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MMMAyeiqer o Md TllgebM. Amtsblatt für die königlichen mü> stüdtifchen Behörden zn Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu« Braun in Freiberg. " , - AA Attbraana. > > —— ,/» «HL» Milchttnt jeden Wscheimrg Nachmitt. b Uhr für dcn Jnjercttr »»«dm btSBsrmittag 11 Uhr angmoul- TB «BL» 86. Mittwoch, de« 14. April. 1886. Der irische Reformplan Gladstone s. der irischen Parnelliten erfreute, im Ünterhause aber sofort auf Widerspruch von liberaler Seite stieß. Im Laufe der Debatte äußerte sich der bisherige frei ¬ heischt, sobald sie bei dem betreffenden Kriege mit interessirt sind, läßt es sich doch nicht annehmen, daß ein gegen Eng land geführter Kampf die nur durch einen schmalen Wasser streif getrennte Nachbarinsel gleichgiltig lassen könnte. nanderaesetzt, welche Reformen er sür l Wie der greise englische Premierminister dem englischen die irische Nachbarinsel^ vollständig zu f Unterhause weiter auseinandersetzte, soll das Parlament in Dublin aus zwei Theilen bestehen. Die erste Klasse würde Resolution der Weg geebnet. Fürst Bismarck sagte hierauf, die Regierung wäre noch nicht im Stande gewesen, zu der Frage Stellung zu nehmen. Er habe die Nützlichkeit der Maigesetze als Kampfgesetze voll und ganz verantwortet, aber es sei völlig falsch, zu behaupten, daß diese Gesetze eine Art Palladium Preußens seien; es sei nie daran gedacht worden, sie zu einer dauernden Einrichtung zu machen. Die Würde Sr. Majestät des Königs könne nicht leiden, wenn er üche, den Wünschen der katholischen Unterthanen näher zu 'ommcn. Die Regierung habe von vornherein den Frieden in's Auge gefaßt. Dieselbe glaube, die Zeit sei gekommen, diese Kampfgesetze aufzugeben und habe sich eine Linie festgesetzt, bis zu welcher Se. Maj. der König den katholischen Unterthanen cntgegenkommen könne, ohne seiner Würde etwas zu vergeben. Er selbst habe es vorgezogen, mit dem Papste zu verhandeln, weil er bei diesem mehr Wohlwollen für Deutschland und Preußen vorausgesetzt habe als bei der Mehrheit des deutsche« Reichstages. „Der Papsts fuhr Fürst Bismarck fort, „ist ein gemäßigter und friedliebender Herr. Ob man dies von allen Mitgliedern der Reichstagsmajorität sagen kann, laste ich dahingestellt. (Heiterkeit.) Der Papst ist außerdem nicht Welse, nicht Pole, ist nicht deutschsreisinnig (Große Heiterkeit), hat auch keine Neigung zu der Sozialdemokratie. Der Papst ist rein Katholik und repräsentirt die freie katholische Kirche. Das Zentrum dagegen repräsentirt die katholische Kirche im Dienste des Parlamentarismus und der Wahlumtriebc. Des halb habe ich es vorgezogen, mich an den von allen Bundes genossen, welche mit dem Zentrum die Majorität des Reichs tags bilden, vollständig freien Papst zu wenden und zu versuchen, mich mit ihm zu verständigen. Ich bin auch des Weiteren entschlossen, aus diesem Wege fortzusahren, da ich von der Weisheit und Friedensliebe des Papstes Leo XIII. mehr Erfolg für dcn inneren Frieden Deutschlands erwarte, wie von dcn Verhandlungen im Reichstag, und weil ich der Zen- - trumspartei, so wiesiejetztzusammengesctztist, nicht gegenübertreten will, ohne den katholischen Preußen die Gewißheit zu geben, daß ich einverstanden mit dem Papst bin, der doch Autorität sür sie ist." Der Reichskanzler schloß mit der Erklärung, daß nach An nahme der Vorlage die preußische Regierung ein weites Gebiet Tagesschau. Freiberg, den 13. April. Durchdrungen von der Wichtigkeit der jetzigen kirchen* wlitischen Krisis in Preußen, ist gestern der deutsche Reichs- änzler im preußischen Herrenhause erschienen und jat sich lebhaft an der Berathung über die kirchenpolitische Vorlage betheiligt. Außer dem von dem Bischof Kopp wiederholten Antrag, daß das Mestelesen und Sakrament- penden überhaupt den Maigesetzen nicht mehr unterliegen soll, satte Herr von Zeltowskt zwei Anträge eingebracht, welche sich auf die Wiedereröffnung der Seminare und auf den Vorsitz im Kirchenrathe der Erzdiözese Posen-Gnesen bezogen. Schließlich beantragten auch noch (wie schon gestern unter Depeschen gemeldet wurde) von Bernuth und 27 andere Mitglieder des Herrenhauses „Der königlichen Staats regierung die fortdauernde Bereitwilligkeit des Herrenhauses zu erklären, bei einer abschließenden Revision der kirchlichen Gesetzgebung, soweit die unveräußerlichen Rechte des Staates dieselben zulasten, behufs Herbeiführung eines friedlichen Ver hältnisses zu der römisch-katholischen Kirche mitzuwirken. DaS Herrenhaus ersucht die Staatsregierung unter dieser Voraus setzung und zu diesem Zwecke einen anderweitigen Gesetzentwurf vorzulegen." Der Referent Adams befürwortete die Be schlüste der Kommission und legte die Gründe dar, welche zu diesen geführt hatten. Sodann führte Bischof Kopp in längerer Rede aus, daß auf dem ganzen Staatsleben Preußen- ein giftiger Mehlthau ruhe, weil Mißtrauen die Glieder deS Vaterlandes entzweie. Diese Lage dauere jetzt schon anderthalb Jahrzehnte, seit man es versucht habe, die Verhältnisse der Kirche einseitig zu regeln ohne Rücksicht auf die unveräußer lichen Rechte derselben. Die Schuldsrage wolle er nicht er örtern, vielmehr friedlich und versöhnlich die Wege suchen, die aus dem Labyrinth herausführen. Der Bischof empfahl schließlich seine Anträge als eine geeignete Vorlage für weitere Vereinbarungen. Darauf bezeichnete vr. Bes el er den wirklichen Frieden sür unerreichbar. Der Staat solle die Hoheitsrechte mild und wohlwollend ausüben, aber nicht auS der Hand geben. Von diesem Standpunkte aus seien weder die Vorlage, noch die Kommissionsanträge annehmbar, noch weniger aber die weitergehendcn Anträge des Bischofs Kopp. Zu einer günstigeren Stellung könne die Regierung nur durch Vorlegung eines Gesetzes gelangen, welches die Anzeigepflicht voll und ganz regele und dazu werde durch die eingebrachte ein Jahreseinkommen von 400 Pfd. Sterl, besitzen. Die zweite Klasse des gesetzgebenden Körpers wird aus 206 Vertretern der Grafschaften und Städte, sowie der Dubliner Universität, nach dem gegenwärtigen Verfahren gewählt, zu sammengesetzt sein. Diese beiden Klassen von Volksvertretern würden eine einzige Kammer bilden, aber befugt sein, getrennte Abstimmungen vorzunehmen und erstere vom Recht des Vetos Gebrauch zu machen. Der Vizekönigsposten wird nicht ab geschafft. Der für eine bestimmte Reihe von Jahren er nannte Vizekönig soll kein Parteimann, darf Katholik sein und tritt nicht zurück, wenn ein Regierungswechsel eintritt. ^Die oberen Richter werden, mit Ausnahme des Schatz sinnige Staatssekretär Trevelyan über die Gründe, die ihn bewogen haben, seine Wege von denen Gladstones zu trennen. Er sei nicht im Stande gewesen, seine Zustimmung dazu zu geben, daß ein großer Theil der irischen Bevölke rung auf Gnade und Ungnade einer gesetzgebenden Ver sammlung ausgeliefert werde, in welcher berüchtigte Mit glieder der Landliga Sitz und Stimmen haben würden. Trevelyan erläuterte hierauf seinen eigenen Plan zur Lö sung der irischen Frage. Derselbe umfaßt die entschlossene ! Aufrechterhaltung des Gesetzes, sowie die Herstellung frei gewählter lokaler Körperschaften, welche für den Volks unterricht, die Lokalregierung und die Entwickelung der Hilfsquellen des Landes verantwortlich gemacht werden sollten. Nicht minder eindrucksvoll sprach sich der früher der radikalen Partei nahestehende Exminister Ehamberlain gegen das Reformprojekt Gladstones aus, indem er nur dann ein bundesstaatliches Verhältniß zu Irland für zu lässig erklärte, wenn sür die Unverletzlichkeit des Reiches und die Vorrechte des britischen Parlaments volle Bürg schaft geleistet würde. Noch entschiedener sprach sich in diesem Sinne Lord Hartington aus, dessen Stimme nicht !nur bei den gemäßigten Liberalen, sondern auch bei allen bisher der freisinnigen Whigpartei angehörigen vornehmen englischen Adelsfamilien schwer in's Gewicht fällt. Für Erhebung von Zöllen, Gebühren und Akzise-Abgaben will dcn Vorschlag Gladstones sind außer den irischen Abgeord- Gladstone dem Reiche Vorbehalten, dagegen gesteht er Irland neten, die nach Annahme der Vorlage mit noch weiteren Las bedenkliche Recht zu, diese Abgaben festzusetzen und Forderungen zu kommen gedenken, noch die meisten radikalen deren Ertrag ganz und voll sür diese Insel zu verwenden. Mitglieder des Unterhauses, besonders die entschiedenen Nachdem dann der Beitrag Irlands zu dem gemeinsamen Politiker vom Schlage Brights und Morleys, die mit den Haushalt bestritten ist, geht der Rest an den irischen Schatz- unterdrückten Irländern stets großes Mitgefühl empfanden meister zur Verfügung des irischen Parlaments zurück, und jetzt nicht genug Worte der Bewunderung für den Daß die Angelegenheiten der Krone, das Heerwesen, die Muth und die Gesinnungstüchtigkeit Gladstones haben. Flotte, die kolonialen und auswärtigen Angelegenheiten, Ob sich auS den treuesten Anhängern des greisen Premier- Handel, Schifffahrt und Notenumlauf dem Reichsparlament Ministers eine Parlamentsmehrheit bilden wird, welche hin- bleibcn, versteht sich von selbst, wenn Irland dem Gesammt- reicht, denselben vor einer entschiedenen Niederlage seines staat nicht ganz entfremdet werden soll. Bezeichnend für ReformplancS zu bewahren, entzieht sich bis jetzt der Be den Wunsch Gladstones, seinem irischen Freunde Parnell urtheilung. Gestern erklärte der Premierminister im Unter- in Bezug auf die Sonderstellung Irlands möglichst entgegen- Hause, daß er, wenn die Berathung über die irische Bill zukommen, ist aber, daß der erstere die gemeinsame Postver- heute zu Ende gelangen sollte, das Budget am Donnerstag waltung nur bis zur Neuregelung des Postwcscns und und die irische Bodenankaufsbill am nächsten Montag vor- die englische Kontrole über die Polizei in Irland nur als legen wolle. Die Debatte über die irische Bill wurde eine vorläufige feststellen will. Am wenigsten gerechtfertigt zunächst fortgesetzt, doch wird der eigentliche Kampf er ist wohl das Zugeständnis;, daß Irland nichts zu etwaigen bei der nach Ostern stattfindenden zweiten Lesung der Vor Kriegskrediten beitragen soll, denn wenn auch England von läge stattfinden. Kanada und entlegenen Kolonien solche Beiträge nur er-' Am vergangenen Donnerstag hat der greise englische Premierminister Gladstone dem Unterhause in fast vier stündiger Rede auseinandergesetzt, welche Reformen er für -erforderlich hält, um !' ' ' befriedigen und daselbst dauernde geordnete Zustände herzu stellen. Selbst die Gegner des Projektes können demselbenIdie auf Lebenszeit'gewählten'28 irischen Repräsentativ- einen hohen Grad von Kühnheit und Entschlossenheit nicht pairs und 75 andere Mitglieder umfassen, die von Personen, absprechen und sagen sich, daß eine einsache Verwerfung die jährlich 25 Pfd. Sterl. Miethe zahlen, für die Dauer gefährlich sei, weil die Ablehnung eines so umfassenden von 10 Jahren gewählt werden. Die Mitglieder müssen und weittragenden Vorschlages zugleich die Verpflichtung ----- ' ' "" — «inschließe, einen besseren und richtigeren Plan vorzulegen. Die langjährigen Versuche, das bisherige Verhältniß zwischen England, Schottland und Irland gewaltsam zu erhalten, haben nicht nur in Irland selbst ganz unerträgliche Ausnahmezustände erzeugt, sondern auch die zahlreiche irische Bevölkerung in England und Amerika in eine ge-! sährliche Stimmung versetzt, welche sich in zahlreichen senischen Frevelthaten wiederholt Luft machte. Eine Ab hilfe muß geschafft werden, und fragt es sich nur, ob die von Gladstone vorgeschlagene, welche nach oem Grundsatz vorgeht: „Aergert Dich Dein Auge, so reiße es aus", zu . dem Ziele führen wird, einen dauernden Frieden zwischen I kammerrichters, von der Verantwortlichen irischen Regierung den Schwcsterinseln herzustellen. Wohl ist es richtig, daß ernannt und besoldet. Zu dcn Kosten der irischen Polize die Unabhängigkeitserkiärung der Vereinigten Staaten von trägt das Reich ein Drittel bei, ferner wird Irlands Bei- Nordamerika seinerzeit die Folge der Hartnäckigkeit war, steuer zu dm Reichsbürden von Vi, auf herabgesetzt, mit der sich England den billigen Wünschen der Amerikaner und zwar mit Ausschluß aller Kriegskredite und der Kosten verschloß; wohl hat man Kanada, dem Kapstaat, den au- für die Freiwilligenarmee. Die Jahresausgaben Irlands stralischen Kolonien u. A. m. eine Sonderstellung gewährt, würden künftighin 7946000 Pfd. Sterl, betragen, und da auf welche Irland, vermöge seiner Stammes-und Glaubens- sich die Gesammt Einkünfte auf 8350000 Pfd. Sterl, be- verschiedenheit, ebenfalls ein Anrecht zu haben meint, aber Mern, dürfte das neue Parlament einen Ueberschuß von die bisherigen Beziehungen zwischen England und der nahen 404000 Pfd. Sterl, zu seiner Verfügung behalten. So irischen Insel waren doch so vielfache und enge, daß eine weit der kühne Rcsormplan des Ministers Gladstone, der Zerschneidung des Bandes als eine sehr gefährliche Operation sich zunächst nur des Beifalls der englischen Radikalen und -erscheint. Die Frage«, ob England im Stande ist, ohne - - schwere politische Nachtheile in eine solche Zerstückelung der Reichseinheit zu willigen, ob Irland reif und fähig ist, eine unabhängige Existenz zu führen und ob und wie es mög lich sein wird, die protestantische Bevölkerung Irlands, be sonders diejenige, welche dort größere Güter besitzt, vor gewaltthätiger Beraubung und fanatischer Bedrückung zu schützen, sind weder durch den Gladstone'schen Plan noch durch seine weitschweifige Befürwortung desselben befriedigend gelöst worden und bis jetzt noch als völlig offene anzusehen. „Der Kopf und die Stirn des Angebots" ist, nach Gladstones eigenen Worten, ein in Dublin zu errichtendes irisches Parlament, dem alle Gesetzgebungs- und Verwaltungs angelegenheiten der Insel übertragen werden. Zum Schutz der protestantischen Bevölkerung, die in der Provinz Ulster sogar überwiegt, soll ein besonderer Vertrag dienen. Die 28 Vertreter Irlands im britischen Oberhause und die 103 irischen Abgeordneten im Unterhause haben ihre Thätigkeit einzustellen; das ist ein Punkt des Gladstone'schen Planes, der dem ziemlich allgemein empfundenen Wunsche entspricht, daß die planvolle Verschleppung der Parlamentsarbeiten durch die irischen Vielredner beseitigt werde. Als aber zu Anfang dieses Jahrhunderts das alte irische Parlament abgeschafft wurde, geschah dies ausdrücklich, damit nicht länger die Selbständigkeit der Gesetzgebung die Unabhängig keitsbestrebungen der Iren nähren und ihren aufrührerischen Versuchen einen Schein rechtlicher Autorität verleihe. Die