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Vesper in -er Soptiienkirche. Dresden, Sonnabend, den 19. Februar 1898, nachm. 2 Uhr. 1. Kantaste für Orgel von M. Brosig. 2. Prei Psakmenkieder von P. Cornelius nach Tonsätzen von I. S. Bach. a) Warum verbirgst du vor mir dein Antlitz, warum hast du meine Seele verstoßen? Mein Gott, mein Heiland, wie Hab' ich Tag und Nacht die heißesten Thränen der Reue vergossen! Mich hält wie gefangen mein Leid, mein Klagen; kein Stern erlösend im Dunkel will tagen. Oede, dem Grab gleich, umgiebt das Herz nur ein Schmerzensabgrund, der kalt mich umschauert; wie zu den Tobten hast, Herr, Du mich hingelegt, daß hoffenslos, trost los die Seele mir trauert. Wenn du, Herr, mir schweigst, welch schaurig Schweigen! Wann meinem Flehen wirst, o Gott, du dich neigen? b) Stromflut dahin rauscht durch Babels Gefilde: Herz blut, so brichst du in Thränen hervor! Zion, du strahlst hell in qualvolle Träume, da doch dein Volk dich auf ewig verlor! Dir grünet der Oelbaum, kühl weht dir die Palme noch, uns brach das Herz, blühet nie mehr empor. Schmachvoll bedrängt uns der Ruf unsres Feindes: „Singt uns von Zion!" so heischt sein Gebot; doch Weh', mein Volk, dir, unendlich Wehe, sängst du des Herrn Lied dem Feind', der dir droht! — Einmal zuletzt nur beim Heimgang ertön' einst, Zion, dein Bild noch im Tod. o) Heil und Freude ward mir verheißen, eingeh'n werd' ich zum Haus des Herrn; deine Schwelle soll ich begrüßen, deinen Tempel, Jerusalem! Hoch und herrlich bist du erbauet, alle Völker wandern zu dir; Gottes Namen hörst du verkünden, hörst ihn preisen, Jerusalem! Frieden herrsche in deinen Mauern, Heil den Hütten, den Hallen Heil! Heil den Herzen, die voll von Liebe treu dir schlagen, Jerusalem! 3. „Jerusalem, die du lobtest die Propheten", Arie aus ^Paulus" von Mendelssohn, gesungen von Fräulein Marie Nechanitzky, Concertsängerin aus Berlin. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr 39l, l. Ach komm, füll' unsre Seelen ganz, du gnadenreicher Liebesglanz, du väterlich Erbarmen; von deiner Gluth laß Herz und Muth recht inniglich erwärmen. Vorlesung. 5>. „Geh' nicht allein dnrch's Leven", geistliches Lied (op. 79 Nr. 3) von Oskar Wermann, vorgetragen von Fräulein Marie Nechanitzky. 6. Motette von Ernst Flügel, Kgl. Musikdirektor in Breslau. llssu bsrÜAus, u ouiu8 i^no opto tlu^ruro ot to ainaio! our non tla^ruvi, eur non uinuvi to, llosu Okrigto? 0 kriKN8 tristo! (Gütiger Jesus, von deinem Feuer möcht' ich entbrennen und dich lieben! Warum bin ich nicht entbrannt, warum habe ich dich nicht geliebt, Jesu Christe? O welch' traurige Kälte!)