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PoiglliinWicr Anzeiger. Amtsblatt für das Köniqlichr BczirlstUncht zu Planc», sowie für die Könüzlichcn Gericlttsäinter und Stadtnahe zu Plauen, Pausa, Elsterberq, Schöneck und Mühltroff. Zmeilmüsikbenzigster Jahrgang. Ber antwort! ich e Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonncmentspreis, welcher prünamei-2n«Io zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die dis Bormittags 11 Uhr entgehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende. Annoncen sinden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. sür die gespaltene Corpns-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen Nönigl. Gerichtsämter und Stadträtbe, für welche der Voigtläudischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Pleyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnchmer Holzmüller. Dienstag. HL 3. Februar 1861. Zeitungen. Tnchsen. Dresden, 1. Febr. Landtag. Die 2. Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Entwurf eines neuen Grundstückszusammenlegungs gesetzes zu Ende berathen und denselben mit den von der Deputation gestellten Anträgen, darunter einem auf Erleichterung der Zusammenlegungskosten durch ein zu schaffendes Ereditinstitut (doch ohne Belastung der Staatskasse), einstimmig angenommen. Unter den Negistrandeneingängeu befand sich eine neue Verlage über das Jmmobiliarbrandversicherungswesen. Dresden, 29 Januar. Der „Augsburger Allgemeiuen Zeitung" wird v:n hier unterm 23. Januar auscheinend in officieser Weise geschrieben: „Wenn nicht alle Zeichen trügen, so ist die Negierung mit dem Plan beschäftigt, den Ständen noch während des gegenwärtigen Landtags den Entwurf eines neuen Wahlgesetzes vorzulegen. War schon aus den bei der Debatte über den Juug- uickel'schen Antrag vom Ministerpräsidenten abgegebenen Erklärungen zu schließen, daß die Negierung nicht abgeneigt sei, im Verein mit den dermaligcn Kammern eine Ncvision des Wahlgesetzes vorzunehmeu, so hat sich durch die mit so großer Mehrheit von der Kammer ausgesprochene Ablehnung des Jungnickel'schen An trags, welche so ziemlich einer Verwerfung der Principien des Wahlgesctzentwurfs von 18-19 gleichkommt, der Stand der Sache für die Negierung ungleich günstiger gestaltet, so daß dieselbe, gestützt auf die aus der Kammer cingegangenen neuen Anträge, nunmehr recht wohl die weitere Initiative ergreifen und dabei doch zugleich der „Gewissenhaftigkeit" vollständig Rechnung tragen kennte, welche Herr v. Beust sür die Negierung in dieser Cache' in Anspruch nahm. Bekanntlich gehen zwei der jetzt vorliegenden Anträge dahin: die Verfassungsurkunde bei der ««gestrebten Wahlreferm uuberühlt zu lassen und dieselbe auf das Wahlgesetz zu beschränken. Und in diesem Sinn dürfte die Negierung ihrerseits nicht nur keinen Widerstand zu leisten gesonnen sein, sondern den Ständen selbst mit einem Entwurf entgegenkommen. Aus dem Erzgebirge, 28. Jauuar. Tie Sächsische Jndustriezeituug theilte neulich als höchst bemcrkenswerthes Ereignis; die Albsicht eines englischen Strnmpffabrikauten aus Nottingham mit, sich mit nicht weniger als 2000 Strumpfstühlen in Sachsen an- rcsp. übersiedeln zu wollen. Es ist dies jetzt eine vollendete Thatsache. Der Herr heißt Lowe und ist Theilhaber einer seit 170 Jahren in Nottingham bestehenden, also uralten Firma. Herr Lowe soll ausschließlich für den englischen Markt zu arbeiten beabsichtigen, auch bereits auf die nächsten sünf Jahre mit festen Aufträgen versehen sein. Das zu sei nem Geschäftsbetrieb erforderliche Kapital wird auf 80,000 Thlr. veranschlagt. Man sollte meinen, ein solcher Unternehmer müßte allüberall mit offenen Arinen ausgenommen werden; man müsse ihm freiwillig die Thore öffnen, als einen Arbeitbringer ersten Ranges. Dem ist jedoch nicht so. Wie- man erzählt, hat er Sonderinteressen aller Art zu bekämpfen gehabt, wodurch er veranlaßt wor den ist, sich mit seinem Hauptcomptoir sür die Fabrikation in Pausa, nicht in Chemnitz, zu fipiren. Hier wie dort hat er das Bürgerrecht erworben, doch soll von Chemnitz aus nur die allgemeilte geschäftliche Disposition erfolgen. Annaberg, 31. Jan. Die schwankenden politischen Verhältnisse Europa's sammt den amerikanischen Wirren haben auf das hiesige Geschäft sehr nachtheilig eingewirkt. Handelsherren wie Fabrikanten sehen sich in den Aufträgen beschränk und müssen viele geschickte Hände ohne Arbeit lassen. In Greischütz bei Pegau ist am 29. Jan. Abends ein Haus eiugesiürzt, wobei zwei daselbst zum Federschleißen anwesende Personen verunglückten, indem der einen, einer betagten Armenhausbewohnerin, ein Bein zerschlagen wurre und deren Tochter bedeutende Verletzungen am Kopfe erlitt, so daß ihr Leben ge fährdet ist. Oesterreich. Wien, 24. Januar. Die heutigen „Neuesten Nach richten" melden aus angeblich sicherer Quelle, die in Aussicht gestellte Reichs vertretung werde aus zwei Curien bestehen, und würden in der ersten Curie die kaiserlichen Prinzen, Commissare der Fideicommisse, höhere Militärs und eine Anzahl vom Kaiser ernannter Reichsräthe sitzen, während die zweite Curie aus Abgeordneten, gewählt durch die Landtage, bestehen solle. In besonder» Fällen würden beide Curien als ein Körper berathen. Die Gesammtzahl der Mit glieder beider Curien dürfte 340—350 betragen. Preusten. Berlin, 29. Jan. Mittelst Handschreibens vom 27. d. hat der König den Kronprinzen Friedrich Wilhelm zum Statthalter von Pom mern ernannt. — Das Gerücht von dem Rücktritt des Ministers des Innern, Grafen Schwerin, tritt mit großer Bestimmtheit auf. Auch vom Rücktritt des Finanzministers, Herrn v. Patow, ist die Rede. Berlin, 30. Jan. Der nunmehr von der Commission des Abgeordneten hauses scstgestellte Adreßeutwurf beantwortet die Thronrede Satz für Satz. Derselbe erwähnt der freudigen Zustimmung, mit der das Haus die Männer ! begrüßte, mit denen der König seinen Thron umgeben; er vertraut, daß die ! nothwendige Verwaltungseinheit immer mehr befestigt, und die Anordnungen ! künftig durch solche Organe ausgeführt werden würden, welche dem jetzigen Ne- ; gicrungssystcme volle und aufrichtige Unterstützung darbieten. Dem Abgeordneten- hause, heißt es weiter, werde es zur Genugthuung gereichen, wenn es die neuen Heercsanordnuugen als innerhalb der gesetzlichen Grundlagen der Heeresverfassung sich bewegend zu erkennen vermöge. Durch den angebahnten Handelsvertrag zwischen Frankreich und dem Zollvereine würde u. A. auch die erfreuliche Aussicht er öffnet, daß zwei große Nationen erhöhte Gelegenheit sinden würden, hinsichtlick ! der Arbeiten des Friedens um den Preis zu ringen. Bezüglich der Revision der Bundeskriegsverfassung spricht sodann der Adreßentwurf die Ueberzeugung aus, daß die zweckmäßigere Gestaltung der Heeresordnung allein nicht genüge, berechtigte Wünsche des deutschen Polkes zu erfüllen. Einmüthiges Zusammen gehen aller deutschen Negierungen und Stämme trage nur dann die Gewähr ' der Dauer und Wirksamkeit, wenn cs in zeitgemäßen entsprechenden politischen , Institutionen ausgeprägt sei. Der Adreßentwurf vertraut weiter, daß die ener gische Anwendung aller geeigneten Mittel den verfassungsmäßigen Zustand Kur- - Hessens wieder Herstellen und dem gesetzestreuen deutschen Stamme sein gutes - Recht zurückgeben werde; er erkennt es ferner als nationale Pflicht, daß Preußen mit seinen deutschen Verbündeten die gebührende Lösung der Herzogthümerfrage herbeiführe, und setzt dabei bestimmt voraus, daß bei etwaiger Bundesepecution - in Holstein auch Deutschlands Recht bezüglich Schleswigs Vorbehalten bleibe. . Preußen werde, — eingedenk des hohen Wortes, daß es mcht dazu bestimmt, im Genüsse erworbener Güter zu leben, — stets bereit sein, sür die nationalen Interessen Preußens und Deutschlands — denn nur diesem gehöre das Blut seiner Söhne.— mit allen Kräften einzutreten.