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Voiglländihher Anzcigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MichlMebelMjler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemcntSprei-, welcher pi-Lo»m«> r»n«l» zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeilc berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämler und Stadträthe, für welche der Voigttändische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathskellerpachlcr A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Chaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. 88. 2»ni 1864. Zeitungen. 8 a ch f e u. Die Dr. Nachr. schreiben: In England und Frankreich herrscht schon seit langer Zeit die löbliche Sitte, Männern, welche sich um daS Wohl des Vater landes wahrhaft verdient gemacht haben, eine Nationalbelehnung zu verehren. Wie sich alles Gute endlich Bahn bricht, so ist eS auch mit dieser edlen Sitte nationaler Dankbarkeit, und wir hören mit Freude, daß der Plan, dem Herrn Staatsminister v. Beust, als dem unermüdlichen Vertreter deutscher Interessen und deutschen Wohls, durch ein Ehrengeschenk von Seiten der gesammten Na tion ein AnerkennungSzeicben zu geben, in allen Kreisen mit Enthusiasmus aus genommen worden ist. Man bezeichnet bereits das umfassende, im sächsischen Voigtlande gelegene Rittergut Elster mit Zubehör als hierzu besonders geeignet, wo man inmitten der herrlichen Natur und Angesichts unseres schönen und heilkräftigen vaterländischen Bades ein dem wohlwollenden und verdicnstreichen Vertreter Deutschlands würdiges, die lieblichen Fluren uud Gründe des Bades Elster überschauendes Schloß erbauen könnte, daS, eine neue, noch fehlende Zierde der Gegend, von den alljährlich daselbst immer zahlreicher zusammen strömenden Badegästen aus allen Gauen Deutschlands als bleibendes Denkmal deutscher Dankbarkeit bewundert werden würde. Möge diese schöne Idee von thatkräftigen und geeigneten Persönlichkeiten recht bald erwogen und durch einen öffentlichen Aufruf an das gesammte deutsche Volk Realisirung finden. (Erst den Schluß der Conferenz abwarten! Tie Red.) Von den gothaischen Cassenanweisungen, ausgegebcu nach dem Gesetze vom 30. Septbr. 1847, befindet sich noch eine beträchtliche Anzahl im Umlauf. Das herzoglich gothaische Ministerium bringt nun in Erinnerung, daß diese Cassenanweisungen eingezogen werden, und daß dieselben von und mit dem 12. Septbr. 1865 ihre Giltigkeit verlieren, bis dahin aber bei der gothaischen Staatscasse gegen baare Zahlung umgetauscht werden. Am 2. Juni bot man in Dresden die ersten reifen Erdbeeren auf dem Markte feil. Am Mittwoch Nachmittag sprang in Friedrichstadt-Dresden aus dem Hause Marktplatz 5 ein 12jährigeS Mädchen von der ersten Etage auf die Straße. Sie sollte wegen öfteren Laufens hinter die Schule Strafe erhalten, flüchtete aus der Stube in die Kammer, warf die Thüre zu und wagte den Sprung zum Fenster hinaus, kam wohlbehalten unten an und lief davon, wurde aber bald ergriffen und von einem Polizeigensdarm ins elterliche Haus zurück gebracht. Daß bei dem letzteren Acte die sämmtliche Friedrichstadter Jugend zugegen war, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Die Krankheit Emil Devrients ist sehr ernst. Leipzig, 31. Mai. Mit der-heutigen Vorstellung der „Weißen Dame" endete das hiesige Theater für einige Zeit seine Aufführungen. Chemnitz, 3. Juni. Bei Abteufung eines neuen Grabes auf dem Gottes acker zu St. Nikolai ist man auf ein, mindestens 40 Jahre altes Grab gestoßen, in welchem sich ein ziemlich wohlerhaltener weiblicher Leichnam befunden hat. Derselbe ist auf Anordnung der Medizinalpolizeibehörde heute zu Tag be fördert und in einer Kammer der dasigen Leichenhalle untergebracht worden. Seine sachverständige Untersuchung hat erwiesen, daß die eigenthümliche Erhal tung desselben der Verwandlung der Haut in einen Kalkpanzer zuzuschreiben ist. In Werdau sind in der Nacht zum 2. die sämmtlichen alten Scheunen an der Zwickauer Straße vollends weggebrannt. An Brandstiftung ist kaum zu zweifeln. Ehrenfriedersdorf, 1. Juni. Seit einiger Zeit hat sich in unserm Gebirge nicht allein die Spitzenklöppelei wieder gehoben, sondern es hat sich darin auch noch ein anderer Erwerbszweig Geltung verschafft. Es ist dies die Gorl- näherei und Gvrlschlingerei. Hunderte von Frauen und Kindern bis herab auf 0jährige werden in dieser Arbeit unterwiesen und beschäftigen sich jetzt damit. Die Geübteren bringen es wöchentlich zu einem Verdienst von ca. 2 bis 3 Thlr. Ebersbach, 28. Mai. Wie stark der Aberglaube noch in unserer Gegend in einzelnen Familien zu finden ist, davon mag folgende wahre, kürzlich aühier vorgekommene Thatsache Zeugniß ablegen. Einem Viehbesitzer war eine Kuh bedenklich erkrankt, anstatt aber bei einem Thierarzt sich Naths zu erholen, wurde zu einer klugen Frau geschickt, die nach gehöriger Untersuchung des kranken Viehes, als bestes Heilmittel einen Trank empfahl, der dadurch bereitet werden müßte, daß die Haube von einer Verstorbenen gekocht und der Abguß der Pa tientin zu trinken gegeben würde. Gesagt, gethan. Eine sogenannte Räder haube wurde herbeigcschafft und auf verordnete Weise behandelt; doch das Mittel schlug durch den Trank allein noch nicht an und man fand sich daher veranlaßt, der Kuh mit Gewalt die ganze Haube einzugeben. Diese ungewohnte Speise blieb aber dem Vieh im Halse stecken und brachte dasselbe dem Ersticken nahe. Nun wurde allerdings schleunigst der Thierarzt herbeigerufen, dessen Bemühungen cs denn auch gelang, die vcrhängnißvolle Räderhaube glücklich im Schlunde hinab zu befördern. (So lange es abergläubige Narren giebt, die betrogen sein wollen, wird es auch kluge Männer und Frauen geben). R e u st. ckütllen 1 hüme r. Gera, 29. Mai. Trotz vielfach ausgesprochener Warnung wiederholen gewisse rein durch Unvorsichtigkeit herbeigeführte Unglücksfälle sich immer auf'S Neue. Ein derartiger wahrhaft entsetzlicher Fall kam vorgestern Nacht hier vor. Bei einer hiesigen Bürgerfamilie befand sich die Tochter eines Gastwirths aus Zeulenroda, ein sehr hübsches, jugendlich lebensfrohes Mädchen, zum Besuch. Abends nach 10 Uhr ging man noch in die unmittelbar nahe gelegene, mit amerikanischer Einrichtung versehene Mühle, um das Maschinenwerk zu besich tigen. Dort erfaßte ein Rad, welches circa 110 Umdrehungen in der Minute zählt, das Kleid des jungen Mädchens und ehe noch Jemand einen Gedanken zu fassen vermochte, war die Unglückliche bereits eine Leiche. Sie war, wenn auch nur eine Minute lang, zu jenen Umschwingungen mit fortgerissen und mit dem Hinterkopfe jedesmal an einen Getreidekasten geschmettert worden, so daß das Gehirn und Theile der Hirnschale im ganzen Raume umher geschleudert wurden. üesterreich. Wien, 1. Juni. Daß Kiel zum Bundeshafen erklärt werden wird, ist eben so gewiß als die Erklärung Rendsburgs zur Bundesfestung; den aus wärtigen Mächten wird man gewiß nicht das Recht einräumen, in solchen Fragen ein Veto einzulegen. Man beabsichtigt hier für den Fall, als Kiel zum BundeS- hafen erklärt wird, woran, wie gesagt, kaum zu zweifeln ist, einige Schisse als im „Reichsdienste thätig" dort zu stationiren. Wien, 2. Juni. Die von Frankfurt ausgehende Mittheilung, man er warte in BundeStagökreisen, daß Oesterreich die sofortige Wiederaufnahme der Berathungen über die schleswig - holsteinsche Erbfolge beantragen werde, ist, wie