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Freitag. Erscheine Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postaustalten. Nr. 9. 29. Januar 1869. Weißerih-Zeitung. M Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter und Stadtrülhe zu Dippoldiswalde und /raucnflei«. Verantwortlicher Redakteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Wir haben bisher noch nicht erfahren können, ob die Arbeiten zur Aufsuchung einer Linie für eine Straße nach „Edle Krone" bei Höcken- derf zum Anschluß an die Eisenbahn, begonnen haben oder nicht, oder wie weit sie gediehen. Seiten unseres Stadtrathes ist abermals eine Petition — wir wissen nicht, die wievielste — an die betreffende Behörde ab gegangen um endliche Herstellung der so allgemein ver langten Straße. Ob sie Erhörung finden wird? Wir wollen es hoffen und wünschen; fast möchte mau es aber bezweifeln bei der so lange lange Jahre schon andauernden, mehr als stiefmütterlichen Behandlung unserer Stadt und ganzen Umgegend in Bezug auf Herstellung von Straßen. Aber nicht blos von hier aus regt sich der Wunsch um eine Straße von Dippoldiswalde nach der Eisen bahn; auch anderwärts sieht man die dringende Noth- wendigkeit ein. So bringt der „Freiberger Anzeiger" vom 25. Januar einen darauf bezüglichen Artikel, den wir hier folgen lassen. Freiberg. Wie sehr gute Straßen und Verbin dungswege, wohleingerichtete Post- und andere Verkehrs anstalten, Eisenbahnen und Flußschifffahrten das Staats- und Volkswohl fördern und heben, davon zeugen alle Länder, wo sie vorhanden und bestens unterhalten werden. Alle Production und Consumtion wird durch sie erleichtert und erhöht durch billigere und schnellere Zuförderung, raschen Um satz, Zeit- und Kostenersparniß; sie befördern allen Geschästs- und Gewerbverkehr, beleben die Verbindung der Länder, Städte und Dörfer, tragen zur Verbreitung von Kenntnissen wesentlich bei und dienen aller Wissenschaft, Kunst und Industrie. Darum ist auch in neuerer Zeit immer an Vermehrung und Vervollkommnung dieser wichtigsten Verkehrsmittel überall sehr gelegen und Jedermann muß wünschen, daß da, wo es noch daran mangelt, möglichst für ihre Herstellung gewirkt werde; eben darum hat man z. B. auch noch in neuester Zeit zwischen Freiberg, Hainichen und Frankenberg den nöthigen Postverkehr, an dem es früherhin sehr fühlbar mangelte, eingerichtet, nun aber auch für Eisenbahnverkehr eben dahin, sowie nach Oederau, Chemnitz und Annaberg gesorgt. Aber noch immer ist kein unmittelbarer Postverkehr zwischen Freiberg und Dippoldis walde in Ausführung gebracht, so vielseitig er auch immer begehrt worden ist, zumal seitdem die Klingenberg-Colmnitzer (und Höckendorfer) Eisenbahnstation den Postverkehr von und nach Dippoldiswalde auch viele ansehnliche Ortschaften der Umgegenden, denen ein solcher Postverkehr von und nach dieser Haltestelle sehr förderlich, ja in manchen Geschäftsfällen höchst nöthig ist. Er würde auch nicht blos das Post-, sondern auch das Eisenbahn-Interesse merklich erhöhen, beson ders weil nun von Dippoldiswalde auch nach Oederan, Franken berg, Hainichen, Chemnitz, Annaberg und Zwickau von der Klingenberg-Colmnitzer Eisenbahnstation weg und zurück ein viel leichteres, kürzeres und billigeres Eisenbahn-Fortkommen ermöglicht ist. Die Gegend nach und um Dippoldiswalde ist nicht nur Volk- und industriereich und vielfach productiv, sondern auch sehr anmuthig und schön und von Ortschaften umgeben, die wie Kreischa, Lungwitz, Maxen, Reinholdshain, Reinhardsgrimma, Reichstädt, Berreuth u. a. in., sehr besucht und gekannt zu werden verdienen, während in der Nähe reicher Kohlenbergbau die Unigegend belebt und interessant macht. Dies Alles würde den Besuch und Verkehr dieser Gegend noch mehr als bisher emporbringen, wenn nur end lich mindestens eine Postbesörderung von der Station Klingen berg-Colmnitz oder „Edle Krone" bei Höckendorf aus direct nach Dippoldiswalde gangbar würde! Zu diesem Zwecke wäre es sehr verdienstlich, wenn städtische Vereine und Be hörden, sowie Landgemeinden, Besitzer von Jndustriewerken und Landgütern, sowie Gewerbvereine, um eine so wünschens- werthe Postbeförderung petitionirten. Dies Alles ist von hier aus bereits geschehen, wie allbekannt ist. Behörden, Gemeinden, der Gewerb- verein, Rittergutsbesitzer und Friedensrichter haben pe- titionirt, schriftlich und mündlich bombardirt, — bis jetzt aber umsonst! (Auch unsere „offene Petition" in Nr. 8l d. Bl. vom vorigen Jahre an die Königl. Amtshauptmannschaft ist — wir ahnten es wohl — ohne alle Antwort und Erfolg geblieben! D. Red.) * Schmiedeberg bei Dippoldiswalde. Am Dienstag, 26. Jan., hat die 26jährige Christiane S. Hierselbst in einem offenbar getrübten Gemüthszustande durch Er - tränken im Mühlgraben sich den Tod gegeben. ° Dresden. Das plötzliche Hervortreten der deutschen Fortschritts- oder demokratischen Partei Hierselbst, in Bezug auf die für den Monat März oder April bevorstehenden Landtagswahlen, hat zunächst die Folge gehabt, daß der Minist-rialse- cretär vr. Petermann, Mitglied der deutschen BolkSpar- tei in Sachsen, aus dem Ausschuß der hiesigen de mokratischen Vereinigung getreten ist. Dieselbe hielt im vergangenen Winter mehrmals Versammlungen unter dem Vorsitz des Prof. vr. Wigard und unter Theil- nahme vornehmlich des Adv. Gruner und dann der Herren Schraps, Reichstagsabgeordneter, und Bahl- teich, Vorsitzender des Dresdner ArbeiterbildungSvereinS, beide der Volkspartei angehörig. Andere Mitglieder dieser kleinen, aber rührigen Partei sind die Reichö- tagsabgeordneten Bebel und Liebknecht zu Leipzig, Prof. Wuttke ebendaselbst, Buchhalter Moteller zu Crimmit schau rc. Die Ziele derselben sind eine Zurückführung Preußens zur völligen Ohnmacht, und der Sieg der social-demokratischen Prinzipieen in einem, aus lauter