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H> !> Drahlanschrlst: »«chrUtzte« Dre«»e» -erntprecher-Sammelnummer: S» 241 «nr stk VachkelprLche: 20011 Bezugs-Gebühr» e< NnUch »«eimalteer Z>ch«Iln»a Iret Henl l Juni I.«0 Marl »hn« Nost»usteUurrn»<,,»ühr Vtennt«. «aterHal» Dre«»en» 1» Gsenni«. . »oldmari berechnet: dt« «tntpaltta» X> mw drei Olniairran.^noila - »» für autwärt» «0 Via- SamAen-mietaen nnd SteUengeluche ahne «Anzeigen-^>»relse« ,L Btg^ mitzerhald »» »fg., dl, »o m» breite «evame»ell« XX) Vll-, ar »so Vfg. vsserten-ebtthr X» Vs - - — . Vostbe,u^pret« sttr Monat «t»t»l««««e» 1» Dt« «ln«eigen werde» nach «oldmart breite Zeile ne Rabatt «nterhalb Vsg- »twwSrti,« blnstr»,« gegen Vorau1be»ahlung. Vchriftlettnng und Hauptgeschlstbstell«, «arten»»«»» 3S/4S Druck «nb 8erlag »on kiePsch » «etchardt in Dre«be Voftschech»,»»» 10SS »re«»«» Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe (»Dreldner Nachr.'l »ulälslg. — Unverlangte kchriststücke werden nicht aufbelva-rt. Zerfall der chinesischen Nordarmee. MOV Nordsoldaten zu deu Südtruppe« übergegangen.—Das Kabinett gegen Bahntariferhöhung. Der Sieg Ser Kuomintang. Gefchlchtswende in Lhina. Mit der vollen Besetzung Pekings durch die Slldarme«, die nach dem heute gemeldeten vollständigen Zerfall der Nordtruppen nur mehr ein« Frage von Stunden sein kann, hat sich der Wirrwarr des chinesischen Bürgerkrieges einigermaßen geklärt, wenn «S auch sicher zu früh wäre, wollte man sagen, daß damit der Krieg beendet und die Einigung Chinas vollzogen ist. Immerhin, der militärische Steg der nationalistischen Kuomintang- Partei. der im Laufe dieser Jahre durch wiederholte Rück schläge, durch die kommunistische Spaltung in Hankau und nicht zuletzt durch bas feindliche Eingreifen fremder Mächte immer bedrohlicher in Frage gestellt war, scheint jetzt gesichert, weil der gefährlichste Feind der chinesischen Einigung, der Macht haber des Nordens, Marschall Tschangtsolin. vom chinesischen Schachbrett verschwunden ist. Deshalb kann man wohl sagen, daß die endgültige Einigung Chinas und damit seine Wieder- ausrichtung als politische Macht, wenigstens im Nahmen der 18 Provinzen, die zum «eigentlichen China" gehören, nicht mehr zu verhindern ist — auch nicht durch die Japaner — sofern die südchtnesischen Heerführer die Früchte ihres Steges zu pflücken wissen und nicht in daS alt« chinesische National- lasier der Selb-stzerfletschung bet der Verteilung der Beat» zurückfallen. Leider deutet die letzte militärische Entwicklung trotz ihres siegreichen Ausganges für dt« südchinesische Nattonalpartei darauf hin, daß dem gequälten Lande von dieser Seite neue Gefahren drohen. Denn so wie die Dinge verlaufen sind, ist nicht der eigentliche Oberbefehlshaber und zugleich der Staatsmann des Südens, Tschtangkatschek. der Sieger von Peking, sondern seinen Verbündeten, den Generalen Feng und Jen, siel die Hauptstadt als reife Frucht seiner Mühen und Stege in den Schoß. Schuld daran sind die Japaner, die durch ihr Eingreifen in der Provinz Schantung den Bormarsch Tschiangkaischeks längs der Eisenbahn Nan king-Tientsin aufznhalten versuchten, um ihrem bisherigen Schützling Tschangtsolin vor Peking eine letzte Chance zu bieten. Tschtangkatschek wurde auf diese Weise, da für ihn eine militärische Auseinandersetzung mit den japanischen Streitkräften nicht in Frage kommen konnte, zu einer weit nach Westen ausholenden Umgehung gezwungen, mit dem Erfolg, daß er bet der Entscheidungsschlacht vor Peking nicht zugegen war. Was aber die Japaner nicht verhindern konnten, das war der gleichzeitige Vormarsch der beiden an- deren süchindsischen Herreskolonnen, deren Anmarschstraßen außerhalb ihrer NetchSwette lagen: Feng konnte aus seinem Gebiet an der Hankau--Peking-Bahn in der Richtung auf Pauttngfu vorstoßen, und auch Jen, der jahrelang in feiner „Bergfestung" der Provinz Gchansi auf der Lauer gelegen war. konnte jetzt in die nordchinesische Ebene ein. fallen und im Zusammenwirken mit Feng den Feind zum stampf stellen. Bei Pauttngfu, 18« Kilometer südlich von Peking, siel die Entscheidung. Trotz der Abwesenheit Tschiang- kaisibcks gelang es den Verbündeten Feng und Jen. den Marschall des Nordens. Tschangtsolin, entscheidend zu schlagen und ihn dadurch zur Aufgabe Pekings zu zwingen. Tie Japaner mußten als betrübte Lohgerber zusehen, wie Tschangtfoltns und damit ihre Felle davonschwammen. Aber sie haben sich in schneller Einsicht gefaßt und Teile ihrer Truppen aus der Provinz Schantung zurückgezogen und diese verstärkt durch andere Streitkräfte, die in Korea bereit standen, nach der Mandschurei geworfen, um ein Ueber- greisen des Bürgerkrieges in dieses „Protektorat" Japans zu verhindern. Das bedeutete einen wetteren schweren Schlag siir Tschangtsolin, der in seiner ganzen Laufbahn vom Pferde knecht und Räubcrhauptmann bis zur Stellung eines Allein- Herrschers über ganz Nvrdchina seit dem Russisch-Japanischen strieg mit den Japanern durch dick und dünn gegangen war. Zuletzt wurde er von den ehemaligen Freunden sogar in seiner mandschurischen Kcrnprovinz befehdet und er litt mit seinem gewaltsamen Tod das Los fast aller Diktatoren und Tyrannen, deren Stern im Sinken ist. Die Südchinesen, froh, seiner los zu sein, werden wohl oder übel sein letztes Herr- schastsgebiet, die Mandschurei, ihrem Schicksal überlasten müssen, das im besten Fall darin besteht, daß sie auf dem- selben Wege wie Korea unter die unumschränkte Herrschaft des JnselreicheS kommt. Denn den Einmarsch in die Mand. Ichurei kann der Süden gegen Japans bewaffnete Macht nicht erzwingen, und überdies wird er im eigentlichxn China noch genug Arbeit haben, um seine Herrschaft zu befestigen. Gibt es doch auch innerhalb der t8 Provinzen noch weite Gebiete, die der Kuomintang noch nicht Gefolgschaft leisten und wahr- scheinlich mit Waffengewalt unterworfen werben müssen. Eine andere, für die SÜdpartei im Augenblick wie! wich- tigere Frage ist di«, wie sich nach dem Einzug in Peking die drei verbündeten Südgenerale zueinander stellen werden. Lwar gehören Ne äste der Knomintang an, äder^das d»d»»M Eine Armee in Auflösung. Tokio, 5. Juni. Rach de« hier vorliegenden Meldungen find sSmtliche antzerhald der Mandschurei stehenden Nord» truppe» in Stärke »o« 80 000 Mann am heutigen DienStag z« de» Südtruppe« Lbergegangen, womit der Bürgerkrieg zwischen Nord» und Südchina anf dem eigentlichen chinesischen Boden ein «nblntige» Ende genommen hat. Die Kerntrnppen der Südarmee sind -iS an die Grenze der Mandschurei vor» geschoben worden. Die Ranking-Regiernng wird in Nord» china überall Provinzregiernngen einsetzen. Ans Peking soll eine Provinz st adt werde«. DaS diplomatische Korps wird z« diesem Beschluß alsbald Stellung nehmen. Von japanischer Seite wird angesichts der raschen Entwicklung der Verhältnisse in China ein An näherungsschritt gegenüber der Nanking-Regierung be absichtigt. So erklärte der japanische Ministerpräsident, daß Hn der nächsten Kabinettssitzung die zur Herstellung normaler Beziehungen zu der Nanking-Regierung geeigneten Schritte beschlösse,» werden würde«. , t- .kurUrrKZ^l oter tru.p/>57r. llllllllllliuüllllv» ot»--H»-"ree " sire/ra.ri.F/(o.LLcVt.ek<L Reuter meldet aus Schanghai: 20 000 Mann der Truppen, die bisher einen Teil der Nordarmee bildeten, seien durch Intrigen und Bestechungen veranlaßt worden, die Eisenbahn brücke in Nangsin in der Nähe von Tientsin in di« Lust zu sprengen. Dadurch sei der Rückzug zweier mandschurischer Armeekorps nach Mukden aufgehalten worden. Das Geheimnis um Tschanglsolin. London. K. Junt. Die von einer japanischen Zeitnng veröffentlichte Meldung vom Tobe Tschangtsolins wird ans anderen private» Quelle« bestätigt. Offizielle Mit» teilnngen über den Tod des «ordchinesischen Diktators liege« jedoch weder aus japanischer «och auS englischer Quelle vor. Ein Rcnter-Bericht ans Tokio besagt, daß alle Anstrengungen gemacht werden, «m den Tod Tschangtsolins geheim zu halten. Nach einem Bericht aus anderer Quelle, ist bei dem Attentat in der Nähe von Mukden auch der Gouverneur der Provinz Heilung-Klang, der von Tschangtsolin znm Ministerpräsidenten der nordchinesischen Regierung in Peking ernannte Pan-Fu, «ms Leben gekommen. Das japanischc Außenministerium teilt zu de« Gerüchten über das Ableben Tschangtsolins mit, es sei zurzeit noch nicht in der Lage, irgendwelche Erklärungen hierzu abzugeben. Die letzte Vcrlautbarnng der Acrzte des Marschalls besage, daß die Verwundung des Marschalls Komplikationen nach sich gezogen habe. Die Aerzte besände« sich im Schloß und seien von der Außenwelt abgeschloffen. Reuter erfährt, daß die Nachricht, Tschangtsolin sei durch den Anschlag auf den Eisenbahnzug, in dem er von Peking nach Mukden reifte, getütet worden, in den amtlichen Kreisen tn London keine Bestätigung erhalte. Die wetteren Folgen -es Sieges -er Sii-armee. tDrahtmelbung unsrer Berliner SchriftleitungJ Berlin, 8. Juni. Für die Ausländer ist nach dem Stege der Südarmee die eine große Frage entscheidend, ob der kommunistische Einschlag bet der von Nanking ans- gegangenen Bewegung in nennenswertem Umfange vor- Händen ist oder ob die Aera eines engen Bündnisses mit Sowjetrußland bereits als überwunden bezeichnet werden muß. In letzter Zeit war es davon sehr still geworden, und manche recht scharfe Kundgebung der Nanktnger Regierung berechtigt zu dem Schluß, daß sie sich wohl von Rußland Hilfe an Geld und Kriegsmaterial hat stellen lasten, daß aber von einem Hercinreden durch Moskau nicht gesprochen werden kann. Man darf somit wohl annehmen, daß mit dem Siege der nationalistischen Richtung nicht auch ein Sie- der Kommunisten verknüpft ist. Gleichzeitig erhebt sich eine weitere interessante Frage. China ist im Völkerbund, auch in der jetzt tagenden Ratstagung, durch einen Gesandten Pekings vertreten. Die Pekinger Regierung hat nun aber aufgchört zu existieren. Wie wird sich nun ihr Gesandter in Genf verhalten, und wie wird sich der Völkerbundsrat dazu stellen? Wie die Londoner Zeitungen berichten, hat die Be setzung Pekings durch die siegreichen Heere des Südens begonnen. Zunächst sind die Truppen der Provinz Schansi in die Vorstädte von Peking eingezogen. General Jen hat be reits neue Verfügungen in den Vorstädten Pekings an schlagen lasten. In Peking selbst sorgt noch der von Tschang- tsoltn eingesetzte Wohlfahrtsausschuß für dte Aufrechterhal- tung von Ruhe und Ordnung. Im übrigen kommt aus China eine Flut von Falschmeldungen, auS denen mit Sicherheit nur hervorgeht, daß dte Nankinger Regierung dem Gouverneur Jen von Schansi den Oberbefehl über die künf tige Pekinger und Tientstner Garnison übertragen hat, «nd daß beträchtliche Teile der früheren Nordarmee den Anschluß an Jen suchen. Das geschieht angeblich nicht ohne finanzielle Nachhilfe von seiten Nankings und jedenfalls hum Schaden der Stellung des christlichen Generals Feng in Nordchina. wenig für ihre Einigkeit, wenn man in chinesischen Begriffen denkt. Sind doch alle diese Generale, mit Ausnahme Tschiang kaischeks vielleicht, den man den chinesischen Napoleon genannt hat und der schon Proben seiner Fähigkeit zur Selbstent sagung geliefert hat, in erster Linie Landsknechtführer, immer auf den eigenen Vorteil bedacht und alle ehrgeizigen Plänen nachhängend. Schon kommen ja auch aus Peking die ersten Meldungen, die deutlich burchülicken lasten, daß Rivalitäten zwischen Jen und Feng um die Macht Uber Peking begonnen haben, was um so schwerer ins Gewicht fällt, als der Ober- befehlShaber Tschtangkatschek noch, nicht zur Stelle ist. Feng, als der „christliche" General bekannt, ist eine sehr eigenartige und komplizierte Persönlichkeit. Bon den Engländern mit ihrem großen Cromwell verglichen, von den Chinesen als ihr Washington gefeiert, ist er jedenfalls ein Führer, der sich nicht leicht verdrängen läßt, eine Kampfnatur, die fähig ist. dnrchzuhalten bis zum Steg oder Untergang. Ihm gegen- über steht Jen als ein neuer Mann. Von ihm ist bekannt, daß er sich in' seiner Heimatprovtnz Schansi durch sin fried-i lichcS und mildes Regiment dte Liebe der Bevölkerung er- worben hat. wav bet einem chinesischen General-Gouverneur etwas heißen will. Jedenfalls kann er, gestützt auf seine Popularität, für seine jetzigen Krenyde ein gefährlicher Gegner werden, wenn es zu Streitigkeiten ernsthafter Art kommt. Dte Kuomintang steht also nach threm Stege Uber den Norden noch einmal vor einer ernsten Entscheidung. Der mMtärtsche Erfolg muß erst gekrönt werden d««h Antere Festigung, bevor man sie zur Einigung Chinas beglück- wünschen kann. Diese wichtige Entscheidung, ob weiterer Bürgerkrieg oder gemeinsame friedliche Aufbauarbeit, wird auch von Be- deutung sein für den letzten Machtsaktor in der chinesischen Politik, für die Haltung der fremden Mächte. Sie haben den Sieg der Kuomintang mit sauren Mienen gesehen, weil bekanntlich ein einiges und starkes China nicht im Inter- esse ihrer Macht, und Geschäftspolttik liegt. Aber sie können diese Entwicklung, wie der japanische Fehlschlag beweist, nicht gewaltsam aufhalten, wenn die südchinesische Partei ihnen nicht durch Verlängerung des Krieges, durch damit ver- bundcne Ausschreitungen in den Bertragsstädten und ähn- liche Zwischenfälle dazu neue Gelegenheit gibt. Schon zeigt England, daS in seiner China-Politik traditionell ein be- wnndcrnSwürdtgeS Fingerspitzengefühl entwickelt. Sinn für dte Neue Wendung der Dinge, indem es versucht, sich mit den zukünftigen Herren von China in freundschaftliche» Einver- nehmen zu setzen. An die Stelle der Kanonenboote sind be reits höfliche Diplomatenbesuche getreten. Die heute ge meldeten nanktngsreundltchen Beschlüsse be« Kabinetts von Tokio zeigen, daß auch die anderen Mächte, sogar die bisher so ruppigen Japaner auf diesem Wege folgen müssen, wenn sich die Kuomintang ihrer SchtcksalSstunbe gewachsen -etgt. Dann erst wirb sie mit Aussicht auf Erfolg darangehen können, da« Vermächtnis thre» Gründer« Gunyatsen zu er- f««»« H»d »»m ASMVn IVRNa Hte'»«»e Freiheit zu schenke».