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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.11.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188511019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-11
- Tag 1885-11-01
-
Monat
1885-11
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.11.1885
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F: SSS. — 5 MM«». Abonnementspreis: Der unbarteitsche — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — LanüeS-Aiiieiaer mit Beiblättern kostet monatli h 60 Pfg. bei de» Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetr- im 10. Nachtr. 4523b.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zohresbuch <NkihnachtsprSwie)des Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Vuchdrnckerei, Chemnitz. Sächsischer Fliiliirs-Ailrtisrr Sonntag. 1 November 188S. JnsertionSPreis: Raum einer schinalen Korhuszeile 15 Pfg.; — Reklame (Ispaitige Petitzeile) 30 Psg.— Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede » Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. 13v mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". MM«: „Tägliches Unterhaltungstilalt" und humristijlh illlistmte» Sinntezsblitt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Nachdem die Eröffnuim des Concurses über das Vermögen des Web- utensiliensabrikant Gustav Albin Groß, Inhabers der Firma G. B. Groß in Chemnitz, beantragt worden, ist demselben behuss vorläufiger Sicherung der Maste jede Veräußerung, Verpfändung und Entfremdung von Bestandtheilen der Maste untersagt worden. Chemnitz, den 29. Oktober 18öS. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 14S3 verlautbart, daß Frau Anna Auguste Albertine verehel. Köhler verw. gew. Kratzsch geb. Schreiber in Chemnitz aus der Firma Otto H. Kratzsch daselbst als Mitinhaberin ausgeschieden ist. Chemnitz, am 29. October 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2814 die Firma Ferdinand Böhme in Chemnitz (Marklgäßchen) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Ferdinand Böhme daselbst, Besitzer eine» Hut- und Filzwaarengeschästs, sowie eines Handels- geschäsls mit Herren-Arttkeln und Retseutensilien, eingetragen. Chemnitz, am 28. Ocwber 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2791 verlautbart, daß Herr Johann David Hering in Chemnitz aus der Firma Hering u. Göpel daselbst als Mitinhaber aus- geschieden ist, sowie, daß der nunmehr alleinige Inhaber dieser Firma, Herr Gottfried Moritz Göpel, künftig Moritz Göpel firmirt. Chemnitz, am 29. October 1885. Königliches Amtsgericht. Der Fabrikarbeiter Friedrich August Wütig zu Chemnitz, vertreten durch Rechtsauwalt Pause daselbst, klagt gegen den vormaligen Restaurateur Hermann Benjamin Matthes, zuletzt in Chemnitz, jetzt unbekannten Aufenthalts, aus einem Wechsel per 16. October 1882 mit dem Anträge auf Verurtheilung des Beklagten zur Bezahlung von 3000 M. sammt Verzugszinsen davon zu 6°/» vom Terminstage an gerechnet, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor die erste Civilkammer deS Königlichen Landgerichts zu Chemnitz auf den 14. Januar 1886 Vormittags 9 Uhr mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassene» Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der ösfentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Schuricht, Gcrichtsschreiber des Königlichen Landgerichts. Eelegraphisehe Nachrichten. Vom 30. October. Paris. Der Minister Fceycinet erhielt anläßlich deS Attentats im Laufe des Tage- zahlreiche Besuche von Senatoren. Deputaten und Mitgliedern deS diplomatischen Corps. Der Verhaftete ver weigert hartnäckig die Nennung seine» Namens und die Angabe der Motive für das Attentat, es wurde nichts bei ihm gefunden, was zur Feststellung seiner Persönlichkeit dienen könnte. Paris. Der Attentäter verharrt bei seinem Stillschweigen; zahlreiche Persönlichkeiten beglückwünschen fortgesetzt Freycinet. Der Polizei- präscct leitet selbst die Untersuchung. Ein Marine- und ein Artillcrie- osficier hatten den Mordgeselle« verhaftet, der etwa 55 Jahre alt ist und französisch mit starkem italienischen Accent spricht. Cattaro. Montenegro will feine Grenze gegen Grahowo absperren. Die «eue frarrzöfifche Hammer. Die Wiederwahl de» Herrn Jules Grevy zum Präsidenten der französischen Republik gilt jetzt als eine ausgemachte Sache. Di« zum Congreß verewigten beiden Kammern zählen 884 Mitglieder; im Senate sitzen jetzt 225 bis 230 Republikaner, welche unzweifelhaft für Herrn Grevy stimmen werden; in der Kammer find ihm mindestens 370 Stimmen sicher. Die Wahl muß verfassungsmäßig vor dem 30. December erfolgen, «in bestimmtes Datum dürfte aber noch nicht festgesetzt werden können, weil die neue Deputirteukawmer erst dann au dem Covgrefse theilnehmeu kann, wenn sie offiriell eonstituirt worden ist, d. h. wenn das Geschäft der Wahlprüsungen erledigt sein wird. Fall» die Eröffnung der Kammern, wie angekündigt, am 10. November stattfindet, wird eS immerhin bis Mitte December dauern, ehe diese Constituirung erfolgt ist. Die republikanische Partei steht jetzt im Begriff, sich auf ganz neuer Basis z« orgauisireu. Man ist zu der lieber zeuguug gekommen, daß es nothwendig sei» dem Listenfkrutinium durch «ine dauernde Festgliederung der republikanischen Wahlen in Zukunft die Eigenschaft, Urberraschungen herbeizuführen, zu nehmen. Außer Erwirkung der moralischen Zustimmung sollen Subskriptionen eröffnet und Versammlungen abgrhalteu werden, in welche« all« wichtigen politischen Fragen zur Diskussion und Tagesordnungen zur Abstimmung gelangen sollen. Im Große« und Ganzen soll, nach dem politischen Charakter der Leiter zu urtheilen, der alte Jacobiner- Llub wieder in'S Leben gerufen werden. Nun untersagt aber di« französische Gesetzgebung von 1881 die Bildung von politischen Clubs. Man hat in der Folge sich gefragt, wir man, ohne mit dem Gesetz in Covflict zu gelangen, dennoch da» vorgesteckte Ziel erreichen kann. Bedeutende Recht-gelehrte haben er klärt, daß, wenn man sich strikte auf dem Terrain der Wahl- Propaganda bewegte und nur de« bestehenden Parteien neue Anhänger zuzusühreu suchte, man nicht unter das Vereinsgesetz de» Jahres 1881 fiele. Von anderer Seite wird vorgeschlagen, die neue Kammer von vornherein mit der Abänderung zu befassen. Der Gedanke zu dieser Wiederbelebung der Clubs der ersten Revolution ist von den Oppor tunisten, Rane, Spuller, Strauß, Schrurer-Kestner und namentlich Höbrard ausgegangen, der an eine Umbildung der Parteien in der gegenwärtigen Kammer nicht glaubt und eS für geboten hält, für die Zukunft zu arbeiten. Da» gegenwärtige Cabinet steht nicht auf dem Standpunkte HöbrardS. ES unterstützt vielmehr eine Plenarversammlung der Republikaner, zu welcher der Deputirte Lockroy die Initiative ergriffen hat. In dieser Versammlung soll, wenn möglich, die Trennung der republikanischen Partei in verschiedene Gruppen, vermieden werden. Man wünscht innerhalb der Kammer selbst jene Politik der Coucentration weiterzuführrn, die mau während der Wahlperiode innegehalteu. Zu dem Zwecke sollen von der wenige Tag« vor Zusammentritt der Kammer, d. h. in de« ersten Tagen de» November, zu berufenden Versammlung die Fragen debattirt und festgestellt werden,, die im Laufe der nächsten Legislatur zu lösen find. Es würde dadurch ein Programm entstehen, in dessen Rahmen zu bleiben, man sich gegen seitig zur Pflicht machen müßte. Auf Grund bissen könnte dann eine Art Contract mit dem Cabinet geschloffen werden, welches diesem eine Majorität und seine Stabilität sicherte. Da» Cabinet ist, wie gesagt, dem Unternehme« nicht abgeneigt. Politische Rundschau. Chemnitz, 31. October 1885. Deutsches Reich. Der Kaiser wohnte gestern, Freitag, der ersten Hofjagd in der Schorfhaide bei Berlin bei, zu welcher auch der König Albert und Prinz Georg von Sachsen, sowie der Herzog von Anhalt in Berlin eiugetroffen sind. Auch der Kronprinz und Prinz Wilhelm von Preußen nahmen au der Jagb theil. Die Ab fahrt in das Jagdgebiet erfolgte am Vormittag '/«10 Uhr Per Extra- zug über Eberswalde. Um 12 Uhr fand Dejeuner im Jagdschloß Hubertusstock statt, um 1 Uhr begann das Jagen auf Rothwild, von dem Nachmittags 4 Uhr die Rückkehr erfolgte. Abends 7 Uhr «ahmen die allerhöchsten Herrschaften das Mahl ein. Am Sonnabend früh wird die Streck« deS vorigen Tages abgenommen und um 10 Uhr von Neuem zur Jagd aufgebrochen. Nach Ankunft am Rendez- vousplatze um 11 Uhr wird zunächst im Jagdzelte ein Imbiß ein genommen, an den sich eia Hauptjagen auf Roth- und Dammwild anschließt. Um 3 Uhr laugt die hohe Jagdgesellschaft wieder in HubertuSstock an, nimmt um 4 Uhr das Mahl ein und tritt um 5'/z Uhr die Rückfahrt nach Berlin an. — Staatssecretär Graf von Hatzfeldt, der gegen wärtig in Berlin weilt, wird sich Ende nächster Woche auf seinen Botschafterposten nach London begeben. Die officiclle Ernennung für denselben dürste dieser Tage erfolgen. Bereit» früher haben wir mit- getheilt, daß die Entsendung deS jetzigen StaatSsecretärs auf den Botschafterposten in London das Avancement des UnterstaatSsecretärs Grafen Herbert von Bismarck im Gefolge haben dürste. Somit ist an der baldigen Ernennung des Grafen Herbert von Bismarck zum Staatssecretär jetzt nicht mehr zu zweifeln. — Bei den in Aussicht genommenen Mehrausgaben im Militär.Etat wird eS sich nicht in erster Reihe um die Organisation der Artillerie, sondern um Bewaffnungsfragen, und zwar sprciell um das Repetirgewehr, handeln. — Preußische» Abgeordnetenhaus. Die Nachrichten über die Nrwahlen in den Provinzen laufen auch jetzt noch sehr spär lich ein. Behauptet hat sich die freisinnige Partei in BreSlau und Hirschberg, in Danzig, Stettin. Posen, Kiel, Altona, Hagen, Wies baden und im Untertaunus kreis, allem Anscheine nach auch in Königs berg, Frankfurt a. O. und Lirgnitz. Auch in Frankfurt a. M. ist die Wiederwahl dcS freisinnigen Candidateu (Flinsch) gesichert, da sür diesen auch die natioualliberalen Wahlmänner stimmen werden. — Magdeburg und Elberfeld Barmen sind den verbündeten National liberalen und Conservativen zugefallen. Cresrld, bisher national liberal, hat Centrnm gewählt. In Bielefeld würde die Wahl Stöcker» durch die Bereinigung der nationalltberalen Wahlwänner mit den Antisemiten gesichert sein. In Hannover haben Nationalliberale, Conservative und auch das Centrum ihre Stammsitze behauptet. Im Gcoßen und Ganzen wird sich also die Parteigruppirung im Ab geordnetenhause wenig verändern. — Die Missionsconferenz erörterte vor Schluß derselben die aus der MisstonSarbeit geschöpften Erfahrungen, wie die Eingeborenen seitens tnr Deutschen Colonial-Verwaltungen zu behandeln seien, sowie die Frage der Erziehung zur Arbeit, der Errichtung von Schulen und der Umgestaltung der heidnischen Sitten. Die Beschlüsse werden dem ReichSttrnzler unterbreitet. — Ein eigenthümlicher Preßproceß steht dem „Wests. Merkur" bevor. Dieses zur Partei deS CeutrumS haltende Blatt hatte bei Gelegenheit deS ProceffeS Sraef die Aeußerung gethan, die Haltung der Berliner liberalen Blätter sei eine derartige, als ob sie von „Louis" geschrieben würden. Durch diese Bemerkung fühlten sich die verantwortlichen Redacteure und der Chefredacteur des „Berliner Tageblatts" beleidigt. Dieselben haben deshalb drei Jnjurienklagen gegen das Münster'sche Blatt angestrengt. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt die Behaup tung der „Germania", die Reichsregierung habe einen Vertrag mit der protestantischen MissionSgesellschaft geschloffen, wonach den katholischen Missionären der Aufenthalt in Angra Pequena untersagt sei, für Er findung; ebenso die weitere Behauptung, daß den Vätern der „Congregation du Saint Esprit" auf dem Auswärtigen Amte gesagt worden sei, Niederlassungen katholischer Missionäre in Kamerun würden wegen eines Vertrag» mit der Baseler MissionSgesellschaft nicht ge stattet; mit letzterer existire gar kein Vertrag. — Der Zuwachs der Bevölkerung deS deutschen Reiches seit der letzten Volkszählung wird nach der „Magdeb. Ztg." in militärischen Kreisen zu rund zwei und eine halbe Million ange nommen und dementsprechend bei einer Bemessung de» HeereSstandeS zu einem Proceut der Bevölkerung der Zuwachs, welchen die stehende Armee bei Feststellung des nächsten SeptcunatS erfahren müßte, zu 25,000 Manu berechnet. Gegenüber diesem Thatbestande wirft das nationalliberale Blatt die Frage auf, ob der bisherige Nechnungs- moduS nicht nur in Rücksicht auf die Finanzkraft des Landes, sondern auch im Hinblick auf den Rahmen der gegenwärtigen Armeeorgauisation auf die Dauer wird aufrecht erhalten werden können? Schon mit 1888 würde, die vorangeführten Zahle« als richtig angenommen, die Armeestärke auf rund 470,000 Mann anwachsen, mit den nächsten SO Jahren aber den Stand von 600,000 Mann überschreiten. Be reit» mit dem Erreichen eines Friedensstandes von 500,000 Mann könnten jedoch alle mililärischerseitS noch erhobenen Forderungen, die vollständige Completirung deS 15., wie de» 13. und 14 Armeecorps, eine Steigerung der Feldartillerie-Stärke, die Trennung der Pionier waffe in Feld- und Festungs-Pioniere und die dadurch bedingte Ver doppelung der Pionier-Bataillon« und die denkbar größte Verstärkung der Specialtruppen durch Errichtung noch mehrerer Eisenbahn Regi menter, einer Telegraphen- und Ballontruppe rc. nicht nur befriedigt werden, sondern eS würde dieser Heeresstand wahrscheinlich auch noch weitere Neuformationen in sich aufzunehmen im Stande sein. — Das ReichSversicheruugSamt hat folgende» Rund schreiben an die Genossenschaften gerichtet: „Die Beschlußfassung über di« Genehmigung der Gesahrentarife bleibt noch Vorbehalten, da bisher nur einig« BerufSgenossenschaslen einen Gefahreutarif eingesandt haben, und da» ReichSverficherungSamt e» für zweckmäßig hält, in eine nähere Prüfungder Tariferrstdann einzutreten, wenn einegrößereAnzahlderselben vorliegt und damit «in vergleichender Maßstab für die Beurtheilnug gewon uen sein wird. E- wird dem ReichSversicherungSamt dadurch namentlich er- möglicht werden, in Berücksichtigung eine» mehrfach aus den Kreisen der BerufSgenoffenschaften geäußerten Wunsche- darauf hinzuwirken, daß ,» thunlichst vermieden werde, gleichartige aber verschiedenen Berufsgenossenschafte» angehörende Betriebe in den Ge fahrentarifen völlig verschieden zu behandeln. Wenn, wie zu erwarten steht, der BnudeSrath beschließen sollt«, daß für die Zeit vom 1. October bi» 31. Dezember 1885 die von der Postverwaltung vorgeschoffeneu Beträge gleichzeitig mit den Vorschüssen für das Jahr 1886 zur Erstattung zu liqaidiren sind, und wenn somit eine Umlegung der Beiträge vor dem Jahre 1887 nicht eintreten wird, so kann die Frage der Aufstellung der Gefahreu- tarife und die Einschätzung der einzelnen Betriebe in deren Tlaffen mit Ruhe gelöst werden." — Pensionirung commandirender Generale. Nach dem sich der Kaiser entschlossen hatte, da» Abschiedsgesuch deS inzwischen verstorbenen Generals von Tümpling zu bewilligen, handelte e» sich weiter um den etwaigen Rücktritt der comwaudirenden General« deS XlH. (Schachtmeyer) und XlV. (v. Obernitz) ArmeecorpS. Man er zählte sich zu jener Zeit, daß der Kaiser sich in sehr bewegten Worten gegenüber General von Albedyll ausgesprochen habe, als er von diesen Gesuchen hörte, und so wurde eS erklärlich, daß sich die betreffenden Officiere entschlossen, noch ferner im Dienst zu verbleiben; General von Obernitz wurde sogar zum Chef eine- Regiments ernannt. — Trotzdem die diesjährige« Kaiser-Manöver zur höchsten Zufriedenheit des Kaisers ausgefallen, verlautet doch nunmehr von Neuem, daß General von Schachtmeyer, commandirender General de» Xlll. (württembergischen) Armee-Corps, beabsichtige, seinen Abschied zu nehmen. So sehr derselbe auch bei dem König von Württemberg als persona Aist» gilt, so beliebt er allüberall in Württemberg ist, so scheint ihn doch seine Schwerhörigkeit von Neuem zu diesem Schritt« zu bewegen. Jugleicheu verlautet, daß der Gouverneur von Metz, General-Leutnant von Conrady, seinen Abschied zu nehmen beab sichtige. Dieser Officier soll ebenfalls bereits vor länger als einem Jahre die Absicht, aus dem Dienst zu scheiden, kund gegeben haben. Als vermuthlichen Nachfolger deS letztgenannten OfsicierS bezeichnet die „K. Z." den Commandeur der 29. Division (Fretburg) General- Leutnant v. Berken. — Freie HülfSkasseu. Angesichts der Erfahrungen, welche die Gemeinden bisher mit den Ortskrankenkaffen gewacht haben, unterliegt eS keinem Zweifel, daß Anträge auf Vereinfachung de» KrankenkaflenwesenS schon in der bevorstehenden Session in großer Zahl an den Reichstag gelangen werden. Der „Hann. Cour." z. B. hat Klage darüber erhoben, daß die Recht« der freien HülfSkasseu vorzugsweise von Seiten der Socialdemokratie zu Parteizweckeu auS- gebeutet würden. Anläßlich eines Vorkommnisses in Liegnitz über die Verlegenheiten der dortige» Ortskrankenkassen schreibt der „Hann. Cour." neuerdings: „Wenn die fortschrittliche Presse jetzt auf eine Revision des Krankenkassengesetzes dringt, so hat sie sich hoffentlich klar gemacht, daß sie damiteiner Beseitigung der „freien Kassen" da» Wort redet." Somit dürfte sich in der bevorstehenden Rei'chStagSsesfion ein Sturm auf die selbständige Stellung erheben, welche da- Krankenkassen- gesetz bisher den freien HülfSkasseu neben den ZwaugS- kassen zugestanden hat. Nach Aeußerungen, welche von seiten der Liberalen und Conservativen in großer Menge an die Oeffeutlichkeit gelangen, soll die Organisation der Zwangskassen in der That practisch nicht durchführbar sein. — Von der Görlitzer Ausstellung. Wie die meisten Blätter brachten auch wir die Nachricht, daß der Hauptgewinn de» Görlitzer Ausstellungs-Lotterie noch nicht seinen Abnehmer gefunden habe. Das hat ohue Zweifel unter allen Inhabern von Loosen, die bislang leer auSgegangen, große Aufregung hervorgerufen. Doch war die» „viel Lärm um Nicht-." Die „Görl. Nachr." schreiben näm lich: „DaS Publikum, besonder» da» auswärtige, kann sich immer noch nicht über da» im Umlauf befindliche Gerücht beruhigen, daß ein hervorragender Gewinn der Görlitzer Gewerbe-AusstellungSlotteri« noch nicht abgeholt sei. Wir wachen darauf aufmerksam, daß letzteres nicht der Fall ist, daß vielmehr fast alle darüber colportirten Mittheilungen der Begründung entbehren. Sämmtlich« Hauptgewinne haben schon seit Wochen ihre Abnehmer gefunden, in den meisten Fällen ist da» Anrecht auf den Gewinn verkauft worden und ist erst der zweite bezw. dritte Eigenthümer zum Empfang erschienen. So viel bekannt ge worden, hat ein Herr Schönlank-Berli» den ersten Hauptgewin» von einem Herrn auS Bochum käuflich an sich gebracht und hier abgeholt I Der zweite Hauptgewinn ist an einen Herrn Murser in Neurode ent fallen und von demselben im Wesentlichen an den Verfertiger, Herm Höer Hierselbst, zurückverkauft worden. Der dritte Hauptgewinn ging au Herrn Krompholz nach Dresden, der vierte Hauptgewinn wurde im Aufträge deS außerhalb Görlitz wohnhaften Gewinners von Herrn Menge hier abgeholt und der fünfte Hauptgewinn ist von Herr« vr. Wideburg iu Erfurt gewonnen worden. Der Gegenstand deS letzteren, ein schöner Landauer, prämiirt, steht durch den geschäftS- ührendeu Ausschuß zum Verkauf." Schweiz. Di« allgemeine Volksabstimmung, die letzte« Sonn tag in der Schweiz vollzogen worden ist, hat den BnudeSrath nun mehr ermächtigt, die Artikel 31 und 32 der eidgenössischen Bundes verfassung dahin abzuändern, daß die «lkoholbefteuerung nicht mehr den Einzeltantonen Vorbehalten, so»dern zur BundeSsache gemacht werden soll. Stach der nunmehr erfolgten amtlichen Zählung wurden 229,169 Stimmen für und 157,035 Stimmen gegen die Vorlage abgegeben. ES wird nun ein allgemein verbindliche» Gesetz zu er laffen sein, da» die Fabrikation und den Verkauf von Schnaps und sonstigen Spirituosen mit einer Steuer belegt, au» deren Erträguiß bis 1890 den Kantonen der Wegfall ihre» „OhmgeldeS" ersetzt werden soll. — Da» Wetter war in letzter Woche abscheulich; im Thale strömte der Regen und auf den Bergen wirbelte der Schnee. Andernfalls wäre die Betheiligung an der Abstimmung noch weit stärker und die Zahl der Zustimmenden noch weit größer gewesen. Frankreich, lieber das auf den französischen Minister des Aeußeru, Herrn Freycinet, begangene Attentat wird noch au» Pari» belichtet: Der Attentäter, welcher nach Freycinet» Ansicht, trotz der ruhigen Haltung, von einer fixen Idee behaftet ist, hat dem CabinetS- ches Herbette erklärt, daß er auf den Minister geschaffen habe, weil Frankreich nicht eine wahre Republik sei, von der man nur die Form und nicht die republikanischen Institutionen entliehen habe. Er habe Herrn Freycinet nicht persönlich, sondern nur nach einer Photographie gekannt. Der Polizeipräsect Sragnon. ehemal» Präsret in Korsika, erkannt« in de» Attentäter- Aussprache den korsischen Dialect; so angeredet gab er im Wiederspruch zu seiner ersten Aussage an, daß er geschaffen habe, weil er persönlich von Freycinet in Vermögen
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