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Voigtläudischer Anzeiger. 36. Stück. Plauen, Sonnabends den 4. September 1830. Zeitungsberichte. Oesterreich. Es scheint nun gewiß, daß 25 bis Zoooo Mann Truppen nach Ita lien aufbrcchen werden. Der bsterr. Beobach ter theilt mehrere Aeußerungen der franz, liberalen Blatter mit einem unverkennbaren Anstriche von Mißbilligung mit. Altenburg. Hier wurde am 28. Jul. die Prinzessin Alerandra getauft und um diese heilige Handlung zugleich ein neues Band der Liebe zwischen Fürstenhaus und Unterthanen werden zu lassen, waren außer hohen Anver wandten und andern fürstlichen Personen auch Abgeordnete und Stellvertreter von allen Klaffen der Landesbcwohner — dem Adel, dem Bürger- und Bauerstande, zu Taufzeugen tingeladen worden, und nahmen als solche am Feste auch wirklich Theil. Köthen. Am 23. Aug. verstarb S. D. der regierende Herzog, geh. 1769, an einer Art Nervenfieber. Nach den bestehenden Haus- und Familiengrsetzen ist S. D. der Fürst Heinrich zu Auhalt-Köthen-Pleß sein Nachfolger. (Ein evangelischer Fürst; wie wirds mit der kathol. Kirche und den katho lisch gewordenen Abtrünnigen werden?) Niederlande. Die Regierung hat den franz. Schiffen das Aufziehen der 3farbigen Flagge erlaubt.— Einer von den verbannten Belgiern, H. v. Potter, hat unterm 2. Aug. aus Aachen ein ziemlich starkes Schreiben an den König erlassen, worin er besonders zur Veränderung des Ministeriums räch. Frankreich. Die Kammern. In der Deputirtenkammer ist am 18. Aug. be schlossen worden, daß Alle, welche am 28. und 29- Jul. verwundet worden, Belohnun gen, die Eltern und Witwen und Kinder der Gefallenen oder derer, die an ihren Wunden noch sterben möchten, Pensionen oder Unter stützungen erhalten; alle Personen, deren Eigenthum dabei beschädiget worden, Ent schädigungen erhalten und zum Andenken des Ereignisses selbst Medaillen geprägt und vcr- theilt werden sollen. — Als H. v. Talleyrand kürzlich in der PairSkammer den Eid leistete, soll er ausgerufen haben: „das ist der drei zehnte; Gott gebe, daß cs der letzte sey!"— In der Deputirtenkammer ist die Anklage der Erminisier mit 186 gegen 93Stimmen durch- gegangen. — NeucsMinisterium. Der Kricgsminister machte bekannt, daß alle Mili tärs, welche ohne Erlaubniß des Königs daS Land verlassen, als abdankend betrachtet werden sollen. — Derselbe macht bekannt, daß zwar in dem Schlosse Eremitage bei Conde' sich eine Anzahl von Anhängern der vorigen Dynastie versammlet hätten und häu fig Kourierc vom In - und Auslande erhielten, daß man aber nicht besorgen möge, hier ein kleines Koblenz der Revoluzion von 1830 ent stehen oder durch ihre Jntriguen einen Kon greß in Pillnitz erneuert zu sehen. — Was von Spaltungen im Ministerium selbst, so wie von Reibungen mit der Pairskammcr, deren Privilegien durch Polignacs Verhaftung verletzt worden wären, gemeldet wird, wird sich hoffentlich nicht bestätigen. — Ermi- nisterium. H. v. Polignac hat an H. Mole', Minister des Auswärtigen, geschrieben und um