Volltext Seite (XML)
Voigtlän-ischer Anzeiger Siebenundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht i« Plauen. Ehrlicher Abonnementsprri« für diese, Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, t Thlr. « Ngr. — Die Jnsertion-gebührea werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältnis des Raumes. — Dienstag. L4 L6 Fetruar L8SL. Drainage. Wie hoch man in England rie Drainage hält, wie man die- ftlbe immer weiter und weiter anszudehnen beabsichtigt, welche Er gebnisse von derselben man dort bereits erzielt und wie weit um fänglichere man noch von derselben zu erreichen beabsichtigt, geht auS einem Berichte der N Z. vom 17. Tecbr. 1855 aus London hervor, den wir zu Nutz und Frommen unserer Landwirthe, na mentlich der kleineren, die leider »och zu sehr am alten, feststehen den Betriebe ihrer Wirtschaften hangen und zum eigenen großen Nachteile von den Fortschritten des Ackerbaues entweder gar nicht, oder doch nur ungern Krnntniß nehmen, mitzutheilen uns nicht versagen können. Man geht nämlich, nach einem in der „Gesellschaft der Künste" gehaltenen Vortrage mit nichts Geringerem um, als alle- ur bare Land in Englund zu drainiren. Ein riesiger Gedanke, ganz würdig deS englischen Unternehmungsgeistes! Die Kosten sind zu 107 Mill. Pfund Sterling, etwa 700 Mill. Thaler berechnet. Das scheint ein ungeheures Capital, ist aber immerhin gering im Vergleich zu den zehnfachen auf die Eisenbahnen in England ver wendeten Kosten, zumal wenn dann der Ertrag der Ernte in Eng land, wie man berechnet, um 5 Mill. L00,000 Quarter Waizen, als wie viel England in den besten Erntejahren Zufuhr vom Aus lände braucht, gesteigert we»den würde. Zur Steigerung der Ernten mahnen aber die immer wiederkehreuven Theuerungen auch in Deutsch land dringend. Menschlicher Wahrscheinlichkeitsberechnung nach würden die Folgen allgemeiner Drainage auch auf daS Klima von nur wohl- thätigem Einflüsse sein. Der Haupt- und Grundgedanke deS Hrn. Ward, der diese Frage zu seinem besondern Studium gemacht hat, und dessen Beobachtungen und Versuche überall interessiren müssen, ist eine doppelte Entwäs serung, eine unterirdische für daS Grundwasser, die andere oberirdi sche für das Regenwasser. DaS Regenwasser will er ausschließlich den Bächen und Flüssen zugesührt haben, das Grundwaffer soll zur flüssigen Düngung verwendet werden, die er mit der Entwässe rung verbunden wissen will. Ein gelungener Versuch mit diesem letzteren System ist bereits gemacht worden. Ein Gutsbesitzer hat den Inhalt der Gossen und Kloaken der Stadt Rugby für jährlich 50 Pfund Sterling gepachtet. Der flüssige Dünger wird ihm auS der Stadt durch eine Röhre zugeführt und durch eine Dampfpumpe mittelst kleiner eiserner Röhren über 500 Morgen (etwa 250 Scheffel) Ackerlandes verbreitet. An diese eisernen Röhren werden, wo nö- thtg, Schläuche mit Brausen angeleget. Die Kosten betragen für den Morgen Landes 4 Pfund Sterling. Dieser Gutsbesitzer versichert, daß er nie nöthig habe, den ihm zuströmenden flüssigen Dünger aufzubewahren, sondern daß er ihn täglich das ganze Jahr hindurch mit Vortheil verwenden könne. Der einzige Uebelftand sei, daß in der Stadt Rugby da- Regen wasser in die Gossen fließe, daß daher nach starken Regenschauern der Dünger zu sehr verdünnt sei, von der Dampfpumpe nicht schnell genug bewältigt werden könne und dann theilweise in den Fluß abfiieße, nachdem die Ländereien ihr Gtfalle haben. In der Pro vinz Preußen haben im verflossenen nassen Jahre die drainirten Acker einen so vorzüglichen Ernteertrag gewährt, daß für diesen Sommer bedeutende Drainanlagen sowie Wiesenbauten rc. in der genannten Provinz in Aussicht stehen. Der vom Centralveretn westpreußischer Landwirthe als Drainingenieur angenommene In genieur hat für die Dauer deS Sommers gegen tausend Arbeiter dazu engagirt. Wir theilen diese Notizen auS verschiedenen Gründen mit. Zunächst und vor Allem, um zu zeigen, welche hohe Entwickelung der Ackerbau in England und anderwärts in Deutschland nimmt, und wie sehr das Voigtland Ursache hat, nicht zurückzubleiben. Die Gegensätze im Vergleiche finden sich von selbst. Dann aber auch möchten wir darauf aufmerksam machen, daß nicht bloS auf indu strielle Unternehmungen, sondern auch auf Hebung der LandwtrH- schäft noch große Kapitalien verwendet werden müssen, wenn daS unentbehrliche Korn hinreichend erzeugt, noch weite Strecken Lande-, die theils wüste liegen, theilS schlecht bestellt sind, nicht blos ur bar, sondern auch einträglich gemacht und in vorzugsweise acker bautreibenden Landstrichen Beschäftigung suchenden Massen Arbeit und Verdienst werden soll. Zeitungen Sachsen. Dresden, am 20. Febr. Se. Maj. der König geruhten am heutigen Vormittage die hiesige Kadetten- und Artil- lerieschule mit Allerhöchstihrem Besuche zu beehren und darin meh reren Unterrichtsstunden und Prüfungen bcizuwohnen. Kirchberg. Am 16. Februar ward der im dritten Lebens jahre stehende Knabe deS hiesigen GasthofSbesitzer Hofmann, nach dem man ihn bereits seit mehreren Stunden vermißt und allent halben gesucht hatte, in einem, unfern deS Hauses gelegenen tiefen Röhrtroge, an welchem er gespielt hatte, ertrunken aufgefunden. Die angestellten Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Löbau, 21. Februar. Gestern Abend gegen 9 Uhr ist in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Ebersdorf bei einem zwölfjährigen Knaben V. die Tollwuth au-gebrochen. Der Unglückliche ist sofort gerichtSärztlicher Behandlung unterworfen worden, über deren Verlauf weitere Resultate abzuwarten sind. So viel verlautet, soll der bedauernswürdige Knabe vor nunmehr drei Jahren von einem tollgewordenen Hunde desselben OrtS gebissen worden sein, waS wahrscheinlich zur Zeit der Verletzung seinen Angehörigen entweder verheimlicht, oder von ihnen zu wenig beacht« worden sein mag.