der österreichischen Kronländer gleichmäßig inter essirt find. Al« Siegel unter diesem neuen Kur« muß man die offiziell bekannt gemachte Absicht de» Kaiser» Franz Joseph ansehen, im nächsten Monat Böhmen zu besuchen und zwar sind die Städte Prag, Leitmeritz und Aussig die Zielpunkte der kaiserlichen Reise. Bereit» ist da» Programm dafür bi« in die kleinsten Einzelheiten festgeftellt worden und diese« bürgt dafür, daß der neue Kur» in Oesterreich vom Kaiser und seiner Regierung ernst gemeint ist. Kaiser Fran; Joseph und seine ihn begleitenden Minister werden alle» sorgfältig vermeiden, wa» wie eine Bevorzugung de» einen Volk»stamme« vor dem andern au»sehen könnte. Die versöhnliche und fruchtbare parlamentarische Thätigkeit der letzten Wochen soll durch die Kaiserreise au«drücklich gutgeheißen und die angebahnte Annäherung zwischen Tschechen und Deutschen nach Möglichkeit gefördert werden. Sie ist eine sehr deutliche Kundgebung für den inneren Frieden Oesterreich». Ministerpräsident v. Körber hat in einer seiner Versöhnungs reden die Wendung gebraucht: .Der Staat muß leben!" Die Bevölkerung nimmt aber auch da« gleiche Recht für sich in An spruch und sagt: .Da» Volk muß leben!" Man wird diesen Wunsch um so selbstverständlicher finden, at» ja die Lebenskraft re« Staates mit derjenigen re« Volke» in untrennbarem Zu sammenhang steht. Der nationale Streit in Böhmen hat aber an dem Mark de« Volke« gezehrt, seinen Wettbewerb geschwächt und seine Steuerkraft herabgemindcrt. E« sind jetzt zehn Jahre her, seit Kaiser Franz Joseph zum letzten Mal in Prag war. Damals galt es die Eröffnung der böhmischen Landesausstellung in Prag, die, dank dcr jahrelangen Taaffeschen Begönnerung de» Tschechenthum», zu einer rein tschechischen Veranstaltung umgemodclt wurde. Die Hoffnung der damaligen Kaisersahrt ging nicht in Erfüllung. Die Alt- Tschechen wurden von den radikaleren Jung - Tschechen an die Wand gedrückt und da» Taafsesche Regime endete kläglich. Seit dem sind heftige innere Stürme über Oesterreich dahingcgangen. Die nationale Verhetzung trieb die giftigsten Bünden. Aber auch im deutschen Lager bat sich inzwischen der Radikalismus ver stärkt, so daß da» ganze Staat-wesen in die höchste Gefahr gerieth. Nun scheint man aber de» politischen Hader» müde zu sein und die Zeit der Einkehr gekommen. Die Ausgabe de» Kaiser» ist trotzdem nicht leicht. Sie ist ander» wie die vor zehn Jahren geartet. Der Kaiser wird bei seinem Besuche in Prag, wo er vier Tage verweilen muß, jede» Wort und jeden Gnadenbewei» genau abwägen. Er besucht an einem Abend da» deutsche, an einem andern Abend da« tschechische Theater; er wird an einem Diner bei dem Oberstlandmarschall von Böhmen, »cm tschechischen Fürsten Lobkowiy, und an einem anderen an einem Feste bei dem Führer de» deutschen Adel», dem Grafen O»wald Thun, theilnehmen. Nach viertägigem Aufenthalt in Prag begiebl sich Franz Joseph nach dem rein deutschen Leitmeritz, wo ein kurzer Empfang auf dem Bahnhof statlfindet und dann bis an die sächsische Lande-grenze nach dem gleichfall« deutschen Aussig, wo der Monarch mehrere industrielle Anlagen besichtigen wird. Von dort aus fährt der Kaiser direkt nach Wien zurück. E» läßt sich nicht leugnen, daß in dem langjährigen Kampfe zwischen Deutschthum und Tschechenthum die Deutschen Oester reich» in ihrer Führerschaft einige Einbuße erlitten haben, wa» sie in dem jetzt angebahnten Frieden nicht wieder einbringen können. Indessen werden sie sich mit dem Sprichwort trösten müssen: Ein magerer Vergleich ist besser al» ein fetter Prozeß. Tagesgeschichte. — Deutschland. Mil der Zurückziehung der deut schen Truppen au« China und der Rückkehr de« Grasen Waldcrsee ist nunmehr ernstlich zu rechnen. Mehreren Blät tern wird gemeldet, die Besprechungen de« Reichskanzler« und de» Kriegsministers mit dem Kaiser in Urville betrafen diefe beiden Angelegenheiten. Mit der Zurückziehung dürfte Ende dieses oder Anfang nächsten Monat» begonnen werden. Graf Waldersec wird jedenfalls über Japan und Amerika zurückreisen. — Vor kurzem wurde gemeldet, daß in Zukunft bei der Zulassung dienstlich nicht bethciligter Personen zu Veranstalt ungen, an denen dcr Kaiser theilnimmt, eine schärfere Kon trolle geübt werden soll. Dadurch soll verhütet werden, daß Schilderungen in Wort und Bild, die oben nicht genehm sind, in die Oesfentlichkeit kommen. Au« militärischen Kreisen wird jetzt diese Mittheilung mit dem Hinzufügen bestätigt, daß bereit» bestimmte Anordnungen für militärische Veranstaltungen, bei denen der Kaiser erscheint, ergangen sind. — Der Reichskanzler hat die zuständigen Minister Preußen«, Bayern«, Sachsen«, Württemberg«, Baden» u. Hessen» zu einer Besprechung zollpolilischer Angelegenheiten aus den 4. Juni nach Berlin eingeladcn. In diesem Schritte de« Grasen v. Bülow kommt da» von ihm seit feiner Ernennung zum Reichskanzler gezeigte Bestreben zum Ausdruck, den födera tiven Charakter de» Reiche» wieder mehr in den Vordergrund treten zu lassen, indem die Minister der Bunberftaatcn selbst an den Reich»geschästen einen regeren Antheil nehmen, al« die» seit längerer Zeit der Fall gewesen ist. — Türkei. Im Postkonslikt scheint die Pforte ver nünftigerweise klein beizugeben. Der Generaldirektor der türkischen Posten thcilt den Direktoren der fremden Postanstalten mit, baß bi« zur Beendigung der Bcrathungen über Aufhebung der frem den Postanstalten die Postsendungen der letzteren wie früher durch Beamte der türkischen Postverwaltung cxpedirt werden. — China. Wie Londoner Blätter au« Peking, den 19. L. Nt., melden, machte Generalselbmarschall Gras Waldersee Li- Hung-Tschang Mittheilung von einer den regulären chinesischen Truppen durch die Boxer in der Gegend von Tscheng-ting-fu beigebrachten Niederlage und drohte, eine deutsche Truppenab- theilung an Ort und Stelle zu senden. — »Wolff« Tel. Bureau" meldet: Generalselbmarschall Graf Waldersec tclegraphlrt au« Peking vom 19. Mai: Die Boxer bewegung im Rücken kon Paotingsu scheint durch da« Eingreifen de» General« Bailloud schnell unterdrückt zu werden. — Bei der Explosion in Kalgan sind 20» Chinesen verunglückt. Der Rücktransport unserer Verwundeten ist im Gang». Die von den südlichen Demarkationslinien gemeldeten Boxerbewegungen werden nach Mittheilung de« General» Bailloud durch chinesische Truppen mit Erfolg bekämpft.