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Dresdner Journal : 30.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187103309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18710330
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18710330
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1871
-
Monat
1871-03
- Tag 1871-03-30
-
Monat
1871-03
-
Jahr
1871
- Titel
- Dresdner Journal : 30.03.1871
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73. Donnerstag, den 30. März. 1871. Ldouuow .i1»prel»e r Iw ««rckL. Svnä,: ^Uuliob: . . . . S 1^1 r. HNbrliob: l Hilr. lü Hzr LioL»tUoN: . . . IS ü^r. düorelov Xvwiuerv.11-8^ In tritt jllbrlict» S 'tblr. 8t«wpel»«bakr, »v»—<ie» Xordd. Luode» kost- und LtsmpolruscdlaA Kiuru. tosvratonprelvvr kür dou knum einer »e,x»Iteue» Teile: 1A ^8^- ^»ter „ Lioxet-enat" die Teile: 3 krsekelnku: ^üzlicb, mit Xusnnkme der 8ouu- und k'eiertu^e, >dend» Kr Neu sollenden ^»8- DreMerIourml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. leeereteoeeueNme »«»vSrter I-etxrlU. Fr. Lrand»t«tt«r, 6on»tui«io»Lr «le, Dresdner 0o«runl»; vbsndL«.: /I. Dn-Ier, Du««»» Fort u. D Freier,- S»m- dllr8-N«rUe-Vl»»-l^l»»tU-3»»«I-rr«ü»o-rr»i>>cSlrt s. N.: //aaernst«« <S kodier, LerUa -Vi«, - bar^ - Vr»nii- kvrt ». U.-Nünvdsll Dvd Ako««,- LsrUn- F. ^trnie^er, /I. FldrecTd, Lreineo: F. Lc/dotte,- Lr«,I»u: D. §tana«n'e Nüreeu u. A. FenLe, krenktar» ». H: F. /a«A«r'»cus u. (7.Derrmann'ecke öucbb., Davi« <t Do.,- kr»»: Fr. D^rtte-'s 8nckd.; Cdenwitr: Fr k»ri«: Dava«, DaM«, LM,er «S Do.,- Vi«»: FI. StnN8»rt: Davie rS Do. »erevereder: Lvui^l. Expedition des Dresdner.lonrnels, Dresden, L1»r8»retb»n8»«se Ao. 1. Abonnements - Einlösung. Auf da- mit dem I. April beginnende neue vierteljährige Abonnement de- „Dresd ner Journals" werden Bestellungen für au-wärt- bei allen Postanstalten, für Altstadt-Dresden bei der unterzeichne ten Expedition. für Neustadt, Antonstadt, die Oppelvorstadt und Neudorf in der Bach'schen Buch- kandlnng (Hauptstraße ««) angenommen- Der Preis beträgt im ganzen deutschen Reiche jährlich 4» Thlr., wozu in Preußen noch s Tdlr. Stempelgebühr tritt. Ankündigungen aller Art finden im,.Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühreu werden im In- seratentheile mit LV, Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inse rate unter der Rubrik „GingesandteS" sind die JnsertionSgebühren auf» Ngr. pro Zeile sestgestellt. KSuigl. Erptditioa -cs Artsditr Ioanl-ii. Amtlicher Theil. Drrtden, 29. März. Seine Majestät der König sind gestern Abend nach 11 Uhr von Berlin wieder hier eingrtroffen. Dresden, 16. März. Der außerordentliche Profes sor Ör. Stohmann in Halle ist zum außerordentli chen Professor in der philosophischen Facultät der Uni versität Leipzig berufen worden. DreSd«n, 21. März. Der Professor an der poly technischen Schule zu Carlsruhe Hofrath vr. Wiede mann ist an Stelle des verstorbenen Professor Dr. Ertpnann zum ordentlichen Professor der Chemie an der Universität Leipzig ernannt worden. Bekanntmachung des Justizministeriums, die Geschäftszeit bei den Untergerichten betreffend. Nachdem sich neuerdings der größte Theil der Ver treter der in das Gerichtsamt Königsbrück gehören den Gemeinden für die Wiederaufhebung der durch die Gcneralverordnung vom 9. Mai 1867 versuchsweise rin- geführtcn ununterbrochenen Geschäftszeit ausgesprochen und den Wunsch nach Rückkehr zu der früher bestan denen Einrichtung zu erkennen gegeben hat, so ist, be ziehentlich nach Massgabe der Vorschriften unter 1.2.3.7. der Verordnung vom 9. Juli 1868 (Justizministerial- dlatt Jahrgang 2 Nr. 7 Seite 78), bei dem Gerichts- amtc Königsbrück die frühere durch die Mittagszeit ge- tbeilte Geschäftszeit vom I. April dieses Jahres an wieder einzuführen beschlossen worden und wird Solches für Alle, die es angeht, hierdurch bekannt gemacht. Dresden, am 2t. März 1871. Ministerium der Justiz. vr. Schneider. Estler. Nichtamtlicher Theil. LelSjzr<rvbischt Nachrichten. Berlin, Mittwoch, LS. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die halbamtliche „Prov.-Corresp.^ sch>e bt: Se. Majestät der König von Dachsen ist am husi^n Hofe mit der Herzlichkeit und Aus zeichnung rwpiangea word.n, welche seinem hohen Verdienste um dir Entwickelung der deutschen Ver hältnisse in deu letzten Jahren und der herrlichen Bewährung dcr t sächsischen Trappen in dem jungven Kriege entspricht. Berlin, Mittwoch, LS. März, Mittags. (Tel. des Dresdn. Journ.) Da Bebel, Llebknrcht vvd Heppner gestern auS der Hast entlassen worden sind, so erledigte sich dadurch die für heute im Reichstage angrsetzte Debatte über die Anträge, die Hast Bebel'S betreffend. (Vgl. unter „Tages- geschichtet) Gestern Abend hat sich die liberale Reichstag-- Partei nnter v. Bernuth, v. Roggenbach und Barth ronstituirt. Berlin, Mittwoch, LS. März, Nachmittags S Uhr. (W. T. B.) In der heutigen RrichstagSfitznng erklärte auf eine Interpellation wegen deS Baues eines neuen ParlamentSgebäudeS StaatSminister Delbrück, daß hierzu daS Grundstück Wilhelmsstraße Nr. 74 bereits inS Auge gefaßt, auch die Hauptzüge bereits au-gearbeitet seien. Der Bau sei auf circa 75V,VW Thlr. veranschlagt und werde die betref fende Vorlage wohl noch vor dem Schluffe der ge genwärtigen Session an daS HauS gelangen. Paris, DienStag, 28. März, Abends k Uhr. (W. T. B.) Die Commune ist heute Nachmittag 4 Uhr vor dem Hotel-de Ville feierlich prorlamirt worden. Mehrere MaireS demisfionirtrn; einige gewählte Muuicipalräthe haben das Mandat ab- gtlehnt. Die Bank von Frankreich hat dem Central- comitä einen neuen Vorschuß von 5VVMV FrcS. gemacht. Gestern ist die Schiffbrücke bei SdvreS durch von VrrsaillrS hierzu abgesavdte Soldaten abge brochen worden. Versailles, DienStag, 28. März. (W.T.B.) Die ,,Agencr Havat' läßt sich auS Marseille vom 27. d. M. telegraphiren: ES circulirt hier »ine Adresse unter den Freunden der Ordnung, in welcher die Wiederherstellung der legalen Auto rität verlangt wird. Versailles, Mittwoch, LS. März. (W.T.B.) Ein Rundschreiben von ThierS an die Behörden fordert auf, Mob le oder Freiwillige z« stellen, um als Beispiel für die Truppen zu dienen. Dieselben würden höchstens 2 oder 3 Wochen lang Dienst thun und All,- zur Ausrüstung und Ver pflegung Erforderliche, eventuell auch Belohnungen erhalten. Genf, DienStag, 28. März. (W.T.B.) DaS „Journal de Gevdve" meldet auS St. Etienne, daß die Unruhen daselbst im Abnehmen begriffe« seien. Der commandirende General deS Departe ments und der Generalprocurator der Republik haben eine in energischem Ton gehaltene Procla- mation veröffentlicht. Die Mörder deS Präfrcten werden verfolgt. — Dem genannten Blatte gebt ferner au- Lyon dir Mittheilung zu, daß daselbst vollkommene Ruhe herr cht. — In Toulouse ist neuerdings die Commune proclamirt worden. Brüssel, DienStag, 28. Mär,, AbcndS. (W. T. B.) Heute Nachmittag 2 Uhr wurden die Mit- glieder der KriedenSconteren; vom Minister deS Auswärtigen empfaug,n. Derselbe hieß sie will- kommen und drückte die Befriedigung darüber auS, daß Belgien die Ehre zu Theil wurde, die Con- frrenz zu beherbergen. Der Minister führte hier- auf d»e Bevollmächtigten in den Sitzungssaal, uod dir Berathuugen uabmru sofort ihren Anfang. Der Präsident der Conferevz wurde bisher noch nicht gkwadll. Bukarest, Montag, 27. März. AbendS. (W. T. B.) Der Krirgtvumster Tell b rt da- Porte feuille deS CultuS übernommen; KlorrSco wurde zum KriegSminister ernannt. In der heutigen Sitzung der Kammer erhielt da- Ministerium in folge eines Antrags Kleva- ein Mißtrauensvo tum. Kür morgen wird die Auflösung der Kam- mer erwartet. Bukarest, DienStag, 28. März. (W. T. B.) Die Kammer wird durch ei» fürstliche- Decret auf- gelöst. Da- Ministerin«, welche- seine Entlassung angeboten hatte, bleibt. Die Stadt ist ruhig. LagesyesöMte. ö. Berlin, 28. März. Bei der Begrüßung Sr. Majestät des Königs von Sachsen brtheiligten sich gestern fast sämmtliche hier anwesende Reichstags-Ab geordnete aus Sachsen, nämlich die Abgg. Ackermann, Mosig v. Aehrenfeld, vr. Biedermann, Dr. Birnbaum, vr. Böhme, vr. Brockhaus, vr. Georgi, Günther, Hirschberg, Ludwig, vr. Minckwitz, Graf zu Münster, Oehmichen, vr. Pfeiffer, vr. Schwarze, vr. Stephani, Thiel, vr. Wigard. Der Abg. vr. Schaffrath war von hier abwesend, Abg. Eysoldt durch Unwohlsein ver hindert; Abg. Schraps war ebenfalls nicht anwesend. Seine Majestät sprachen, dem Vernehmen nach, zunächst Ihre Freude aus, die Abgeordneten aus Sachsen hier ru sehen, äußerten Sich dann eingehender über die Aufgabe des Reichstags und geruhten hierauf, Sich noch längere Zeit mit den einzelnen sächsischen Abgeordneten huldvoll zu unterhalten. Daß Seine Majestät gestern die allerhöchsten und höchsten Herrschaften hier und in Charlottenburg besuchten, ist bereits telegraphisch gemel det; Ihre Majestät die Königin-Wittwe traf der König in Charlottenburg unpäßlich an. Heute hat der König den Bundeskanzler Fürsten Bismarck Durchlaucht und die Generäle v. Moltke und v. Roon empfangen. Ein Ertrazug des Kaisers wird den König heute Abend ^8 Uhr nach Röderau bringen, wo Ihn Sein eigner Salon wagen erwarten wird. Bei der Fahrt durch die Straßen von Berlin wurde Seine Majestät allseitig vom Publicum ehrerbietig und freundlichst begrüßt. Gestern Abend hat zu Ehren des Königs im kronprinzlichen Palais eine Soiree stattgefunden, zu der gegen 90 Einladungen er gangen waren, und bei der heutigen Tafel im k. Schlosse überraschte Se. Majestät der Kaiser den König Johann durch die Mittheilung, daß Er Allerhöchstdemselben das 3. ostpreußischr Grenadierregiment Nr. 4 verliehen habe. Berlin, 28. März. (N.-Z.) In der heutigen (7.) Sitzung des BundeSraths führte der Staatsminister Delbrück in Vertretung des Bundetkanzlers den Vorsitz. Es wurden Ausschußberichte erstattet ») über den Antrag des Präsidiums auf Vorlegung eines besonderen Gesetzes, betreffend den Nachtrag zum Etat der Postverwaltung für 1871; b) über den Ge setzentwurf, betreffend dir Einführung norddeutscher Bundesgesetze in Bayern; e) über die Vorlage, betref fend die mqyaÄhafte Perschlußeinrichtung an Eisenbahn wagen ; cl) über die Kosten für das Zollparlamrnt im Jahre 1870. Ein Antrag Badens auf Ersatz derjenigen Schäden, welche Kehl, Alt-Breisach und Saarbrücken durch die Beschießung erlitten Haben, aus der von Frank reich zu zahlenden Kriegscontribution, so wie mehrere an den Bunvesrath gerichtete Eingaben gingen an die betreffenden Ausschüsse. — Der „St. A." bringt heute betreffs der vor läufigen Besetzung occupirter französischer Ge biets thei le nachstehende detaillirtere Angaben: Die I. Armee — bestehend aus dem 1. (Provinz Preußen), dem VIII. (Rheinprovinz) Armeecorps, der 17. In fanterie- und der 3. Cavaleriedivision — hält die Stellungen nördlich der Seine inne und zwar die De partements der Somme, Seine-införieure, den auf dem rechten Seineufer liegenden Theil des Departements Eure und einen Theil des der Oise. An diese Po sitionen schließen sich die der bisherigen Maas- und der III. Armee, welche nach AuWHme der Heerestheile jener zur Zeit dem Oberbefehl des Kronprinzen von Sachsen unterstellt ist, südöstlich an. Die bisherige Maasarmee — zuletzt aus dem Garde- und lv. (Provinz Sachsen) Armeccorps und der 5. Cavalerie division zusammengesetzt — hält den von der 1. Armee nicht besetzten Theil des Oisedepartements und das der Seine-et-Oise inne und hat außerdem von den Forts um Paris die Befestigungen von St. Denis, nämlich die Couronne-de-la-Briche, die Double-Couronne-du- Nord und das Fort de-l'Est, sowie das Fort d'Auber villiers besetzt. — Die III. Armee umfaßt ferner das VI. (Drovinz Schlesien), das XI. (Provinz Hessen Nassau), die bayerischen Armeecorps, sowie dre 4. Ca- valeriediviston, und als Occupationsrayon die Depar tements Seine-et-Marne und Seinr-rt-Oise, sowie um Paris die Forts Nogent, Rosny, Noisy und Romain- ville, nebst den zwischen diesen gelegenen Feldver schanzungen. — Dre Stellungen der II. Armee ziehen sich vom Einfluß der Aube in die Seine bis zur Cöte- d'or; diese Armee besteht aus dem III. (Provinz Branden burg), dem IX. fcombinirt aus der 18. (schleswigschen) und 25. (großherzoglich hessischen) Division), dem X. Armeecorps (Provinz Hannover) und der 2. und 6. Cavaleriedivision und steht in den Departements Haute-Marne, Aube und Cüte-d'or. — Den linken Flügel dieser bis hier verfolgten Linie, die von Rouen durch die mittleren Provinzen Ostfrankreichs bis über Dijon hinaus sich ausdehnt, bildet die Südarmee, bestehend aus dem II. (Provinz Pommern), dem V. (Provinz Posen und Niederschlesien) Armeecorps und der 1. Cavaleriedivision; dieselbe hält die Departements Haute-Saüne, Doubs, Jura, einzelne Theile der Cäte- d'or und die Festung Belfort besetzt. — Nicht ein begriffen in der vorstehend aufgeführten Zusammen setzung und Dislocation der deutschen Armeen sind das königlich preußische VII. (Provinz Westfalen), das königlich sächsische, XII., Armeecorps unv die königlich württembergische Division: denselben sind Positionen im Ccntrum ostwärts der vorbezeich neten Linie zugetheilt worden, nämlich dem VII. Corps die Departements Meuse und Vosges (Maas und Vo gesen) sowie die französisch gebliebenen Theile des Meurthe- und des Moseldepartements, dem XII. die Departements der Aisne und der Ardennen und der königlich württembergischen Division endlich das De partement der Marne. — Das etwa sind in großen Zügen die Stellungen der deutschen Heere während des ersten Stadiums der Occupation, d. h. bis zur Zahlung der ersten halben Milliarde (130 Millionen Thaler). — Den auf die Dauer der Occupation französischer Gebietstheile für die deutschen Armeen in Frankreich (nicht im Elsaß oder Deutsch-Lothringen) thätigen deutschen Civilbeamten ist die Portofreiheit in demselben Umfange wie den Militärs und Militär- beamtcn bewilligt worden, auch werden ihre Privat- correspondenzen durch die Feldposten, soweit solche be stehen, befördert. — Nach der „N. Pr. Ztg." ist die Verfügung, be- keffend die Entlassung der Er)atzreserve, durch eine neuere Bestimmung dahin ergänzt, daß nur die Ersatz reservisten, welche bei den (nunmehr wieder zur Auf lösung kommenden) Garnison- und Besatzungsbataillonen eingestellt sind, entlassen werden, während die bei Er satzbataillonen eingestellten Mannschaften dieser Kate gorie bis auf Weiteres bei der Fahne verbleiben müs sen. — Die Entscheidung über die Anträge in Betreff der Anberaumung einer kirchlichen Siegesfeier und eines Trauer- und Bettages zum Andenken an die Gefallenen ist bis zur Zeit nach dem definitiven Friedensschlüsse verschoben worden. — Wie gemeldet wird, schlägt das Bundeskanzleramt vor, Goldstücke von 10 und 5 Thalern auszuprägen. 6- Berlin, 28. März. Nach einigen Wahlprü fungen, die u. A. auch zur Cassation der einen Wahl führten, berieth der Reichstag in seiner heutigen Sitzung das Gesetz, eine anderweite Feststellung der Matricularbeiträge betr. und verwies es an eine Com mission. Die Debatte hierüber war nicht blos eine sachlich, sondern auch formell wichtige, da der Bun- desrath der Ansicht war, daß hier ein Fall vorliege, der eine nicht allen Bundesstaaten gemeinsame Ange legenheit betreffe, daß also eine itio in purtes statt finden müsse. Eine solche wurde jedoch vom Reichstag nicht beantragt, der gesammte deutsche Reichstag be schloß vielmehr über eine den Finanzhaushalt des vor maligen Norddeutschen Bundes betreffende Angelegen Feuilleton. Berliner Plaudereien. US. Mär, 1871. Berlin lebt in dulei jubilo, Fest folgt auf Fest, Gepränge auf Gepränge, Equipagen rollen durch dir Straßen, und überall trifft man wieder auf Uniformen, rin Anblick, den Berlin um so schmerzlicher vermißte, da es mehr wie jede andere Residenz daran gewöhnt war. Kaum war der deutsche Reichstag feierlich eröffnet, und schon wieder sah man die Häuser im reichsten Flaggrn- schmuck, sah die Linden überfüllt, das Volk in gehobe ner Stimmung: galt es doch, den Geburtstag des grei sen Hrldenkönigs und jungen deutschen Kaisers zu feiern. Tausende und wieder Tausende wogten vor dem kaiser lichen Palais auf und ab, um in ein donnerndes Hoch auszubrechen, sobald der Kaiser freundlich lächelnd am Fenster erschien. Plötzlich tönte Musik, Trommrlschlag durch die Straßen, und ein wunderlicher Anblick bot sich dem Auge. Eine Schaar bärtiger Krieger mit straffem Schritt schreitet im Parademarsch daher, doch der friedliche Lorbeer glänzt auf ihrem Helm; statt des Gewehrs, daS ein Freund, ein Bekannter trägt, jauchzt ein Kind auf ihrem Arm, zur Seite schreitet stolz ein lie bendes Weib. Es ist dcä Berliner Bataillon des 2. GardelandwehrregimentS, lauter echte Berliner Kinder, die zum Palais ihres Chefs, deS Kronprinzen, ziehen, um die Fahne abzuliefrrn. Der König tritt auf den Balcon, um sie zu begrüßen, und ein mächtige-, von Herzen kommendes „Hoch" ertönt. Die Illumination am Abend war eine in der That glänzende, noch reicher, als wir sie selbst beim Einzüge des Kaisers gesehen. Namentlich zeichneten sich das kronprinzliche Palais, das Knkgsmuusterium und das in perpetuirlicher ben galischer Beleuchtung prangend« Museum aus. Wäh ¬ rend unabsehbare Menschenmassen in wohlthuendster Ordnung durch die Straßen wogten, Dank der eigenen Gesittung und der Anstrengungen der Bürgerpolizei, fand im kaiserlichen Palais ein glänzendes Hofconcert statt, in dem die Damen Maüinger, Lucca, Lehmann, Jachmann und die Herren Betz, Niemann, Salomon, Woworsky sowie Herr und Frau Joachim mitwirkten. — Einen überaus festlichen Eindruck machte es, als am Montag Se. Majestät der Kaiser zum ersten Male wieder im kinigl. Opernhause erschien. Den 1. Rang und die Prosceniumslogen füllte die geladene Gesell schaft des Hofes, die übrigen Räume ein zahlreiches Publicum, welches zu Ehren des Tages in gewähltem Gesellschaftsanzuge erschienen war und so dem Hause einen überaus glänzenden Eindruck verlieh. Um 7 Uhr erschien der gesammte Hof mit seinen fürstlichen Gästen. Se. Majestät der Kaiser, in der Uniform des Berliner Gardelandwehrregiments, trat an die Brüstung und grüßte huldvoll die Versammlung nach allen Seiten. Gleich darauf erschien die Kaiserin, und nun ertönte ein enthusiastisches Lebehoch im Publicum. In der Mitte der Loge saßen der Kaiser und die Kaiserin mit der Kronprinzessin, der Großherzogin von Mecklenburg- Schwerin, der Großherzogin von Baden und den Prin zessinnen Karl, Friedrich Karl und Louise. Sonst war die Loge angefüllt mit den fürstlichen Gästen und den preußischen Prinzen, von denen namentlich der Kron prinz, der Prinz Friedrich Karl und die Großherzige von Baden und Oldenburg daS Interesse des Publi cum- immer von Neuem erregten. In den Logen des 1. Ranges sah man den Fürsten. Bismarck und Graf Moltke, den Feldmarschall Grafen Wrangel und den General v. Hindersin und Andere. Gluck s Ouvertüre zu „Iphigenie in Aulis" eröffnete die Vorstellung. Der Vorhang hob sich, und das Theater zeigte einen Ruhmestempel, in dem das gesammte Personal der königl. Schauspiele versammelt war. Im Vordergründe dir Mitglieder der Oper, die Damen in weißen Klei dern mit schwarzen Gürteln und rothen Schleifen, die Herren mit Schleifen in den Reicksfarben geschmückt; hinter ihnen das Schauspielpersonal, Ludwig Dessoir und Döring an der Spitze. Da trat Frau Lucca her vor und intonirte mit glockenreiner Stimme den „Sie- gesgruß" von Händel: „Seht, er kommt, mit Preis gekrönt, schallt Trompeten, Cymbeln tönt", und laut jubelnd stimmte der Chor ein, aus dem eine geschickte Verbindung hinüberführte in den nationalen Sieges hymnus. Da erhob sich Alles, und nun theilte sich die Hinterwand und in einem Eichenhain sah man die Büste des Kaisers mit dem goldnen Lorbeer, bekränzt durch Hermann und Borussia; vor ihm stand der Ge nius des Friedens. Ueber dem ganzen Bilde jedoch prangte'das eiserne Kreuz mit der Inschrift 1870/1871. Wieder ertönte ein stürmisches Hoch, und gerührt ver beugte sich der Kaifer nach allen Seiten. Es folgte der 1. Act aus „Lohengrin" und der 2. Act von Meyer- beer's ^Feldlager in Schlesien", mit seinen preußisch- patriotischen Erinnerungen an Friedrich den Großen. Bei den Worten „Für unsern König unser Blut" folg ten wieder enthusiastische Hochs, und als am Schlüsse der Vorstellung alle Sanger unter Begleitung deS Or chesters „die Wacht am Rhein" anstimmten, da erhob sich nicht nur das gesammte Publicum, sondern auch der Kaiser und die Kaiserin von ihren Sitzen, und alle Anwesenden fielen lebhaft mit ein in die Klänge des LiedeS. — In der permanenten Ausstellung des Ber tin- der Berliner Künstler fesselt jetzt ein vorzügliches Bild „Die Verhaftung Robespierrr'S im Convent" von Adamo, das sich ebenso durch die historisch« Brdrutung d«S dargestellten Moment-, wie durch trchmschr Meister schaft und künstlerische Vollendung der Vorstellung aus- zeichnet. — Um zum Schlüsse noch eine Neuigkeit aus einem andern Gebiete mitzutheilen: Strousberg hat den ersten eingeklagten rumänischen Coupon von 2 Thlr. frei willig eingelöst, da der Weg der Klage beschritten wer den sollte. Ob er gleich freigebig bei größern Objecten sein wird? L. Kunstindustri«. Der Beachtung kunstgewerb licher Kreise sei ein Jllustrationswerk empfohlen, wel ches im Verlage von K. A. Brockhaus unter folgendem Titel erscheint: „Museum der modernen Kunst industrie. Mustersammlung von hervorragenden Gegenständen der letzten Weltausstellungen von London und Paris." In circa 2000 Holzschnittabbildungen soll es Gegenstände aus den verschiedensten Zweigen der Industrie und Kunst zur Anschauung bringen und da durch Gelegenheit bieten zur Vergleichung vorhandener und zur Combination neuer Muster. Als Jdeenma- gazin wird dieses „Museum" durch seinen Formen reichthum jedem Industriellen von praktischem Nutzen sein, wie schon rin Blick in die soeben erschienene erste Lieferung darthut. Dieselbe bringt über 100 gut aus- gesührte Abbildungen von Gold-, Silber-, Bronze- und Metallarbeiten, Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Glas-, Porzellan- und Thonwaaren, Tapezierer- und Tischler arbeiten. Das Werk wird in 15—20 Lieferungen er scheinen zum Preise von je 7H Ngr. j- Die HeidelbergerUniversitätSbibliothek ist durch die Büchersammlungen der verstrrbenen Geh. Räthr Mittermaier und Häusser bereichert worden. Beide Privatbibliotheken werden gesondert zum bleiben den Andenken an diese zwei ausgezeichneten Lehrer an der Hochschule ausgestellt werden.
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