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Amts- M AiiWckatt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Ps. einschließl. de« „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichepostanstalten. LL Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theilc die gespaltene Zeile 2b Pf. 18SS Sonnabend, den 4. Februar Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. > 1«. Jahrgang. An diesen Tagen können nur drittg- Wegen vorzunehmendcr Reinigung bleiben die Raths-Expeditionen Montag und Dienstag, den tl und 7. Februar 1899 geschlossen, liche Angelegenheiten erledigt werden. Das Standesamt ist an beiden Tagen Vormittags von lv—it Uhr geöffnet. E, benstock, den 30. Januar 1899. e..- — . Der Rath der stad 1. I. V.: Justizrath Landrock. Der österreichische Weichsraltj ist wiederum vertagt worden. In politischen Kreisen nimmt man an, daß die Vertagung bi« zum Herbst dauern wird. Inzwischen wird der Ausgleich mit Ungarn auf Grund des bekannten Noth- Paragraphen >4 erlassen werden. Die Beweggründe, welche die Wiener Regierung zur Ver tagung deS ReichSratheS geführt haben, sind noch nicht klar zu erkennen. Der Beschluß deS MinisterratheS, das Parlament nach mehrwöchiger Sitzungsdauer abermals in die Ferien zu schicken, wurde »och in der auf die Abendsitzung vom Dienstag folgenden Nacht, mithin so eilig gefaßt, das man wohl einen Zusammenhang zwischen jener Abcndsitzung de« Abgeordnetenhauses und der Entschließung der Regierung annehmen darf. In der Sitzung ergab sich in der Frage, ob das die Beanitengehälter neu regelnde Gesetz mit rückwirkender Kraft bereits vom l. Jan. d. I. ab Anwendung finden solle, eine Mehrheit der Opposition, mit welcher dieses Mal auch die Italiener geschlossen stimmten, gegen den Standpunkt der Regierung. Die letztere hat augen scheinlich nur da« Ergebniß dieser Abstimmung abwartcn wollen, um sich alsdann des Parlaments für längere Zeit zu entledigen. Ob die Vermuthung richtig ist, daß die Regierung sich freie Hand schassen wollte, um den für Cisleithanien so nachtheiligen Badenischen Ausgleich auf Grund des 8 l4 in Wirksamkeit zu setzen, wird sich bald zeigen. Die Wahl deS Zeitpunkte« der Heimschickung des Parlament« würde durch solche Erwägungen keine Erklärung finden, da der frühere Ausgleich provisorisch bis Ende 1899 verlängert worden ist, so daß zu einer derartigen Hast keinerlei genügender Anlaß vorlag. Dem wirklichen Sach verhalt dürfte die Annahme sich nähern, daß Graf Thun die schon längst beabsichtigte Vertagung gerade jetzt zur Ausführung gebracht hat, weil die deutsche Opposition sich wiederum der Taktik der Obstruktion zugewandt hatte. Damit war der Regier ung die Möglichkeit gegeben, die Schuld für die nunmehr erwiesene AktionSunfähigkcit de« Parlaments den Deutschen zuzufchicben. I» Wahrheit liegen j-doch die Gründe, aus denen da« Ka- binet sich danach sehnte, das Parlament zu vertagen, augenschein lich viel tiefer. Die Regierung sah sich je länger je mehr einem ungestümen Andrängen der gehätschelten Tschechen gegenüber, welche die Gunst der Lage voll ausnutzcn wollten. Auf der an deren Seite begann die Mehrheit ihre Festigkeit zu verlieren, nachdem ihren polnischen und klerikalen Elementen vor der tschech ischen Gemeinschaft bange geworden war. Die Polen sahen ihr Gewicht im StaatSleben Oesterreichs durch die Tschechen bedroht, die Klerikalen fühlten sich durch den Beschluß, Huß ein Denk mal in Prag zu errichten, zurückgestoßcn. ES war daher begreif lich, daß gerade von dieser Seite in letzter Zeit eine Versöhnungs aktion gegenüber den Deutschen betrieben wurde. Da« Kabinet Thun fühlte den Boden unter seinen Füßen ins Schwanken ge rochen und entschloß sich kurzer Hand, den ganzen parlamentar ischen Spuk zu verscheuchen, al« die» in einem Augenblick möglich wurde, welcher der Behauptung einen Schein der Berechtigung verlieh, daß die Schuld an der Aktionsunfähigkeit des Parlament« und damit an der Nothwendigkcit eine« verhüllt absolutistischen Regiments den Deutschen zusalle. Mehrere Fraktionen der Deut schen haben nicht gezögert, zu der neuen Lage Stellung zu nehmen. Die deutsche Fortschrittspartei hielt am Mittwoch eine Sitzung, in welcher beschlossen wurde, auf dem Boden de» Ver sammlung»- und Preßgesetze« den Kampf wie bisher sortzuführen und die Rechte der Deutschen zu wahren. Am Schlüsse der Sitzung wurde dem Vorstande für die umsichtige Führung der Geschäfte der wärmste Dank ausgesprochen. Die Freie deutsche Vereinigung beschloß in einer an demselben Tage abgehaltenen Sitzung, mit den anderen deutschen Oppositionsparteien auch während der parlamentlosen Zeit die Fühlung aufrecht zu erhalten. Daß die Regierung mit ihrer Maßnahme für Oesterreich eine Zeit der Beruhigung geschaffen, ist wenig wahrscheinlich. Tagesneschichte. — Deutschland. Der „ReichSanzciger" veröffentlicht fol genden kaiserliche» Erlaß: Gefühle innigsten Danke« für Gottes gnädige Führung erfüllten Mich an Meinem diesjährigen Geburtstage, wenn Ich den Blick rückwärts lenkte auf die hinter Mir liegenden vier Jahrzehnte Meine« lieben« und da« erste Jahrzehnt meiner Regierung. Sind Mir im Wechsel der Zeile» auch tiefschmerzliche Ereignisse und Erfahrungen nicht erspart ge blieben, so habe Ich doch in Meinem Hause und in Meinem Herrscherbcruse Gotte« Güte in reichem Maße erfahren. Eine besondere Gnade war Mir im letzten Jahre dadurch beschicken, daß der sehnliche Wunsch Meiner Jugend durch den Besuch der heiligen Stätten, wo der Herr und Heiland gewandelt und sein Erlösung«wcrk vollbracht hat, erfüllt wurde und Ich zugleich zur Förderung des deutschen Ansehens in jenen fernen Landen bei tragen durfte, in denen viele unserer Landsleute als Träger deut scher Kultur und christlicher Nächstenliebe dem deutschen Namen Ehre machen. Die herzliche Antheilnahme au dem glücklichen Verlaufe Meiner Palästinafahrt ist Mir auch in den überaus zahlreichen Kundgebungen entgegengetrcten, durch welche Mir beim Eintritt in ein neues Lebensjahr warme Glück- und Segenswünsche au« allen Kreisen der Bevölkerung schriftlich und telegraphisch zum Ausdruck gebracht worden sind. In den Grenzen des Vater landes wie in fernen Ländern und Erdtheilen, wo deutsche Pa trioten weilen, haben festliche Vereinigungen und Veranstaltungen aller Art Zeugniß von dem Bewußtsein der engen Zusammen gehörigkeit von Fürst und Volk abgelegt. Hochbeglückt danke Ich allen Beiheiligten aufrichtig für diese Aeußeruugcn treuer Liebe und Anhänglichkeit. Sie bestärken Mich in dem Bestreben, Meine volle Kraft auch ferner für das Wohl und die Größe ces Vater landes einzusetzen und ihm die Grundlage seiner gedeihlichen Wciterentwickelung, den Frieden, mit Gottes Hilfe zu erhalten. Berlin, den 1. Februar 1899. Wilhelm, 1. ii. — Deutschland wird in absehbarer Zeit ein eigene« Kabel nach Nordamerika, das erste transatlantische, besitzen. Hervorragende einheimische Industrielle, unterstützt durch kapital kräftige Finanzgruppen, haben nämlich, wie man aus Kiel schreibt, kürzlich beschlossen, ein eigenes deutsches Kabel nach Amerika zu legen und zu diesem Zweck eine Kabel-Gesellschaft gegründet. Deutschland besitzt bisher zwei Kabel, von Emden nach Irland und da« nach der spanischen Halbinsel (Vigos; für ein drittes, von Konstanza nach Konstantinopel, hat kürzlich der Sultan die Genehmigung ertheilt. - Frankreich. Die Untersuchung der Strafkammer wird spätesten« Anfang nächster Woche abgeschlossen. Es bestätigt sich, daß die Entscheidung nicht auf Kassirung des Urtheils, sondern auf Verweisung Dreyfus' vor ein neue» Kriegsgericht lauten wird, da 1894 ein Vcrräther existirte, der weder Henry noch Esterhazy war. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. Februar. Einen seltenen Genuß be reitete un« gestern Abend Herr Kantor Viertel mit den Kinder» der Oberklassen unserer Volksschule durch die Vorführung der prächtigen Märchendichtung: Beim Rattenfänger im Zau- bcrbergc, komponirt von Attenhofer. Die Dichtung ist eine Erweiterung der bekannten Rattenfängersage mit ihrem unbefrie digenden, tragischen Schluffe. Frida Schanz hat diese Erzählung in ansprechender Weise ergänzt. Sie läßt die entführten Kinder im Zauberberge ein glückliches Leben führen in Freude u. Uebcr- fluß, in Spiel und Scherz, in Sang und Frohsinn, umgeben von märchenhafter Pracht und Herrlichkeit. Kein Wunder, daß unsere jugendlichen Eoncertgeber mit Leib und Seele bei der Sache waren, badete» sie doch ihr Sinnen und Denken im berückenden Zauber des Märchens, eine« jeden echten Kinde« höchste Lust. Ein schöner, reiner und edler Genuß war den kleinen Künstlern gewiß die Einübung des unstreitig reizenden, freilich auch an Schwierigkeiten überreichen GcsangS- werkes. Auch dem Zuhörer ward's wohl um« Herz, auch ihm war'« ei» hoher Genuß, sich zu versenken in die heitere Welt de« Märchens , die Erinnerung an längst vergangene Tage der glück lichen Kindheit ward rege in eines Jeden Brust. ES ist doch etwas Herrliches um den Gesang, besonder« aber um den Gesang der Kinder. Wie ihnen gestern die Freude aus den glänzenden Augen strahlte! Wie sie sich mühten, zum guten Gelingen de« Ganzen auch ihren Theil redlich beizutragen. Und — die Hand aufs Herz — sic haben ihre Sache gestern brav, sehr brav gemacht. Die Deklamatoren, die Solosänger und der Chor, die Soprane und Altisten, die Knaben und Mägdlein: sie alle wetteiferte» miteinander, gaben sich alle erdenkliche Mühe, ihres Gesangslehrers Zufriedenheit und der Zuhörer »ollen Bei fall zu erwerben. Der letztere ward ihnen verdientermaßen reich lich zu Theil. Mil Stolz kann Jeder und Jede der Mitwirken den an die gestrige Aufführung denken. Die Komposition ist unstreitig reizend, einige Theile derselben geradezu packend, noch schwirren einem die Melodien in den Ohren: Lässt ^uns nicht Ruh, lässt unS nicht Ruh! — Dresden, 2. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin werden Leipzig heute Abend 10 Uhr verlassen und mit Sonderzug 11 Uhr ö>0 Min. in Dresden eintrefsen. Allerhöchstdicselben werden da» Rcsidenzschloß beziehen. — Dresden. Die Kriminalpolizei hat einen Thierguäler ärgster Sorte ermittelt. In einer Wohnung der Leipziger Vor stadt wurde nämlich eine Katze, an den Zehen verkohlt, todt in einer geschlossenen Ofenröhre gefunden. Da« Thier ist am Abend zuvor von dem Ermittelten, der dem Eigenthümer desselben einen Gnüchtel. Streich spielen wollte, in die noch heiße Röhre gesperrt worden. Nicht hart genug kann die gerichtliche Bestrafung, welcher der Thäter nunmehr cntgegensieht, in Anbetracht de» rohen Akte« bemessen werden. — Chemnitz, 31. Januar. Von dem heute Vormittag vom Hauptbahnhof in der Richtung nach Adorf abgcgangenen Pcrsonenzuge stürzte während der Fahrt nach Altchemnitz ein Schaffner ab. Bei diesem Sturze hat sich der Beamte einige Verletzungen am Kopfe zugezogen. Mit dem nächsten Personen zug wurde er in seine Heimathstation Aue befördert. — Plauen i. V., 2. Februar. Wie dem „Vogtl. Anz." au« Eger mitgetheilt ivird, ist der Beschluß des Stadtrathes zu Eger, 1000 Gulden für ein Bismarck-Denkmal daselbst zu spenden, von der Bezirks-Hauptmannschasi Eger sistirt worden. — Falkenstein, 1. Februar. Am gestrigen Tage früh wurde im benachbarten Ellefeld in der Scheune des Mühlen besitzer» Simon der 62 Jahre alte Dienstknccht Christian Tunger aus Werda ersroren aufgefunden. — Falkenstein. Die Bauthätigkcit war im verflossenen Jahre in unserer Stadt eine äußerst rege. Beim Stavtbauamt wurden inSgesammt eingereicht 98 Baukonzessionen. — Mylau, 31. Januar. Jetzt ist in Greiz auch der dritte der Räuber, welche Anfang Januar den Handelsmann Pahn- hans aus Christophhammer bei Aue von der „Herberge zur Hei- math" in Reichenbach nach der Göltzschthalbrückc bei Mylau ge lockt und ihm dort 60 M. abgenommen hatten, von der reußischen Polizei verhaftet worden. Derselbe wurde heute von zwei reußi schen Gendarmen an den Thatort unterhalb der Göltzthalbrücke geführt und dann wieder in da« LanvgerichtSgefängniß zu Greiz zurückgebracht. — Grimma, I. Februar. Die hiesigen „Nachrichten" schreiben: „Ein seltsame« Erlebniß hatte eine Dame aus Grimma vor Kurzem in Leipzig. Bor Pölich s Schaufenstern bemerkte sie, daß ihr Portemonnaie von fremder Hand au« der Tasche gezogen worden war. Ihr Verdacht fiel auf einen fein gekleideten Herr», der sich entfernte und schnell zu laufen begann, al« er merkte, daß man ihm folgte. Dabei stürzte er hin und war damit zwei Schutzleuten verfallen, die zufällig auf der Bild fläche erschienen. In der Polizeiwache untersuchte man ihn, fand aber nicht« von dem gestohlenen Geldc, bis einem findigen Schutz mann die Sprache deS Verhafteten auffiel. Er ließ Wasser brin gen, ließ den Verdächtigen gurgeln und strich ihm während des Gurgelns die Kinnbacken entlang. DaS Mittel befreite den Dieb schnell von seinem Sprachfehler, indem e» 60 M. in Gold au« seinem Munde herauSsördertc. Da der Dame nur 26 M. ge stohlen worden waren, so muß der Spitzbube auch anderweitig mit Erfolg thätig gewesen sei». Die Polizei hatte also eine» recht guten Griff gemacht!" — Grünhain, I. Februar. Bei dem hiesigen Bahnbaue wurden vorgestern 2 Erdarbeiter von hercinbrechenden FclSmassen fast gänzlich verschüttet. Ein Arbeiter wurde an der Hand und am Kopfe schwer verletzt, dem andern wurde die Schädeldecke eingedrückt. — Au« Sachsen wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Ob gleich die Entwickelung der Tcxtil-Jndustrie in den Ver einigten Staaten von Nordamerika auch in Sachsen empfunden wird, so weiß man sich doch mit derselben abzufinden. Die sächs. Industrie sucht einen etwaigen Verlust auf dem nordamerikanischen Markt durch die Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit und Anknüpf ung engerer Beziehungen zu anderen Absatzländern auszugleichen. Trotzdem aber verdienen die Mittel, mit denen die Amerikaner, und wie es scheint, nicht nur in vereinzelten Fällen, die Ent wickelung ihrer Textil-Jndustrie zu fördern suchen, scharfe Zurück weisung. Sächsische Fabrikanten klagen seit einiger Zeit sehr lebhaft darüber, daß jene smarten Geschäftsleute bei uns eine sehr ungeschcutc industrielle AuShorchung betreiben. Sic for schen nach der Arbeitsmethode, nach intimen technischen Einzel heiten, nach Bezugsquellen für bestimmte Maschinen; sie sammeln Muster und horchen Faktore, Werkführer und Arbeiter au«. Einzelne begnügen sich damit nicht, sondern sie suchen auch über die Abnehmer der sächsischen Fabrikanten im Auslande, über Preisberechnungen und die ganze Eigenart der Gcschäftrbezieh- ungen zu diesen Käufern sich zu unterrichten. Nicht« ist geschäft lich so vertraulich, daß es diese klugen Herren „von drüben" nicht interessiren könnte. Haben sie ihre Jndustriestudien abgeschlossen, so suchen sic tüchtige Arbeiter zu kapern, die ihnen die Fabrikation einrichten sollen. Diesen Leuten werden fast immer sehr glänzende Versprechungen gemacht. In vielen Fällen scheinen dieselben recht schlecht gehalten worden zu sein, und die Arbeiter sind ent täuscht, nachdem sie ihre Schuldigkeit gethan hatten, zurückgekehrt. Sächsische Fabrikanten haben jüngst beschlossen, von der gewissen losen HinauSiockung deutscher Arbeiter sowohl der ReichSregierung wie der sächsischen Regierung Mittheilung zu machen. Jedenfalls